Admiral Krancke und der 20. Juli

Begonnen von Zerstörerfahrer, 20 Januar 2007, 22:57:24

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Zerstörerfahrer

Danke Kalli,

da bin ich mal gespannt, ob du die Erlaubnis erhälst.

Langensiepen

Heißes Thema.    :-(  Als Altmensch, Sohn eines Marineoffiziers des Führers ( der US Besatzungsmacht und der Bonner Republik ) , großgeworden in W` und B`haven, war mein männliches Umfeld total durch Ex-Kriegsmarinemenschen geprägt. Ich habe sie also jahrelang von ihrem Krieg erzählen hören. Der absolute Schwachsinn war der Satz : Das Heer ist monarchistisch, die Marine kaiserlich , die Luftwaffe nationalsozialistisch. `` Dumm Tüch . Alles war in der Masse dem Führer tief ergeben. Je tiefer man gräbt um so galliger wird das, was ans Tagslicht kommt. Besonderst bei den Herren Admirälen kenne ich keinen von dem man sagen kann, er hätte den Nazis kritisch gegenübergestanden.  Canaris , ist so eine Rundfigur , die ja mit  ` der Marine ` direkt nix mehr zu tun hatte. Auffällig ist, das von den Ex-Kaiserlichen Offiziere ( und das waren ja wohl alle damaligen Admiräle ) nur Firle, Mücke , Niemüller und einige die (ich) man leider vergessen hat klar Stellung bezogen haben. Von den Aktiven keiner.  Die Unperson Bodo Herzog hat ja z.B. mal die Wahrheit über das Verhalten dieser Vasallen des Führers gegenüber ihren jüdischen `Kameraden` erzählt. Daher meine Meinung. Wer sich so gegenüber seinen `Kriegskameraden ` verhalten hat, der hat sich auch im Sommer 1944  aktiv gegen die Männer des 20.Juli hervorgetan.
Ein sehr sensibles Thema. Ich bin aber befangen, da ich wegen Dönitz und dem Offizierskorps abträglichen Äußerungen , beim U Boots Archiv von Herrn B. persönlich Hausverbot erhalten habe.   :-D   Also überlegt euch was ihr schreibt.
BERND  8-)

kalli

@Langensiepen,

ich lese sehr gerne auch in anderen Foren. Zum Beispiel über den Matrosenaufstand. Was dort geschrieben wurde ist höchst interessant. Weniger ihre Beiträge als die Zitate aus einer Diplomarbeit. Kann ich nur jedem empfehlen. Vielleicht kann Torpedo erreichen, dass dieser Text auch Eingang in unser Forum findet.
Sorry ist eben so.
Der Großvater meiner Frau war auf dem Prinzregenten als Obermaat. Wurde degradiert wegen Teilnahme. Eine Anfrage bei der WAST läuft. Ich habe ihn ja auch noch erlebt und befragen können. Er war nach sehr verbreiteter Meinung ein Meuterer. Er ist 1977 gestorben. So ist das eben. Wenn ich mehr weiß. werde ich das kund tuen.
Sie bemühen ja selbst immer den Spruch der Gnade der späten Geburt. Trotzdem haben Sie kein Monopol auf Allwissenheit-wie das keiner hier hat. Ich möchte Ihnen keineswegs zu nahe treten.
Die Außenwirkung Ihrer Beiträge läßt leider manchmal diesen Schluß zu. Ich weiß, das Sie das nicht so meinen und so haben Sie sich mir auch gegenüber mehrfach im persönlichem Gespräch geäußert. 
Meine Verantwortung besteht aber auch darin, solcherart Dinge zu benennen und versuchsweise zu erklären


