Das Ende des Grossen Kreuzers SMS "BLÜCHER"

Begonnen von halina, 24 Januar 2015, 16:18:15

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halina

Heute vor 100 Jahren am 24.1. 1915 versank die "Blücher" bei dem Gefecht auf der Doggerbank gegen überlegene britische
Streitkräfte . Der Kreuzer erhielt hierbei ca. 70 Granat-und 2 Torpedotreffer die das ca. 161 meter lange und ca. 16.000 t
verdrängende Schiff zum Kentern brachten , mit ihm gingen in den Fluten unter ca.792 Besatzungsmitglieder , 260 Seeleute
konnten von leichten Einheiten der RN gerettet werden und gingen in Gefangenschaft .
Der von Vize-Adm. Franz Hipper geführte Verband , bestehend aus den Grossen Kreuzern "Blücher" , "Seydlitz" , "Moltke"
und "Derfflinger" sowie von 4 Kleinen Kreuzern und 18 T-Booten sollte die in diesem Seegebiet positionierten britischen
Vorpostenboote ausschalten . Durch die Entschlüsselung der Funksprüche wurde die RN über das Auslaufen des deutschen
Verbandes informiert , so dass unter Führung von Vizeadm. David Beatty  5 schwere Schlachtkreuzer und 38 weitere Schiffe
umgehend in Marsch gesetzt wurden und  somit das Feuer gegen die deutschen Kreuzer eröffnen konnten .
Die ersten schweren 30,5 cm Ttreffer erhielt die Blücher bereits am Anfang des Gefechtes , die dann nur noch mit ca. 17 kn
in Fahrt war . Auch wenn die HMS "Lion"schwer getroffen war , so musste Hipper wegen der beträchtlichen Schäden auf den
anderen Grossen Kreuzern den Rückzug antreten um diese nicht ernsthaft zu gefährden , damit war praktisch das Ende der
Blücher besiegelt die nun von allen Seiten unter Feuer genommen wurde .
Einige Tage später musste dann der amtierende Flottenbefehlhaber Amiral v. Ingenohl seinen Hut nehmen da er versäumte
eine Fernsicherung mit den grosskalibrigen Linienschiffen im Seegebiet zu positionieren .
                                                                                                                                             Im Gedenken an die Gefallenen

Das erste Foto zeigt die "Blücher" noch im Zustand nach Indienststellung

Im letzten Bild das wohl weltweit bekannt wurde , wird die Dramatik des Untergangs wiedergegeben
" Man muss nicht unbedingt das Licht des Anderen ausblasen , um das eigene Licht leuchten
zu lassen"
                      Phil Borman

Urs Heßling

#1
moin, Günter

Danke für die Erinnerung top :MG:

aber 3 "kleine Punkte" (Ko.. Ko.. Korinthen ? .. mal wieder  :-D ?)
Zitat von: halina am 24 Januar 2015, 16:18:15
..  5 schwere Schlachtkreuzer .. umgehend in Marsch gesetzt wurden 
Gab's denn auch leichte Schlachtkreuzer ?

Zitat von: halina am 24 Januar 2015, 16:18:15
Die ersten schweren 30,5 cm Ttreffer erhielt die Blücher bereits am Anfang des Gefechtes , die dann nur noch mit ca. 17 kn in Fahrt war .
Die ersten schweren Treffer stammten meines Wissens von Princess Royal (34,3 cm)

Zitat von: halina am 24 Januar 2015, 16:18:15
musste Hipper wegen der beträchtlichen Schäden auf den anderen Grossen Kreuzern den Rückzug antreten um diese nicht ernsthaft zu gefährden ,
.. und wegen Mangel an SA-Munition!

