Aufsatz "Der endlose Krieg"

Begonnen von Huszar, 13 Juni 2015, 16:42:03

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Huszar

Hallo, Stefan, hallo Carsten,

Wir drei können doch feststellen, dass
1, eine Ausrüstung der Bf 109 Mitte August 1940 mit Abwurftanks durchaus realistisch war
2, diese Abwurftanks NICHT bei Überfliegen der Küste abgeworfen worden wären
3, diese Abwurftanks zu einer Reichweitenerhöhung geführt hätten (ca 1300 vs 650km)

Wie gross diese Tanks gewesen wären (ich gehe mal von den vorhandenen 300l-Tanks der Ju 87 aus), und aus welchem Material die gebaut wurden, ist im Endeffekt egal.

Der Ausgangspunkt dieser Diskussion war, dass die LW die Luftüberlegenheit/Lufthoheit über SÖ-England ja nicht hätte erringen können.
Ich habe dargelegt, dass mit den Zusatztanks und minimaler Änderung der Taktik eine Verminderung auf um die 450 Spit/Hurri möglich gewesen wäre, und ein Abfall auf 400 durchaus im Spiel gewesen wäre.

Fällt die RAF-FC auf 450 (geschweige denn 400) liegt es führ mich auf der Hand, dass sie sich auf Plätze nördlich London zurückzieht, und die Luftüberlegenheit über SO-England erreicht worden wäre. (Luftherrschaft über dem Kanal und dem SO-Zipfel von SO-England).

Ist das erreicht, kann man ruhig davon ausgehen, dass sich die RN aus Chatam/Sheerness auf mindesten Harwich zurückzieht, im extremsten Fall sogar auf Hull. Im Westen von Portsmouth auf Plymouth - oder im extremsten Fall auf Milford Haven.
Selbst Harwich und Plymouth liegen weit genug ab, dass eine ständige Kräfteprojektion in den Kanal aussichtsos wird. Dazu müsste zumindest die Harwich-Gruppe bei jedem Einsatz gleich zweimal zwei Minenfelder (die deutsche im Norden und die eigene englische bei Dover) durchbrochen werden. Tagsüber könnte die RN kaum auf CAP hoffen, somit ich davon ausgehe, dass nach einigen desaströsen Vorstössen die RN - in der Masse und auf jedem Fall tagsüber - vom Kanal fern halten würde.

Das Unterbinden der dt. Nachschubslieferungen würde somit in der Masse auf die RAF-BC/CC fallen. Die Engländer haben allerdings mehrmals bewiesen, dass ihre 2mot-Mittleren nix treffen können, was kleiner ist, als eine Grosstadt. Auch die 2mot-Leichten haben nicht unbedingt viel geschafft (wir sprechen hier über 1940 und 1941).

Daraus folgt, dass die tägliche Minimalversorgung (1.000 Tonnen, gleich 12 Prähme - sechs Schleppzüge - plus einige Motorboote) durch Feindeinwirkung NICHT unterbunden werden könnte, und auch das Übersetzen der nächsten drei Divisionen - 30 Schleppzüge pro Regiment mal drei - durchaus möglich war.
Klar, es wird Verluste geben, das Übersetzen wird aber erfolgen können.

*******

Da der Punkt, auf dem Seelöwe aufgehängt wurde in der Diskussion mM nach geklärt ist, können wir auf meine Ausgangsfragen zurückkommen?


mfg

alex

Reginam occidere nolite timere bonum est si omnes consentiunt ego non contradico
1213, Brief von Erzbischof Johan von Meran an Palatin Bánk von Bor-Kalán

mhorgran

nochmal kurz OT


Hallo Carsten

Zitatalso ich kenne mit Sicherheit ein Foto einer HE 51 in Spanien mit 50 oder 100 Liter Tank und die waren am Anfang aus Stahlblech wurden dann aber nach meinem Wissensstand aus laminierten Papier also Pappe gefertigt (Abwurftanks).
Ich muss nochmal meine Bücher wälzen, auf der ehemals hervorragende FW 190 Seite (gibt es leider nicht mehr), war auch von abwerfbaren "Papiertanks" die Rede.
Und man hat mit mehreren Größen der Abwurftanks zumindestens experimentiert. Also sehe kein Problem darin verschiedene Größen zu produzieren.
Die He 51 Bilder kenne ich auch.
Das Zitat über das Material stammt von Vogt "Bf 109 Einsatzmaschinen...", auch im anderen Band hab ich nichts darüber finden können das anderes Material für diese Standarttanks genommen wurde.
Möglich ist es natürlich.

