WER gab Stichwort "Regenbogen" aus?

Begonnen von Kleinschiffer, 16 März 2025, 22:03:13

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t-geronimo

Wir sind hier in der Regel per Du. :MZ:
Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

Forum MarineArchiv / Historisches MarineArchiv

Kleinschiffer

Gern, wenn es Eure Regeln sind und Du es mir für´s Marinearchiv anbietest, dann: danke Dir. :TU:)

Big A

Gemäß einer Absprache war GB für deutsche/ italienische Schlüssel, die USA für japanische federführend. Man tauschte sich natürlich aus, in bestimmten Situationen, in engem Kreis.
ULTRA war auch im Pazifik strengstens kontrolliert, die USA haben mW nie einer "Lockerung" zugestimmt.

Axel
Weapons are no good unless there are guts on both sides of the bayonet.
(Gen. Walter Kruger, 6th Army)

Real men don't need experts to tell them whose asses to kick.

Kleinschiffer

Hallo Axel,

vielen Dank für Deinen Einwand. Vielleicht hast Du Recht, ich habe keinen Beleg für eine formale Vereinbarung. Gleichwohl - für ausgeschlossen halte ich eine selbstbewusste, einseitige Handhabung ihrer ULTRA Fähigkeiten durch die Briten für die Zeit April/Mai 45 aber nicht. Aber das sind momentan alles Spekulationen.

Lass mich Dir aber ein Argument FÜR die These unterbreiten: Churchill / Montgomery einerseits und Eisenhower andererseits waren sich über den Umgang mit den besiegten Deutschen alles andere als einig. Churchill sorgte per Befehl an Montgomery dafür, die Deutschen zwar zu entwaffnen, deren Waffen aber nicht zu vernichten sondern sorgfältig einzulagern, um sie später ggf. (!) wieder an die Deutschen ausgeben zu können, falls man gemeinsam mit den Deutschen gegen die Russen kämpfen müsste. Das belegt ein tiefes Misstrauen Churchills gegenüber Stalins Absichten - er hielt Feindseligkeiten der Russen gegenüber den Briten und Amerikanern für denkbar.
 
Im Material des Britischen National Archive las ich, daß die Admiralität Überlegungen anstellte, wieviele Deutsche U-Boote man zu Forschungs- und Testzwecken brauchen würde... und wieviele man max. in Britischen Häfen würde auflegen und WARTEN könnte - mir ist eine Zahl von 160 erinnerlich. Wie entzieht man aber den Rest der Boote eventuellem Russischen Zugriff?   

Eisenhowers Vorbehalte gegen diese Ansichten war den Briten, vor allem Montgomery, bestens bekannt. Eisenhower war zumindest seit Stalins wütenden Reaktionen wegen der von Dulles mit der SS ausgehandelten Teilkapitulation in Italien sehr bemüht alles zu unterlassen, was Stalin noch weiter provozieren würde. Er war sich der diversen strategischen Vorteile Russlands im Fall einer Auseinandersetzung in Europa völlig bewusst.

Die Briten gingen deshalb vor und nach der Kapitulation auf dem Timeloberg innerhalb ihrer Zone durchaus eigene Wege. Sie beließen z.B. auch nach Reims und Karlshorst die "Reichsregierung" vorerst im Amt. Als sich Stalin bei Truman massiv beklagte, setzte Eisenhower am 23.5. dann zwar Absetzung und Verhaftung der Dönitz-Regierung durch, die im Norden bei den Briten liegenden Deutschen Verbände blieben aber dennoch in Kommando- und Befehlsstruktur, nebst persönlicher Waffe der Offiziere, bis zum Sommer´45 in Takt - nur durch ein paar Britische Kontrolloffiziere überwacht.

Axel, ich weis: Spekulationen, Indizien und Thesen - nichts weiter. Doch um Beweise PRO oder CONTRA aufzufinden, habe ich mich ja an Euren Kreis von Experten gewandt.... und schon die ersten Hinweise waren hervorragend. Ich hoffe, das Thema ist Euch nicht zu theoretisch und langweilt Euch nicht. Ich würde mich freuen, wenn ich weiter mit Eurer kompetente Unterstützung hoffen darf.

