1. September

Begonnen von Urs Heßling, 01 September 2024, 08:43:08

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Urs Heßling

moin,

mit einem Luftangriff auf die kleine Stadt Wieluń und dem Beschuß der Westerplatte begann heute vor 85 Jahren kurz nach 04:30 (nicht "um 05:45") der Zweite Weltkrieg

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

Albin

Heute ist ja auch in Deutschland Weltfriedenstag bzw. Antikriegstag.

OWZ

 Meine Tante notierte nach dem Krieg zum Beschuss der Westerplatte wie folgt:
 "Am Voraben des 1. Septembers wurden Geschütze durch Neufahrwasser gerollt. Eine Übung! Am nächsten Morgen erzitterte das Haus. Ich schreckte durch das Getöse aus dem Schlaf und stürzte aus dem Bett die Treppe hinunter. In der Küche hatten sich schon mehrere Hauseinwohner versammelt. Es war noch früh. Der erste Schuß war um 4.45 Uhr gefallen. Das Beben und Krachen der Geschütze hörte nicht auf. Mein Vater befahl allen sich ordentlich anzuziehen und wieder in die Küche zurückzukommen, es sei der sicherste Ort durch die Eisenträger für den Dachgarten. Einer brachte die Kunde, die Schleswig Holstein beschieße die Westerplatte. Zwei Stunden dauerte der Angriff. Dann war Stille. Wir sahen, wie die Polen, die in unserem Ort lebten, aus den Häusern geholt und abgeführt wurden. -
 Dann - von 9 bis 11 Uhr noch ein Angriff! Die Polen auf der Westerplatte hatten sich nicht ergeben. Wir hörten von den ersten Toten auf unserer Seite. Die Eltern hatten inzwischen für Omchen und uns Kinder alles geordnet. Wir wurden zu Mutters Schwester Tante Erna ... nach Langfuhr gebracht, obwohl Achim am liebsten Danzig mit befreien wollte. Langfuhr, dieser Vorort Danzigs lag von Neufahrwasser ein paar Kilometer entfernt, während wir, nur durch die Weichsel getrennt, die Westerplatte vor der Nase hatten. Vom Zimmer meiner Brüder aus konnten wir durch eine Häuserlücke die Masten und Aufbauten der Schiffe sehen, wenn sie im Hafen vorbeifuhren.
 Die Lage wurde immer kritischer. Am Abend erschienen unsere Eltern ebenfalls in Langfuhr. Ganz Neufahrwasser wurde geräumt. Die meisten wurden auf Schiffen die Weichsel aufwärts in Sicherheit gebracht. Auch das Landheim unserer Schule in Östlich-Neufähr wurde zum Auffanglager. Am nächsten Vormittag griffen Stukas die Westerplatte an. Vater hatte den Angriff von einer Brücke aus beobachten können. Er war sehr besorgt, ob er von unserem Haus noch etwas wiederfinden würde. Am selben Abend machte er sich nach Neufahrwasser auf den Weg. Es war zum Glück nur eine der Stukabomben in den Ort gegangen, weit genug entfernt, um in unserem Haus nur mehrere Fensterscheiben springen zu lassen - auch die große Schaufensterscheibe. Vater verteilte noch das Brot, das am Tag vorher gebacken worden war, an Soldaten, die in den Straßen Wache hatten, und kam zu uns nach Langfuhr zurück.
 Es dauerte eine ganze Woche, bis die Westerplatte sich ergab. - "

  :MG:  OWZ

Big A

Zitat von: Urs Heßling am 01 September 2024, 08:43:08moin,

mit einem Luftangriff auf die kleine Stadt Wieluń und dem Beschuß der Westerplatte begann heute vor 85 Jahren kurz nach 04:30 (nicht "um 05:45") der Zweite Weltkrieg

Gruß, Urs
Ich möchte widersprechen.
Es begann der europäische Teil des 2.Weltkriegs.
Imho gilt der 07.07.1937 als eigentlicher Beginn, nämlich als die IJA den sog. "Vorfall an der Marco Polo Brücke" zu Anlass nahm, massiv in China einzumarschieren.

Literaturhinweise dazu: Richard B. Frank, A tower of skulls

Axel
Weapons are no good unless there are guts on both sides of the bayonet.
(Gen. Walter Kruger, 6th Army)

Real men don't need experts to tell them whose asses to kick.

t-geronimo

Dann könnte man aber auch argumentieren, dass am 07.07.37 der asiatische Teil begann und den 10.12.41 in den Raum werfen, an dem es dann wirklich global wurde.

