Heute vor 70 Jahren - die Versenkung der Scharnhorst

Begonnen von Rheinmetall, 26 Dezember 2013, 02:33:58

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Antonio Bonomi

Hello everybody,

I agree with Thomas.

Adm Donitz should NOT have pushed so much as he did Adm Bey to demonstrate his willingness to fight. 
He knew that after Narvik that was putting a lot of pressure on him as in fact occurred.
Same error was done by Royal Navy with Adm Holland on Hood after Cape Spartivento battle result.

Adm Bey than made a lot of errors at sea :

1)  First one to radar blind his destroyers and have Scharnhorst separated from them.

2) Second one not to keep at least Z32 with Scharnhorst as close escort with another radar available.

3) Third fatal error, once hit on her foretop radar he should have aborted the operation no matter what.
     Scharnhorst was distant from his base, alone and blind, with lots of enemy warships looking for him at sea.
     Adm Bey should have called back his destroyers for close escort duty and turn back home safely waiting for
     another chance to attack another convoy.
   
But as said, Adm Donitz pressure was too much, and he decided to take the risk, and we know how it went.

http://www.kbismarck.org/forum/viewtopic.php?f=9&p=57803#p57803

                 Bye / Gruss Antonio  :MG:
'' ... Ich habe keine besondere begabung, sondern bin leidenschaftlich neugierig ''.    A. Einstein

Teddy Suhren

Hai

Z32 doesn't left France.
I think you mean Z33.
But would it be really helpful to left one of these Destroyers with there well known bad standing at heavy weather at Scharnhorst. I think due to the weather it doesn't matter Z33 has Radar or not.
Gruß
Jörg

WoWs Nick: Teddy191

Matrose71

I mostly agree with Antonios analyse.

Admiral Bey had done a lot of mistakes besides the radar handling , where the germans were clearly inferior.

What I don't understand, Admiral Marschall, Admiral Boehm, Kurt Hoffmann and Theodor Krancke had all experience with heavy units, but Admiral Bey as Greenhorn (modern noob) was sent to this mission without any experience to commnad a heavy unit.

To me this was the biggest mistake.
Viele Grüße

Carsten

Antonio Bonomi

#18
Hello everybody,

@ Teddy Suhren,

you are right, my fault !  I was following Dave explanations on the radar and I was following his reasoning about Z32 while you are right it was Z33, just as my re-construction above reports.

@ all,

Carsten got the point, the mission commander was crucial and once Adm Kummetz ( the most unlucky Admiral ever on Kriegsmarine, not for himself but for the warships he was on board  :O/S ) was not available, they should have taken an experienced one and not a green one like Adm Bey was about heavy units.

But as said the selection was done on purpose, so Adm Donitz could push him as he did to try an almost " mission impossible " and in fact it resulted into a disaster.

Just like Adm Holland into Hood against the Bismarck : a 20 years old battlecruiser, very poorly protected, against one of the most efficient and modern battleship of that time.  It was Adm Tovey himself after the war to admit that he had ready a message to be sent to Holland asking him to put PoW on the first and leading position, but he did not send it because of Holland seniority, not to offend him,  he thought he was going to decide on his own about it.

But Adm Holland and Bey had pressure on them because of previous failures and both in fact just pushed too much, and payed for it, unfortunately with thousand young lives too.

              Bye / Gruss  Antonio  :MG:





'' ... Ich habe keine besondere begabung, sondern bin leidenschaftlich neugierig ''.    A. Einstein

RePe

Hallo,

ZitatWaren die Offiziere dieser Dienstgrade/ Dienststellungen technisch so unterbelichtet, daß sie diese Anlagen nur als notwendiges Übel ansahen?