Ruhige Wache und bestes Wochenendwetter für die Mannschaft... Danke Euch.

Kleinschiffer

ARANTALES

Vielleicht von Interesse https://www.cnrs-scrn.org/argonauta/pdf_argo/argo_40_2.pdf

ARGONAUTA, 2023, Spring-issue:
"The Potsdam Conference and the remaining U-boats", erneut von Derek Waller, 17 Seiten mit Quellenangaben.

Auch inn die Herbst 2021-Ausgabe soll ein Artikel von Derek stehen.

Met vriendelijke groeten,
Walter



Kleinschiffer

Guten Abend Walter,

... da schippert man in diese Nebelbank und plötzlich ist da dieser Lotse!

Wieder ein ganz toller Beitrag Walter, ganz herzlichen Dank. Unstrittige Quellen und eine sehr praktische Zusammenstellung der einzelnen alliierten Positionen und Motivationen.

Und obwohl sich der Artikel praktisch auf das "Nachspiel" des von mir betrachteten Problems bezieht, erkennt man glasklar, wie die Alliierten bezüglich der deutschen U Boote dachten - nach und VOR der Kapitulation. Man stelle sich die Nervosität der Briten vor, wenn die selbstversenkten U Boote auch noch auf dem "Tisch" zur Verteilung gelegen hätten.

Nochmals herzlichen Dank, Walter.

Allen eine "Ruhige Wache" und ein schönes Wochenende,

Kleinschiffer

kalli

Was das ,,Nachspiel" betrifft, verweise ich auch auf das Kapitel ,,Die Aufteilung der deutschen Kriegs -und Handelsflotten nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges" im neu erschienen Buch der Edition Erich Gröner zu den deutschen Beuteschiffen hin.

Kleinschiffer

Vielen Dank lieber Kalli,

ein spannendes Kapitel. Imposant, welche strategischen Gedankengänge im Hintergrund immer eine Rolle spielen.

Man schaut ja immer gebannt auf die Operativen Entwicklungen: der Angriff hier, die Rücknahme dort, die heroische Einzelleistung, die die Massen in ihren Bann ziehen.

Wie gesagt: sehr spannend. Wie heißt es doch so schön im Englischen: HISTORY IS REPEATING ITSELF!

Besten Gruß an den schönen Wandlitzsee (weiter MIT wilder Badestelle wie ich hoffe) und schönes Wochenende ins RUND

Kleinschiffer   

ufo

Hallo Kleinschiffer

Herzlich wilkommen. Schoen Dich hier zu haben und – ja, ein interesssanter Gedanke. Und man muss bedenken, dass so mancher ,Durchbruch' in der Geschichtsforschung mit einer ,spinnerten Idee' begann.

Ich muss aber auch gestehen, dass ich nicht allen Deinen Praemissen so recht folgen kann. Du gehst davon aus dass die Admiralitaet ueberlegte "wie stellen wir sicher, daß die enorme Schlagkraft der vorhandenen Deutschen High-Tech U-Boote nicht in ein paar Monaten oder Jahren gegen uns gewendet werden kann".
Das kann ich so nicht recht nachvollziehen. High-Tech U-Boote? Enorme Schlagkraft? Spaeter schreibst Du auch von zu viel Power in Deutschen Haefen?
Hmmm...

Mit dem High-Tech bin ich auch nicht so ueberzeugt. Anfang 1944 wusste die Admiralitaet von den XXI Booten und baute dann HMS Seraph in ein vergleichbares schnelles Tauchboot um. Man lernte, dass man neue Taktik und Technik brauchen wuerde fuer die naechste Phase im U-Bootkrieg aber da war nichts was Furcht und Schrecken brachte.

Tja und enorme Schlagkraft ... Hessler beschreibt in seiner Studie, die er spaeter fuer die Admiralitaet erstellte schon sehr deutlich, dass die Deutschen U-Boote spaet in 44 und 1945 in grossen Zahlen abgeschossen wurden. Da war keine enorme Schlagkraft. Da bekam fast schon ein Ritterkreuz wer nur ein, zwei Feindfahren ueberlebte.

