World of Warships Taktiken auch in der Realität angewandt?

Begonnen von cocacabanabas, 08 November 2015, 16:41:11

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cocacabanabas

Hallo zusammen, wider erwarten hat das hier ab und an diskutierte Computerspiel "World of Warships" doch mein Interesse gewonnen und in mir eine Frage aufkommen lassen, die mir zuvor so nie in den Sinn gekommen war. Eine wichtige Spielmechanik ist der überlegte Einsatz von HE oder AP Munition gegen entsprechende Gegner (Zerstörer / Kreuzer / Schlachtschiffe / Flugzeugträger) je nachdem welchem Schiffstyp man selber gerade kommandiert.

Eine andere wichtige Spielmechanik, sowohl bei Kreuzern, als auch Schlachtschiffen, ist das "anwinkeln" der Panzerung. Zeigt man selbst seine Breitseite wird die eigene Panzerung vermutlich durchschlagen, fährt man jedoch in einem eher spitzen Winkel auf den Gegner zu oder läuft ab, kommt es eher zu apprallern an der Panzerung, da die effektive Panzerung sich durch das Anwinkeln vergrößert.

Besonders zum letzten Punkt nun die Frage, inwiefern anwinkeln der Panzerung im Zeitraum des Ersten und/oder Zweiten Weltkriegs Teil der verschiedenen Marine-Doktrinen war?

Urs Heßling

moin,

das bewußte von Dir so genannte "Anwinkeln" ist mir - auch begrifflich - nicht bekannt.

Es beinhaltet ja auch eine Ausgrenzung bzw. Nicht-Nutzung der eigenen, achtern aufgestellten Türme der Schweren Artillerie und erlaubt unter Umständen dem Gegner ein taktisches "Crossing the T" , eine Lage, die vermieden werden sollte.

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

Mario

wurde nicht desöfteren bewußt eine Fahrt schräg zum Gegner, oder von ihm weg gewählt, abhängig von den Schusswinkeln der eigenen Geschütze ?

Thoddy

Unterlagen zur Bestimmung der Hauptkampfentfernung und Geschoßwahl

-Empfehlungen für Bismarck gegen Nelson
optimale Gefechtsentfernung 12-16 km möglichst eigenen Lagewinkel von 3 dez anstreben
Durchschlag des Gegnerischen Seitenschutzes bis 19 km (bei Lagewinkel 0)

-Tirpitz gegen R Klasse(Royal sovereign
optimale Gefechtsentfernung 12-18 km Lagewinkel bis 2 dez
Durchschlag des gegnerischen Seitenschutzes bis 26 km  (bei Lagewinkel 0)

-Tirpitz gegen Dunkerque
optimale Gefechtsentfernung 13-18 km ohne Lagewinkelempfehlung
Durchschlag des gegnerischer Seitenschutz  bis auf höchste Entfernungen (27 km)  (bei Lagewinkel 0)
Meine Herren, es kann ein siebenjähriger, es kann ein dreißigjähriger Krieg werden – und wehe dem, der zuerst die Lunte in das Pulverfaß schleudert!
WoWs : [FMA]Captain_Hook_

Urs Heßling

Zitat von: Thoddy am 08 November 2015, 16:57:46
-Empfehlungen für Bismarck gegen Nelson
optimale Gefechtsentfernung 12-16 km möglichst eigenen Lagewinkel von 3 dez anstreben
Durchschlag des Gegnerischen Seitenschutzes bis 19 km (bei Lagewinkel 0)
hm ..  :|
Was ist hier mit "eigenem Lagewinkel" (gegenüber Gefecht gegen R-Klasse) gemeint ?

Sinnvoll wäre es doch wohl, das Gefecht gegen die langsamere Nelson zu zu führen, daß deren dritter Turm nicht eingesetzt werden kann bzw. überschießen muß ?

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

Schorsch

Hallo zusammen!

In der "Tigerfibel" (--/>/> Klick!) kann man einiges nachlesen, was Kampfwagenbesatzungen zu einem ähnlichen Problemkreis wissen mussten. (Stichwort "Tigermahlzeiten"; Seiten 84 bis 87 in der originalen Numerierung, Seiten 80 bis 83 des verlinkten pdf-Dokumentes.) Möglich, dass hier Verbindungen hergestellt werden können.

Mit freundlichen Grüßen
Schorsch
'Judea, London. Do or Die.'

"Ubi dubium, ibi libertas." (Wo Zweifel ist, da ist Freiheit.)

Thoddy

Was ist hier mit "Lagewinkel" zu verstehen
im englischen wird  "target angle" verwendet

der Lagewinkel gibt die Lage des Seitenschutzes zur Flugrichtung des einfliegenden gegnerischen Geschoßes an

Lagewinkel 0 bedeutet:  Seitenpanzerdes Angegriffenen steht genau im Winkel von 90° zur Flugrichtung des angreifenden Projektils.

die mit dez bezeichneten Lagewinkel geben die relative zielverkürzung des Schiffes an, wenn ein kleinerer Winkel als 90° vorliegt überschlägig ungefähr
2 dez 70 Grad
3 dez 60 grad
4 dez <50 Grad
Meine Herren, es kann ein siebenjähriger, es kann ein dreißigjähriger Krieg werden – und wehe dem, der zuerst die Lunte in das Pulverfaß schleudert!
WoWs : [FMA]Captain_Hook_

Sven L.