Dafür spricht:
"Obwohl in diesem Buch vornehmlich Verfahren und Technik der Funkmessgeräte behandelt werden sollen, so müssen doch zum Abschluss
des Kapitels über die "Seetakt"-Geräte der Kriegsmarine einige Hinweise auf die besonders konservative Haltung der Führung dieses Wehr-
machtsteils gemacht werden, die grossenteils eine Beeinflussung geheiligter Grundsätze durch "graue Kästen" einfach für undenkbar hielt.
Man mag darüber streiten, ob es von Vorteil war, dass eine eigene Marine-Nachrichtentruppe fehlte und daher normale Seeoffiziere als
Nachrichtenoffiziere kommandiert wurden, die sich alle technischen Grundlagen selbst erarbeiten mussten. Dieses Verfahren mag daran
schuld sein, dass erst um die Wende 1942/43 eine Auftrennung der Laufbahn Funk in Funk-(Nachrichten-) und Funkmess-Personal erfolgte
und somit erst allmählich Schulen für die neue Laufbahn geschaffen wurden. ...
Bei der seetaktischen Ausbildung der Offiziere wurde den Teilnehmern der Lehrgänge des Jahres 1944 auf der Marineschule Mürwick noch
kein Wort über die Funkmesstechnik und ihren tiefgreifenden Einfluss auf "Sehen und Gesehenwerden", Nebel- und Nachtmarsch, Navi-
gation in Küstennähe, die Ausnützung von Überraschungsmomenten usf. gesagt. Das Flottenkommando erliess erst im März 1945 im
"taktischen Befehl Nr. 10 " eine (ausführliche) "Anweisung für den Gebrauch der Funkmessanlagen an Bord der Überwasserstreitkräfte",
zu einem Zeitpunkt also, wo nur noch ein Teil der einst so stolzen Flotte vorhanden bzw. noch aktionsfähig war." *

"Die ersten Radargeräte (damals aus Geheimhaltungsgründen als DeTe-Geräte = Dezimeter-Telegraphie, als Funk-E-Messgeräte oder
EM-II-Geräte bezeichnet) kamen 1938 auf die Panzerschiffe. Die Geräte wurden in die Stufe der höchsten Geheimhaltung eingereiht." ...
"In diesem Zusammenhang muss auf den Führerbefehl Nr. 1 hingewiesen werden, der bestimmte, dass niemand mehr über Geheimnisse
erfahren dürfte, als es zur Erfüllung seiner Aufgaben erforderlich war. So kam es, dass Kommandanten, Artillerie- und Torpedooffiziere,
aber auch Seebefehlshaber die Möglichkeiten des geheimnisumwitterten Gerätes und seiner Grenzen und Gefahren nur unvollkommen
kannten, kennen durften! Und das, obwohl sie den Einsatz des Gerätes zu entscheiden und zu verantworten hatten (z. B. als Kriegs-
wachleiter). **
ZitatKAdm. Bey hatte die Benutzung des Funkmeßgeräts erst auf seinen ausdrücklichen Befehl freigegeben, der am Vormittag beim ersten Gefecht mit Norfolk, Sheffield und Belfast offenbar noch nicht gegeben worden war und deshalb wurde man überrascht.
Zitat
Der Befehlshaber der Kampfgruppe kann die Durchführung oder Nicht-Durchführung von taktischen Maßnahmen auf alle Fälle generell für die gesamte Kampfgruppe anordnen. Hier: Radar aus, um nicht durch Radar-Beobachtungsgeräte (also Geräte, die fremde Radar-Strahlen auffangen) erkannt zu werden.
Dann kann auch ein Kommandant eines einzelnen Schiffes sich darüber im Regelfall nicht hinwegsetzen.
Das mag folgende Ursache gehabt haben:
"Eine vom Waffenamt des O.K.M. erstmals ausgesprochene Warnung vor hemmungslosem Gebrauch des Gerätes wies auf die Gefahr hin,
dass ein Schiff bei Radargebrauch wie eine Funkbake zur See führe und eingepeilt werden könne."**

Natürlich war beim letzten Unternehmen der SCHARNHORST die Furcht vor der Einpeilung durch den Feind berechtigt, das Funkverbot auf
See hatte den selben Grund und wenn auch der Kriegsmarine z. B. die Feinheiten der "Huff-Duff"-Funkpeilung nicht bekannt waren,
wusste sie sehr wohl, dass die damaligen grossen Verluste auch auf Einpeilung zurück zu führen sein mussten.
Aber bei etwas mehr Sachverstand wären KAdm. Bey und sein Stab vielleicht auf die Idee gekommen, die Funkmessgeräte wenigstens in
grösseren Zeitabständen kurzzeitig den Horizont absuchen zu lassen. Ein so zeitlich begrenzter Einsatz der Geräte auf diese Weise
hätte eine Einpeilung/Entdeckung durch den Gegener zumindest erschwert. Vielleicht wäre so die Überraschung  durch die Kreuzer vermeidbar
gewesen. Aber hier würde man sich wieder mal im Bereich von Vermutungen bewegen, und warum dieser Sachverstand (wohl) fehlte,
habe ich anhand der Zitate aus den Büchern versucht zu erklären.