Zu viel Power in Deutschen Haefen ... was an Booten uebriegblieb – das sieht auf Photos natuerlich immer beeindruckend aus. Aber aus der Naehe betrachtet sind das halt haufenweise ausgelutschte Kriegswaffen, die viel zu lange, viel zu wenig gewartet wurden, fuer die man keine Ersatzteile hatte und die oft von Baulos zu Baulos variierten.
Und was diese Boote konnten, wusste die Royal Navy seit sie HMS Graph hatten.

Zu dem Themenkompkez was die Deutschen U-Boote – sowohl die Tauchboote IX als auch die schnellen Tauchboote XXI – so konnten und was die Allierten davon dachten finded sich viel Detail bei:
Malcolm Llewellyn-Jones, 'The Royal Navy and Anti-Submarine Warfare, 1917-49'
oder:
George Franklin, 'Britain's Anti-submarine Capability 1919-1939'.
Beide lassen sich auch via Google online als Doktorarbeiten finden. 


Natuerlich wollte man nicht, dass die Russen Unmengen Kriegsgeraet kriegten. Oder die Franzosen. Die Amerikaner hatten einen etwas mit dem Ruecken an der Wand, das konnte man schlecht ,nein' sagen. Aber gerade was die UdSSR betraf – soweit ich weiss waren die Westallierten etwas im Unklaren wieviel Menschen die Sovierts verloren hatten aber dass es um deutlich mehr als 10 Million ging, das war schon klar. Wer haette hundert Kriegsmarine U-Boote fahren sollen? Wer die aufmoebeln und warten.       

Ich denke da ueberbewertest Du Chrchhills Aussagen etwas. Der Aermste muss fuer viel herhalten was die Einschaetzung Deutscher U-Bootmacht betrifft. Sein Satz mit dem ,das Einzige, was mir schlaflose Naechte betreitet hat ...' und so ist ja zu einer Deutschen U-Bootikone geworden. Tatsaechlich ist sein Einfluss auf das grosse Geschehen glaube ich bestenfalls ein Teileinfluss gewesen.
Da gibt detailierte Studien zu:
Chris Madsen, 'The Royal Navy and German Disarmament 1942-1947'
... und fuer die Folgezeit:
Douglas Peifer, 'The Three German Navies; Dissolution, Transition and New Beginnings 1945 – 1960'


Soweit ich weiss kommt diesen Mai ein Buch heraus:
Derek Waller, 'The Surrender of the U-Boat Fleet 1945'.
Ich denke da bringt er seine Jahrelangen Forschungen zu dem Thema zusammen. Bei uboat.net hat er zum Beisppiel einen Artikel zum Thema:
https://uboat.net/articles/92.html

Ja, ich kann mir schon vorstellen, dass die Royal Navy versucht hat U-Bootbewegungen zu beeinflussen.
Ich bin gespannt, was Du zutagebringst.

Kleinschiffer

Hallo Ufo. Guten Abend nach Schottland,

ich Danke Dir sehr für Deine ausführlichen "Manöverkritik" und Deine Argumente -ja, die haben durchaus viel für sich, das gebe ich zu.

Ich glaube dennoch, daß Churchill im April/Mai 1945 also VOR der Kapitualation und diesen Zeitraum betrachten wir ja, das damals ja noch nicht (selbst)versenkte Bedrohungspotential, daß von einer großen Menge durch Stalin erbeuteter Deutscher U-Boote ausgehen würde, wenig entspannt gesehen hat.

Ich denke, das geht aus den Britischen Einschätzungen (Churchill / Admiralität / Außenministerium) hervor, die uns aus der Zeit  vor, während und nach der Potsdamer Konferenz überliefert sind. Churchill selbst hob immer wieder, selbst im 1:1 Gespräch mit Stalin, hervor, wie sensibel diese Frage für das Königreich sei und welche potentielle Bedrohung von mehreren Hundert U-Boote in Fremder Hand für die Insel im Allgemeinen und für den Britischen Wähler (nach den Erfahrungen im WWI und WWII) im Speziellen ausgehen würden. Stalins anfängliches Drängen in der U-Bootfrage scheint Churchills Misstrauen da nur noch bestärkt zu haben.