Grüße vom Oberschlickrutscher
Sven


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Solange man seinen Gegner nicht bezwungen hat, läuft man Gefahr, selbst bezwungen zu werden.
Clausewitz - Vom Kriege

bodrog

Folgendes stört mich permanent beim häufig zitierten "Lagewinkel": Der gilt doch auch für das gegnerische Schiff oder sehe ich das falsch... Das heisst, falls die anderen keine Lust auf Breitseite haben, staffeln sie ab oder heran un dann haben wir einen Lagewinkel!? Entsprechend gelten dann doch auch die physikalischen Grundsätze... oder muss ich der gegnerischen Seite jetzt Unwissenheit unterstellen und die machen sowas aufgrund der (vermutlich) zahlenmäßigen Überlgenheit nicht? Grudfsätzlich wird doch jeder Kommandant keinen geraden Kurs steuern (selbst wenn die eigenen Aufschläge im Ziel liegen), wenn der Gegner sich voll eingeschossen hat und dann ist der (eigene) Lagewinkel auch wieder gegeben...

Bitte mal um Aufklärung

Urs Heßling

moin, Sven

Zitat von: Halvar66 am 08 November 2015, 18:06:44
1 Dez = 1/32 eines Vollkreises?
Mein Wissensstand ist
1 Dez = 10o
1 Strich = 11,25o = 1/32 Vollkreis

Zitat von: Thoddy am 08 November 2015, 17:38:51
Lagewinkel 0 bedeutet:  Seitenpanzerdes Angegriffenen steht genau im Winkel von 90° zur Flugrichtung des angreifenden Projektils.
Das stimmt nicht mit meinem "Marinewissen" überein :wink: :
Der Lagewinkel ist auf ein betrachtetes Objekt (Schiff) bezogen.
Lagewinkel 0 bedeutet für mich: Ich sehe das betreffende Fahrzeug direkt von vorn.
Aus Peilung zum  beobachteten Fahrzeug und seinem Lagewinkel ergibt sich dessen Kurs.

Gruß, Urs
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Sven L.

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Sven


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Clausewitz - Vom Kriege

Thoddy

sagen wir mal ein Schiff sein 100 m lang
wenn die Scheinbare länge ca 90 m beträgt 1 dez
wenn die Scheinbare Länge etwa 80 m beträgt 2 dez
wenn die scheinbare Länge etwa 70 m beträgt 3 dez
(immer bei gleicher Entfernung versteht sich)
---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
klar jedes Schiff kann seinen eigenen Lagewinkel entsprechend den taktischen Gegebenheiten immer auf einem bestimmten Wert halten
Es muß dann jedoch damit gerechnet werden, dass bei hohem Lagewinkel und heran(verkürzen der Entfernung) sich ruck zuck die Gefechtsentfernung verringern können. und wenn man versucht auf einen Kurs zu gehen der vom Gegner wegführt muß man unter Umständen durch den gefährlichen Lagewinkel 0.
Meine Herren, es kann ein siebenjähriger, es kann ein dreißigjähriger Krieg werden – und wehe dem, der zuerst die Lunte in das Pulverfaß schleudert!
WoWs : [FMA]Captain_Hook_

bodrog

Hallo Thoddy - ich schätze deine Beiträge sehr - aber das erklärt jetzt nicht das von mir aufgezeigte Dilemma...

der Rest der Welt könnte sich doch über die Frage auch Gedanken gemacht haben resp. kann man doch nicht mit deren Dummheit rechnen...

Thoddy

#13
Da ist kein Dilemma soweit ich das beurteilen kann.
Unter Berücksichtigung verschiedener taktischer Aspekte angefangen von z.B.  Sichtbarkeitsbedingungen, Anzahl der Schiffe/Geschütze auf beiden Seiten, Güte der Feuerleiteinrichtungen, der potentiellen Wirkung eigener Geschosse gegen den Gegner im Vergleich zur potentiellen Wirkung gegnerischer Geschosse bei mir, Feuergeschwindigkeit,
gibt es Entfernungen in denen die eigene Waffenwirkung der des Gegners überlegen ist bzw die Waffenwirkung des Gegners minimiert oder sogar ausgeschaltet ist.

Habe ich absolut höhere Reichweit und kann auf diese Entfernung auch Treffen wähle ich dies Entfernung muß aber damit rechnen einen exorbitant hohen Munitionsverbrauch zu haben.

Wenn ich die Entfernung innerhalb der Waffenreichweite des Gegners aufgrund überlegener Geschwindigkeit bestimmen kann wähle ich die Entfernung in der meine Waffenwirkung im Vergleich zu den Wirkmöglichkeiten des Gegners maximiert ist. 

Bin ich dem Gegner in Waffenwirkung unterlegen aber schneller haue ich ab.

Bin ich in Geschwindigkeit unterlegen muß ich den Kampf unter den generellen Bedingungen annehmen unter denen der Gegner kämpfen will (Schlacht vor dem Skagerak).

Unter bestimmten Bedingungen kann das Abweichen von den üblichen rationalen Optimierungsgedanken vorteilhaft sein, Überraschung ist meist ein wertvoller Partner.
Meine Herren, es kann ein siebenjähriger, es kann ein dreißigjähriger Krieg werden – und wehe dem, der zuerst die Lunte in das Pulverfaß schleudert!
WoWs : [FMA]Captain_Hook_

Lutscha

Die interessantere Frage ist eher, ob Zerstörer auch die bewährte Taktik genutzt haben, am hellichten Tag bei glasklarer Sicht auf 6-7 Km ran zu fahren und die Torpedos ungesehen abzuschießen... :-D

Langsam finde ich gefallen daran, Schlachtscihffe kann man ja atm eh nicht spielen.
Das ist ja barer Unsinn, wenn das stimmen würde, hätten SIE ja recht!

Typisch deutsche Argumentationsweise.

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