Bei Hermann Dietmars Buch über die Fw 190 F / G  sind die Tests mit den "Doppelreitern" aufgeführt, diese waren tatsächlich aus Holz.

Ich sehe auch kein Problem darin verschiedene Größen zu produzieren.

Albin

"Stell dir vor, es ist Krieg, und keiner geht hin."

Thor

Grüß Euch,

vielleicht darf ich beim folgenden Zitat kurz einharken:

ZitatLasse es mich mal so ausdrücken, bereits 3-4 Jahre vor dem Krieg haben die Alliierten ihre ersten sehr entscheidenden Schlachten über die Luftwaffe gewonnen, Stichworte: Tod von Wever, Bomber B Program, Udet als technischer Direktor, Göring wieder im Tagesgeschäft, Jeschonnek in leitender Funktion etc

Dazu sei auf den Beitrag "Die deutsche Flugzeugindustrie im Ersten und Zweiten Weltkrieg. Ein Vergleich" von John. H. Morrow im MGFA-Band 12 "Luftkriegführung im Zweiten Weltkrieg" verwiesen, in welchem auch auf die erfolgreiche "Zusammenarbeit des Triumvirats Göring, Wever und Milch" hingewiesen wird.
Meinerseits wäre nun für dieses Szenario die Frage erlaubt, wer von Euch als kompetent (als maßgebliche Eigenschaft; dass man im 3. Reich vielleicht auch Anderes haben muss, sei mal dahingestellt) genug angesehen wird, nach Wever's Tod die Luftwaffe "besser" aufzurüsten/auszustatten bzw. dann auch zu führen.


Gruß
David
"Wooden ships with iron men beat iron ships with wooden men" - Zusammenfassung der Seeschlacht von Lissa (1866)

Matrose71

Hallo Thor,

zu besseren Grundverständnis empfehle ich dir hier mal einen Blick hineinzuwerfen. Natürlich sollte man die Arbeit ganz lesen, weil sie schon sehr tiefe Einblicke gewährt.
Für das angesprochene Thema ab Seite 38-46

https://bonndoc.ulb.uni-bonn.de/xmlui/handle/20.500.11811/2241

ZitatIn welchem auch auf die erfolgreiche "Zusammenarbeit des Triumvirats Göring, Wever und Milch" hingewiesen wird.
Hier fehlt der Name Wimmer und das war genau so lange der Fall, bis Wever starb und Göring auch schon davor anfing neidisch auf Milch zu werden und durch Wevers Tod, wieder im Tagesgeschäft war, mit katastrophalen Auswirkungen. Das gleiche gilt für General Wimmer, der durch Udet ersetzt wurde, welches die gleiche Katastrophe bedeutete.

ZitatMeinerseits wäre nun für dieses Szenario die Frage erlaubt, wer von Euch als kompetent (als maßgebliche Eigenschaft; dass man im 3. Reich vielleicht auch Anderes haben muss, sei mal dahingestellt) genug angesehen wird, nach Wever's Tod die Luftwaffe "besser" aufzurüsten/auszustatten bzw. dann auch zu führen.

