Treibstoffversorgung der Kriegsmarine 1935 bis 1945

Begonnen von Grubert, 07 Juli 2005, 08:14:17

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Hades

Zitat von: Thomas am 09 Januar 2007, 10:36:12
2.12.1939: Protokoll Ministeriensitzung vor Führerentscheid, nötig für Lieferung der Me209 und He 110 (Druckfehler: He100 oder Me110?),

Me209 gab es wirklich, He110 gab es nicht aber He100 bzw He112... eher He112 (wurde im Krieg von Ungarn und Rumänien benutzt, 30 Maschinen. 18 Maschinen gingen an Spanien, insgesamt 100 Stück produziert).
Servus
Lothar

Thomas

Zitat von: Hades am 09 Januar 2007, 11:01:48
Me209 gab es wirklich, He110 gab es nicht aber He100 bzw He112... eher He112 (wurde im Krieg von Ungarn und Rumänien benutzt, 30 Maschinen. 18 Maschinen gingen an Spanien, insgesamt 100 Stück produziert).

Hallo Hades,

es waren He100 gemeint, geht aus dem Text des Wirtschaftsabkommens hervor, Lieferung 10 Maschinen 1940. Siehe oben!
Grüße
Thomas

Hades

klar, Du hast es in der Zwischenzeit ergänzt  :-D
Servus
Lothar

TD

Hallo Thomas,

falls Du in deinen Quellen einmal über die angekauften deutschen Handelsschiffe stolperst wäre ich auch sehr daran interessiert.

Danke

Theo
...ärgere dich nicht über deine Fehler und Schwächen, ohne sie wärst du zwar vollkommen, aber kein Mensch mehr !

Thomas

Zitat von: Hades am 09 Januar 2007, 12:20:36
klar, Du hast es in der Zwischenzeit ergänzt  :-D

:-D :-D :-D
stand allerdings die Warnung drunter: "wird ergänzt"

@ TD:
Art. 5: promt lieferbar:
ein Tanker von ca. 12000 to, Motorschiffe MEMEL und PHOENICIA, Dampfer NÜRNBERG in 12 Monaten, ein Schulschiff, ein Werkstättenschiff und in 12-15 Monaten ein Hebeschiff
5 Schwimmkräne darunter 3 mit mindestens 250 to Hebekapazität,
2 38,1 cm Doppeltürme in 30-36 Monaten, drei 280 mm Drillingstürme in 23-29 Monaten, 4 149,1mm Schiffsgeschütz-Drillingstürme in 18-22 Monaten, 14 105mm Zweigeschütz-Anlagen, davon 4 gleichzeitg mit Lieferung Lützow, 2 8m-Sehrohre für U-Boote bis Mitte 1941,
4 Hebeschiffe mit 75to Leistung, 5 SChlepper 450PS, 1 selbstfahrender Flußtanker von Mai41 bis Mai 1942.

Russische Lieferungen:
im Wert von 420-450 Mio. RM laut Liste vom 11.2.40 bis zum 11.2.1941 bis zu 500 Mio. RM laut ADAP D VIII Nr 636 vom 26.2.1940:
1.000.000 to Futtergetreide und Hülsenfrüchte
900.000 to Erdöl im vereinbarten Gegenwert von rd. 115 Mio. RM
100.000 to Baumwolle
500.000 to Posphate
100.000 to Chromerze
500.000 to. Eisenerze
300.000 to. Schrott und Roheisen
2.400 KG Platin.

Grüße
Thomas

Spee

Die fixierten Liefermengen entsprachen aber nicht den tatsächlichen. Deutschland wünschte zwar den Kauf von Rohstoffen, erfüllte aber die Gegenleistungen nur sehr schleppend. Schon am 1.April 1940 stoppte die sowjetische Seite jede weitere Lieferung, um Deutschland zur Einhaltung der Verträge zu bewegen. Deutschland nahm die Lieferungen wieder auf, aber am 1.September stoppte die Sowjetunion zum 2.Mal. Die genauen Zahlen kann ich ab ca. Wochenende liefern.
Servus

Thomas

Suicide Is Not a War-Winning Strategy

Thomas

#66
Hallo Thomas,

dann mal los, der Vergleich würde mich sehr interessieren.

