Mein Kriegsende auf M-601 - Todesurteile

Begonnen von Maurice Laarman, 08 Februar 2008, 11:51:26

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Spee

@Big,

der, welcher das Halten des Kurland-Kessels befohlen hat, war erst ein paar Tage tot, der andere saß in Mürwik und lebte noch viele Jahre.

@Kalli,

jep, Mord an den eigenen Soldaten.
Servus

Thomas

Suicide Is Not a War-Winning Strategy

SchlPr11

Vom SchlPr.11:
Hallo zusammen
Kalli - die Frank Beyer Verfilmung ROTTENKNECHTE hatte tatsächlich als den Hintergrund der M 612 Erschießungen dramatisiert.
Fach- und Sachunterstützung von der Volksmarine:
Meines Wissens wurde hierzu das auszusondernde MLRHabicht STRALSUND verwandt und eine Anzahl von Torpedoschnellbooten  der P 6 Klasse. Ein KSS wurde nicht herangezogen. Die KARL LIEBKNECHT war schon Zielschiff, FRIEDRICH ENGELS Anleger und Hulk und die beiden anderen noch aktiv.
Läßt sich noch recherchieren, welche TS-Boote zu Filmstatisten umgebaut wurden und wo ? Peenewerft oder direkt in der Flottille ???
REINHARD

Maurice Laarman

Schon zu sehen das dieses Thema lebt.

Es war überigens nicht die einzige Fall. Hier etwas anderes über die Führer der Schnellboote. Ich habe das auch auf Papier, aber wikipedia macht es einfacher:

Petersen war in der Funktion als Kommodore so genannter Gerichtsherr über den wohl letzten Fahnenflucht-Prozess gegen Fritz Wehrmann (26, Matrose) aus Leipzig, Alfred Gail (20, Funker) aus Kassel und Martin Schilling (22, Obergefreiter) aus Ostfriesland, die am 10. Mai 1945 auf dem Schiff Buéa hingerichtet wurden, zwei Tage nach der deutschen Gesamtkapitulation. Die Angeklagten hatten von der Kapitulation der deutschen Truppen gegenüber den Engländern am 4. Mai 1945 erfahren und versucht, am 6. Mai von ihrer Unterkunft in Svendborg auf der Insel Fünen auf das Festland zu gelangen. Dabei wurden sie von einem dänischen Hilfspolizisten aufgegriffen und an den Ortskommandanten der deutschen Truppe auf Fünen überstellt. Am 8. Mai ließ Petersen die Kriegsfahne auf den ihm unterstellten Schiffen einholen. Die Mutter von Wehrmann erhielt mit einjähriger Verspätung den Abschiedsbrief ihres Sohnes. Dieser hatte die verspätete Zustellung durch seinen Freund Theodor Meier erbeten, zu einem Zeitpunkt, wo seine Mutter bereits die Hoffnung aufgegeben haben könnte. In diesem Brief werden die Namen der Verantwortlichen genannt.

In drei Prozessen wurden Rudolf Petersen und die anderen Mitglieder des Kriegsgerichts 1953 durch das Landgericht Hamburg vom Vorwurf des Totschlags und der Rechtsbeugung freigesprochen. Nach dem Freispruch beging die Mutter von Alfred Gail mittels Gas Selbstmord. Anna Wehrmann verbrachte 20 Jahre in einem Heim. Petersen arbeitete später als Handelsvertreter, war vom 1. Juni 1953 bis Anfang 1958 Leiter der Hanseatischen Yachtschule in Glücksburg des Deutschen Hochseesportverbandes HANSA e.V. und beim Militärischen Abschirmdienst der Bundeswehr.

Rudolf Petersen überlebte den Schreck nicht, als Jugendliche ihm am Silvestertag 1982 beim Öffnen der Wohnungstür Böller ins Gesicht warfen.

Maurice Laarman

Wenn Interesse besteht, dieser Fall wurde auch in das Zeitschrift der MOV besprochen. Ich kann die Scans der Leserbriefe einstellen hier.