Hipper verdankt sein Entkommen meines Wissens zu einem guten Teil einem von Beattys Flaggleutnant, dem unfähigen Ralph Seymour, zu verantwortenden Signalfehler, der Beattys Schiffe nach Lions Beschädigung veranlaßte, sich auf die bereits angeschlagene Blücher zu konzentrieren und Hippers andere Schiffe davonfahren zu lassen.
http://en.wikipedia.org/wiki/Ralph_Seymour_%28Royal_Navy_officer%29

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

Rudergänger

Hallo Günter,
zu Deinen Ausführungen im Anhang ein Dokument über den Untergang der Blücher.
Es ist die Aussage vom Bootsmannsmaat der Reserve Johannes Karl Lehmberg.

Gruß

Harald

Teil 1

Rudergänger


halina

Moin Harald , danke Dir für die Einstellung der Dokumente , es war ein verzweifelter Kampf ums Überleben , nachdem der
                      Kreuzer ausser Gefecht gesetzt war und alle deutschen Einheiten den Rückmarsch angetreten hatten wäre
es wohl sinnvoll gewesen ohne Gesichtsverlust die Kriegsflagge niederzuholen , so hätten sicherlich noch mehr Seeleute
vor dem Inferno gerettet werden können ,( so meine Meinung ) .
                                                                                                                                                                    Gruss Günter
" Man muss nicht unbedingt das Licht des Anderen ausblasen , um das eigene Licht leuchten
zu lassen"
                      Phil Borman

Urs Heßling

moin,

Zitat von: halina am 24 Januar 2015, 19:26:10
.. wäre es wohl sinnvoll gewesen ohne Gesichtsverlust die Kriegsflagge niederzuholen , so hätten sicherlich noch mehr Seeleute vor dem Inferno gerettet werden können
ganz sicher.
Aber das war wohl nach der "Sozialisierung" oder "Konditionierung" der kaiserlichen Seeoffiziere einfach nicht vorstellbar; Beispiele sind Emden am 9.11.14 und Falkland am 8.12.14, und das ging mit Raeders Befehl im Dezember 1939 so weiter.

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

Rudergänger

Noch einige Aussagen von Besatzungsmitgliedern der Blücher:

Gruß

Harald

Teil 3

Rudergänger


Rudergänger


Rudergänger


halina

Moin  Urs  ,

Leider werden in diversen Veröffentlichungen unterschiedliche Angaben gemacht von welchem Schlachtkreuzer die ersten
Granaten auf die Blücher abgefeuert wurden . In der englischen Fassung der HMS "New Zealand" von WIKI wird berichtet ,
dass um 9:35 das Feuer auf die Blücher eröffnet und dabei der vordere Turm ausser Gefecht gesetzt wurde . Insgesamt
wurden 147 Granaten von diesem Schiff auf die Blücher gerichtet abgefeuert  vom Kalber 30,5 cm . Um 10:31 griff dann
auch die HMS "Indomitable" in den Kampf ein und erzielte 2 schwere 30,5 cm Treffer .
Mit ihren 21 cm-Geschützen konnte die "Blücher" gegen die grössere Reichweite der 30,5 und 34,3 cm Kalber der britischen
Schlachtkreuzer praktisch nichts ausrichten . Es war ein Glücksfall , dass auch die HMS "Lion" mit David Beatty an Bord nicht
mehr kampffähig war und somit  die Kommunikation untereinander fast zusammenbrach .
                                                                                                                                                                      Gruss  Günter 

Hier ein Foto von der HMS "New Zealand" ,  von Mai 1919 , Author: State Library of South Australia , Liz: CC-BY 2.0  Generic
" Man muss nicht unbedingt das Licht des Anderen ausblasen , um das eigene Licht leuchten
zu lassen"
                      Phil Borman

Rudergänger

Teil VII und Schluss.
Ich denke die Aussagen der Besatzungsmitglieder in den Dokumenten sprechen für sich.

Harald

Urs Heßling

#12
moin,

Zitat von: Rudergänger am 24 Januar 2015, 21:04:30
Ich denke die Aussagen der Besatzungsmitglieder in den Dokumenten sprechen für sich.
Ja - und an Dich einen herzlichen Dank top :MG: fürs Einstellen!