Wie auch immer man es sieht, sollte man aus deutscher Sicht trotzdem immer an den 01.09.39 erinnern - gerade an einem Tag wie heute!!!
Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

Forum MarineArchiv / Historisches MarineArchiv

Big A

Volle Zustimmung was die Erinnerung betrifft, und ja, 2 "regionale" Kriege wurden am 07.12.1941 global.
Es ist wohl immer vom "Wohnort" des Betrachters abhängig, welche Daten gelten.
( wie auch zum Kriegsende: 08.05.45, 15.08.45, 02.09.45... :? )

Axel
Weapons are no good unless there are guts on both sides of the bayonet.
(Gen. Walter Kruger, 6th Army)

Real men don't need experts to tell them whose asses to kick.

Urs Heßling

moin,

Zitat von: Big A am 01 September 2024, 21:40:03Ich möchte widersprechen
Widerspruch zur Kenntnis genommen, aber nicht akzeptiert. ... Warum hat dann niemand am 7.7.2022 daran erinnert ?

Wir wollen doch nicht verschleiern, daß der Krieg, der sich zum Zweiten Weltkrieg auswuchs, vom Deutschen Reich ausging.

Es ließen sich auch weitere Termine finden ...

Es gab/gibt Historiker, die den Zweiten Weltkrieg als Fortsetzung des Ersten Weltkriegs und die Zeit von 1918 bis 1939 eher als einen zeitweisen Waffenstillstand betrach(te)ten.

Dann gibt es die These, daß der Vertrag von Versailles der Auslöser für den zweiten Weltkrieg sei

Auch der Mukden-Zwischenfall (1931) käme in Betracht ...

... und schließlich - wir sind ja ein Marineforum - die Versenkung der USS Panay

Können wir uns einigen, daß es "Schritte zum Krieg" gibt, zu denen der 7.7.37 gehört, der dann am 1.9.1939 begann ?

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

Big A

ZitatWarum hat dann niemand am 7.7.2022 daran erinnert ?

Vielleicht, weil es weit weg war, "nur" Asien betraf...
(Immerhin hatte China deutlich mehr Opfer als die SU zu beklagen, auch etwas, das hier nicht unbedingt zum Allgemeinwissen gehört)
Man könnte viele Gründe finden.
In den USA setzte in den letzten ca. 10 Jahren ein Umdenken in der Geschichtsschreibung ein, ein Lösen von der eurozentristischen Betrachtung.
Was nun letztendlich DIE richtige Lesart ist, ich weiß es nicht.
Für meinen Teil bleibe ich auf dem u.a. Standpunkt.

Axel
Weapons are no good unless there are guts on both sides of the bayonet.
(Gen. Walter Kruger, 6th Army)

Real men don't need experts to tell them whose asses to kick.

maxim

Der Unterschied zwischen dem 7.7.37 und dem 1.9.39 ist meiner Meinung dieser:

am 7.7. begann der Zweite Chinesisch-Japanische Krieg. Hier eskalierte ein Konflikt zwischen China und Japan, der schon die Jahrzehnte zuvor immer wieder aufflammte, da Japan versuchte Teile von China zu erobern. Der Krieg blieb aber bis 1941 im Wesentlichen auf China beschränkt.

am 1.9. griff Deutschland Polen an, um Polen zu erobern. Das ist jetzt ähnlich. Der Unterschied ist aber, dass in diesem Fall Frankreich und Großbritannien ihre Verpflichtungen zumindest in dem Sinn nachgingen, dass sie am 3. September Deutschland den Krieg erklärten. Dadurch blieb dieser Krieg nicht auf Polen beschränkt, sondern weitete sich schnell auf große Teile Europas aus, später von dort nach Afrika und Asien (Naher Osten) plus diverse Kampfhandlungen auf den entfernteren Weltmeeren. Damit erreichte der Krieg schon vor 1941 ein ähnliches Ausmaß wie der Erste Weltkrieg (der ja stark auf Europa begrenzt war, wenn man von einigen Kämpfen in deutschen Kolonien in Afrika und Asien plus den Weltmeeren absieht).

1941 wurde der Zweite Weltkrieg dann wirklich mit dem japanischen Angriff auf Pearl Harbour zu einem Weltkrieg - wobei die Verbindung zwischen dem Krieg in Europa und Pazifik nur darin bestand, dass die Alliierten jeweils kämpften. Die direkte Unterstützung zwischen den europäischen und asiatischen Teil der Achsenmächte war ja recht gering . Die UdSSR kämpfte bis 1945 nur auf der europäischen Seite gegen die Achsenmächte.

jockel

Zitat von: Albin am 01 September 2024, 09:12:40Heute ist ja auch in Deutschland Weltfriedenstag bzw. Antikriegstag...

