25.07.1944: Explosion Kümo "NORDWIND" in Reval

Begonnen von Darius, 16 Februar 2016, 09:31:19

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Darius

Hallo zusammen,

zum Verlust des Kümo "NORDWIND" (ex "RO 16", ex "OPSTERLAND", ex "OUDEWATER") scheinen die gängigen Informationsquellen einen anderen Sachverhalt abzuliefern, als dies im KTB des Admiral östliche Ostsee vermerkt ist.

Verlust durch sowj. Flieger vor Reval, u.a.:
--/>/> http://www.wlb-stuttgart.de/seekrieg/verluste/ausl%2Bdtsch-4408.htm
--/>/> http://www.shipspotters.nl/viewtopic.php?f=17&t=2086
...

Aber Verlust durch Munitionsexplosion:
--/>/> http://www.marhisdata.nl/main.php?to_page=schip&id=4977

In den zeitgenössischen Dokumenten heißt es aber:

Dazu schreibt KTB Skl:
Zitat1752 Uhr ist Kümo ,,Nordwind" mit Munition für 122.I.D. nach Hangoe bestimmt auf Liegeplatz im Hafen Reval beim Einladen der Munition in die Luft geflogen. Ursache ist vermutlich Unvorsichtigkeit. Personalverluste sind stark. ,,Nordwind", 1 Flugsicherungsboot und einige kleinere Boote sind gesunken. M 3, M 423, 1 AF und 2 Transportfähren sind beschädigt. 80 m Kai sind eingestürzt. Mehrere Gebäude im Hafen sind schwer beschädigt. Sperrschuppen ist zerstört.

und KTB des Admiral östliche Ostsee vermerkt:
ZitatKümo "Nordwind" mit Munition für 122.I.D. (nach Hangö bestimmt) 17.52 h im Handelshafen Reval vor den Sperrschuppen liegend, beim Beladen in die Luft geflogen.
Der Kümo hatte 300 t Munition von Riga mitgebracht und etwa weitere 250t in Reval zugeladen. Als letztes wurden Tellerminen an Bord geschafft. Es besteht der Verdacht, dass dabei die hochempflindlichen Sprengkapseln unsachgemäss, obwohl in Sonderkisten verpackt, behandelt wurden.
Die starke Detonation zerstörte den Kai auf 80 m Länge, die Schuppen des Sperrwaffendepots, die nächstliegenden Hafengebäude; 1 Flugsicherungsboot und einige kleine Boote sind gesunken.
1 M-Boot und 1 AF schwer beschädigt, 2 weitere M-Boote, 2 Transportfähren, 1 Wohnboot, 1 Flugsicherungsboot beschädigt. Die Personalverluste sind z.Zt. noch nicht zu übersehen. In der ganzen Stadt Häuser- und grosser Glasschaden. Über 300m hoher Rauchpilz.

Lt. KTB der 21. Landungsflottille kann noch ergänzt werden, dass:
-H.K.S. "RENATE": beschädigt am Schiffskörper über der Wasserlinie, Schäden an Maschinen konnten am gleichen Tag beseitigt werden,
-M.B. "WIKING": Deck, Decksaufbauten, Inneneinrichtungen zerstört. Maschine bedarf der Grundüberholung,
-F 457: Beim Verholen nach der Explosion des Kümo vermutlich auf einen treibenden Gegenstand gelaufen, Auswechslung des hinteren Kugellagers der Kupplungswelle konnte mit Bordmitteln und eigenem Personal beseitigt werden.

Lt. KTB der 9. Sicherungsdivision:
-M 3: schwer beschädigt, u.a. in Abt. 9 ein 3x4 qum. großes Loch, Boot wird sofort eingedockt,
-M 423: Brücke eingedrückt, FT-Raum zerstört, ... Boot einsatzklar,
-Fl.Jg. 25: leichte Schäden,
-Vp. 1709: leichte Schäden an Oberdeck,
-1 AF (Nummer nicht bekannt, später aber als mit "38?" genannt: verschiedene Lecks, ist sofort aufgeslippt worden,
-Vp. 315: leichte Schäden,
-H.K.S. "RENATE": beschädigt.
Auf M 3 gab es 2 Tote, mehrere Verletzte, u.a. Kommandant. Auf den übrigen Booten mehrere Leicht- und Shcwerverletzte.