*Fritz Trenkle "Die deutschen Funkmessverfahren bis 1945", S. 180
**Paul Schmalenbach "Die Geschichte der deutschen Schiffsartillerie", S. 129

     RePe



Götz von Berlichingen

#20
Hallo zusammen,

Zitat von: suhren564 am 27 Dezember 2013, 14:34:47Was ich aber nicht verstanden habe, ist, war die ausgeschaltete Anlage ein aktives oder passives Funkmeßgerät?
Falls es aktiv war, warum haben die Deutschen dann kein passives Funkortungsgerät eingeschaltet gehabt?

Gemeint ist das FuMO (Funkmeßortungsgerät), also aktiv.
Warum das FuMB (Funkmeßbeobachtungsgerät (passiv), d.h. im modernen Sprachgebrauch Radarwarngerät) nichts gemeldet hat, ist mir nicht bekannt, ausgerüstet müßte SH damit wohl gewesen sein.

@ RePe:

Zitat von: RePe am 28 Dezember 2013, 19:44:22
Das mag folgende Ursache gehabt haben:
"Eine vom Waffenamt des O.K.M. erstmals ausgesprochene Warnung vor hemmungslosem Gebrauch des Gerätes wies auf die Gefahr hin, dass ein Schiff bei Radargebrauch wie eine Funkbake zur See führe und eingepeilt werden könne."

Genau das war der Grund.

Es heißt ja immer, daß die Engländer kein FuMB hatten und sowas auch nicht entwickelten. In Anbetracht des alliierten Vorsprungs in der Radartechnik seit ca. 1941 wundert mich das. Wäre ja eigentlich naheliegend, sowas zu entwickeln und einzubauen, besonders wenn man an die sonstigen englischen Anstrengungen in der Funkaufklärung denkt (HF/DF, Ultra usw.), wo jeder Funkspruch und jedes Kurzsignal aufgefangen und ausgewertet wurde. Keine Ahnung, wie zutreffend diese Behauptungen sind. Scheint mir zumindest nicht sehr plausibel...

Zitat von: RePe am 28 Dezember 2013, 19:44:22
ZitatWaren die Offiziere dieser Dienstgrade/ Dienststellungen technisch so unterbelichtet, daß sie diese Anlagen nur als notwendiges Übel ansahen?

Dafür spricht:
"Obwohl in diesem Buch vornehmlich Verfahren und Technik der Funkmessgeräte behandelt werden sollen, so müssen doch zum Abschluss des Kapitels über die "Seetakt"-Geräte der Kriegsmarine einige Hinweise auf die besonders konservative Haltung der Führung dieses Wehrmachtsteils gemacht werden, die grossenteils eine Beeinflussung geheiligter Grundsätze durch "graue Kästen" einfach für undenkbar hielt. [...]

Ich denke, der Nutzen und die Wichtigkeit des FuMO war damals bei der Schiffsführung, bzw. beim Flottenkommando trotz der von Dir zurecht zitierten konservativen Grundhaltung sehr wohl bekannt und den führenden Leuten auch bewußt. Beispielsweise schon am 9.4.1940 beim Gefecht GU/SH gegen Renown:


  • KTB Gneisenau:
    »0450 Uhr: NNW 6-7, Seegang 6, - 1,5°. Das De-Te-Gerät meldet in Richtung achterlicher als querab an Backbord ein Objekt in etwa 250 hm Abstand. Ich [Kmdt, Anm. GvB] befand mich zu dieser Zeit auf der Brücke und versuchte, zusammen mit dem I.AO durch Ansatz eines E-Gerätes eine Nachprüfung der De-Te-Meldung zu erhalten. Die Sicht im Westen war außerordentlich wechselnd durch Schnee- und Hagelschauer, die aber stets nur sehr kurze Zeit währten und meist auch nur geringe örtliche Ausdehnung hatten. Sichtweite nach Nord und Ost bei klarem, meist wolkenlosem Horizont in etwa 200 hm, nach Westen und Süden wechselnd. Der De-Te-Meldung gegenüber hegte ich zwar eine gewisse Skepsis aufgrund der Erfahrungen des letzten Tages, doch wurde mit allen Mitteln eine Kontrolle versucht und die Flotte unterrichtet.

