Camoflage von Marineflugzeugen

Begonnen von Huszar, 18 April 2015, 21:50:51

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Huszar

Moin, Moin,

Während meiner letzten Rauchpause hab ich bissl über Tarnbemalungen von Fliegern nachgedacht, und dabei fiel mir auf, dass obwohl Landflugzeuge doch (mit einigen Variationen) grundsätzlich ähnliche solche haben, bei Marinefliegern aber einige Unterschiede bestehen.

zB:
Dtl: bei einigen Fliegern die "normale" Landbemalung von grün/grün über blau(grau), dann die "Zerstörerfarben" von grau/grau über blau(grau) oder dunkelgrau/grün über blau(grau), unde alle drei optional mit Wellenmuster.
Engl: zuerst die "normale" Landbemalung von braun/grün über grüngelb, und von dort eine graduelle Verschiebung zu grau/grün (bei beiden Farben diverse Farbtöne) über weiss (teilweise über grüngelb) oder einfach dunkelgrau über weiss oder grüngelb
It: von Silber über alles ohne grossartigen Übergang zu grau über alles, oder "normale" Landfarben (diverse)
J: von Silber über alles zu dunkelgrün über silber/grau
US: von den Papageibemalung über blau/grau über weiss zu dunkelblau über alles
(SU: Landbemalung, FR: keine Ahnung - hab nur zwei Marineflieger, der eine ist in der Landbemalung gehalten, der andere grau/grün über blau)

Nun, es der Unterschied ist nicht vom Einsatzgebiet abhängig, die einzelnen Länder haben die selben Bemalungen überall eingesetzt, und im gleichem Einsatzraum auch diverse Bemalungen - teilweise gleichzeitig. Wenn ich davon ausgehe, dass über einem Einsatzgebiet eine besondere Bemalung besonders vorteilhaft ist, sollten doch alle dort beteiligten Mächte ähnliche Muster/Farbtöne einsetzen. Dies war aber nirgends der Fall.

Die einzige Bemalung, die mir einfällt, wo zwei Mächte was ähnliches gemacht haben, sind die Engländer und Deutsche mit dem grün/grau über etwas-Muster. (wobei Dtl weiss oder gelbgrün, die Englander blau(grau) überhaupt nicht benutzt haben).

Jemand Ideen?

mfg

alex
Reginam occidere nolite timere bonum est si omnes consentiunt ego non contradico
1213, Brief von Erzbischof Johan von Meran an Palatin Bánk von Bor-Kalán

MarkusL

Hallo Alex,
für Frankreich fast komplett:
Bousquet, Gerard: French Flying Boats of WW II
sehr schöne Farbabbildungen und auch sonst toll recherchierter Band.
Farben hauptsächlich gris bleu clair (Hellblaugrau), gris bleu fonce (graublau), teilweise Aluminium und Schwarz, aber auch Unterseite (Meer-) Blau.
Auch schöne Bilder von den wenigen Maschinen im deutschen "Beute-" Einsatz.
Gruß
Markus

chattius

G'Moie
Wenn ich die Gefahr von 'Friendly Fire' höher einschätze wie die durch gegnerische Abwehr dann malt der Amerikaner seine Trägerflugzeuge dunkelblau an damit sie von nervösen Flak-Kanonieren nicht für Kamikazeflieger gehalten werden.
Wenn He115 nahe des Ufers in  einem Fjord lagen der in Reichweite von Trägern war dann war es sinnvoll die Tarnung auf den Liegeplatz im Fjord auszurichten.
Die grösste Gefahr für deutsche Jäger gegen Ende des Krieges war beim Landeanflug, deshalb wurde ein Muster gewählt das die Konturen nach oben im Tiefflug verwischt.
Trägerflugzeuge muss man auf ihrem Stellplatz nicht nach oben tarnen, Marineflieger auf einem Inselflugplatz in Frontnähe schon, ...
Gruss Chattius

redfort

Zitat von: chattius am 19 April 2015, 14:36:44
Wenn He115 nahe des Ufers in  einem Fjord lagen der in Reichweite von Trägern war dann war es sinnvoll die Tarnung auf den Liegeplatz im Fjord auszurichten.
....... Marineflieger auf einem Inselflugplatz in Frontnähe schon, ...