Hat jemand ergänzende Informationen zu diesem Unfall (weitere Fahrzeugnamen - z.B. der Flugsicherungsboote, Anzahl der Personalverluste etc, Fotos, ...).

Danke &  :MG:

Darius

TD

Hallo Martin,

zur Explosion der NORDWIND habe ich einen Lebenslauf des  Schiffes und einen Unfallbericht.
Zusammen mit der     MARIE SIEDLER  wurde  NORDWIND ab Juli 1944 als  Pendelfrachter Riga – Hangö eingesetzt.

Bei der Explosion wurden beschädigt:
  25. 7. 44
D PM M 3            682 = R/Fl   Reval   (B)    ( Bug abgerissen !)
D PM M 423            543 = R/Fl   Reval   (B)
D da Martha Russ I          996 = R/Fl   Reval   (B)
D YC WS 11        # R/Fl   Reval   (B)
D YC WS 38        § R/Fl   Reval   (B)

WS sind Wasserschutzboote der Wasserschutzpolizei Ostland gewesen.

Irgendwann habe ich Ende der 70 er Jahre einmal die Zahl von 73 Opfern gefunden oder errechnet,
ist interessant wie diese Zahl in allen Quellen Einzug gehalten hat.
Beim Suchen kam mir dann auch die andere durch Explosion vernichtete Nordwind in die Finger welche ich einfach einmal einfüge:
MS MERILIND ESGM 358 BRT ; dt. NORDWIND   DB.. 358 BRT

1919: Erbaut durch die Wasa Fartygs Varf, Wasa   Bau - Nr.: ..

1919: Als Viermastmotorschoner Sandö für eigene Rechnung gebaut und von Gustav Svanljung in Wasa bereedert.
1925: Von Kapitän Paalberg, Kaspervik nach Estland erworben.
1926: In beschädigten Zustand von O.Tiedemann & E.Kristenbrun aus Käsmu gekauft und als Merilind in Fahrt gebracht.
1931: Übertragung des Eigentums an die Käsmu Laeva Omanikud.
1940: Verstaatlichung und Übernahme durch die Staatliche Estnische Schiffahrtsgesellschaft, Tallinn.
1941,22.Feb.: Ausrüstung mit einen sowj. Flaggenartest.
5.Jul.: In Windau von der Hüst. Windau zur Prise erklärt. Auf dem Schiff befindet sich eine volle Holzladung welche von Gerdla zur Insel Dagö bestimmt war.
24. Jul.: Die KMD Danzig beschlagnahmt das Schiff und setzt es als Osttransporter ein. Dem Danziger Reeder Paul Zoeke wird die Betreuung des Schiffes übertragen. Neuer Name wird Nordwind.
3.Sep.: Verwendungsbeschluß des Prisenhofs Berlin.
2: Okt.: In Riga erfasst bzw. neu erfasst für Nachschubtransporte.
1942: Die Kriegsmarine übergibt dem RVM das Schiff zum Einsatz in der freien Fahrt. Taxwert nur 27.000 RM.
5. Feb.: Paul Zoeke erhält das Schiff vom RVM zur freien Bewirtschaftung. Die Bereederung erfolgt durch die Firma Pachur & Prahl GmbH. Danzig.
Mai/Juni: Nach langer Reparatur und Instandsetzung kommt das Schiff in Fahrt.
2.0kt. Durch Explosion der Munitionsladung explodiert NORDWIND  in Riga.
1944,8.Nov.: Vom Prisenhof Berlin erfolgt die nachträgliche Einziehung des Schiffes als gute Prise.

Erstfassung:     .1984   Letzte Änderungen: 03.01.1998       ©               Th. Dorgeist


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Theo
...ärgere dich nicht über deine Fehler und Schwächen, ohne sie wärst du zwar vollkommen, aber kein Mensch mehr !

Darius

Danke Theo für die vielen ergänzenden Informationen.

:MG:

Darius

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