Russland modernisiert Atom-U-Boot-Flotte

Begonnen von Albatros, 30 Mai 2009, 23:27:34

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olpe

Zitat von: hillus am 01 November 2012, 18:36:50
.. ist die unterdimensionierte und hohle Welle ...
Hallo,
... durchaus plausibel ... Bilder und weitere Gedanken heute Abend - dann wieder vom Home-PC ...
Grüsse, dienstreisebedingt aus Hamburg
OLPE
 

hillus

Hallo Olaf,

feine Dienstreise. Brauchen die da Öl und Gas??? Bin gespannt auf Deine Ergänzung oder den Kommentar.

Gruß

Jochen

olpe

Zitat von: hillus am 02 November 2012, 10:21:45
Brauchen die da Öl und Gas???
...  :-D :-D ...

Hallo,
jo, hier nun einige Gedanken.
Die höhere akustische Signatur der U-Boote vom Projekt 949A ANTEY (NATO: SSGN der OSCAR-II-Klasse) bezogen auf die beiden Propeller- und Wellenanlagen ist m.E. mit der großen Geschwindigkeitsbandbreite dieser Einheiten erklärlich. Sowohl für Schleichfahrt mit wenigen Knoten als auch für volle Fahrt mit bis zu 33,5 (!) Knoten - beides getaucht - sind sowohl die Propeller als auch die Wellen mit einer Torosionskompensationseinrichtung und die Untersetzungsgetriebe ausgelegt. Die überkavitierenden skew-back-Propeller dienen eher dem kraftvollen Vortrieb als einer wirkungsvollen Geräuschoptimierung. Aber: im Gegensatz zu den klassischen, aber lauten Propellerformen vorheriger U-Bootsgenerationen (ALFA, DELTA, CHARLIE usw.) kann durchaus von einer deutlichen Verbesserung der Geräuscheinbringung in das Wasser ausgegangen werden.

Die hohe Geschwindigkeit der OSCAR-II-Klasse ist begründet durch die Forderung der Marine, mit den schnellen U.S.-Trägerverbänden in Unterwasserfahrt mithalten zu können ... diese waren ja das bevorzugte Ziel dieser Flügelraketen tragenden U-Boote.

Nach A.S. Pavlov "Die U-Boote der KURSK-Klasse" (in Udarnaya Sila Flota, Yakutsk 2001) haben die Wellen einen Durchmesser von 950mm und besitzen ein kompliziertes System der Kompensation von auftretenden Torosionen (Anm. OLPE: hervorgerufen durch Verformung des Druckkörpers) bei größeren Tauchtiefen. Möglicherweise ist dieses System bei einigen Booten nicht mehr voll funktionsfähig, so dass es zu den von @hillus beschriebenen Effekten kommt ... ggf. bereits auch schon im normalen Fahrbetrieb.

Unten zwei Bilder zur Vertiefung.

  • Im ersten ist die gesamte Propelleranlage zu erkennen. Inwieweit die kleinere achtere, propellerähnliche Schraube als aktiver (Schleichfahrt)propeller (подруливающие устройство - podrulivayushchie ustroystvo?) wirkt oder - feststehend - ggf. zur Verbesserung der Abströmung dient, ist mir leider nicht bekannt. Diese ist bisher nur bei K-141 "KURSK" ersichtlich gewesen.

    Heckansicht von K-141 "KURSK" mit den Propellern                                           ->Bild größer ...


  • Im zweiten ist der Ausbau des Bb-Propellers ersichtlich. Die hohle Welle ist gut zu erkennen. Die Füllung mit Quarzsand ist durchaus möglich, allerdings erschließt sich mir der technische Hintergrund nicht vollständig.

    Der Bb-Propeller von K-141 "KURSK" mit getrennter und gezogener Welle          ->Bild größer ...

Ich kann mir gut vorstellen, dass die russische Marine im Zuge der Modernisierung sich von der bisherigen Form der Propeller trennt und nunmehr zu geräuschoptimierteren Schrauben übergegangen ist, die leiser sind, aber die Boote auch langsamer machen.
Ich bin auf ein Bild gespannt bzw. auf eine Beschreibung ...  :-)
Grüsse
OLPE

olpe

Hallo,
ein NewsClip von K-329 "SEVERODVINSK":
am 26.11.2012 hat es ein Flugkörperschießen während der Seeerprobungen im Weißen Meer gegeben. Hierbei wurde ein FK vom Typ 3M14 "KALIBR" (Variante der KLUB-S, auch CLUB-... genannt) erstmals aus der Unterwasserlage abgefeuert  --/>/> ( Wiki D SS-N-27 SIZZLER)
Die Überschall fliegende 3M14 "KALIBR"-Flügelrakete ist für den Einsatz gegen Landziele vorgesehen. Der Test ist augenscheinlich erfolgreich und zur Zufriedenheit der Auftraggeber durchgeführt worden. Es handelt sich um den dritten erfolgreichen Start eines FK der KLUB-Familie im Zuge der Erprobung des "KALIBR"-Komplexes auf dem U-Boot.