Der Idealfall wäre Göring statt Wever würde sterben.
Realistisch betrachtet ist diese Frage sehr sehr schwierig zu beantworten, da Kesselring und Milch persönlich nicht harmonierten, was Göring sehr stark förderte, insoweit wäre General Stumpff wohl die bessere Wahl gewesen, allerdings hätte General Wimmer unter allen Umständen bleiben müssen und Göring wieder nur auf eine repräsentative und politische Rolle gestutzt werden müssen. Jeschonnek hätte NIE dahin kommen dürfen, wo er dann 1939 mit der Ablösung Stumpffs ankommen war.
Damit war eine strukturelle Führung und vor allen dingen technische Entwicklung der LW praktisch "tot".
Begabt war sicherlich auch Richthofen, aber zu besagten Zeitpunkt noch zu Jung und wahrscheinlich auch nicht wirklich in der Lage sich durchzusetzen.
Es ist ein sehr schwieriges Thema, wenn man viele Hintergründe weiß, dazu kommt auch noch das Bomber B Program, dass die "LW" (hier ist vor allen dingen die technische Entwicklung im RLM und in der Industrie gemeint) von 1937/38 - 1941, 3 Jahre einen absoluten Großteil ihrer Entwicklungs Ressourcen beraubte, die in der technischen Weiterentwicklung bestehender Motoren (DB 601-605-603 und Jumo 211-213) und Flugzeusmodellen nicht nur später fehlten, sondern auch bereits 1940 Auswirkungen zeigte.
Viele Grüße

Carsten

mhorgran

Hallo Carsten

Naja, trotz der widrigen Umstände (Udet / Jeschonek) hätte das Bomber B zu einem höchst leistungsstarken vielfältig einsetzbaren Kampfflugzeug, der Ju 288 inkl. Jumo 222, führen können. Verhindert wurde dies durch die Machtpolitik Milchs.

Hallo Thor
Eine schwierig zu beantwortende Frage.
Kesselring, nach Wever Generalstabschef der Lw, war hin da er die Machtkämpfe mit und um Milch / Göring nicht "ertrug".
Stumpff hat nicht das entsprechende "Standing" um sich gegen Göring / Milch durchzusetzen.

Es gab aber noch weitere mögliche Offiziere
Hellmuth Felmy war beim Aufbau der Luftwaffe seit 1918 stark beteiligt oder
Alexander Löhr, dieser war maßgeblich auf Aufbau der österreichischen Luftwaffe beteiligt.

Das Problem war nmM das "Standing" der Offiziere. Wever war ein "Bewerber" für das Amt des Generalstabs des Heeres, entsprechend war seine Reputation.

Matrose71

#96
Hallo Stefan

ZitatNaja, trotz der widrigen Umstände (Udet / Jeschonek) hätte das Bomber B zu einem höchst leistungsstarken vielfältig einsetzbaren Kampfflugzeug, der Ju 288 inkl. Jumo 222, führen können. Verhindert wurde dies durch die Machtpolitik Milchs.

Wie wir schon beide besprochen haben, sehe ich den Punkt doch deutlich anders, "ich" hätte gerne eine "homogene/natürliche" Entwicklung gerade auf der Motoren Seite,
also DB (600), 601 ,605, 603, Jumo 211, 213, die Abweichung davon mit mit dem Jumo 222 und dem DB 604X als Konkurrent bei der Ausschreibung, hat m.A. nach viel zu viele Entwicklungskapazitäten vom "normalen" Strang in wichtigen Jahren 1938-1940 abgezogen. Sowohl der DB 603 als auch der Jumo 213 haben enorm darunter gelitten. Auch finde ich hatte die LW ausreichend gute Flugmodelle (außer meinem Liebling natürlich). Ich bin immer noch davon überzeugt, dass der DB 603 als "Normalkonzept" seit 1936 das einfachere und machbarere Potential darstellt.
Aber insgesammt führt das jetzt dann völlig ins OT. Man kann das vertiefen, wenn hier Interesse bestehen sollte. Für mich bleibt die Ju 288 und der Jumo 222 so etwas wie die Taube auf dem Dach, und ich hätte lieber den Spatz in der Hand, aber wesentlich früher als man ihn dann hatte.

ZitatKesselring, nach Wever Generalstabschef der Lw, war hin da er die Machtkämpfe mit und um Milch / Göring nicht "ertrug".
Stumpff hat nicht das entsprechende "Standing" um sich gegen Göring / Milch durchzusetzen.