Ob die neuen Deutschen U-Boote nun gut oder weniger gut waren, dürfte zu unserem Betrachtungszeitpunkt (vor der Kapitulation) auch für die Admiralität noch relativ unklar gewesen sein - aber sowieso zweitrangig - es war offenbar die schiere Masse, die der Admiralität Sorgen bereitete.

Und was die Mannschaften anging, die waren ja vor der Kapitulation und vor "Regenbogen" ja alle noch da. Nehmen wir doch nur einmal an Dönitz hätte die Boote im April nicht nach Norwegen geschickt oder in den Häfen und Buchten gelassen, sondern hätte sie, wie viele Überwassereinheiten zur Evakuierung nach Osten geschickt - dann wären Stalin nicht nur die paar Boote in Danzig in die Hände gefallen - sondern das Gros der Deutschen U-Boote. Mit Mann und Maus und Munition.

Wenn ich Churchills Aufzeichnungen lese, dann sticht ins Auge: egal was er in der Öffentlichkeit auch sagte - er blieb immer Realist. Er roch strategische Situationen fast intuitiv und reagierte dabei ausnahmslos zielorientiert - eine Eigenschaft, über die im 2. WK ja nicht unbedingt alle "Führer" verfügten.

Bitte betrachte das ganze aus Britischem Blickwinkel im März/April/Mai 45 vor der Kapitulation und unterstelle dabei die von mir im Vorgenannten beschriebene Beunruhigung. Dann bleibt für mich meine These schlüssig - beweisen kann ich sie nicht! Ebenso wenig wie ich sie widerlegt sehe.

Für den Literaturhinweis danke ich Dir sehr, das wird sicher nochmals eine sehr elegante Zusammenfassung der Fakten geben und eine Menge neuer Informationen und Schlussfolgerungen geben. Ich bin sehr gespannt.

Mit den besten Wünschen für ein sonniges Wochenende, ein kühles Beer, gute Stimmung im Pub und auf baldiges Wiederlesen,

Kleinschiffer
 

Urs Heßling

moin,

Zitat von: Kleinschiffer am 20 März 2025, 07:58:22Die Briten hatten bis dahin ULTRA Erkenntnisse ... nur einem äußerst begrenzten Leserkreis auf höchster Führungsebene eröffnet und dabei auf viele Maßnahmen verzichtet, die vielen Alliierten das Leben hätten retten können.
Magst Du bitte dafür einmal konkrete Beispiele geben ?


Zitat von: Kleinschiffer am 22 März 2025, 19:00:03Ob die neuen Deutschen U-Boote nun gut oder weniger gut waren, dürfte zu unserem Betrachtungszeitpunkt (vor der Kapitulation) auch für die Admiralität noch relativ unklar gewesen sein
Da war ufo - gut belegt - offensichtlich anderer Meinung

Zitat von: Kleinschiffer am 22 März 2025, 19:00:03welche potentielle Bedrohung von mehreren Hundert U-Boote ...
... es war offenbar die schiere Masse, die der Admiralität Sorgen bereitete.
Ich habe es einfach mal nachgerechnet.
Im Bereich der Ostsee (!) wurden selbstversenkt : 47 Typ VII, 4 Typ XI, 68 Typ XXI und 27 Typ XXIII = 146 Boote
Das sind zumindest nicht "mehrere Hundert" !


Zitat von: Kleinschiffer am 22 März 2025, 19:00:03Ob die neuen Deutschen U-Boote nun gut oder weniger gut waren, dürfte zu unserem Betrachtungszeitpunkt (vor der Kapitulation) auch für die Admiralität noch relativ unklar gewesen sein
"gut" wäre eine Frage der materiellen und personellen Qualität
Zur materiellen Qualität der deutschen Boote, besonders der Boote XXI, gab es nicht nur positive Betrachtungen.
Zur personellen Qualität ist zu bemerken, daß ein großer Teil von Kommandanten und Besatzungen wenig oder keine Einsatzerfahrung hatte.

