Treibstoffversorgung der Kriegsmarine 1935 bis 1945

Begonnen von Grubert, 07 Juli 2005, 08:14:17

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Graf Luckner

@ Spee,

genau diese Motoren-"Blöcke" meinte ich ja.Anders wäre diese Leistung gar net zu realisieren gewesen.
Ich hab da ein Buch über deutsche Kreuzer,wo diverse Anordnungen von Dieselmotoren oder eine Kombination aus Dieselmots und Turbinen aufgezeigt sind.Ist schon interessant,wie man diese Vielzahl von Maschinen im begrenztem Raum eines Schiffsrumpfes unterbringen wollte.
Daß das aber auch funktionierte,sah man ja an diversen Schiffstypen.

Gruß Joe
Überlege,bevor du redest-
die meisten Kriege fingen
mit einem falschen Wort an...

Grubert

Moin,
ich möchte bei dem hier versammelten Sachstand nicht gerne ein neues Thema starten, sondern direkt hier anknüpfen. Da mich gerade die Situation um die Ölbestände der Kriegsmarine sehr interessiert möchte ich die Diskussion hier im Forum gerne wieder beleben.

Die Bestände der Kriegsmariene bei Kriegsende:

Bisher habe ich in den Quellen die mir bis heute zugänglich waren, immer gelesen, das der Heizöl-Bestand der Kriegsmarine am Kriegsende gegen Null ging.

So z.B.

Meier-Dörberg, Wilhelm in Ölversorgung der Kriegsmarine 1935 bis 1945, Militärgeschichtliches Forschungsamt Hrsg., Verlag Rombach Freiburg 1973,  Seite 86

Zitat:
Konnten die Heizölzuweisungen bis Ende 1944 monatlich zwischen 90 000 t ond 60 000 t gehalten werden, so sanken die Dieselöllieferungen von rund 50 000 t auf unter 20 000 t...
Zitat Ende

oder bei Zieb, Paul W. , Logistische Probleme der Kriegsmarine, Die Wehrmacht im Kampf Band 31, Kurt Vonwinckel Verlag Neckargemünd 1961, Seite 106

Zitat:
...  da ein großer Teil dieser Betriebsstoffe in oberirdischen Tanks der Häfen von der spanischen Grenze über Nord- und Ostsee bis hinauf nach Narvik in Norwegen für den Sofortgebrauch der Seestreitkräfte bereitliegen mußte, lagen nach Abschluß des Feldzuges gegen Frankreich (Aug. 1940) in den unterirdischen Tankanlagen nur noch etwa 200 000 t Heizöl und 300 000 t Treiböl (Diesel). Daher standen bereits zu diesem Zeitpunkt etwa die Hälfte des unterirdischen Tankraumes leer.
Zitat Ende

Auch die hier im Forum auf den vorigen Seiten beschriebenen Lieferungen konnten die Bestände nicht auffüllen bzw. konnten später aufgrund der Zunahme der Probleme im logistischen Bereich (Kriegsverluste) Fehlbestände immer schlechter umdisponiert werden. Außerdem war die Kriegführung mit schweren einheiten im Atlantik Mitte/Ende 1941 zu Ende gegangen. Über Rückführungen und Versuche Heizöl in Diesel "umzudestillieren" ist mir bisher nichts bekannt.

Um so erstaunlicher finde ich die Tatsache, das im Ölhof Bremen-Achim ca. 80 000 t Heizöl bis über das Kriegsende hin gelagert wurden.

Die Quelle hierzu stammt aus "Achimer Geschichts Hefte", Ausgabe November 1989
und ist zu finden auf der Internetseite:

http://www.altes-oellager.de/
dort unter:

Das Ollager  -  Geschichte

Gruß
Grubert
www.oelhof.de

Augen auf und durch!

Scheer

Könnte es sein, daß das dort gelagerte Heizöl einfach nicht für den Einsatz in Schiffen und U-Booten geeignet war und deshalb gelagert blieb?

TD

Hallo Grubert,

nur eine Idee zum Restbestand.

Kann es sich vielleicht um stark verschmutztes Öl gehandelt haben oder um Öl-Typen die für die Einheiten nicht verwendet werden konnte.
Schwerstöl, Benzinöl, Teeröl usw.
Ich habe da nicht so den Durchblick, weiß aber z.B. das in Frankreich 1940 mit Öl vorgefundene Leichter usw. teilweise Öl an Bord hatten das sich nach Untersuchungen als unbrauchbar heraus stellte.