Gruss,

Maurice

derbeulepuster

Hallo zusammen!
Im 1.Teil des Films ROTTENKNECHTE wird der Zeitzeugenbericht von Egon Otten aus DDR-Sicht geschildert. Zu beziehen ist der Film seit kurzer Zeit unter:
www.buchredaktion.de/rottenknechte-ddr-tv-archiv.html
Gruß Volker

2M3

Zitat von: SchlPr11 am 09 Februar 2008, 12:36:21
Vom SchlPr.11:
Hallo zusammen
Kalli - die Frank Beyer Verfilmung ROTTENKNECHTE hatte tatsächlich als den Hintergrund der M 612 Erschießungen dramatisiert.
Fach- und Sachunterstützung von der Volksmarine:
Meines Wissens wurde hierzu das auszusondernde MLRHabicht STRALSUND verwandt und eine Anzahl von Torpedoschnellbooten  der P 6 Klasse. Ein KSS wurde nicht herangezogen. Die KARL LIEBKNECHT war schon Zielschiff, FRIEDRICH ENGELS Anleger und Hulk und die beiden anderen noch aktiv.
Läßt sich noch recherchieren, welche TS-Boote zu Filmstatisten umgebaut wurden und wo ? Peenewerft oder direkt in der Flottille ???
REINHARD

Bilder zu den umgebauten TS-Booten gibt es unter http://www.parow-info.de/Einheiten/TS183.html

--> hier und
--> hier

Gruss Frank
Flottenschule Parow 78-79, Ausbildung Ari-leicht, 25mm 2M3/M110 und 30mm AK-230, 79-82 Ari-Maat 1. MSR Abteilung/1. Flottille Peenemünde auf Proj. 89.2 MSR-lang/Kondor-II

Hirschkaefer

#21
Mein Vater erzählte mir oft davon, damals wo er in Schleswig-Holstein lag. im Mai/Juni 1945, bei dem Nest Damlos, englische Kriegsgefangenschaft, mit Teilen oder gar der ganzen Besatzung vom Zerstörer "Paul Jacobi". Und halt von diesen Leuten von diesem "Paul Jacobi" Schiff wurden immer wieder die Geschichten erzählt. Zumindest hat mein Vater sie als damals knapp 18 Jähriger so in Erinnerung! "Paul Jacobi" sollte wohl nachOstpreußen auslaufen, um Landsleute zu retten, das muß so um den 30.4 bis 3.5 1945 gewesen sein. Da zerschlugen wohl, die genaue Zahl weiß ich nicht, vielleicht 4-6 Matrosen den Kreiselkompaß. Auf jedenfall wurden diese am 6.5.1945 "Standrechtlich" erschossen. Der ehemaliger Ministerpräsident Filbinger von dem Bunesland Baden Würtemberg hat wohl angeblich an diesen Urteilen Mitgewirkt. Herr Oettinger hat gesagt, als Ministerpräsident, zum Todestag des Herrn Filbingers, "Er war kein Nazionalsoziallist". Wenn nicht er, wer dann? Und ich bin verdammt rechts, verlange aber Aufklärung und keine Heuchelei. Da ist Johann Reichhart http://www.faz.net/aktuell/rhein-main/frankfurt/ausstellung-zu-justiz-im-dritten-reich-enthauptet-erschossen-oder-qualvoll-gehaengt-1635735.htmlUnd weil wir schon mal bei dem Thema Todesstrafe sind, hier ist ein Link, http://www.youtube.com/watch?v=jzqEWLqS-Ws  Wo man den Herrn Johann Reichhart sein blutiges Handwerk ablesen kann. Wir wissen nicht, inwieweit die Zahlen stimmen, da ja viel verfälscht wird. Aber selbst wenn nur ein viertel von diesen Zahlen zutrifft dann ist dieses ungeheurerlich. Übrigens trat Reichart noch als Gehilfe in der  Dokumentation "Über Galgen wächst kein Gras" auf. In der Endphase des Films sieht man Ihn, wie er sich den Staub von der Brust klopft, nachdem er den Galgen soweit fertig mit einem Helfer gemacht hat.
Reichhart hat also sowohl für die Amerikaner als auch für die Justiz des Dritten Reiches Hingerichtet, darunter auch die Geschwister Scholl mit dem Fallbeil und viele andere. Anscheinend hat die Familie Reichhart sogar eine Familiengruft auf dem Münchener-Ostfriedhof. Man muß halt mal im Internet suchen, dann trifft man auf die Namen. Wie auf seinen Vorgänger den Onkel der auch schon fleißigst mit der Guillotine gearbeitet hat. Bei mir stellt sich nur die Frage wer die Gräber bezahlt? Die BRD, oder Bayern?
Stefan aus Duisburg-Laar  :-o :-( :x :|