Zitat von: Kleinschiffer am 22 März 2025, 19:00:03Und was die Mannschaften anging, die waren ja vor der Kapitulation und vor "Regenbogen" ja alle noch da. Nehmen wir doch nur einmal an Dönitz hätte die Boote im April nicht nach Norwegen geschickt oder in den Häfen und Buchten gelassen, sondern hätte sie, wie viele Überwassereinheiten zur Evakuierung nach Osten geschickt - dann wären Stalin nicht nur die paar Boote in Danzig in die Hände gefallen - sondern das Gros der Deutschen U-Boote. Mit Mann und Maus und Munition.
1. Alle bei der Evakuierung eingesetzten (Überwasser-)Einheiten haben sich einer Übernahme durch die Sowjets entzogen; ich weiß nicht, welche fahrfähigen Stalin "in die Hände fielen".
2. Es ist schon eine fragwürdige (implizierte) Unterstellung, daß die deutschen U-Boot-Fahrer in sowjetischen Diensten weitergefahren wären.

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

Kleinschiffer

Hallo Urs, vielen herzlichen Dank für Deine umfangreiche Gedanken und die kritische Beleuchtung. Ich versuche mal, Dir Schritt für Schritt zu antworten, ich hoffe das klappt mit der Formatierung... nochmals vielen Dank und ein schönes Wochenende, Kleinschiffer

Zitat von: Kleinschiffer
Die Briten hatten bis dahin ULTRA Erkenntnisse ... nur einem äußerst begrenzten Leserkreis auf höchster Führungsebene eröffnet und dabei auf viele Maßnahmen verzichtet, die vielen Alliierten das Leben hätten retten können.
Magst Du bitte dafür einmal konkrete Beispiele geben ?

Kommentar: Siehe: Frederick William Winterbotham "The Ultra Secret" Weidenfeld and Nicolson, London, 1974, ISBN 0-297-76832-8.

Zitat Wikipedia: Zu Winterbothams Aufgaben gehörte hierbei, dafür Sorge zu tragen, dass die Quelle der Ultra-Informationen, nämlich der gelungene Bruch der Enigma, unbedingt geheim blieb (Britain's best kept secret, deutsch Britanniens bestgehütetes Geheimnis).[2] Dazu schuf er Special Liaison Units (spezielle Verbindungseinheiten), abgekürzt SLU, die zur Tarnung zumeist mit rangniedrigen Offizieren besetzt waren, um keine unnötige Aufmerksamkeit oder Verdacht zu erregen. Diese bekamen die aus Ultra extrahierten Informationen aufbereitet zur Weitergabe an die kommandierenden Offiziere vor Ort, so dass sie strategisch und taktisch genutzt werden konnten, ohne das ,,Ultra-Geheimnis" zu gefährden. Winterbotham löste diese Aufgabe brillant. Die Deutschen erfuhren während der gesamten Krieges und auch viele Jahre danach nichts über Ultra.

Zitat von: Kleinschiffer: Ob die neuen Deutschen U-Boote nun gut oder weniger gut waren, dürfte zu unserem Betrachtungszeitpunkt (vor der Kapitulation) auch für die Admiralität noch relativ unklar gewesen sein
Da war ufo - gut belegt - offensichtlich anderer Meinung

Kommentar: Wohl wahr.

Zitat von: Kleinschiffer
welche potentielle Bedrohung von mehreren Hundert U-Boote ...
... es war offenbar die schiere Masse, die der Admiralität Sorgen bereitete.
Ich habe es einfach mal nachgerechnet.
Im Bereich der Ostsee (!) wurden selbstversenkt : 47 Typ VII, 4 Typ XI, 68 Typ XXI und 27 Typ XXIII = 146 Boote
Das sind zumindest nicht "mehrere Hundert" !