Langensiepen

Sie bemühen ja selbst immer den Spruch der Gnade der späten Geburt. Trotzdem haben Sie kein Monopol auf Allwissenheit-wie das keiner hier hat. Ich möchte Ihnen keineswegs zu nahe treten.
Tut ich das? Es ist nun aber so, das Wissen auch die Summen von Erfahrungen, Erlebten , Erforschten, Erlesenen und Irrtümern ist. Da macht das Alter eben doch was aus. Was den Themenbereich 20.Juli und Marine angeht, so war er bei uns zu Hause Thema und ich konnte – Gnade der frühen Geburt – mich mit vielen vielen Zeitzeugen unterhalten. Zu dem war damals 20.Juli und BW im Gespräch. Mein persönlicher Eindruck war ( ist ) das das deutsche Marineoffizierskorps dem NS System mehr als gleichgültig , meist positiv gegenüber stand. Dabei ist das Verhalten der aktiven Marineoffiziere bei der `Verabschiedung `ihrer aktiven jüdischen Kameraden richtungweisend für deren Haltung. Bodo Herzog hat darüber einiges im DAS HISTORISCHE BUCH ( eine deutsche akademische Zeitschrift ) veröffentlich. Diese Grundhaltung zeigte sich auch nach dem 20.Juli. Ausnahmen gab es, aber es waren Ausnahmen und nicht die Regel.  Wenn man bei Ruge liest, was er zum Thema Dachau geschrieben hat, so wundert es einem nicht wenn der 1. Inspkt. der BM schon mit leichter Distanz betrachtet wird.
Die Außenwirkung Ihrer Beiträge läßt leider manchmal diesen Schluß zu. Ich weiß, das Sie das nicht so meinen und so haben Sie sich mir auch gegenüber mehrfach im persönlichem Gespräch geäußert.
So soll es auch bleiben.
Meine Verantwortung besteht aber auch darin, solcherart Dinge zu benennen und versuchsweise zu erklären
Ich werde mich ganz ganz stark zurückhalten , damit ich nicht in den Ruf eines Herrn an der Fulda komme, dann schon lieber nix wie weg.
BERND

kalli

@Langensiepen,

nichts mit weg !!! :MG:

Mit dem Mann aus Fulda kann man Sie nicht vergleichen. Störrisch und unbequem- ja,  ohne Einsicht- nein.

So meine Meinung. Aber weiter zum Thema:

Der 20. Juli und die Marine.

Wer kann da weiter was zu beitragen?

TD

Nun sagt mir Unwissenden einmal was es mit dem Mann in Fulda auf sich hat.


um Thema kann ich nicht viel sagen, ausser vielleicht das ich das große Ergebenheits- Telegramm von Dönitz an Adolf mit der extra großen Füherschrift einmal in Händen hatte.
Natürlich wurden hinterher alle Marinedienststellen genau überprüft, ich aber aber immer
gelesen das alle treu und fest hinter dem Führer standen.

Aber nie Hinweise wie beim Heer auf ggf. besonders verdächtige  Mitglieder der Adelsschicht usw.

Die Marineoffiziere waren eben ein besonderer Club der etwas über den Dingen, allerdings weiß ich nicht ob nur Offizierde der Kriegsmarine nicht Mitglieder der Partei sein durften.
Anderseits meldeten selbige Offiziere später eben mitten im KTB als kleine Sondermeldung
z.B. ,,Libau ist Judenfrei" und ließen sich 1942 in Afrika für Bauarbeiten auch gleich Juden zuteilen.


Grüße

Theo
...ärgere dich nicht über deine Fehler und Schwächen, ohne sie wärst du zwar vollkommen, aber kein Mensch mehr !

Torpedo

Hochinteressantes Thema. Kalli, was brauchst Du genau? Helfe gerne, wenn ich kann...Eine Verlinkung z.B. ist m.E. unproblematisch hier.

Ansonsten ist ein recht interessantes Buch (obwohl Roman und sicherlich geschönt in der Eigendarstellung) DIE FESTUNG von L-G. Buchheim. Dort wird recht gut die "Stimmung" in der Marine nach dem 20.7. beschrieben und warum sich manche so und manche anders verhalten haben.

M.E. das beste Buch, um die Gefühlslage zu lesen.
Uli "Torpedo"   [WoW Nic: Torpedo_uas]

"Man muss seine Geschichte kennen, um nicht die gleichen Fehler zu wiederholen"

Restaurierungsbericht des SEELÖWE, 20er Jollenkreuzer Baujahr 1943
http://facebook.com/r167seeloewe

kalli

Hallo Uli,

ich habe im "anderen Forum" sehr interessiert Deine einfühlsame Moderation zum Matrosenaufstand 1917 gelesen. Ein Meisterstück für ein gelungenes Forum, um optimale Ergebnisse zu erzielen.
Wir könnten hier im Forum diese Arbeit unter "Artikel und Berichte" verewigen. Wie denkst Du dazu ? Es wäre doch schade, wenn diese Arbeit im Forumsalltag in Vergessenheit geraten sollte.

Schöne Grüße
Kalli

Torpedo

Hallo Kalli,

danke für die Blumen, muß ich noch mal nachlesen  :| ...

