Mein Freund Egon Otten hat dieser Bericht verfasst, welcher er gerne mit uns teilen will.
Gedanken an mein Kriegsende auf ,,M 601 ,,
Gedenken an ein Kriegsende mit 11 Opfern auf ,, M 612 ,,.
Ich erlebte das Ende des zweiten Weltkrieges auf dem Minensuchboot "M601" in Sonderburg in Dänemark. Wir waren amTodestag des Führers aus Rostock ausgelaufen, vollgeladen mit Flüchtlingen. Zum Teil Familien welche schon eine lange Flucht hinter sich hatten. Wir verließen morgens am 30.04.45 die Rostocker Neptun Werft und liefen erst einmal nach Warnemünde, hier legten wir beim Verpflegungsamt an und ergänzten unsere Vorräte und viele andere gute Dinge, die wir im Verpflegungsamt vorfanden. Ich persönlich hatte mir eine Kiste Schokolade organisiert, denn das Verpflegungsamt sollte gesprengt werden. Kaum hatten wir die Pier verlassen, als ein russischer Panzer auf dem Strandgelände auftauchte und uns einen Schuß nachsandte.
Unser Zielhafen sollte Kiel sein, da wir dort stationiert waren. Auf der Nachtfahrt dorthin, wo es immer wieder U Boots Alarm gab, wurde die Meldung von Hitlers Tot über die Bordlautsprecheranlage verbreitet, gleichzeitig wurde Großadmiral Dönitz zu seinem Nachfolger ernannt. Für uns ganz jungen Soldaten ein Gefühl von Haltlosigkeit die aufkam. Auf jedenfalls war alles froh darüber, daß nun wohl endlich der Krieg zu Ende gehen soll. Kiel wollte uns nicht haben, man beschäftigte sich damit Papiere und Unterlagen zu verbrennen und es ging nicht einmal eine Leine an Land. Die Order lautete nach Dänemark zu laufen.
In See gab viele Fliegeralarme, der Angriff eines Flugbootes mit Bordwaffen wurde von der Bordflak abgewehrt, ohne Zielvorgabe liefen wir nach Kopenhagen und wollten an der langen Linie bei dem Kreuzer Prinz Eugen" und Kreuzer ,,Nürnberg" anlegen, denn wir wollten gerne unsere Flüchtlinge an Land abgeben. Zu einem Anlegen kam es nicht, indem wir Befehl erhielten nach Sonderburg zu fahren. In Sonderburg gingen wir durch die Drehbrücke, welche schon mit Widerstandskämpfern besetzt war, in den Hafen und legten uns im Päckchen zu ,, M 612 ,,. Wir hatten gehofft die Flüchtlinge abgeben zu können, aber die Dänen waren nicht mehr bereit, Deutsche Flüchtlinge aufzunehmen. Noch herrschte Kriegszustand und man mobilisierte alle Schiffe die noch fahrbereit waren, die eingeschlossenen Truppen aus Kurland zu evakuieren. Auch für unsere beiden Schiffe ,,M 601" und ,,M 612" die zur neuen 12. M S Flottille gehörten, galt es nun Vorbereitungen zu treffen. Zunächst war der Brennstoffvorrat, sprich Kohlen zu ergänzen. Beide Schiffe gingen nach Apenrade zum Bunkern. Der Steinkohlenvorrat war verbraucht und es gab nur noch Braun-kohlenbriketts. Damit eine hochwertige Kesselanlage zu beheizen, in Kriegszeiten war fast unmöglich. Bei dem großen Dampfbedarf der Maschinen, kam anstatt Rauch, nur Funkenflug aus dem Schornstein, welches bei kriegsmäßigen Fahren in der Dunkelheit, sehr gefährlich sein konnte.
Beide Schiffe kehrten nach Sonderburg zurück." M 612" hatte an der Pier festgemacht, wir legten uns dazu ins Päckchen. Jetzt ging durch unser Schiff eine seltene Unruhe. Es wurde von Aussteigen und Abhauen gesprochen und es ist schon richtig, wenn sich diese Unruhe auf die Besatzung von ,,M 612" übertrug und man keine Lust mehr verspürte nach Kurland auszulaufen, überhaupt noch den Kopf hin zu halten. Die Unruhe hatte seinen Ursprung im techn. U-Raum ( Unteroffiziers-messe). Fünf Leute unseres Schiffes waren in der Nacht verschwunden und sind nicht wieder aufgetaucht. Sie sollen von den Dänischen Widerstandskämpfern aufgegriffen worden sein.
