Frage zu Regelzellen/Bunker U-995 bei Hauptlenzpumpe

[NeugierigerLaie]

Hallo allerseits! 

Ich versuche derzeit, mir anhand von Bildern und virtuellen Touren die Informationen aus Skizzenbuch & U Bootskunde (jeweilige Versionen vom uboatarchive) zu veranschaulichen.

In der Zentrale befinden sich auf der U-995 neben der Hauptlenzpumpe u.A. Ventile für die Regelbunker/-Zellen, siehe hier auf u-995.com (Achtung - nur http!).
Ich bin mir unsicher, was passiert, wenn ein solches Ventil geöffnet wird. Anhand dieser Legende vermute ich, dass der Durchfluss von Seewasser geregelt wird.
Zuerst dachte ich, dass hiermit Seewasser von außen in die Zellen eingelassen werden kann, aber der Aufbau mit den Flanschen hat mich skeptisch gemacht.

Wird über diese Ventile geregelt, welche Regelbunker/Zellen gelenzt werden?

Vermutlich ist dies anhand des Skizzenbuchs leicht feststellbar, gerne reicht auch ein Verweis welches Blatt eine Antwort liefern könnnte - dann buddel ich nochmal.
Im Moment komme ich da einfach nicht ganz weiter, habe mich da etwas selbst verwirrt

Vielen Dank im Voraus für die Hilfe!

[Schorsch]

Hallo NeugierigerLaie,

wenn ich Dich richtig verstehe, suchst Du auf den Blättern des Skizzenbuches die vier bzw. fünf Ventile zu verorten, die auf dem von Dir verlinkten Foto von u-995.com zu sehen sind.

Sollte das zutreffen, würde ich Dir vorschlagen, auf Blatt 6 ( Klick!) nach den Ventilbezeichnungen e (für die vier baugleichen Ausführungen im rechten Bereich des Fotos) bzw. die Kombination e/a₁ (für das Ventil am linken Bildrand) zu suchen. Auf Blatt 7 ( Klack!) wären es die Bezeichnungen f bzw. wieder analog zum vorherigen Plan die Kombination f/a₁.

Mit freundlichen Grüßen
Schorsch

[NeugierigerLaie]

Hallo Schorsch,

vielen Dank für Deine schnelle Antwort und die beiden Skizzen! (Gestern Abend habe ich den Wald vor lauter Bäumen tatsächlich nicht mehr gesehen! )

Mit meinen begrenzten technischen Kenntnissen habe ich mir jetzt folgende Erklärung zusammengebastelt:

Wenn eines dieser Ventile (z. B. e auf Blatt 6 oder f auf Blatt 7) geöffnet wird, kann Seewasser aus dem Bootsinneren in die entsprechende Zelle oder den entsprechenden Bunker gelenzt werden. Von dort aus kann es entweder weiter außerbords abgelassen oder bei Bedarf in der Zelle belassen werden.
Kurz gesagt: Mit diesen Ventilen wird kein Seewasser von außerhalb des Druckkörpers in die Zellen eingelassen – es erfolgt kein Fluten.

Zu den Ventilen e1 / f1 und a1: Bedeutet die Beschreibung (VON SEE INNEN... z. B. FLUTEN REGELZELLEN auf Blatt 6 und VON SEE INNEN... z. B. FRISCHWASSERERZEUGER auf Blatt 7), dass hier einerseits der Wasserfluss zum Flutverteiler geregelt wird (wodurch das Lenzen, wie oben beschrieben, erst möglich wird) und andererseits, dass Seewasser mittels a1 dem Frischwassererzeuger zugeführt werden kann?

[Schorsch]

Hallo NeugierigerLaie (ein Name wäre vielleicht doch ganz nett),

nachfolgend der Versuch, das doch recht komplexe Zusammenspiel der verschiedenen Komponenten der Bedienung der Regelzellen und -bunker aufzudröseln.

Wenn eines dieser Ventile (z.B. e auf Blatt 6 oder f auf Blatt 7) geöffnet wird, kann Seewasser aus dem Bootsinneren in die entsprechende Zelle oder den entsprechenden Bunker gelenzt werden. Von dort aus kann es entweder weiter außerbords abgelassen oder bei Bedarf in der Zelle belassen werden.