    0459 Uhr: Meldung vom Vormars, daß in der vom De-Te-Gerät angegebenen Richtung ein Schatten zu sehen. I.AO zur Kontrolle und Meldung auf Adm.-Brücke. Etwa gleichzeitig wird auf der Brücke in dieser Richtung ein großes Fahrzeug ähnlich einem Tanker erkennbar, dann als ein Schiff der NELSON-Klasse angesprochen. Sehr lange Back, nach achtern gerückte Brücke.

    0500 Uhr: Alarm. Gleichzeitig wird auch von Flotte Alarm ausgelöst.

    0505 Uhr: Aufflammendes Mündungsfeuer aus der den Gegner wieder verdeckenden Schneebö. Weitaufschläge liegen bei GNEISENAU etwa 300 - 500 m querab von der Brücke.«


    Quelle: Koop/Schmolke, »Die Schlachtschiffe der Scharnhorst-Klasse», Bernard & Graefe, Bonn 1991, S. 38



  • Dann noch die Erfahrungen vom zunächst vergeblichen Ausbruch von GU & SH in den Atlantik:

    »Vom EM-2 [...] werden plötzlich voraus Ziele in einer Entfernung von weniger als 100 hm erfaßt«
    [Heinrich Bredemeier, »Schlachtschiff Scharnhorst«, Heyne, München 1982, S. 114]

    »Am 28. Januar [1941]. 06:22 Uhr: De-Te-Meldung Scharnhorst, die dicht aufgeschlossen hinter GU fährt: "Bb. voraus ein sich schnell näherndes Objekt erfaßt".«
    [Wolfgang Kähler, »Schlachtschiff Gneisenau«, Heyne, München 1981, S. 102]



  • Weiterhin dann noch die Erfahrungen bei Rheinübung, Cerberus, Regenbogen usw.

Um die Jahreswende 1943/44 hatte sich die Wichtigkeit dieses Geräts mit Sicherheit bei den maßgeblichen Leuten rumgesprochen und dieses "neumodische Zeug" auch etabliert.

Eine andere Frage ist, weshalb man bei der Kriegsmarine auf den wenigen einsatzfähigen großen Einheiten ständig zum Herannahen der einen Einsatz wahrscheinlich machenden Polarnacht offenbar meinte, einen Kommandantenstellenwechsel durchführen zu müssen und unerfahrene Leute, die zuvor Schreibtischdienst versehen hatten, zum Kmdt. zu ernennen: Hintze im Oktober 1943, ein Jahr zuvor der Lützow-Kmdt. Stange.


Was im Zusammenhang mit der befohlenen FuMO-Stille bis zur Überraschung durch die feindliche Kreuzer-Kampfgruppe aber auch nicht vergessen werden darf und m.E. oft nicht genügend berücksichtigt wird, ist wieder mal der entscheidende Einfluß von ULTRA:

Die Deutschen glaubten sich völlig unerkannt und wollten sich durch die Abstrahlung des FuMO nicht vorzeitig verraten, während die Engländer schon von den Befehlen an SH, sich zum Auslaufen bereitzuhalten und auch vom Auslaufen durch das Mitlesen der dt. Funksprüche genauestens Bescheid wußten und die Scharnhorst schon erwarteten. Somit war das Sich-Blindstellen der SH, um ja keine Funkimpulse abzustrahlen, die die engl. Konvoisicherung auf das Herannahen des dt. Schlachtschiffes aufmerksam machen könnten, zwar nicht von vornherein unsinnig (wenn man davon ausgeht, daß allenfalls eine taktische Überraschung noch möglich war), aber es verfehlte den eigentlich beabsichtigten Zweck, die Engländer nicht zu alarmieren, denn das waren die längst: Adm. Fraser hat sich ja in Punkt 87 seines Berichtes (in dem von A.Woelfer eingestellten Bericht von Giesler zitert) ausdrücklich für die »genaue und zutreffende Unterrichtung, die ich in den Anfangsphasen dieser Unternehmung von der Admiralität erhielt [und die] eine große Unterstützung für mich war« bedankt.