Kommentar: Nimmt man die später Selbstversenkten und die später Kapitulierten Boote zusammen, komme ich für den März/April auf mehrere Hundert Boote


Zitat von: Kleinschiffer
Ob die neuen Deutschen U-Boote nun gut oder weniger gut waren, dürfte zu unserem Betrachtungszeitpunkt (vor der Kapitulation) auch für die Admiralität noch relativ unklar gewesen sein
"gut" wäre eine Frage der materiellen und personellen Qualität
Zur materiellen Qualität der deutschen Boote, besonders der Boote XXI, gab es nicht nur positive Betrachtungen.
Zur personellen Qualität ist zu bemerken, daß ein großer Teil von Kommandanten und Besatzungen wenig oder keine Einsatzerfahrung hatte.

Kommentar: Das mag so sein - die Leistungsfähigkeit von Boot und Männern wurden selbst von Churchill als bedrohlich empfunden. Die U-Boote und ihre Besatzungen waren fraglos von der Britischen Bevölkerung als eine erste Bedrohung eingeschätzt.   

Zitat von: Kleinschiffer am Heute um 19:00:03
Und was die Mannschaften anging, die waren ja vor der Kapitulation und vor "Regenbogen" ja alle noch da. Nehmen wir doch nur einmal an Dönitz hätte die Boote im April nicht nach Norwegen geschickt oder in den Häfen und Buchten gelassen, sondern hätte sie, wie viele Überwassereinheiten zur Evakuierung nach Osten geschickt - dann wären Stalin nicht nur die paar Boote in Danzig in die Hände gefallen - sondern das Gros der Deutschen U-Boote. Mit Mann und Maus und Munition.
1. Alle bei der Evakuierung eingesetzten (Überwasser-)Einheiten haben sich einer Übernahme durch die Sowjets entzogen; ich weiß nicht, welche fahrfähigen Stalin "in die Hände fielen".
2. Es ist schon eine fragwürdige (implizierte) Unterstellung, daß die deutschen U-Boot-Fahrer in sowjetischen Diensten weitergefahren wären.

Kommentar: zu 1.) allein für Danzig gingen die Briten auf Grund einer Rede von Stalin von 45 Booten aus, später stellte sich heraus, daß es sich nur um 8 fast vollständige Typ XXI Boote handelte. Aber: den vorrückenden Russen fiel in Danzig die Schichau Werft in die Hände, nebst aller Konstruktionsunterlagen für die modernen Bootstypen und eine Menge vorgefertigter Sektionen. Stalin ließ alles demontieren und nach Russland bringen, man geht davon aus, daß dort aus den vorgefundenen Sektionen nochmal 12 XXIer Boote entstanden.

zu 2.) Ich habe an keiner Stelle geschrieben, daß Deutschen Besatzungen für die Sowjetunion gefahren wären, also keine fragwürdige Unterstellung. Unstrittig ist aber, daß sich - nur wenige Jahre später - ausreichend Personal der Kriegsmarine der KVP (See) der DDR zur Verfügung stellte.

Nochmals Danke und "Ruhige Wache" ins Rund, Kleinschiffer

Big A

ZitatWenn ich Churchills Aufzeichnungen lese, dann sticht ins Auge: egal was er in der Öffentlichkeit auch sagte - er blieb immer Realist. 
Churchill war in erster Linie am Erhalt des Empires interessiert und versuchte verzweifelt, insbesondere die USA für fragwürdige Operationen ( z.B. "Zipper" ) zu gewinnen.
Er scherte sich einen Teufel um andere Völker ( Hungerwinter in Indien, "490 Mio Pigtails" über die Chinesen), da ist seine Sorge vor deutschen U Booten in Stalins Händen mehr als in Frage zu stellen, zumal zum fraglichen Zeitpunkt der Ausgang des Krieges in Europa eh klar war.Urs hat zu den Zahlen Stellung genommen.

ZitatUnstrittig ist aber, daß sich - nur wenige Jahre später - ausreichend Personal der Kriegsmarine der KVP (See) der DDR zur Verfügung stellte.
Es waren vglw wenige Boote, die besetzt werden mussten. Und, nach Bekanntwerden der NS-Verbrechen gingen Viele aus ehrlicher Überzeugung für ein anderes Deutschland in diesen Dienst.