Nein, gelenzt (i.S.v. geleert) werden die Regelzellen bzw. -bunker mit der Hauptlenz-, der Hilfslenz- und Trimmpumpe oder mittels Druckluft von 0,5 atü aus dem Niederdruckluftverteiler des Bootes, und zwar direkt nach außenbords über das Ventil b (auf Blatt 7) direkt nach See oder über den Umweg über Tauchzelle 3. Von selbst geht in puncto Lenzen (zunächst) gar nichts und das bleibt auch so, sollte der Wasserdruck außenbords den aktuellen Druck des Luftpolsters in den Regelzellen und -bunkern übertreffen. Für die ,,natürliche Flutung", d.h. ohne die Verwendung von Pumpen, wie es in der M.Dv. 371,181: ,,U-Bootskunde für U-Boote Bauart VII C" auf S. 156 heißt, der Regelzellen bzw. -bunker ist das Öffnen der Ventile f und des Bordventils a vor dem Feinflutwasserzähler bzw. des zweiten Bordventils a von See in der Zentrale notwendig. Dieses Öffnen führt dazu, dass die erwähnten Zellen bzw. Bunker durch den Außendruck gegen ein sich in ihnen aufbauendes Luftpolster geflutet werden. Die Menge des zugefluteten Wassers wird insbesondere bei geringen Mengen mittels des schon erwähnten mechanischen Feinflutwasserzählers bzw. über die Messung des sich aufbauenden Druckes des Luftpolsters in den Regelzellen und -bunkern ermittelt. Zusätzlich gibt es noch zwei entsprechende Wasserstandsanzeiger – allerdings nur für die Regelzellen – in der Zentrale.

Kurz gesagt: Mit diesen Ventilen wird kein Seewasser von außerhalb des Druckkörpers in die Zellen eingelassen – es erfolgt kein Fluten.

Ebenfalls nein, denn neben dem Lenzen der Regelzellen und -bunker wird auch das Fluten mit Seewasser (Siehe die Beschreibung oben!) über die Ventile f ermöglicht. Insbesondere die in der Darstellung verwendete Bezeichnung "Flut- und Lenzverteiler" für diesen Block an Ventilen ist imho ein starkes Indiz für die Richtigkeit der Annahme.

Zu den Ventilen e₁/f₁ und a₁: Bedeutet die Beschreibung (VON SEE INNEN... z. B. FLUTEN REGELZELLEN auf Blatt 6 und VON SEE INNEN... z.B. FRISCHWASSERERZEUGER auf Blatt 7), dass hier einerseits der Wasserfluss zum Flutverteiler geregelt wird (wodurch das Lenzen, wie oben beschrieben, erst möglich wird) und andererseits, dass Seewasser mittels a1 dem Frischwassererzeuger zugeführt werden kann?

Wie schon geschrieben, gibt es zwei Bordventile von See in der Zentrale, die mit den Regelzellen und -bunkern in direkter Verbindung zu sehen sind. Das Seewasser für den Frischwassererzeuger kann am Flut- und Lenzverteiler der Regelzellen und -bunker über das Ventil a₁ mit der Kombination f/a₁ abgezweigt oder auch direkt am zweiten Seewasserventil a der Zentrale abgenommen werden. Dort gibt es noch ein zweites Ventil mit der Bezeichnung a₁.

Ich hoffe, dass ich mit meinen Ausführungen nicht komplett danebenliege – ich bin halt kein ausgebildeter LI (oder neudeutsch STO).

Mit freundlichen Grüßen
Schorsch

[NeugierigerLaie]

Hallo Schorsch,

Mensch - danke für die sehr ausführliche Darstellung. 
Deine Beschreibung klingt schlüssig, ich denke, ich sehe jetzt, wo da der Denkfehler bei mir lag.
Wenn wir also annehmen, dass eine solche Zelle/Bunker bspw. über Tauchzelle 3 gelenzt werden soll, nimmt das Wasser durch die Leitungen seinen Weg durch die Zentrale und dann über den Tauchbunker die Tauchzelle nach aussen.

Sehr spannend, da kann ich jetzt nochmal etwas für mich weiter knobeln und mit deiner Darstellung das "Lesen" derartiger Skizzen üben.

Zu deiner Anmerkung bzgl. des Namens - das machen wir, bei so einer Unterhaltung! 

Grüsse aus Übersee
Sebastian

[Schorsch]

Hallo Sebastian,

freut mich, dass ich helfen konnte.

Da bekommt der Dialog aus "Das Boot" gleich doppelt so viel Power, wie er ohnehin schon hat:

LI: Könnte klappen. Von Hand in die Regelzellen, dann mit Hauptlenzpumpe und Druckluft das Wasser außenbords drücken.
Kommandant: Hauptlenzpumpe?
LI: Kriegen wir hin.

Ach so, noch ein herzliches Willkommen hier im FMA!

Mit freundlichen Grüßen
Schorsch

[NeugierigerLaie]

Da bekommt der Dialog aus "Das Boot" gleich doppelt so viel Power wie er ohnehin schon hat:

Du triffst den Nagel auf den Kopf.    Eben genau diese Passage aus dem Roman hat mich darauf gebracht, mir dieses System doch mal genauer anzuschauen.

Ach so, noch ein herzliches Willkommen hier im FMA!

Dankeschön, ich wünsche noch einen schön Abend (oder Tag, je nachdem wo Du eben gerade bist).