Zu den Stockungen: Die erste offizielle russische Beschwerde kam schon nach 4 Wochen am 15.3.1940, da seit dem Abkommen nichts oder wenig passiert sein. Deutsche Firmen antworten nicht oder hätten wieder unmögliche Liefertermine angeboten.

Nächste Beschwerde am 29.3.40 direkt bei Göring, der daraufhin die Lieferung der Flugzeuge für April und Mai fest zusagte.
Vertrauliche Sitzung aller Rüstungsspitzen am 30.3.: die russischen Lieferungen seien "lebensnotwendig". Ausdrückliche Führerentscheidung: Da, wo russische Gegenlieferungen gefährdet werden, haben die Lieferungen auch Vorrang vor dem Wehrmachtsbedarf.

Im April40 Gespräche über Wiederaufnahme der russischen Lieferungen, falls die für April angekündigten deutschen Kohlelieferungen ankommen.

9.4.40: Molotow erklärt, der Lieferstopp sei auf Übereifer russischer Exportorganisationen zurückzuführen. Allerdings stehen seit Sept39 dt. Lieferungen von 5,5 Mio. russische von 65 Mio. RM gegenüber.

10.5.40 Um den sofortigen Abschluss des Mineralölvertrages zu bewirken, wird die Botschaft in Moskau angewiesen: 1. den Ölpreis 50% über dem Golf-Preis zu akzeptieren, 2. den Kohlepreis nur für ein Jahr festzuschreiben und das niedrigere Angebot zu akzeptieren, 3. den Preis für LÜTZOW auf 100 Mio. RM anzubieten, statt 91 Mio. Gebot der SU und dt. Forderung von bislang 109 Mio. RM.
26.5.40 LÜTZOW fährt ab
28.5.50 Öl und Kohleverträge unterschrieben.


Grüße
Thomas

EDIT: Rumänien war seit Ende 1939 vertraglich verpflichtet, 130.000 to Öl pro Monat an Deutschland zu liefern. Kannst Du mal im Schwendemann nachschauen, da gibts es eine Aufstellung, wieviel Öl tatsächlich geliefert wurde in Gegenüberstellung zu den russischen Öl-Lieferungen 1939-1941.


Spee

Molotow erklärt, der Lieferstopp sei auf Übereifer russischer Exportorganisationen zurückzuführen  :-D

Das ist eine schöne Umschreibung für "Wir sind sauer!"
Die sowjetische Seite war über das Lieferverhalten der deutschen Seite alles andere als erfreut. Das am 1.Dezember 1939 wegen des Winterkrieges verhängte amerikanische Embargo zeigte auf sowjetischer Seite Wirkung. Speziell Werkzeugmaschinen etc. wurden bis dahin aus den USA bezogen. Ab 1940 lieferte diese Deutschland. Auch eine Ironie der Geschichte, das tausende deutsche Werkzeugmaschinen hinter dem Ural Waffen für den Kampf gegen Deutschland fertigten.
Servus

Thomas

Suicide Is Not a War-Winning Strategy

Thomas

Zitat von: Spee am 09 Januar 2007, 14:31:13
Molotow erklärt, der Lieferstopp sei auf Übereifer russischer Exportorganisationen zurückzuführen  :-D

Hallo Thomas,

interne Vermerke und Drahtmitteilungen der Botschaft in Moskau haben schon etwas Komisches an sich.  8-)
Siehe auch der Irrtum Ribbentrops über die "kapitalen Rothirsche" in Suwalki bei der Grenzziehung der Interessensphären, die dann nicht vorhanden waren. Es sollte bei Molotow interveniert werden, das Hr.v.R. eine Jagdpacht in Rußland (besser im annektierten Baltikum oder in Ostpolen) bekommt, wo er gemütlich kapitale Rothirsche schießen kann. Das würde außerdem - allen Ernstes - den dt.-russ. Konsultationen künftig nützen, weil man sich ja dann auf der Jagd treffen könne und weiterreden kann (ob das nicht die Hirsche vertreiben würde  :-D ).
Man könnte glatt meinen, das sei eine kodierte Mitteilung. Fragt sich, wofür dann die "Hirsche" stehen. Aber es war wohl leider ernst gemeint.
Und war immerhin eine Drahtmitteilung und Anweisung an die deutsche Botschaft in Moskau wert.