Hier ein HerstellerClip der Unterschall-Anti-Schiffs-Variante der KLUB-S  --/>/> 3M54E1
Gegner: klar ersichtlich ...  :-D

Grüsse
OLPE

Urs Heßling

#94
moin,

Zitat von: olpe am 01 Dezember 2012, 09:53:06
Gegner: klar ersichtlich ...  :-D

Ja, das kann man wohl sagen !  ... ganz schön unverblümt ... danke für die Info top

Zwei Fragen:
Zitat von: olpe am 02 November 2012, 23:58:54
Torosionen

1. Du meinst "Torsionen" ?

2. Ist "KLUB" eine Abkürzung oder das russische Wort (und in welcher Bedeutung) ?

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

Kaschube_29

#95
Moin Urs,

auf Deine zweite Frage: "Klub" ("Клуб"), in englischer Schreibweise "Club", ist die russische Bezeichnung für die Vermarktung des Systems für den Export. Es ist keine Abkürzung.

Nun zur Wortbedeutung: im Russischen gibt es hier zwei Übersetzungen:
1. die naheliegende Variante: "Klub", "Klubhaus";
2. gibt es eine andere Übersetzungsmöglichkeit: "Rauchschwaden", "Nebelschwaden", "Staubwolken".

Auf jeden Fall ist die Bezeichnung "Club" = "Klub" für die Verbesserung der Exportmöglichkeiten des Systems gewählt worden.
Inzwischen ist das System auch schon in der indischen Marine, der chinesischen Marine und (nach Übergabe der im Bau befindlichen Einheiten) auch in der vietnamesischen Marine jeweils auf dieselelektrischen Unterseebooten der "Kilo"-Klasse im Ausland im Einsatz.

In der Überwasservariante ist dies Flugkörpersystem auf dem inzwischen in den Dienst der Kaspischen Flottille gestellten "Raketenschiff" (raketnyy korabl [ракетный корабль]) "Dagestan" ("Дагестан") im Einsatz.

Bis dann,

Kaschube_29
Immer eine Handbreit Wasser unter den Kiel (Bcегда семь футов под кильем)!

olpe

Zitat von: Urs Hessling am 01 Dezember 2012, 15:27:57
... Du meinst "Torsionen" ?
Hallo,
... jo, leichter gedanklicher und praktischer Vertipper ... (Torsionen = Verdrehungen) ... danke  :-)
Grüsse
OLPE


Albatros

#97
Die russische Marine möchte scheinbar die Titan-U-Boote des Projektes 945 Barrakuda wieder zur Weiterverwendung instandsetzen.

http://de.ria.ru/zeitungen/20130305/265661048.html

http://de.wikipedia.org/wiki/Projekt_945


:MG:

Manfred

hillus

#98
Hallo Manfred,

ich hatte diese Meldung auch wahrgenommen, aber im Moment ist das Hauptproblem der Russen - "viel reden und viel wollen"- aber zumeist ist immer nur der Wunsch der Vater des Gedankens.
Alle vier Boote sind in der Nord Flotte noch vorhanden:

B-239 KARP NATO CODE SIERRA I
seit 1999 Auflieger im Werftgebiet der OAO TsS ZEZDOCHKA
2004 Planung der Verschrottung gestoppt      
01.10.2007 wieder in die Schiffsliste der Seekriegsflotte aufgenommen mit dem Ziel einer mittleren Werftüberholung, Modernisierung und der Rückkehr in den aktiven Dienst
ab 05.2008 bei der OAO TsS ZVEZDOCHKA zur Instandsetzung und Wiederherstellung der technischen Einsatzbereitschaft   

Bemerkung: Es ist also zu sehen, dass die vorliegende Meldung entbehrt doch die brennende Aktualität!!!