Am nächsten Morgen, es war des 5. Mai 1945, machte ,, M 612" seeklar zum Auslaufen. Unser Boot konnte wegen der Flüchtlinge an Bord vorläufig nicht seeklar machen und wir ließen ,, M 612 ,,aus dem Päckchen heraus manövrieren. Inzwischen waren die Kampf-handlungen ab den 5. Mai 1945 im Nordbereich und Dänemark einzustellen d. h. es durften auch keine Schiffsbewegungen mehr geben, aber für die Schiffsführungen bestand einfach noch der Befehl nach Kurland zu laufen .Es waren junge Offiziere an Bord von ,,M 612 die noch vom Tatendrang besessen waren und es ging ,,M 612" in See. Weit ging die Reise nicht. Gerade in See, die Küste war noch zu sehen, bemächtigte sich die Mannschaft der Schiffsführung und sperrte die Offiziere in ihren Kammern und der Messe ein und stellte bewaffenete Posten vor den Türen auf. Dieses war offene Meuterei und gab dem Kommandanten eines vorbei-fahrenden Schnellbootes den Verdacht, daß hier nicht alles in Ordnung sei, nach dem er einen Winkspruch an den Kommandanten absetzte, welcher unbeantwortet blieb Er wurde mißtrauisch und ging bei dem Schiff längseits. Sofort wird eine Meldung an die Flottille abgesetzt. Während des Nachmittags kommt es zu einer gütlichen Einigung zwischen den Meuterern und dem Kommandanten. Es scheint der Friede wieder hergestellt zu sein.
Am Nachmittag erscheinen auch mehrere S Boote und umstellen das M Boot . Es kommt ein Untersuchungs-kommando an Bord, unter anderem ein Crewkamerad des Kommandanten. Der Tatbestand, daß bei der Begegnung mit dem S Boot, nicht der Kommandant oder sonst ein Verantwortlicher auf der Brücke waren, noch auf Anfrage dort erschienen sind,hatten denVerdacht erhärtet.
Die Verhandlung:
Auf Angaben über Tatbeteiligte, Tatanteile , beziehen sich die Standgerichtsurteile. Für 11 Männer Todesurteile und 4 Männer Zuchthausstrafen. 5 Männer werden freigesprochen. Das Alter der Männer war von 18 bis 23 Jahren, noch blutjung.
Die Kommission ging von Bord um sich die Urteile von einer höheren Gerichtsinstanz bestätigen zu lassen und kehrten gegen 22 Uhr auf das vor Anker liegende Schiff zurück. Gegen 23 Uhr beginnt die Vollstreckung der Todesurteile. Es befand sich nicht wie vorgeschrieben ein Arzt an Bord, um den Tot nach dem Vollzug festzustellen. Zur Vollstreckung war ein Kommando von Land, an Bord mitgebracht worden. Die gesamte Besatzung mußte der Vollstreckung zu sehen, welche auf der Back stattfand. Es geschah auf eine unmenschliche Art und Weise. Die Leichname wurden mit Grundgewichten versehen und über Bord geworfen. Später wurden die Toten von Dänischen Fischern geborgen. Alle Leichname konnten nicht gefunden werden. Die geborgenen Toten wurde auf dem Friedhof in Sonderburg beigesetzt, auf dem Teil der für Kriegstote und Verstorbene der Wehrmacht vorgesehen war.
Das Vorgehen und das Urteil wirft viele Fragen auf. War es offene Meuterei, war es ein Aufbegehren gegen staatliche Gewalt einer schrecklichen Diktatur? Die Kampfhandlungen und Schiffsbewegungen waren nach Kapitulationsvertrag nicht mehr erlaubt. Warum wurde die Verurteilung und Vollstreckung in dieser Zeitnot und Tempo ausgeführt? Ich finde hier liegt das unmenschliche Verhalten der vom Nationalismus geprägten Richtenden vor.Wo ist der Verstand? Könnte man das Tun der Soldaten mit dem Tun der Männer vom 20 Juli gleichsetzen? War es ein Unkameradschtliches Verhalten gegenüber der noch in Kurland kämpfenden Truppe? Warum wurde der unsinnige Befehl noch befolgt? Fragen über Fragen? Ich weiß , es wird nicht gerne in Marinekreisen darüber gesprochen, aber zum erstenmal taucht etwas öffentlich auf, in der Ausstellung: ' Germania auf dem Meere' in Wilhelmshaven, gezeigt 1998 im Rathaus. Auch das zur Ausstellung erschienene Buch berichtet über den Vorfall.
Nicht durch die Kriegsgegner, sondern durch die Gewehre der Kameraden fanden die elf Männer den Tod.
Die Volksmarine der ehem. DDR hat diese Vorfälle des 5. Mai 1945 zu Zwecken ihrer Propaganda tendenziös ausgenutzt Schiffe bekamen den Namen der Erschossenen. Wenn von der roten Fahne gesprochen wird, welche an Bord gehißt sein sollte, so ist dieses nicht wahr.