Grüße
Thomas

P.S. Hr.v.R. hat übrigens auch das unterschriebene Exemplar des geheimen Zusatzprotokolls in der Botschaft in Moskau vergessen und auf dem Schreibtisch liegengelassen. Drahtmitteilung, als er in Berlin den "Verlust" sah: Die Exemplare sind strengstens vertraulich im Safe der Botschaft zu sichern und nach Berlin zu geben. Mangelnde Fähigkeiten und Sorgfalt hat er aber nach Auskunft von Zeitgenossen stets durch entsprechende Überheblichkeit und Arroganz ausgeglichen.

Spee

@Thomas,

gibt es eigentlich irgendwelche Hinweise, wie die Kredite von deutscher Seite gedeckt wurden?

Ich habe hier mal die von Hjalmar Schacht am 7.Januar 1939 an Hitler übergebene Darlegung. Daraus geht (mit vorher getroffenen Äußerungen) defacto hervor, daß keine Reserven bzw. Deckungen mehr vorhanden sind. Das Deutsche Reich war auf direktem Weg in die Inflation, durch einen völlig überzogenen Haushalt.

"In entscheidendem Maße wird die Währung von der hemmungslosen Ausgabewirtschaft der öffentlichen Hand bedroht. Das unbegrenzte Anschwellen der Staatsausgaben sprengt jeden Versuch eines geordneten Etats, bringt trotz ungeheurer Anspannung der Steuerschraube die Staatsfinanzen an den Rand des Zusammenbruchs und zerrüttet von hier aus die Notenbank und die Währung. Es gibt kein noch so geniales und ausgeklügeltes Rezept oder System der Finanz- und Geldtechnik, keine Organisation und keine Kontrollmaßnahmen, die wirksam genug wären, die verheerenden Wirkungen einer uferlosen Ausgabenwirtschaft auf die Währung hintanzuhalten. Keine Notenbank ist imstande, die Währung aufrechtzuerhalten gegen eine inflationistische Ausgabenpolitik des Staates. War während der beiden großen außenpolitischen Aktionen in der Ostmark und im Sudetenland eine Steigerung der öffentlichen Ausgaben zwangsläufig, so macht die Tatsache, daß nach Beendigung der außenpolitischen Aktionen eine Beschränkung der Ausgabenpolitik nicht zu erkennen ist, vielmehr alles darauf hindeutet, daß eine weitere Ausgabensteigerung geplant ist, es nunmehr zur gebieterischen Pflicht, auf die Folgen für die Währung hinzuweisen. Das unterzeichnete Reichsbankdirektorium ist sich bewußt, daß es in seiner Mitarbeit für die großen gesteckten Ziele freudig alles einsetzt, daß aber nunmehr Einhalt geboten ist."

Am 20. des Monats erhielt Hjalmar Schacht seine Entlassungsurkunde.
Quelle: Hjalmar Schacht; 76 Jahre meines Lebens
Servus

Thomas

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Thomas

Zitat von: Spee am 09 Januar 2007, 16:19:53
@Thomas,
gibt es eigentlich irgendwelche Hinweise, wie die Kredite von deutscher Seite gedeckt wurden?