B-276 KOSTROMA NATO CODE SIERRA I
...2008 bis ...2010 Werftinstandsetzung bei der OAO TsS ZVEZDOCHKA zur Wiederherstellung der technischen Einsatzbereitschaft, dabei Demontage der alten Hautantriebsanalage im Tausch mit der Hauptan-
triensanlage von B-239 KARP
2012 noch im Bestand der 7. Division der Rotbanner Unterwasserstreitkräfte

B-336 PSKOV NATO CODE SIERRA II
ab 2011 Werftüberholung zur Wiederherstellung der technischen Einsatzbereitschaft bei der OAO SRZ NERPA, Filiale der OAO TsS ZVEZDOCHKA
2012 geplante Fertigstellung, die noch nicht gemeldet wurde, danach
zurück zur 7. Division der Rotbanner Unterwasserstreitkräfte

B-534 NIZHNIY NOVGOROD NATO CODE SIERRA II
12.01.2002 Beginn der geplanten mittleren Werftüberholung bei der FGUP PO SRZ NERPA. Wegen fehlender finanzieller Mittel langsamer Weiterbau      
01.09.2002 Entladung der aktiven Reaktorzonen, noch während der Werftüberholung zur 7. Division der 11. Eskadra
...2002 Die Stadt Nischnyj Nowgorod spendet finanzielle Mittel zur Fertigstellung des Bootes
2006 bis 2007 Dockung des Bootes
30.04.2008 Beendigung der Generalüberholung
2012 noch im Bestand der 7. Division der Rotbanner Unterwasserstreitkräfte

:MG: Jochen

P.S Eigentlich wollte ich nichts schreiben, denn die russischen Luftnummern bringen letztlich nichts und kommen auf den Autor zurück. Jetzt ist es aber raus und da ist es schon interessant, die Leser etwas über diese Boote zu informieren.





RonnyM

Moin Jochen,

irgendwie finde ich das stark, dass russ. Städte Geld über haben um U-Booten das Laufen beizubringen. 8-) Hier stöhnt alles, sei es Kita, kaputte Strassen oder die immer höheren Sozialleistungen.

Es gibt also doch den goldenen Osten. :-D

Grüße Ronny
...keen Tähn im Muul,
over La Paloma fleuten...

Trimmer

Na Ronny - dann hast Du aber bisher immer die falschen Filme vom "reichen Rußland " gesehen.
Ich meine damit nicht die "Putin- Projekte " wie z.B. Sotschi sonder Beiträge z.B. über russische Fernstraßen, über die Wohnsituation verlassener Orte ( ehemals "Vorzeige- Städte )

Ich glaube der Spruch von damals " Keine Butter, keine Sahne aber auf dem Mond ne Rote Fahne " hat sich nur in soweit geändert das der Rote Stern weg ist und die Genossen von damals sich heute in der Kirche bekreuzigen.

Gruß - Achim - Trimmer
Auch Erfahrung erhält man nicht umsonst, gerade diese muß man im Leben vielleicht am teuersten bezahlen
( von Karl Hagenbeck)

hillus

Na, Ihr Beiden,

Ihr seid ja heute wieder köstlich! Satire und Wahrheit am Stück!

Danke!!

Jochen

Albatros

Zitat von: hillus am 11 März 2013, 15:53:16
Hallo Manfred,
Eigentlich wollte ich nichts schreiben, denn die russischen Luftnummern bringen letztlich nichts und kommen auf den Autor zurück.

Hallo Jochen,

Dank Deiner Aufstellung ist aber doch zu erkennen das in den letzten 10 Jahren immer wieder mal an den Booten gearbeitet wurde, man hatte sie also nie so wirklich aufgegeben.

:MG:

Manfred

hillus

Moin,

und da ist die nächste ergänzende Meldung zu den atomaren Titan-U-Booten.

Am 12.03.2013 meldete Lenta.ru

Die atomaren Mehrzweck-U-Boote der Projekte 945 "Barrakuda" und 945А " Kondor" mit Titanbootskörper werden nach der Modernisierung in ihren technischen Parametern mit den Atom-U-Booten des Projektes 885-М "YASEN-M" vergleichbar sein.

Der Vertrag für die Reparatur und die Modernisierung von zwei U-Booten, der B-239 KARP und B-276 KOSTROMA des Projektes 945 wurde schon früher von der OAO TsS ZVEZDOCHKA unterschrieben. Wie mitgeteilt wurde, werden auf den Atom-U-Booten das Vorhandensein von Defekten geprüft und später werden dann der nukleare Brennstoff und die gesamte elektrische Ausrüstung ersetzt. Danach wird ZVEZDOCHKA prüfen, inwieweit die Mechanismen der Schiffe demontiert werden müssen, und, falls notwendig, auch die Reaktoren der Atom-U-Boote repariert oder ausgetauscht werden müssen.