Damit war nichts anderes als ULTRA gemeint:

»Am Vorabend eines größeren Unternehmens war dieser [Fernmelde]Verkehr zwangsläufig groß - und bot damit die Möglichkeit, ihn abzuhören. Aber im Dezember 1943 knackte Bletchley die Marineschlüssel mit angemessener Regelmäßigkeit. Das war also der technische Hintergrund in jenem Augenblick am Abend des 26. Dezember 1943, als um 18:25 Uhr die Scharnhorst Hitler meldete: "Wir kämpfen bis zur letzten Granate" und eine Stunde später im Geschützfeuer der Duke of York sank. [...]

Durch von Ultra entzifferte Funksprüche der deutschen Uboote und Luftwaffe war es für die Admiralität gleichermaßen offenkundig, daß der nach Rußland laufende Geleitzug JW 55B, der am 20. Dezember auslief, erwartet wurde. Die Scharnhorst war alarmiert worden. Ein Funkspruch der Gruppe Nord an den Befehlshaber der Luftwaffe im Norden ging beim OIC erst in den frühen Morgenstunden des 20. Dezember, d.h. also mehr als einen Tag später, ein, aber er verriet alles: "Dringend Luftaufklärung gegen Geleitzug erbeten, der mit Sicherheit vermutet wird, und gegen schwere Gruppe, die wahrscheinlich in See ist. Kampfgruppe innerhalb von drei Stunden auslaufbereit". Kampfgruppe bedeutete die Scharnhorst. [...]

Da die Scharnhorst in einem Seitenarm des Lyngenfjords lag, hatte sie keine Drahtnachrichtenverbindung, so daß man mit ihr nur über Funk verkehren konnte. So wurden schon zwischen dem 20. und dem 25. (dem Tag, an dem sie auslief) eine Reihe von Funksprüchen zwischen dem Marinehauptquartier an der Küste und dem isolierten Schlachtkreuzer ausgetauscht, in denen seine Kampfbereitschaft in einer jeweils wechselnden Zahl von Stunden angegeben wurde - zuerst drei, dann sechs, dann drei, dann eine - auch gingen an ihn Aufklärungsmeldungen über den jeweiligen Standort des nach Osten laufenden Geleitzuges JW 55B. Wenn auch einige dieser Funksprüche nicht oder erst zu spät von den Entzifferern in Bletchley geknackt werden konnten, so wurde doch die bedeutungsvolle Mehrheit entziffert und nicht nur an das OIC, sondern auch an den Befehlshaber der Home Fleet, Admiral Sir Bruce Fraser, der sich an Bord der Duke of York befand und an Admiral Burnett, den Befehlshaber der Kreuzer Belfast, Norfolk und Sheffield, weitergegeben. [...]
So wurden - und das ist der wesentliche Punkt - die Offiziere, die für die Gefechtsführung gegen den Feind verantwortlich waren, durch Ultra über die deutschen Pläne zum Abfangen des Geleitzuges JW 55B auf dem laufenden gehalten, so daß nach dem Entschluß von Großadmiral Dönitz zur Durchführung von "Ostfront" [...] ab 17 Uhr am 25., es in London und an Bord der Duke of York weder Überraschung noch Verwirrung gab. Der Befehl von Dönitz befand sich tatsächlich schon früh am 26. in den Händen von Fraser und Burnett. Man hat dabei ein Gefühl außergewöhnlicher Gelassenheit und Unvermeidbarkeit. Tatsächlich wurden, wenn Ultra so wirkungsvoll arbeitete, große Dinge einfach möglich. Etwas später, um 03:19 Uhr, gingen Bestätigungssprüche an alle heraus, die an der Jagd teilnahmen. Unverblümt gaben sie schlicht und einfach die Lagebeurteilung der Admiralität wieder: Die Scharnhorst war ausgelaufen. Mehr war nicht notwendig. [...]
Aufgrund der durch Ultra gelieferten ersten Daten war das Stellen der Scharnhorst tatsächlich kaum mehr als die Lösung eines einfachen geometrischen Problems.  Fraser und Burnett kannten mit genügender Genauigkeit die Position, den Kurs und die Geschwindigkeit des Konvois. Sie wußten, daß die Scharnhorst aus Altenfjord ausgelaufen war, um ihn abzufangen. Ihre seemännische Erfahrung verriet ihnen die Art des Vorgehens des Schlachtkreuzers bei seinem Angriff und folglich auch, wo er wahrscheinlich zu finden war. Die Winkelentfernungen waren einfach zu berechnen. Und so geschah es, daß Konteradmiral Erich Bey an Bord der Scharnhorst mitten in den Schneestürmen vor der Nordküste Norwegens zu seinem Entsetzen erkannte, daß das Schiff durch Leuchtgranaten aus einer völlig unerwarteten Quelle erleuchtet wurde.«