Obwohl ein Lübecker Gericht später auf eine Klage der Angehörigen von einer offenen Meuterei gsprochen und entschieden hat, wurden die Toten rehabilitiert und den Angehörigen Ansprüche auf Kriegsopferentschädigungen zugebilligt.
vielen Dank für die ergreifenden Zeilen :MG:
siehe dazu auch:
http://www.radiobremen.de/magazin/geschichte/zweiter-weltkrieg/nordwesten.html
Servus Maurice,
die Frage ist, ob der Befehl zur Einstellung aller Kampfhandlungen in Dänemark (also auch die Einstellung aller Schiffsbewegungen) von einer übergeordneten Dienststelle zu der Dienststelle kam, welche den Kurland-Befehl gab. Dann müßte der Befehl zum Auslaufen nach Kurland aufgehoben sein. Damit wäre die Handlung des S-Boot-Kommandanten befehlswidrig gewesen.
Der Auftrag "Kameraden rausholen" ist ein moralischer, wobei man sich fragen sollte, wie Moral und drittes Reich vereinbar sind.
Hallo,
sehr ergreifend .
Dazu habe ich zwei Bücher :
Ein Kriegsende von Siegfried Lenz und
Hol nieder Flagge,
Ereignisse um ein Standgericht von Hans Constabel
Aus heutiger Sicht schwer nachvollziehbar, aber im Krieg,auch wenn er gerade zu Ende war , kann man nicht einfach weglaufen. Sage ich mal so kühn.
Menschlich aber auf jeden Fall sehr tragisch.
Gruß Hastei
Moin,moin, Maurice,
Das ist ein klasse Bericht von Deinem Freund Egon Otten als Zeitzeuge und Teilnehmer des WW2 auf einem Minensucher, ich mußte ihn erst 2 mal lesen,
schade nur das dieses Thema, von den früheren Amtierenden Personen in Ost und West, jeweils anders ausgelegt wurde,
von der DEFA wurde in den Jahren 1967-68 auch ein Film, leider ist mir der Titel zurzeit entfallen, gedreht, wozu ein Ausgemustertes "KSS 50-Riga" und ein Ausgemustertes "MLR Habicht" der VM hergerichtet wurden.
Danke Dir und Deinem Freund, für die Einstellung dieses Beitrages hier, Tatsachenberichte sind besser als alles was man sonst darüber höhrt und liest.
:MG: Norbert
Ich habe in diesem Forum gelernt das heutige Maßstäbe und heutiges Rechtsempfinden nicht anzuwenden sind,so ist es auch hier!.
Gruß, :MG:
Albatros
Zitatvon der DEFA wurde in den Jahren 1967-68 auch ein Film, leider ist mir der Titel zurzeit entfallen, gedreht, wozu ein Ausgemustertes "KSS 50-Riga" und ein Ausgemustertes "MLR Habicht" der VM hergerichtet wurden.
@Norbert,
meinst Du den Film "Rottenknechte", der hatte aber einen anderen historischen Bezug.
ZitatIch habe in diesem Forum gelernt das heutige Maßstäbe und heutiges Rechtsempfinden nicht anzuwenden sind,so ist es auch hier!.
@Albatros,
richtig, aber zum Weinen ist es trotzdem...
ZitatDer Auftrag "Kameraden rausholen" ist ein moralischer, wobei man sich fragen sollte, wie Moral und drittes Reich vereinbar sind.
Hallo Leute, ich denke, wenn es darum ging, Kameraden vor der anrückenden Roten Armee aus Kurland herauszuholen, dann hat das nichts mit dem 3.Reich zu tun sondern ist ganz einfach Soldatenpflicht. Ich erwarte dass mein Kamerad für mich einsteht und mich ggf. heraushaut und vice versa.
Allen anderen Äußerungen kann ich nur zustimmen.
Axel
Freunden,
Es ist sicher ein interessantes Bericht. Die Todesurteile im 3.Reich haben mein Interesse. Wenn man es vergeleicht mit die allierten Armeen, war man im 3.Reich nicht karg mit die Verteilung Todesurteilen.
Ob es in dieser Fall zurecht war, ist immer ein Frage wer man das fragt und wann man das fragt. Ich kann mich vorstellen das Jemand, eingesetzt auf einer der Schiffe welcher an die Evakuation 44/45 beteiligt waren, darüber anders denken wird als Jemand der die Geschichte 60 Jahr später vernehmt.
Vielleicht sollen wir auch nicht urteilen?
Ich habe mich bemüht,
Die Welt weder zu verhöhnen, noch zu beweinen,
Noch zu verabscheuen,
Sondern sie zu begreifen.....so wie sie ist!
Baruch Spinoza
@Maurice Laarman,
Danke Maurice,
bessere Worte sind da wohl schwer zu finden...
