Giftgasversenkung mit DDR-Schiff SYLVIA

Begonnen von TD, 25 Dezember 2007, 20:11:33

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bettika61

Hallo Manfred,
in dem bereits weiter oben genannte Artikel von Nehring aus waterkant 12/2008
http://www.cl-netz.de/foren/cl.politik.umwelt/Bioplastik-Handys-belasten-die-Umwelt-34405.pdf
steht dazu
"Die Experten waren
insbesondere überrascht, dass die DDR eigenständig Versenkungen
durchgeführt hatte. Anfang 1948 hatte die sowjetische
Militäradministration die Entsorgung von Giftgasmunition, die in ihrer
Besatzungszone lagerte, in die Ostsee eingestellt. In den Folgejahren
wurden aber weiterhin große Mengen extrem gefährlicher Kampfstoffe
gefunden. Das Bedrohungspotenzial für die Bevölkerung war immens, so dass
die neu gegründete DDR schließlich 1953 einen ersten eigenen Transport
zum »internationalen Versenkungsgebiet « nordöstlich von Bornholm im
Bereich 55° 15' N, 15° 45' O durchführte
. Bis 1965 folgten, unbemerkt
durch den Westen, mindestens sechs weitere Fahrten dorthin


als Quelle verweist Nehring auf
Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (Hrsg.): Chemische Kampfstoffmunition in der südlichen und westlichen Ostsee; Hamburg 1993

1996 gab es zum Thema chemische Kampfstoffe im Meer eine Anfrage im Bundestag,bei dem auch die Versenkungen in der DDR Thema war
http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/13/046/1304652.asc

Grüsse
Beate
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

bettika61

Hallo,
die durch die DDR versenkten chemischen Kampfstoffe und die dabei verwendenten  Schiffe
wurde auch bei der Diss. von Marc Koch  Thema:

"Im Zeitraum 1952 bis 1956
versenkten Behörden der DDR 200 bis 300 t an chemischen Kampfmitteln, die nach 1952 auf
deren Territorium gefunden wurden. Diese Mengen umfassen 120 bis 200 t chemischer
Kampfmittel, die durch die Bezirksbehörde der deutschen Volkspolizei (BDVP) Schwerin
bzw. die Volksmarine inklusive 4 bis 5 Minenräumbooten der ehemaligen Kriegsmarine sowie
1 bis 2 Schiffskörper ziviler Herkunft
gesichert im Seegebiet um Bornholm versenkt wurden
[BSH 1993]. Des Weiteren wurden laut Augenzeugenberichten 1956 vier ostdeutsche
Küsten-Patrouillenschiffe
mit etwa 50 t chemischer Kampfmittel südwestlich von Rönne versenkt
(ebenfalls [BSH 1993]). Letztgenannte Versenkung gilt als unbestätigt. Versenkungsaktivitäten der ehemaligen DDR erstreckten sich laut [LAURIN 1997], bezugnehmend auf ein dänisches Dokument aus dem Jahre 1985, bis 1965 und umfassten ,,mehrere Hundert Tonnen
"

[LAURIN 1997] erwähnt im Kontext der alliierten Versenkungsmaßnahmen – neben der gebräuchlichen
händischen Versenkung über die Bordwand – auch die Versenkung von vier
oder fünf Minenräumern
mit Kampfmitteln sowie mehrerer nicht militärischer Schiffsrümpfe
nordöstlich Bornholms. Diese Aussagen stimmen mit den Angaben in [BSH 1993] überein,
wobei das BSH diese versenkten Rümpfe den Versenkungen der späteren DDR zuordnet,
nicht aber den Jahren 1945 bis 1948


Gibt es Informationen über die erwähnten 4-5 Minenräumboote der Kriegsmarine sowie der ostdeutschen Küsten-Patrouillenschiffe?

Grüsse
Beate
Grüße
Beate

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Albatros

Hallo Beate,

Danke Dir für Deine Antworten.

Also bis 1965 hatte die ehemalige DDR in dem Gebiet um Bornholm Kampfstoffe versenkt.
Da bis zu diesem Zeitpunkt die Hoheitsgewässer wohl nur3 Seemeilen betrugen und es auch noch keine Wirtschaftszonen ( bis zu 200 Seemeilen) gab, war dies eventuell geduldet.

Hier noch ein Bericht zu den Kampfstoffen in Nord und Ostsee.
http://www.ostufer.net/de/lexikon/item/1650-munition-ostsee-nordsee

Was mich im Zusammenhang mit der dänischen Hanno noch verwundert ist das sie von der Volksmarine aufgebracht, in einen Hafen der DDR verbracht wurde, mit Kampfstoffen beladen um sie anschließend zu versenken.
Da muss man wohl davon ausgehen das der Reeder der Hanno das Schiff offiziell aufgegeben hatte.


:MG:

Manfred

bettika61

Hallo,
es gibt Hinweise , das Unterlagen über Giftgassversenkungen in der DDR (vermutlich nicht nur dort  :-o) bewußt vernichtet wurden.

Dazu Nehring über die 4 versenkten Küstenschutzboote:
"Bisher liegt dem Autor nur ein »Befehl des Chefs der Seestreitkräfte« vor, der –ohne Mengenangabe – die Vernichtung von Kampfstoffgranaten durch Versenkung
eines derartigen Bootes am 28. März 1957 östlich (nicht südwestlich!) von Bornholm auf 55° 21' N, 15° 37' O veranlasste.Als Zusatz war vermerkt: »Dieser Befehl ist am 15. April 1957 zu vernichten
«, was wahrscheinlich bei den Befehlen für die anderen drei Boote konsequenter gehandhabt worden ist
.

Im  Bericht 2011:
Munitionsbelastung der deutschen Meeresgewässer -Bestandsaufnahme und Empfehlungen http://www.schleswig-holstein.de/UXO/DE/Bericht/Bericht_node.html
"Wertvolle Hinweise
ergab die Aktenrecherche in der Altschriftgutverwaltung der Außenstelle Berlin des
Bundesinnenministeriums, in der Unterlagen des früheren Ministeriums des Inneren
(MdI) der DDR aufbewahrt werden. Weitere Informationen aus der ehemaligen DDR
liegen nicht vor, vermutlich weil – nach Aussagen eines Zeugen – im August 1990
durch das damalige Ministerium für Abrüstung und Verteidigung der DDR verfügt
worden sei, die vorhandenen Unterlagen über Rüstungsaltlasten zu vernichten


Grüsse
Beate
Grüße
Beate

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bettika61

#19
Hallo,
im Zusammenhang mit den Versenkungsgebieten des SMAD und der DDR suche ich dieSeekarte 3002
des Seehydrographischen Dienstes der DDR.  Die Seekarten waren seinerzeit geheime Verschlußsachen und konnten nur mit entsprechender Vollmacht beim SHD angefordert werden.
Die Versenkungsgebiete um Bornholm, südlich Schweden ,nördlich Kolberg sollen dort eingezeichnet sein.
Zeitraum 1953-1970
Mir ist allerdings nicht bekannt ,ob der SHD bei der Karte auf eigene Informationen der Versenkungsgebiete
zurückgriff.
Hat jemand Zugriff auf die gesuchte Karte?
Grüße
Beate

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