Wie oft sollen die Flugzeug denn umgepönt werden, wenn mal schnell einen Seefliegerhorst gewechseln wird oder die Einsatzdoktrin sich ändern.
Wenn mal schnell von Norwegen an die Kanalküste verlegt wird oder auch umgekehrt.

Außerdem erkennt ein guter Beobachter es an den Konkturenverlauf der Maschinen, da können die noch so einen guten Tarnanstrich haben.

Dies hat man ab und zu gemacht wenn Sonderaufträge anstanden wie z.b. BV 222 und Do 26 beim Grönlandversorgungsflüge usw.
Zumal auch die Ausrüstungssätze der Flugbetirebskompanien / Werften/ Seefliegerhorste etc. nur auf diese 3 Primärfarben wie z.B. RLM 72,  RLM 73 und RLM 65 plus einige Schutzlacke und Sekundärfarben für Seeflugzeuge der deutsche Luftwaffe ausgelegt waren. Aber wie gesagt alles ging nach Vorschrift. Hier ging es nur darum, einheitlich, einfach, schnell und genügen vorhanden um den Sichtschutz aufzutragen.

Und die ganzen intensiven Tarnungnachbehandlungen wurden meistens von den Einheitsführern, die Piloten und das Bodenpersonal, die da einige kleinen Freiheiten genossen haben solche inoffiziellen Transchemas aufzubringen, abgeändert. Gegen Ende des Krieges konnte da kaum noch von einen einheitlichen Standartanstrich die Rede sein.
Gruß, Axel

Luftwaffe zur See

Huszar

Hallo,

@Markus:
Danke für den Tipp, werde ich mir merken!

@Redfort und Chattius
Grundsätzlich vielleicht ok, die Frage bleibt allerdings. Engländer (und später Amis) mussten nicht oder kaum mit Gegenwehr über den Ozeanen (oder Angriffen auf die Flugplätze) rechnen, und trotzdem waren die Flieger aufwändig getarnt, während die Achse, wo mit Angriffen gerechnet werden musste, eher rudimentär getarnt wurde.

Logistische vereinfachung schön und gut - aber die Farben waren nicht identisch mit den "Landfarben", und zwar bei keinem Land! (die Italiener - und anscheinend die Franzosen - ausgenommen, wobei gerade diese die einfachste Farbgebung hatten) Logisitsche Vereinfachung würde auch für die USA im Pazifik, oder die Engländer fast überall gelten, bei letzteren ist man aber von der logistisch einfachen Tarnung (komplett mit der Landtarnung identisch) auf etwas anderes umgestiegen. Und zwar mehr, als einmal!


mfg

alex
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1213, Brief von Erzbischof Johan von Meran an Palatin Bánk von Bor-Kalán

kgvm

"aber die Farben waren nicht identisch mit den "Landfarben", und zwar bei keinem Land! "
Kann man so generell wohl nicht sagen.
Nach den Darstellungen bei Paul Camelio / Christopher Shores in Armée de l'Air, A pictorial History of the French Air Force 1937-1945, trugen während der Vichy-Periode Flugzeuge der Luftwaffe und der Marineluftwaffe durchaus im wesentlichen identische Farbschemen, so wird beispielsweise angegeben:
für eine Curtiss Hawk der GC II/5: dark green, natural sienna and dark blue with light blue undersurface
für eine Morane Saulnier der GC I/7: green, dark earth, dark blue grey with light blue undersurfaces,
für eine Dewoitine 520 der GC III/6: green, dark earth and dark blue with light blue grey undersurfaces
für eine andere Dewoitine 520 der GC III/6: green, natural sienna and dark blue grey with light grey undersurfaces
und für eine Bloch 151 der Aéronavale AC2: khaki, green, dark earth and dark blue grey with light blue grey undersurfaces.
Da diese Angaben wohl auf Bildern beruhen, sind Unterscheidungen wie dark green/green, dark blue grey/dark blue, light blue grey/light grey etc. im übrigen mit einer gewissen Vorsicht zu genießen, Beleuchtungsverhältnisse, Alterung der Farben, ggf. auch die Verfügbarkeit von Farben am jeweiligen Einsatzort können durchaus Unterschiede vortäuschen.
Daß andererseits Wasserflugzeuge prinzipiell andere Tarnschemen als landbasierte Flugzeuge aufweisen macht ja durchaus Sinn.