Früher gab es ja immer noch "abgetriebenes Öl" welches meistens nur noch für Osterfeuer reichte, darf man ja heute nicht mehr schreiben das man das Zeug als Kind Eimmerweise über Holz und alte Reifen schütten durfte/mußte.

Grüße
Theo

P.S. Ölhof ist ein interessantes Randgebiet
...ärgere dich nicht über deine Fehler und Schwächen, ohne sie wärst du zwar vollkommen, aber kein Mensch mehr !

Grubert

Moin,
im Bezug auf den  Ölhof-Baden denke ich, das nur das Lecköl verunreinigtes Öl war. Wenn man den Bericht auf der Homepage liest kommt bei mir eher der Eindruck auf, das es sich bei den ca. 80 000 t um zurückgestellte Reserven gehandelt hat, die dann doch nicht mehr zum Einsatz kamen (logistische Probleme). Es gab keine Binnenschiffe mehr, Eisenbahnanlagen funktionierten nicht mehr zuverlässig und Pipelines existierten nicht. Wie sollte man denn ab Winter 1944/45 noch Öl transportieren?

Interessant finde ich aber einen Teil der Geschichte der bei den Ölhöfen Achim-Baden und Bleckede gleich ist. Ich meine damit, das immer wieder behauptet wird, das die Ölhöfe von Luftangriffen verschont blieben, weil sie so gut getarnt waren und sich damit der Luftaufklärung entzogen.
Sowohl der Ölhof in Achim-Baden als auch der Ölhof in Bleckede waren spätestens im Herbst 1944 durch die britische Luftwaffe komplett aufgeklärt. (s. Luftbilder auf http://www.oelhof.de)
Der einzige Grund warum keine Bomben geworfen wurden ist: Zu diesem Zeitpunkt waren die Bestände an Heizöl bekannt und waren als "nicht kriegsentscheident" eingestuft worden.

Beide Ölhofe verschwinden mit dem Einmarsch der britischen Streitkräfte aus den Dokumenten in Deutschland und tauchen erst nach der Demontage der Anlagen wieder auf. Die sind m. E. geplant eingenommen worden.

Aber, auch an dieser Stelle bin ich noch nicht viel weiter...
...von einem Besuch in London träume ich schon länger.

Ebenso erhoffe ich mir in Freiburg und Koblenz weiteres Material  -  wir arbeiten dran...

Gruß
Grubert
www.oelhof.de

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Hastei

Also,
ist ja toll, was ihr so alles über die Ölversorgung der KM geäußert habt. Ich habe aber nicht
alles gelesen,war mir zu anstrengend, zu spezial,aber trotzdem, gut .
Ich hatte vor einiger Zeit ein Buch gelesen über die Ölversorgung der KM, ich weiß leider
den Titel nicht mehr. Aber das bischen , was wir Mitte/ Ende des Krieges noch hatten, davon
mussten wir unseren "Waffenbrüdern" in Italien , noch was abgeben.
Fakt ist, das die Versorgung schon im Frieden angespannt war.
Und jetzt,  der Z-Plan !  Es würde mich interessieren , wie das Problem dann gelöst worden
wäre.  Und dann im Krieg. Panzerschiffe ,Flugzeugträger, Späh-Kreuzer und U-Boot in
Massen. Wo wollten sie denn den Saft hernehmen ? Und wie an die Einheiten im Atlantik
abgeben. Alle , die von der großen Flotte träumten, hatten die denn ein Rezept ?

Gruß Hastei

Grubert

Moin,
ja es gab sogar unterschiedliche Rezepte innerhalb der Kriegsmarine. Schon recht früh nach dem ersten weltkreig begann die Reorganisation bzw. Neuorganisation der Kriegsmarine. Mit anderen Worten: die Geldbeschaffung.

Das bedeutete im Bezug auf die Triebstoffversorgung, das von deutscher Seite versucht wurde auf dem Weltmarkt ins Ölgeschäft einzusteigen und das eben in vielfältiger Art und Weise.