Es gab aber noch weitere mögliche Offiziere
Hellmuth Felmy war beim Aufbau der Luftwaffe seit 1918 stark beteiligt oder
Alexander Löhr, dieser war maßgeblich auf Aufbau der österreichischen Luftwaffe beteiligt.

Das Problem war nmM das "Standing" der Offiziere. Wever war ein "Bewerber" für das Amt des Generalstabs des Heeres, entsprechend war seine Reputation.

Sehr guter Punkt und hier sind wir völlig d'accord!
Um eine halbwegs funktionierende Luftwaffe plus RLM zu haben, müsste eigentlich Göring weg, definitiv nach Wevers Tod, anders kann man es fast gar nicht auflösen.

Viele Grüße

Carsten

Huszar

Hallo,

Führt tatsächlich zu sehr OT, bin aber auch der Meinung, dass Göring auf jedem Fall weg gemusst hätte.
Zu den Motoren: die 222 war eindeutig ein zukunftweisendes Projekt, der SChritt von 601/211 zu der 222 war zu dem Zeitpunkt zu gross. Zuerst hätte die nächste Generation (also 603, 213 und 801 - 605 war ja "nur" eine aufgebohrte 601) fertig durchkonstruiert werden, und erst dann mit der 222 rumschrauben.

mfg

alex
Reginam occidere nolite timere bonum est si omnes consentiunt ego non contradico
1213, Brief von Erzbischof Johan von Meran an Palatin Bánk von Bor-Kalán

mhorgran

Hallo Carsten

ZitatMan kann das vertiefen, wenn hier Interesse bestehen sollte.
Ich bin ganz ehrlich nicht mehr so richtig im Thema drin.
Übrigens solls nächstes Jahr Sommer eine Neuauflage von "Flugmotoren und Strahltriebwerke" geben. Sollte eigentlich schon letztes Jahr Frühjahr kommen aber dann gab es ja das Corona-Thema.

Urs Heßling

moin,

Punkt eines Moderators : ich kann das Wünschenswerte einer Entfernungs Görings aus seinen Ämtern sehr wohl nachvollziehen und ihm zustimmen, aber Formulierungen wie "muss weg" oder "sollte besser sterben" sollten wir uns angesichts der Absenkung des Niveaus in vielen sozialen Medien lieber verkneifen. Ich bin froh über den derzeitigen angemessenen Umgang miteinander und mit Themen im FMA.

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

Woelfchen

#100
Nachdem sich die Diskussion beruhigt hat noch ein paar Anmerkungen von mir:
ZitatHallo, Stefan, hallo Carsten,

Wir drei können doch feststellen, dass
1, eine Ausrüstung der Bf 109 Mitte August 1940 mit Abwurftanks durchaus realistisch war
2, diese Abwurftanks NICHT bei Überfliegen der Küste abgeworfen worden wären
3, diese Abwurftanks zu einer Reichweitenerhöhung geführt hätten (ca 1300 vs 650km)

1: Ich stimme zu
2: Vielleicht
3: Die Werte stimmen nicht für Kampfeinsätze. Mit Sparleistung und Zusatztank sollte man nicht über Feindgebiet fliegen. => Halbiert die Werte und es wird realistischer.

Wobei aber nur Punkt 1 wichtig ist. Mit einem Zusatztank der dafür sorgt das der interne Tank beim Erreichen des Kanals noch voll ist reicht die Reichweite für Südengland (einschließlich London).


Reduzierung der Gegnerstärke:
Die Schätzungen sind halt Schätzungen die darauf Aufgebaut sind das die eine Seite optimiert wird, die andere nicht.
Auch GB hatte noch Optimierungspotenzial. Beispielsweise frühere Übernahme von Rotte/Schwarm (Finger four) statt Dreierkette.