...und eine als gesichert Rechtsextremistisch angesehene Partei konnte ausgerechnet am 1.9.2024 berauschende Wahlerfolge in zwei Bundesländern feiern... :BangHead:

Gruß
Klaus

2M3

Moin,

nix für ungut. Aber sollten wir es nicht unterlassen, hier Politik ins Spiel zu bringen?
So lautet mW eine Regel im Forum. Wenn wir hier im Forum noch anfangen, uns gegenseitig als Nazis oder Antifanten (dazwischen gibt es ja im besten Deutschland aller Zeiten nichts mehr) zu beschimpfen, tun wir dem Forum nicht gut.

Mehr als 70 Prozent Wahlbeteiligung sind mir demokratisch genug. Ende und out.

Gruss Frank
Flottenschule Parow 78-79, Ausbildung Ari-leicht, 25mm 2M3/M110 und 30mm AK-230, 79-82 Ari-Maat 1. MSR Abteilung/1. Flottille Peenemünde auf Proj. 89.2 MSR-lang/Kondor-II

maxim

Eine hohe Wahlbeteiligung ist gut, aber nicht jede gewählte Partei ist demokratisch. Aber immerhin haben fast 70 für demokratisch oder eher demokratische Parteien gestimmt - und nicht für eine offen rechtsextreme.

Letztere hat ja schon angekündigt, dass sie viel kaputt machen will, wodurch sie massive wirtschaftliche Probleme verursachen würde, was diese Parteien weiter radikalisieren würde. Das kennt man ja von deren geistigen Vorgängern. Die haben sich auch immer weiter radikalisiert und immer weiter eskaliert, da ihre Politik nicht funktioniert hat. Das Ergebnis waren Massenmorde, Angriffskriege und ein komplett verwüstetes Land. Der 30. Januar hatte so zum 1. September geführt und dieser zum 8. Mai.

beck.Schulte

#12
Lieber Maxim,
Das macht mir Angst. Da erwartet uns also ein neuer (Welt) Krieg, wenn die Blauen Bataillone den Marsch von Dresden nach Berlin antreten. Raus aus EU, NATO und alles Fremde wech!  Gegen wen marschieren wir denn? Auch wäre  eine neue atomare Bundeswehr von Nöten und wenn alles hier raus ist, wer bleibt denn da für die Verwirklichung der Blauen Welteroberungsträume? Nur noch alte weiße Männer mit ohne Kampferfahrung?
Was mich beruhig, ist dass ich in den letzten 30 Jahren von "demokratischer-linker" Seite solch Szenarien gewohnt bin. Wiedervereinigung, Berlin-Hauptstadt, usw usw
Ich jedenfalls in einer Umgebung mit kaum noch wen ohne Migrationshintergrund, sowie mit einer deutsch-polnischen und bald auch deutsch-portugiesischen Familie fühle mich auch nach den Sonntagswahlen  hier im ,,besten Deutschland aller Zeiten" sicher und zufrieden.
  :ROFL:

 Just wieder geplante Massenentlassungen und Abwanderung von Industrie (VW, ZF, usw) alles aus Sorge wegen der Wahl im Osten?

PS: Bin gespannt, wie lange mein Beitrag hier zu lesen ist!  :wink:



Axel Niestle

Moin,

hier gibt es ja keine Zensur. Weshalb sollte der Post also gelöscht werden? Nur Beiträge, die gegen die Forum-Regeln verstossen, werden zu Recht gelöscht. Alles andere fällt unter freie Meinungsäußerung, worauf man stolz sein kann. Nicht alle Menschen auf dieser Welt können dieses Recht genießen!

Deshalb gibt es auch allen Grund, sich im besten Deutschland aller Zeiten sicher und wohl fühlen.

Beste Grüße

Axel Niestlé

wirbelwind

Hallo,

nach meinem Empfinden sollten aktuell politische Themen keinen breiten Raum in Militärforen wie diesem finden. Allzu schnell gleiten dann konträre Ansichten oft ins Persönliche ab. Zurück bleibt meist,,verbrannte Erde", die in keinem Verhältnis zu dem erzielten Erkenntnisgewinn steht. Es gibt genug andere Möglichkeiten, sich gerade zu den aktuellen Wahlergebnissen auszutauschen.

MfG Wirbelwind


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