Quelle: Ronald Lewin, »Entschied Ultra den Krieg? Alliierte Funkaufklärung im Zweiten Weltkrieg«, Koblenz/Bonn 1981, S. 273 ff.

@ Antonio

I fully agree with you, although the German commanding officers obviously weren't aware of the fact that they had been already awaited by the British. So I think the decision of KAdm. Bey after the first shooting with the cruisers (in fact only Norfolk was involved in the morning, the two light cruisers didn't join in) to have a second try from the north to catch the convoy (perhaps he hoped, the cruisers would stay on the southern flank of the convoy) can be understood, especially in view of the German side's opinion of the battle one year ago (»missed chance« etc.).
In addition to my last posting concerning the abortion of the mission after the second battle with the cruisers, I'd like to add, that former Scharnhorst officer Bredemeier writes in his book (p. 280) that according to the statements of surviving Oberbootsmannsmaat Gödde, Kpt.z.S. Hintze mentioned in a speech to the crew via telephone around 11 a.m. that according to a Luftwaffe reconnaissance plane, a British Task Force with heavy ships was approaching in a distance of ~ 150 miles from the southwest. This would mean that on board Scharnhorst the radio message of the airplane had been heard (the official message from the land headquarters containing this recon-report came much too late). This could have been the reason for breaking off the second fighting with the cruisers and heading back to Norway, being aware of the destroyed foretop radar and therefore the impossibility to find the convoy against an alarmed escort group and the air-reconnaisance report of an approaching heavy enemy unit.


Gruß / Greetings
Thomas

Matrose71

Vielen Dank an RePe und Götz für die ausführlichen Darlegungen.

Allerdings wird mir beim Lesen eurer Auführungen nur noch schlecht, wie boniert bei der KM in Sachen Ausbildung und Handhabung von Technik umgegangen wurde.

Gerade die von Götz genannten Einsätze plus Graf Spee machten doch den Sinn von Radar Geräten deutlich.

Übrigens Götz ich glaube nicht, dass die Alliierten Geräte den deutschen Seetakt Geräten wirklich überlegen waren, sie waren aber von Ausbildung und Handhabung der deutschen KM um Meilen voraus.

Die Berufung von sehr unerfahrenen Offizieren, obwohl erfahrene Offiziere verfügbar waren verschlimmerte alles nur noch und endet schließlich in einer sehr vermeidbaren Katastrophe.
Viele Grüße

Carsten

Leopard2A6EX

#22
 also lehne mich nach zwei sixpack stralsunder porter jetzt mal weit aus dem fenster - nach allem was ich in diesem undurchsichtigen radar-thema bisher aufgeschnappt habe, vor allem hier im forum als auch meine begrenzte literatur sowie net: die dt. fumos waren zu ungenau in der seitenrichtung und es konnte keine aufschlags/treffer-beobachtung duchgeführt werden wozu zumindest gegen ende des krieges die brit/us-geräte in der lage waren.. ..kommt das ungefähr hin?

hab jetzt auch den oben aufgeführten schmalenbach (G.d.d.Sa) s.129 zur hand:

-für seitengenauigkeit GLÄTTUNGSZUSATZ benötigt - umfangreiche modi notwendig und damit verzögerung fertigstellung der großen schiffe

-vom OKM geforderte neue versionen m. kürzerer wellenlänge u. kleineren antenne - notwendig für aufschlagbeobachtung aus kriegsbedingten gründen nicht entwickelt

frage mich nur was denn in der ganzen fumo-entwicklung bis zum ende verbessert wurde? und ist zur aufschlagsbeobachtung der ppi gedacht/notwendig? aber ist jetzt ganzschön offtopic - gerettet hätte es die arme scharnhorst wohl auch nicht..