Hallo Thomas,

gibt es. Im Artikel II ist eine eingehende Beschreibung, wie es funktioniert:
DeGo gibt Verpflichtung an Deutsche Regierung ab, die 200 Mio. zu finanzieren (hier fließt das Geld später heraus an die Orga. der SU).
Handelsvertretung der SU in Deutschland hinterlegt bei DeGo Wechsel mit durchschnittlicher Laufzeit von 7 Jahren, ausgestellt von Einfuhrorga. der SU, akzeptiert von Handelsvertretung der SU. Wechsel lauten auf RM und sind in Berlin zahlbar.
Geld in RM wird herausgereicht an SU, diese bezahlen damit deutsche Lieferanten bei Bestellungen bzw. Lieferungen. DeGo verlangt von den Lieferanten keinerlei Haftungen.
Zinsen 5 % p.a., vierteljährlich über Konto der DeGo zahlbar, wenn gewünscht, mit Wechsel zu belegen.
Vorzeitige Löschung der Wechsel bei Rückzahlung ist möglich.

Ergebnis: Die DeGO hat langlaufende Wechsel im Gegenzug erhalten, die sie bei einer Refinanzierung einsetzen kann. Der Kreditgeber hat dann zwei Sicherheiten: Die SU-Einfuhrorganisation als Aussteller der Wechsel, den Akzeptanten SU-Handelsvertretung (zähle ich mal platt zusammen als Staatsschulden) und die DeGo als Schuldner der Refinanzierung. Da finden sich bestimmt internationale oder nationale Geldgeber, die so viele "erstklassige" Sicherheiten akzeptieren und auf die 5% etwas aufschlagen.

DAZU (!) gabs dann ein geheimes Zusatzprotokoll (man hat schon mal geübt  :-D ), in dem sich DR verpflichtete, 0,5% der Zinsen zurück zu erstatten, so dass die SU bei Zinsen von netto 4,5% verblieb.

Grüße
Thomas

Spee

Aha.
International vielleicht noch, national war der Kapitalmarkt leer.
Die Reichsbank gab 1938 zwei Anleihen aus, die auch gezeichnet wurden. 1939 wurde eine 3.Anleihe über 1,5 Milliarden Reichsmark ausgegeben, die nur noch zu einer Milliarde gezeichnet wurde. Der Rest blieb liegen, der Kapitalmarkt war am Ende.
Servus

Thomas

Suicide Is Not a War-Winning Strategy

TD

Hallo Thomas,

dank für die prompte Antwort.

Nürnberg war mir ganz neu, bei den Tanker gab man einfach den 1939 fertigen britischen Neubau OSSAG II weiter.
Die Hilfschiffe ( Werkstattschiff, Hebeschiff, Bagger, Schwimmkräne ) wurden in Bau gegeben und 1940 gleich auf holl. Werften verlagert.
Später wurde die Anzahl der Schiffe noch stark erhöht, ob zwischen den Regierungen oder zwischen deutschen und sowjetischen Firmen bestellt weiß ich nicht.

Dank dir für die interessanten Angaben !

Theo
...ärgere dich nicht über deine Fehler und Schwächen, ohne sie wärst du zwar vollkommen, aber kein Mensch mehr !

Thomas

Hallo Theo,

bezüglich der Schiffe habe ich nochmal nachgeschlagen. 1940 sollen 6 Seeschiffe (9 Mio. RM), im ersten Halbjahr 1941 sollen 5 Seeschiffe (5 Mio. RM) ausgeliefert worden sein.
Die Angabe kann sich aufgrund des Wertes der LÜTZOW nicht auf Kriegsschiffe beziehen.

Vielleicht läßt sich damit eine Abstimmung vornehmen.

Grüße
Thomas

TD

Hallo Thomas,

es waren viele Fischdampfer, Bagger usw. die 1940 als Neubau im Auftrag gegeben wurden.
Handelsdampfer habe ich ggf. nur die PERY- TALLIN in Danzig welche noch 1940 verkauft wurden.

Leider bekomme ich meine WORKS- DATEI nicht auf, es sind auf jeden Fall viele Schiffe.
Auch in Ungarn und Finnland waren Schiffe für die UdSSR in Arbeit.

Grüße

Theo
...ärgere dich nicht über deine Fehler und Schwächen, ohne sie wärst du zwar vollkommen, aber kein Mensch mehr !

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