Nein, Du kannst gerne eine Verlinkung machen.
Uli "Torpedo"   [WoW Nic: Torpedo_uas]

"Man muss seine Geschichte kennen, um nicht die gleichen Fehler zu wiederholen"

Restaurierungsbericht des SEELÖWE, 20er Jollenkreuzer Baujahr 1943
http://facebook.com/r167seeloewe

kalli

Habe jetzt das Buch von Jörg Hillmann  ,,Der 20.Juli 1944 und die Marine".

Vorab : Ich empfehle es jedem, der sich mit Widerstandsfragen beschäftigen und auseinandersetzen möchte.
Das betrifft auch Fragen, die im Zusammenhang mit der Traditionspflege in der Bundeswehr stehen und wie sich das entwickelt hat.
Ich habe in diesem Büchlein vieles gelesen, was mir neu war. Und Namen, die mir bisher wenig geläufig waren.
Gut, Canaris kennt jeder- würde ich nicht so sehr zu diesem Zeitpunkt der Marine zuordnen,
nun einige Namen
Dr. Kurt Bauch
Fregattenkapitän Dr. Franz-Maria Liebig
Berthold Schenk Graf von Stauffenberg ( Marinestabsrichter )
Korvettenkapitän Alfred Kranzfelder
Dr. Sydney Jessen
Dr, Arnold Mardersteig ( FKpt.d.R. )
Admiralrichter Dr. Kurt Eckhardt
Kapitän zur See Kupfer
Werner Traber ( Hapag Direktor )
Otto Mejer ( zweifelhaft- war Nebenanwalt von Dönitz und Raeder ).

Ansonsten bietet das Buch eine nüchterne Bestandsaufnahme über den geringen Widerstand in der Marine, untermauert mit entsprechenden Abdrucken von Dokumenten die die bedingungslose Haltung von Dönitz gegenüber Hitler zeigen. Raeders Angst. Und so weiter....Viele Quellenangaben...

Kostet unter 10€. Ich habe den Kauf keineswegs bereut.

Zerstörerfahrer

Danke Kalli, sieht ja ganz gut aus. Haste direkt beim Verlag bestellt ?

kalli

Hallo Rene,

ich habe direkt beim Verlag Dr. Winkler bestellt.

http://www.winklerverlag.de

9,80 versandkostenfrei. :MG:

Zerstörerfahrer

Danke, Bestellung ist draussen.  :MV:

Zerstörerfahrer

Moin Moin mal zurück zum Thema und kurz zur Rolle Admiral Krancke's am 20. Juli 1944.

Krancke war am 20.Juli OB des Marinegruppenkommandos West und ihm unterstanden mehr als 5000 Mann. Kurz vor 21.35 Uhr gabs ein Telefonat zwischen Krancke und Dönitz, der ja nach Rastenburg geeilt war, in dem Dönitz den Admiral aufforderte nur seine oder Hitlers Befehle anzunehmen. Gegen 21.35 Uhr traf dann der Tagesbefehl von Dönitz, in dem er zum " heiligen Zorn gegen unsere verbrecherischen Feinde und Mietlinge " aufrief, ein.
In Paris war die Lage völlig unklar, da Angehörige des Sicherheitsdienstes und der Höhere SS-Polizeiführer Carl Oberg verhaftet waren.
Mehrfach versuchte Krancke beim OB West, Generalfeldmarschall Kluge, vorstellig zu werden, konnte aber nicht mit ihm in Kontakt treten. Daraufhin drohte er schliesslich dem Chef des Stabes, General Blumentritt, mit seinen Marinetruppen den Polizeiführer und seine Männer zu befreien.
Als um 23.00 Uhr ein Fernschreiben,  mit dem Befehl der Alarmbereitschaft für die Kriegsmarine, eintraf, befahl er um 00.45 Uhr seinen Truppen sich für einen Einsatz klarzumachen. Letzendlich führte die Mitteilung von der Freilassung der SS-Angehörigen zur Entspannung der Lage.
Später versuchte Krancke sein Verhalten am 20. Juli als " eigenständig " hinzustellen, allerdings intervenierte die SKL und er musste am 21. Aug. das KTB dahingehend ändern, das er vorher einen Anruf von Dönitz erhielt.
Vom Polizeiführer wurde dem Admiral grosser Dank " für sein tatkräftiges Verhalten ... in der vergangenen Nacht " ausgesprochen.


Quelle : " Der 20.Juli 1944 und die Marine " von Jörg Hillmann

Etwas ausfühlicher zu der Begebenheit in " Aufstand der Generale. Der 20.Juli 1944 in Paris " von Wilhelm von Schramm.


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