Wie der Gesprächspartner mitteilte, "werden wohl die ganzen Innereien der U-Boote, von den Raketenkomplexen bis zu den Kernreaktoren, durch neue oder analoge Parameter vollständig ersetzt sein, mit denen die modernen Boote Typ YASEN (Projekt 885-M) ausgestattet sind. Insbesondere  werden die ,,Barrakudas "und die ,,Kondors " mit den FK-Komplexen der Flügelraketen "Kaliber" ausgerüstet sein.

Es wird erwartet, das die Reparatur der B-239 KARP im Sommer 2013 anfangen und zwei bis drei Jahre dauern wird. Dann wird die Reparatur der B-276 KOSTROMA beginnen. Wie der Gesprächspartner von "Interfax" erzählte, wird danach die OAO TsS ZVEZDOCHKA den Vertrag für die Reparatur und die Modernisierung der U-Boote B-336 PSKOV und B-534 NIZHNIY NOVGOROD des Projektes 945-А ebenfalls bekommen. Derzeit befinden sich die U-Boote im Bestand der Rotbanner Unterwasserstreitkräfte in der ständigen Bereitschaft und im Gefechtsdienst auf See.

bis denne! :MG:

hillus

hillus

Moin,
ich stelle den neuesten Artikel der russischen Presse zum Erhalt der Titan-U-Boote ein, obwohl er nichts wesentliches Neues enthält. Nur die Vertragsunterzeichnung ist jetzt wohl fest.

Die russische Zeitung ,,Взгляд" (Wsgljad – Die Meinung) berichtete heute am 21.03.2013

Das Ministerium für Verteidigung hat versprochen, die Modernisierung des Atom-U-Bootes fortzusetzen!

"Das Ministerium für Verteidigung und das Oberkommando der Seekriegsflotte werden ihre wesentliche Aufmerksamkeit den Fragen der Wiederherstellung der technischen Einsatzbereitschaft und der Modernisierung der U-Boote der existierenden Projekte weiter widmen. Die Lösung besteht darin, die technische Einsatzbereitschaft der Boote wieder herzustellen und in den Dienst der Seekriegsflotte zurückzuführen. Eines der ersten Arbeiten ist es, der Seekriegsflotte zwei atomare Mehrzweck-U-Boote des Projektes 945, die KARP (deutsch Karpfen) und KOSTROMA sowie zwei atomare Mehrzweck-U-Boote des Projektes 945-А PSKOV und NIZHNIY NOVGOROD zurückzugeben", erklärte das Militäramt gegenüber ITAR-TASS.

Zum ersten Mal wurde Anfang März bekannt, dass darüber entschieden wurde, die Titan-U-Boote in die Seekriegsflotte zurückzugeben.

Derzeit befinden sich im Bestand der Flotte vier atomare Titan-U-Boote, wenn die Miniboote für die Tiefseeforschungen nicht berücksichtigt werden: Zwei Projekte 945 "Barrakuda" – K-239 KARP und K-276 KOSTROMA (NATO Code SIERRA I) sowie zwei Titanboote des modernisierten Projektes 945-А " Kondor" – K-336 PSKOV und K-534 NIZHNIY NOVGOROD (NATO Code SIERRA II).

Die einzigartigen atomaren Mehrzweck-Titan-U-Boote der Klassen "Barrakuda" und ,,Kondor" werden nach umfassenden Modernisierungen bei der OAO TsS ZVEZDOCHKA in Sewerodwinsk den Parametern der U-Boote der vierten Generation der Klasse "YASEN-M" (deutsch – ,,Esche") entsprechen.

"Anfang März haben das Ministerium für Verteidigung und ZVEZDOCHKA den Vertrag für die Wiederherstellung der technischen Einsatzbereitschaft, einer umfassenden Werftinstandsetzung sowie der Modernisierung der aus dem Kampfbestand der Nord Flotte herausgeführten Titan-Atom-U-Boote KARP und KOSTROMA des Projektes 945 der dritten Generation, gebaut in den 80-ziger Jahren des vorigen Jahrhunderts, unterschrieben. Als erstes Boot wird KARP instandgesetzt und der Flotte zurückgegeben. Danach folgt KOSTROMA. In der abschliessenden Periode der Arbeiten auf dem zweiten U-Boot wird das Ministeriums für Verteidigung und ZVEZDOCHKA noch einen Vertrag für die Reparatur und Modernisierung der anderen beiden atomaren Titanboote PSKOV und NIZHNIY NOVGOROD des verbesserten Projektes 945-А Kondor unterschreiben. Diese befinden sich im Bestand der Kräfte der ständigen Bereitschaft der Seekriegsflotte und versehen den Kampfdienst im Meer".

hillus

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