Offtopic:

Führungspersonal Drittes Reich:
Man könnte sagen man hat das bekommen was der Führer wollte. Kompetenz war da nicht immer das wichtigste.
Nicht jeder wäre glücklich gewesen wenn Albert Einstein und weitere Wissenschaftler das Land verlassen.
Aus Wikipedia (Albert Einstein):
ZitatAm 10. Mai 1933 proklamierte der Propagandaminister Joseph Goebbels: ,,Jüdischer Intellektualismus ist tot"[73] und ließ im Rahmen der öffentlichen Verbrennung ,,undeutschen Schrifttums" symbolisch auch Schriften von Einstein verbrennen

Entwicklung Flugzeugmotoren:
Ich halte es prinzipiell für Richtig dass man sich am Jumo 222 probiert hat. Nach meinem Eindruck hat man sich dabei auch verzettelt. Oder anders ausgedrückt:
1. Der Grundmotor muss zuverlässig laufen
2. Dann der Rest (Verbesserter Lader, 2x geänderter Hubraum)
Auch andere Staaten haben vielversprechende Motoren entwickelt die dann aufgegeben wurden.

Bomber B:
Meines Erachtens hätte ein Backup (Konkurenzmodell) für die Ju 288 gereicht. Vor allem da die Ju ja sowieso Favorit war und der Jumo 222 erst einmal laufen muss.
Ein einmotoriger "Jäger B" mit Jumo 222 und ein Backup vermisse ich aber. Ein kompakter Motor mit viel Leistung bietet sich dafür einfach an.



Zurück aber zur Invasion:
1. Die Truppen die über den Kanal gebracht werden sollen kämpfen und erobern. Warum wird hier mit Minimalwerten bei der Versorgung gerechnet? Das bringt doch nichts.
2. Weitere Truppen und schweres Gerät wie Geschütze und Panzer helfen beim Siegen => Die sollte irgendwann (also ziemlich schnell) auch noch rüber.
3. Wäre die Bedrohung für GB größer gewesen wären Truppen aus anderen Gebieten zurück nach England gebracht worden. Klar, die hätten dann woanders gefehlt, aber England geht erst mal vor.

Der wohl entscheidende Punkt:
4. Wie soll die Seeherrschaft im Kanal gesichert werden? Wenn die RN mit ein paar Schlachtschiffen + Begleitung kommt können die deutschen Schiffe nur tapfer kämpfend untergehen. Da hilft es dann auch nicht wenn die Luftwaffe ein paar Schiffe versenkt. Die Kämpfe im Kanal haben doch gezeigt dass auch Luftherrschaft ihre Grenzen kennt. Spätestens bei schlechtem Wetter.
Beispielsweise:
- Bei Dünkirchen konnten trotz Angriffe der Luftwaffe die Evakuierung durchgeführt werden
- Scharnhorst & Gneisenau kamen durch
- Bei der Invasion 1944 kamen deutsche Torpedoboote zum Torpedoangriff (Versenkung HNoMS Svenner). Trotz einer erdrückenden alliierter Luftherrschaft.

Gruß
Johannes

Huszar

Moin, Moin,

Zitat1: Ich stimme zu
2: Vielleicht
3: Die Werte stimmen nicht für Kampfeinsätze. Mit Sparleistung und Zusatztank sollte man nicht über Feindgebiet fliegen. => Halbiert die Werte und es wird realistischer.

2, Zusatztanks hat niemand im 2wk und danach nach "Überfliegen der Küste" abgeworfen. Abgeworfen die Dingers unmittelbar vor Feindberührung oder wenn sie leer waren.
3, Ich hab nur diese Werte gefunden. Beide sind Reichweite, und nicht Aktionsradius! Die 1300km Reichweite mit Zusatztanks angenommen wären so um die 400-450km Aktionsradius - inklusive Start und Landung, Luftkampf und Reserve. Statt 200-250km ohne. Also statt knapp bis London etwa bis Sheffield (wobei wahrscheinlich nicht so weit nach Norden geflogen worden wäre, ausser 1-2 Raids)

ZitatDie Schätzungen sind halt Schätzungen die darauf Aufgebaut sind das die eine Seite optimiert wird, die andere nicht.
Auch GB hatte noch Optimierungspotenzial. Beispielsweise frühere Übernahme von Rotte/Schwarm (Finger four) statt Dreierkette.