Was ich so nicht wußte, ist, daß offensichtlich ein erheblicher Teil der Besatzung schon vor dem Untergang gefallen war und nicht mit dem sinkenden Schiff unterging.

Zitat von: halina am 24 Januar 2015, 20:54:53
Leider werden in diversen Veröffentlichungen unterschiedliche Angaben gemacht von welchem Schlachtkreuzer die ersten Granaten auf die Blücher abgefeuert wurden .
In der englischen Fassung der HMS "New Zealand" von WIKI wird berichtet , dass um 9:35 das Feuer auf die Blücher eröffnet und dabei der vordere Turm ausser Gefecht gesetzt wurde . Insgesamt wurden 147 Granaten von diesem Schiff auf die Blücher gerichtet abgefeuert  vom Kalber 30,5 cm . Um 10:31 griff dann auch die HMS "Indomitable" in den Kampf ein und erzielte 2 schwere 30,5 cm Treffer .
1) Ja
2) In beziehe mich - ausnahmsweise :| - auf die englische, recht ausführliche Wiki-Darstellung "Battle of the Doggerbank"
  "Meanwhile, at 10:30, Blücher was hit by a shell from HMS Princess Royal, which caused an ammunition fire and boiler room damage. As a result, Blücher had to reduce speed to 17 kn (20 mph; 31 km/h), and fell further and further behind the rest of the German force. Beatty ordered Indomitable—his slowest ship—to intercept Blücher."

Die steht im Gegnsatz zu der von Dir angegebenen Quelle mit
After about an hour, New Zealand had knocked out Blücher '​s forward turret, and Indomitable began to fire on her as well at 10:31. Two 12-inch shells pierced the German ship's armoured deck and exploded in an ammunition room four minutes later. This started a fire amidships that destroyed her two port 21 cm (8.3 in) turrets, while the concussion damaged her engines so that her speed dropped to 17 knots (31 km/h; 20 mph), and jammed her steering gear.

Wir werden es also so einfach wohl nicht herausbekommen  :wink:

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

Ritchie

#13
Vielen Dank für die vielen Fotos und Dokumente.

Wie viele Männer der Blücher wurden denn nun tatsächlich gerettet?

Schmalenbach gibt 6 Offiziere und 275 Mann, Kriegssanitätsbericht berichtet von 275, Krieg zur See berichtet von 234 Gefangenen, davon 189 nicht verwundet und 45 verwundet.

Weitere gefundene Zahlen, 792 Tote (Gröner)

Crew at time of Loss 29 O + 999 Mann (Schmalenbach) -> 23 + 724 Tote?

Arethusa rettet insgesamt 123 Mann.

Nimmt man die 792 von Gröner und die 234 POW der Engländer kommt man nur auf 1026 Mann Besatzung.

Korvettenkapitän Gebusch gibt 731 Tote namentlich, dazu 3 die ihren Verwundungen erlagen (einer am 29.01, einer am 15.02 Kdt Erdmann und einer am 21.2.15

14 weitere starben in Gefangenschaft, aber alle erst im Jahr 1918.

Liebe Grüsse

Ritchie

joern

Hallo Ritchie,
schon mein Großvater versuchte im Januar 1915 harauszufinden ,  wieviel  der Besatzung den Untergang überlebt hatten. Er fühlte sich offensichtlich verantwortlich, dass Meldungen in die Heimat gelangten.
Eine von ihm gemachte Aufzeichnung(siehe Anhang) fand ich in seinen Unterlagen. Es zeigt sich ,dass diese Zahlen nur Anhaltszahlen sein können, denn exakte Angaben standen damals nicht zur Verfügung. Bei den überlebenden Offizieren und Fähnrichen sind ja mittlerweile die Zahlen bekannt. Zu den Mannschaftsdienstgraden müsste man wohl in Freiburg recherchieren, die genaue Beatzungsstärke ist damit aber auch noch nicht ermittelt. Wir hatten das Thema ja schon mal hier.
Grüße Joern

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