Richard Aigner

enthält ab S. 95: Wolfgang Köhler, "Der Einsatz der Führungsdienste bei der Operation "Ostfront" vom 25. bis 27. 12.1943".
MfG Richard

Urs Heßling

moin,

Zitat von: Matrose71 am 27 Dezember 2013, 17:10:56
What I don't understand, Admiral Marschall, Admiral Boehm, Kurt Hoffmann and Theodor Krancke had all experience with heavy units, but Admiral Bey as Greenhorn (modern noob) was sent to this mission without any experience to commnad a heavy unit.
Marschall and Boehm had fallen into "disgrace" with Raeder in 1940 and 1939, respectively, and been retired during 1943. Additionally, they had been "Flottenchef" and a command like the Scharnhorst group would have been a "step down".
Hoffmann had, as far as i know, no experience as a surface action group commander, neither Krancke.
Such a man, however, was available and in Norway, too: Otto Ciliax, who had commanded the Channel Dash (Cerberus).

greetings, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

Matrose71

#26
Hallo Urs,

dann eben Otto Ciliax, Hauptsache Jemand mit Erfahrung.

Bei Krancke stimme ich deiner Analyse zu, Hoffmann hatte aber so viele Einsätze im Verband mit Scharnhorst, dass er für so eine Operation hundertmal mehr Erfahrung mitgebracht hat als Admiral Bey.
Er kannte das Schiff aus dem FF, war an allen Unternehmungen im Verband als Kommandant beteiligt, war mehrfach mit Scharnhorst im Gefecht auch mit mehreren Verbände und kannte sich sicherlich mit den Funkmessgeräten bestens aus.

Wenn du Marschalls Weg im Krieg verfolgst, glaube ich nicht, dass er sich gesperrt hätte.
http://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Marschall

Bei Admiral Boehm sieht es vielleicht anders aus, aber er wäre immer noch besser als ein totales Greenhorn und auch er hat sich gegen eine Reaktivierung nicht gesperrt.
http://de.wikipedia.org/wiki/Hermann_Boehm_%28Admiral%29
Viele Grüße

Carsten

Thoddy

ZitatDas Flottenkommando erliess erst im März 1945 im
"taktischen Befehl Nr. 10 " eine (ausführliche) "Anweisung für den Gebrauch der Funkmessanlagen an Bord der Überwasserstreitkräfte",
zu einem Zeitpunkt also, wo nur noch ein Teil der einst so stolzen Flotte vorhanden bzw. noch aktionsfähig war." *

der taktische Befehl Nr 10 findet sich auch schon in MDV 326 Taktische Befehle der Flotte 1942 inhaltlich faktisch unverändert.
Meine Herren, es kann ein siebenjähriger, es kann ein dreißigjähriger Krieg werden – und wehe dem, der zuerst die Lunte in das Pulverfaß schleudert!
WoWs : [FMA]Captain_Hook_

suhren564

Zitat von: Thoddy am 30 Dezember 2013, 18:44:03
ZitatDas Flottenkommando erliess erst im März 1945 im
"taktischen Befehl Nr. 10 " eine (ausführliche) "Anweisung für den Gebrauch der Funkmessanlagen an Bord der Überwasserstreitkräfte",
zu einem Zeitpunkt also, wo nur noch ein Teil der einst so stolzen Flotte vorhanden bzw. noch aktionsfähig war." *

der taktische Befehl Nr 10 findet sich auch schon in MDV 326 Taktische Befehle der Flotte 1942 inhaltlich faktisch unverändert.

Heißt dies übersetzt, daß die SKL 1945 den denselben wissenschaftlichen Stand hatte wie 1942??????
Gruß Ulf

Nie darf man so tief sinken, von dem Kakao, durch den man euch zieht, auch noch zu trinken.... 
Erich Kästner

Antonio Bonomi

Hello everybody,

@ Thomas ( Gotz ),

YES, I agree with you. The pressure on Adm Bey forced the second try, and the message of other units joining into the area authorized the breacking off, ... unfortunately too late.

Still, I do not understand why they did not call back their destroyers, or at least told them to wait for Scharnhorst at a certain defined position on the way back.

Scharnhorst was caught by surprise by Duke of York and  this should not have happened given the above conditions.

            Bye / Gruss  Antonio :MG:
'' ... Ich habe keine besondere begabung, sondern bin leidenschaftlich neugierig ''.    A. Einstein

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