Klar sind es nur SChätzungen, wir wissen ja nicht, was passiert wäre, wenn nicht passiert wäre, was passiert ist  :-P
Der Unterschied ist, dass die "Optimierung" auf deutscher Seite auf eine eigene Technologie basiert, die seit Jahren bekannt und angewendet wird - und mit der E-7 etwa zu dieser Zeit auch eingeführt wurde. Die "Optimierung" auf der Gegenseite würde auf eine taktische Neuerung des Gegeners zurückgreifen, mit dem man eigentlich null Erfahrung hat. (BTW: mW wurde mit Finger-Four erst um April-Mai 1941 herumexperimentiert)

Zitat1. Die Truppen die über den Kanal gebracht werden sollen kämpfen und erobern. Warum wird hier mit Minimalwerten bei der Versorgung gerechnet? Das bringt doch nichts.
Und nochmal: den Wert von 1000t/Tag (6-7 Schleppzüge, ohne Luftwaffe) hab ich ins Spiel gebracht, dass wie wenig nötig ist, die Truppe in einem kampffähigen/abwehrfähigem Zustand zu halten. NICHT um weitreichende Operationen zu versorgen!!!

Zitat2. Weitere Truppen und schweres Gerät wie Geschütze und Panzer helfen beim Siegen => Die sollte irgendwann (also ziemlich schnell) auch noch rüber.
Eine Regimentskampfgruppe benötigt ca. 30 Schleppzüge (wenn ich mich recht erinnere), davon sollen drei pro Tag für drei Tage rüberschippern.

Zitat3. Wäre die Bedrohung für GB größer gewesen wären Truppen aus anderen Gebieten zurück nach England gebracht worden. Klar, die hätten dann woanders gefehlt, aber England geht erst mal vor.
"Andere Gebiete" bedeutet in diesem Fall Nordafrika, anderswo war praktisch nix. Selbst Nordafrika war unterbesetzt, und mit gut 2 Monaten Fahrt bis England... Kannste Ausrechnen, wann die losfahren müssten, oder wann die ankommen, wenn die Bedrohung Englands offensichtlich wird (Ende August, Anfang September frühestens)

Zitat4. Wie soll die Seeherrschaft im Kanal gesichert werden? Wenn die RN mit ein paar Schlachtschiffen + Begleitung kommt können die deutschen Schiffe nur tapfer kämpfend untergehen. Da hilft es dann auch nicht wenn die Luftwaffe ein paar Schiffe versenkt. Die Kämpfe im Kanal haben doch gezeigt dass auch Luftherrschaft ihre Grenzen kennt. Spätestens bei schlechtem Wetter.
Zuerst müssten die Engländer willig sein, ihre Schlachtschiffe in den Kanal zu schicken (wovon ich eigentlich ausgehe, zumindest bis die ersten Verluste auftreten), und zwar tag täglich, und durchgehend eine Präsenz dort halten (woran ich doch einige Zweifel habe).
Danach müsste dieser Wille auch durchgesetzt werden - aus den Basen Hull (gut 260sm bis Mitte Kanal auf Höhe Hastings), Plymouth (200+ sm) oder uU sogar aus Pembroke (380+ sm).
Danach müssten die deutschen Geleitzüge oder Einzelfahrer auch gefunden werden.
WENN die Engländer das schaffen, und jeglichen Verkehr für 5-10 Tage unterbrechen können, ja, dann kann die Landungstruppe ausgehungert werden.

ZitatBei Dünkirchen konnten trotz Angriffe der Luftwaffe die Evakuierung durchgeführt werden
schlechtes Beispiel. Die LW operierte dort an der Grenze der Reichweite, und wurde auch nicht schwerpunktmässig eingesetzt.
ZitatScharnhorst & Gneisenau kamen durch
Die waren schon halb durch, bis die Engländer überhaupt gemerkt haben, dass die ausgelaufen sind.
ZitatBei der Invasion 1944 kamen deutsche Torpedoboote zum Torpedoangriff (Versenkung HNoMS Svenner). Trotz einer erdrückenden alliierter Luftherrschaft
wie viele Schiffe wurden nochmals durch die deutschen Gegenangriffe (ausser Svenner) gleich versenkt?