Axel
Weapons are no good unless there are guts on both sides of the bayonet.
(Gen. Walter Kruger, 6th Army)

Real men don't need experts to tell them whose asses to kick.

Urs Heßling

moin,

Zitat von: Kleinschiffer am 22 März 2025, 21:33:14Zitat von: Kleinschiffer
Die Briten hatten bis dahin ULTRA Erkenntnisse ... nur einem äußerst begrenzten Leserkreis auf höchster Führungsebene eröffnet und dabei auf viele Maßnahmen verzichtet, die vielen Alliierten das Leben hätten retten können.
Magst Du bitte dafür einmal konkrete Beispiele geben ?

Kommentar: Siehe: Frederick William Winterbotham "The Ultra Secret" Weidenfeld and Nicolson, London, 1974, ISBN 0-297-76832-8.

Zitat Wikipedia: Zu Winterbothams Aufgaben gehörte hierbei, dafür Sorge zu tragen, dass die Quelle der Ultra-Informationen, nämlich der gelungene Bruch der Enigma, unbedingt geheim blieb (Britain's best kept secret, deutsch Britanniens bestgehütetes Geheimnis).[2] Dazu schuf er Special Liaison Units (spezielle Verbindungseinheiten), abgekürzt SLU, die zur Tarnung zumeist mit rangniedrigen Offizieren besetzt waren, um keine unnötige Aufmerksamkeit oder Verdacht zu erregen. Diese bekamen die aus Ultra extrahierten Informationen aufbereitet zur Weitergabe an die kommandierenden Offiziere vor Ort, so dass sie strategisch und taktisch genutzt werden konnten, ohne das ,,Ultra-Geheimnis" zu gefährden. Winterbotham löste diese Aufgabe brillant. Die Deutschen erfuhren während der gesamten Krieges und auch viele Jahre danach nichts über Ultra. 
Das ist keine Antwort auf meine Frage. Ich hatte Dich um konkrete Beispiele gebeten.


Zitat von: Kleinschiffer am 22 März 2025, 21:33:14die Leistungsfähigkeit von Boot und Männern wurden selbst von Churchill als bedrohlich empfunden. Die U-Boote und ihre Besatzungen waren fraglos von der Britischen Bevölkerung als eine erste Bedrohung eingeschätzt.   
Wenn man sich die Statistik des U-Boot-Krieges des Jahres 1945 ansieht, kamm man durchaus den Schluß ziehen, daß es mit der "Bedrohlichkeit" vorbei war.
Ja, es gab noch Handelsschiff- und Kriegsschiffverluste, aber die Royal Navy hatte die allgemeine Bedrohung "im Griff".

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

Big A

ZitatZitat Wikipedia: Zu Winterbothams Aufgaben gehörte hierbei, dafür Sorge zu tragen, dass die Quelle der Ultra-Informationen, nämlich der gelungene Bruch der Enigma, unbedingt geheim blieb (Britain's best kept secret, deutsch Britanniens bestgehütetes Geheimnis).[2] Dazu schuf er Special Liaison Units (spezielle Verbindungseinheiten), abgekürzt SLU, die zur Tarnung zumeist mit rangniedrigen Offizieren besetzt waren, um keine unnötige Aufmerksamkeit oder Verdacht zu erregen. Diese bekamen die aus Ultra extrahierten Informationen aufbereitet zur Weitergabe an die kommandierenden Offiziere vor Ort, so dass sie strategisch und taktisch genutzt werden konnten, ohne das ,,Ultra-Geheimnis" zu gefährden. Winterbotham löste diese Aufgabe brillant. Die Deutschen erfuhren während der gesamten Krieges und auch viele Jahre danach nichts über Ultra.
Nichts Neues, die USN verfuhr im Pazifik analog.
Aber kein konkretes Beispiel für das opfern eigener Soldaten um das Geheimnis zu hüten.

Axel
Weapons are no good unless there are guts on both sides of the bayonet.
(Gen. Walter Kruger, 6th Army)

Real men don't need experts to tell them whose asses to kick.

 

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