Hirschkaefer


Hirschkaefer


Karsten

Viele Grüße,

Karsten

Hirschkaefer

Weil rechts von Gerechtigkeit kommt, vom Rechtsempfinden, sie saßen zur rechten gottes, auf dem rechten wege, gerechtigkeitsbewußtstein, so meine ich daß!

Hirschkaefer

#26
Anzumerken wäre noch, daß es Irsinn ist ein paar Matrosen zu erschießen, wo sich die Niederlage mehr als abgezeichnet hat. Das hat absolut nichts mehr mir Gerechtigkeit zu tun. Standen die Briten doch schon kurz oder sogar schon in Hamburg. Ebenso der Fall der Geschwister Scholl, hätte man diese nicht zu Freiheitsstrafen verurteilen können? Ich hatte mal jemanden kennengelernt, auf einer politischen Veranstaltung, Hirtzel hieß der gute Mann, bekam 1943 drei Jahre Haft ohne Bewährung, weil dieser Mitglied in der "weißen rose"war. Der hatte also noch Glück!
Meine Mutter, Gott hat sie selig, erzähle uns ein paar mal folgende wahre Begebenheit. Neiße, Oberschlesien wo sie aufwuchs. Da war mal ein Postbeamter, der wurde dabei erwischt wie dieser Feldpostpäckchen unterschlagen hat. Der Mann wurde verhaftet, drei Wochen später trug seine Frau schwarze Kleidung. Die Tochter von ihm, die ein Jahr jünger war als meine Mutter, hat nie darüber gesprochen warum der Vater nicht mehr "da war". Es ist müßig darüber zu streiten ob es sich um diesem Falle um recht oder unrecht handelt. Fest steht, daß es eine schweinerei ist Leute zu bestehlen die an der Front standen. Man stelle sich mal vor, man hat drei Brüder, einer wird vermißt, der zweite hat ein Bein verloren, der andere lebt noch an der Front, irgendwo, und läßt sich die Kugeln um die Ohren sausen. Und dann kommt da jemand her, der Feldpostpäcken geklaut hat. Also ich kann mir die Wut schon vorstellen, von den bstohlenen!  Ähnlicher Fall auf der Oder, MS-Deutchland, ein Binnenschiff, der Eigner und Schiffsführer vergriff sich an Eigentum der Wehrmacht was er mit dem Schiff vergringen sollte. Das gleiche Resultat, man hat den Mann nie wieder gesehen, daß Schiff wurde vom Reich sogar beschlagnahmt, so hat es mir mein Vater erzählt.
Was mich nur ärgert ist, daß diese ganzen Blutrichter und Staatsanwälte von diesen Sondergerichten allesamt davon gekommen sind und nach dem Kriege wieder in Amt und würden saßen, insbesondere jene die halt Leute haben Köpfen lassen wegen nichtigkeiten!  Die Witwe von Roland Freisler bekam nach dem Kriege sogar eine üppige Pension. Seine drei Kinder haben meines wissens nach dem Kriege eine Namensänderung durchgeführt. Erwähnt sei hier der Film "Rosen für den Staatsanwalt" mit Walter Giller in der Hauptrolle. Der sellvertreter von Freisler hat wohl Selbstmord begangen, hat sich selber zur Verantwortung gezogen.
Auch der 20 Juli ist ein heikles Thema, fest steht in jedem anderen Lande der Welt wäre man so mit diesen Leuten umgesprungen, wenn dieses Land in einem Kriege stand. Und mit Demokratie hatten diese Leute ja auch nichts im Sinn, zu behaupten sie wollten Demokratie ist schlichter Unsinn, mann wollte nur den Grölfraz und einige andere aus dem Wege schaffen, aber alles andere so weiter laufen lassen. Vermutlich wußten die allierten von dem Attentat, weil am 20.7 nicht ein feindliches Flugzeug über dem Reichsgebiet war, quellennachweiß "Verrat in der Normandie" von Friedrich Georg, daß Buch bietet Zündstoff ohne Ende. Absolut zu empfehlen!  :-o  :||Stefan aus Duisburg