Du könntest aber auch die Versorgung von Leyte durch die Japaner anführen. Die haben es irgendwie geschafft, ziemlich viel rüberzuschaffen. Trotzt erdrückender US Luft- und Seeherrschaft  :wink:

mfg

alex
Reginam occidere nolite timere bonum est si omnes consentiunt ego non contradico
1213, Brief von Erzbischof Johan von Meran an Palatin Bánk von Bor-Kalán

Urs Heßling

moin,

noch einmal ein kleiner Beitrag zum Thema Versorgung in Abhängigkeit von Wetterlage

Auszug aus dem Lebenslauf des Boots S 27 der 1. S-Flottille

08.08.1940 - 09.08.1940   
Angriff 1. S-Fltl (S 21, S 25, S 27) auf den von der Luftwaffe gemeldeten Konvoi

11.08.1940   
Seenoteinsatz (S 21, S 27) für Luftwaffe

12.08.1940   
Seenoteinsatz (S 20 (mit Besatzung S 21, da Besatzung S 20 im Paris-Urlaub), S 25, S 27) für Luftwaffe

13.08.1940   
Seenoteinsatz (S 20, S 27) für Luftwaffe, Rettung einer Ju 87-Besatzung

14.08.1940 - 15.08.1940   
Vorstoß (S 20, S 26, S 27) in das Seegebiet westlich der Insel Wight, erfolglose Torpedoschüsse auf 3 Zerstörer

16.08.1940 - 17.08.1940   
Kein Einsatz wegen Wetterlage

19.08.1940 - 20.08.1940   
Vorstoß 1. S-Fltl (S 18, S 20, S 21, S 25, S 26, S 27) in das Seegebiet bei Wight

21.08.1940 - 23.08.1940   
Kein Einsatz wegen Wetterlage

24.08.1940   
Verlegen 1. S-Fltl (S 18, S 20, S 21, S 25, S 26, S 27) von Cherbourg nach Boulogne, S 21 muß wegen Ruderschadens umkehren

24.08.1940 - 25.08.1940   
Minenunternehmung 1. S-Fltl (S 18, S 20, S 25, S 26, S 27) wegen Wetterlage nicht durchgeführt (Minen kippen aus den Schienen), Einlaufen nach Cherbourg

25.08.1940 - 26.08.1940   
Minenunternehmung 1. S-Fltl (S 18, S 20, S 21, S 25, S 26, S 27) südlich von Portsmouth

26.08.1940 - 27.08.1940   
Verlegen (S 18, S 21, S 25, S 26, S 27) von Cherbourg nach Rotterdam

28.08.1940 - 29.08.1940   
Vorstoß (S 18, S 21, S 25, S 26, S 27 und S 54 (3.)) auf brit. Geleitweg, Einlaufen nach Rotterdam, S 26 wird bei einem Ausweichmanöver vor Tanker beschädigt, S 25 Propellerschaden, beide Boote aKB, bei Vorbereitung zum Verlegen (S 26) bzw. Reparatur (S 25) in der Wilton-Werft
werden Späne in den Kurbelwannen beider Seitenmotoren festgestellt

31.08.1940   Vorstoß 1. S-Fltl (S 18, S 21, S 22, S 27) wegen Wetterlage abgebrochen

Fazit: Wenn Schnellboote nicht mehr fahren können, gilt dasselbe für Schleppzüge und alle kleineren Fahrzeuge

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

mhorgran

Hallo Urs

Die deutsche Führung hat sich gedacht. "Hey da hat doch der Urs im Marinearchivforum etwas über das Wetter geschrieben, mal nachsehen. Ja da stehts, an mehreren Tagen konnte das S 27 verschiedenste Einsätze aus Wettergründen nicht durchführen. Also blasen wir die Landung ab."
Witzig die Gleichsetzung u.a. von Minenunternehmen mit Versorgung.

Urs Heßling

moin,

die deutschen Schleppzüge hatten drei große Problemfelder
- die Eigenorganisation
- die gegnerische Abwehr
- das Wetter
Alle drei wurden unterschätzt. Das Wetter war einer der Faktoren. Daran ändert Ironie nichts.

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

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