Zum Thema Finanzen der Kriegsmarine epfehle ich:

Internationaler Militär-Gerichtshof Nürnberg,
amtlicher Text, Deutsche Ausgabe, Band 35, Urkunden und anderes Beweismaterial, S. 569 bis S. 599, Dokument 855-D, Vortrag von Flottenintendant Thiele vom 12. Jul. 1944 über die Entwicklung des Deutschen Marinehaushaltes von 1930 bis 1939 (Beweisstück GB-461)

Gruss
Grubert
www.oelhof.de

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Hastei

Hallo Grubert,

ich meine nicht die Finanzierung oder Neuorientierung auf dem Weltmarkt.
Was nützten überall auf der Welt Depots, wenn der Brite im entscheidendem Moment
seine Beziehungen spielen läßt und die Hand drauf legt.Wir haben nun mal geografisch gesehen
eine ungünstige Lage für eine große Flotte und an Bodenschätzen leider außer Kohle fast nichts,
das bischen Erdöl reicht für ein großen Land wie Deutschland vorn und hinten nicht.

Gruß Hastei

kalli


Grubert

Moin,
ein weiteres Rezept waren die Bemühungen in den arabischen Ländern - Thema BAGHDAD-BAHN
Es gab vielfältige Versuche um an Rohstoffe zu gelangen. Mehr oder minder Weitsichtig und mal mehr mal weniger aggressiv.

Gruß
Grubert
www.oelhof.de

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Hastei

Hallo,
es kann doch nicht sein, dass man Eroberungskriege oder andere Klimmzüge macht,
nur um eine große Flotte zu unterhalten !
Tirpitz hat mit seiner Risikoflotte auch kräftig danebengelegen. Man muß eben eingestehen,
das Deutschland nicht die Nr. 1 der Seemächte sein kann !

Gruß Hastei

Langensiepen

#41
ein weiteres Rezept waren die Bemühungen in den arabischen Ländern - Thema BAGHDAD-BAHN
nur mal so am Rande: Fall mit Bagdad Bahn das osmanische Bahnprojekt, das von der Deutschen Orient Bank ( Deutsche Bank ) und britisch , französischen Kapitaleinlegern , finanziert worden ist, gemeint ist so hatte das bis gegen Ende des WK1 keinerlei Öl- oder sonst was für Versorgungs-Hintergründe. Überhaupt ist das Thema `Baĝdat Demiryolleri `ein Paradebeispiel wie sich Legenden über fast 100 Jahre halten. In Kurzform und in Übereinstimmung mit d.z.Z.g.P.C.:  Das Ganze war ein britisches Theaterspiel, was mit Hinblick auf Indien das Gespenst eines  deutschen imperialistischen Anschlages auf britische Kolonialinteressen  zu zeichnen versuchte. Nach 1908, im Zeichen des erstarkten Panislamismus  und der größer werdenden Einmischung GB in die inneren Angelegenheit des Osmanischen Reiches , begannen man in Istanbul verstärkt jeden ausländischen Einfluß argwöhnisch zu betrachten. Auch deutche Träumereien über eine Besiedelung längs der Bahnlinie waren Träume und nie Gegenstand von Verhandlungen zw. dem Deut. - und dem Osmanichen Reich. Nett zu lesen was Souchon darüber an seinen ( erste) Ehefrau schrieb.  Eine Bahn in ausländischer Hand war sie nie, mal abgesehen davon das man erst so um 1930 von Bagdat nach Istanbul fahren konnte und da war zu mindest in der Türkei nix mehr von ausländischer Bevormundung vorhanden. Wie gesagt..alles nur mal so am Rande
BERND

Grubert

Moin,
Danke, wieder was dazugelernt. Ich hatte dieses Projekt bis jetzt tatsächlich in der Hirn-Schublade für "frühe Versuche zur Erschliessung von Energiequellen" abgelegt.

Gruß
Grubert
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Langensiepen

Ist ja auch Sinn der Sache. Ich hab dafür ne Menge über Belckede dazu gelernt. Wird bei der nächsten Fahrradtour hilfreich sein.
BERND   8-)

mhorgran

Hallo
Gestern ist ein höchst interessante Doku über den Bau etc. der Bagdadbahn auf Arte gekommen.
Wirklich sehenswert.

"Wer an der Ukraine-Erzählung zweifelt, der gilt als Feind des Westens als Freund Russlands, als Gefahr für die Demokratie, wird diskreditiert, zensiert, eliminiert."
https://sciencefiles.org/2022/03/28/kriegsverbrechen-in-der-ukraine-von-den-angeblich-guten/

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