Hirschkaefer

#27
Durch Zufall, ein Krankenhaus hat einen Teil seiner Bbliothek ausgemistet. Da lagen so Bücher in einer Kiste mit dem Vermerk "Zum Mitnehmen". Und da gucke ich so hinein und sehe ein Buch "Tödlicher Alltag, Strafverteitiger im dritten Reich", von Dieter Güstrow. Habe ich sofort mitgenommen, dachte mir, daß könnte was sein, war es auch. Ein recht bedrückendes Buch, absolut zu empfehlen. Ein Rechtsanwalt hat seine Erinnerungen aufgeschrieben, wie er um das Leben einiger seiner Mandanten gekämpft hat und nicht immer gewonnen hat.
Auch sei noch ein anderer Film mit Heinz Rühmann erwähnt, leider weiß ich den Namen des Films nicht mehr, wo dieser jemanden spielt der einen Feindsänder abgehört hat und es so hinbiegt das er als unzurechnungsfähig eingestuft wird und dem Fallbeil dadurch entkommt. Aber nach dem Krieg hat dieser seinen Titel nicht mehr loswerden können, weil dieses in der jungen Rebublich immer noch Gültigkeit hat. Auch ein sehenswerter Film. :-o  :roll:
Stefan aus Duisburg

wirbelwind

Hallo,
an einer anderen Stelle des Threads steht, unabhängig von der moralischen Bewertung der ergangenen Todesurteile, erst einmal die Vorgänge nach der damals vorherrschenden Rechtsauffassung einzuordnen. Moralisch finde ich es schon fragwürdig, ob die Entwendung von ein Paar Frontkämpferpäckchen die Todesstrafe rechtfertigen. Da hätte es sicher auch andere Möglichkeiten der Strafe solch eines Langfingers gegeben. Um mal bei dem Buch von Güstrow zu bleiben, sind Feuerwehrleute zum Tode verurteilt worden, weil sie angeblich bei einem,,Gottesmann" geplündert hätten. Die bewußten Leute waren aber tagelang bspw. nicht verpflegt worden und der ev. Priester sah keine Notwendigkeit, Milde walten zu lassen.
Richtig ist auch, dass kaum Henker, Richter oder Staatsanwälte des 3. Reiches belangt wurden. In den Anfangsjahren der DDR z. B., war Merchtesheimer Generalstaatsanwalt bis er seiner Krebserkrankung erlag. Unter Freisler hatte er eine führende Stelle am Volksgerichtshof. Als mir das bewußt wurde, habe ich gefragt, wie so etwas in einem sich antifaschistisch gebenden Staat möglich sei. Die Antwort, es wurden Fachleute benötigt, die, wenn sie nicht spurten, schnell auf Linie gebracht werden konnten. Übrigens bezog Lina Heydrich auch eine satte Pension für den Tod ihres Mannes Reinhard. Noch ein anderer Aspekt. Wie konnten es die Allierten zulassen, dass nach der Teilkapitulation/ Gesamtkapitulation noch Todesurteile in der DKM/Wehrmacht vollstreckt werden durften.
MfG Rüdiger

Seefuchs

@Hirschkäfer

"Mein Schulfreund", heißt der Film den du meinst, aus 1960!


Grüße

Seefuchs
In der Werft: SMS König; KM Lützow

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