Huszar

Hallo,

ZitatDaß andererseits Wasserflugzeuge prinzipiell andere Tarnschemen als landbasierte Flugzeuge aufweisen macht ja durchaus Sinn.

Wenn du Marineflugzeuge meinst, volle Zustimmung! Was ich bei mir auf den Regalen (und auf dem Rechner) habe, sind Deutsche, Englander, Amis, Japaner und (wenige) Italiener, die Franzosen sind doch ziemlich dünn vertreten.
Wenn ich "alle" schreiben, meine ich diese (also exl. Franzosen und Russen), und bei diesen sind die Land- und "Marine"Farben fast durchgehend unterschiedlich. Wie schon gesagt, ein eindeutiges Muster konnte ich nicht entdecken, zum gleichen Zeitpunkt und im gleichem Einsatzgebiet kam es zu unterschiedlichen Tarnungen (von der Farbgebung her!). Länderübergreifend.
Ok, die recht fantasielosen Amis und Japaner hatten die gleiche Tarnung überall, und haben sich offensichtlich keine grösseren Gedanken gemacht - was vor allem bei den Amis komisch ist, bei all den Tarnungen für ihre Schiffe!

mfg

alex
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1213, Brief von Erzbischof Johan von Meran an Palatin Bánk von Bor-Kalán

Rheinmetall

Zitat von: chattius am 19 April 2015, 14:36:44
G'Moie
Wenn ich die Gefahr von 'Friendly Fire' höher einschätze wie die durch gegnerische Abwehr dann malt der Amerikaner seine Trägerflugzeuge dunkelblau an damit sie von nervösen Flak-Kanonieren nicht für Kamikazeflieger gehalten werden.

Moin !

Denke nicht das der blaue Tarnanstrich bei den US-Trägermaschinen dem Friendly-Fire entgegen wirken sollte.
Viel mehr war das ein effektiver Tarnanstrich für tief und sehr tief fliegende Maschinen, die z.B. ihre Torpedos ins Ziel bringen wollten.

Ein krasses Beispiel das man die Maschinen nicht nur nach dem Untergrund ihres Stützpunktes streichen muß, ist sicherlich die japanische A6M2 Zero.

http://images.fineartamerica.com/images-medium-large-5/illustration-of-a-mitsubishi-a6m2-zero-inkworm.jpg

Rheinmetall
Ab Kapstadt ohne Kreiselkompass - Jürgen Oesten, U 861

Big A

Die Tarnung geht ja noch weiter, z.B. wo und wie bringe ich meine Hoheitsabzeichen an, damit sie zwar von den eigenen Kräften erkannt werden, aber dem Gegner nicht helfen...
Beispiel an Rande: Die Flieger der TF 57 (British Pacific Fleet vor Okinawa) führten die Kokarde ohne roten "Innenkreis" um eine Verwechslung mit dem japanischen "Meatball" zu vermeiden. Die US-Kräfte sollten so von "friendly fire" abgehalten werden.

Axel
Weapons are no good unless there are guts on both sides of the bayonet.
(Gen. Walter Kruger, 6th Army)

Real men don't need experts to tell them whose asses to kick.

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