@Big,
wenn dein Befehl ein anders lautender ist, dann kannst entweder deiner "Soldatenpflicht" folgen, wirst dabei aber in Kauf nehmen müssen einem Befehl zuwider zu handeln. Was machst du dann? Genau das ist hier die Frage.
"Kameraden rausholen" wurde doch erst zu diesem Zeitpunkt als eine "moralische Pflicht" propagiert, wobei man gleichzeitig neue Truppen in den Kessel brachte. Wo ist denn da der Sinn?
@Spee: Grundsätzlich gilt der letzte Befehl, wenn er denn als solcher erkannt wird. Ob das hier der Fall war vermag ich nicht zu beurteilen. Ob die unten beschriebenen Handlungen Verbrechen waren, weiß ich ic nicht, aus heutihger Sicht und Auffassung definitiv. Ob man im Chaos des Untergangs und Kriegsendes eine Meuterei tolerieren konnte? Wie gesagt, wir wissen aus dem Bericht nicht, wie die genaue Befehlslage war und wie die Kenntnis der Befehle auf dem Boot war, daher vermag ich mir kein abschließendes Urteil zu bilden.
Kameraden herausholen, war nach meiner Kenntnis auf Verwundete bezogen, leider wurden in den Kessel bis zum Schluß noch frische, blutjunge und de facto nicht ausgebildete Landser gebracht, von der Ausrüstung ganz zu schweigen!
Moralisch? Wohl kaum, aus heutiger Sicht...
@Big,
so wie ich die Sache verstehe (kann also auch falsch sein), waren bereits Kapitulationsverhandlungen in Dänemark in Gang. Eine alliierte Forderung war, daß alle deutschen Marineeinheiten ihre Position nicht verändern. Somit hätten die M-Boot-Fahrer richtig gehandelt.
Moralisch richtig wäre es gewesen, den Kurland-Kessel schon wesentlich früher zu evakuieren und da schließt meine Kritik über Moral an. Besagter Bindung von feindlichen Truppen stand ein für deutsche Verhältnisse zu diesem Zeitpunkt nicht mehr vertretbarer logistischer Aufwand entgegen. Die deutschen Truppen wurde m.E. mit jedem weiteren Bestand des Kurland-Kessels sinnlos geopfert. Wenn also jemand eine moralische Pflicht von seinen Soldaten einfordert, dann muß er sich fragen lassen, wie er es moralisch vertreten konnte, diese Soldaten erst in diese verhängnisvolle Situation gebracht zu haben.
ZitatWenn also jemand eine moralische Pflicht von seinen Soldaten einfordert, dann muß er sich fragen lassen, wie er es moralisch vertreten konnte, diese Soldaten erst in diese verhängnisvolle Situation gebracht zu haben.
Datum/Zeit
Nur dass die für diese Lage verantwortlichen zu dem Zeitpunkt schon tot oder gefangen waren!
Ihr habt ja beide recht. Das ist eben leider so. Die letzten Kriegstage waren ja so verhängnisvoll wie im Einsatz so sinnlos.
Was da noch passiert ist, kann man meines Erachtens nicht mehr mit Befehlsgewalt und Kriegsrecht beschreiben. Da war auch Chaos. Lest mal was unser Werner dazu berichtet hat. Lasst die formale Diskussion einfach mal weg.
Situationsbeschreibungen gibt es zu hauf, Aufgegängte auch mit ner Pappe um den Hals- Leute, die sich jahrelang im Graben befunden haben...und den Arsch hingehalten haben und dann nicht mehr konnten, die eingangs beschrieben en Erschießungen waren selbst nach dem damaligen "Recht" nicht "zulässig" und somit Mord. Punkt.
@Big,
der, welcher das Halten des Kurland-Kessels befohlen hat, war erst ein paar Tage tot, der andere saß in Mürwik und lebte noch viele Jahre.
@Kalli,
jep, Mord an den eigenen Soldaten.
Vom SchlPr.11:
Hallo zusammen
Kalli - die Frank Beyer Verfilmung ROTTENKNECHTE hatte tatsächlich als den Hintergrund der M 612 Erschießungen dramatisiert.
Fach- und Sachunterstützung von der Volksmarine:
Meines Wissens wurde hierzu das auszusondernde MLRHabicht STRALSUND verwandt und eine Anzahl von Torpedoschnellbooten der P 6 Klasse. Ein KSS wurde nicht herangezogen. Die KARL LIEBKNECHT war schon Zielschiff, FRIEDRICH ENGELS Anleger und Hulk und die beiden anderen noch aktiv.
Läßt sich noch recherchieren, welche TS-Boote zu Filmstatisten umgebaut wurden und wo ? Peenewerft oder direkt in der Flottille ???
REINHARD
Schon zu sehen das dieses Thema lebt.
Es war überigens nicht die einzige Fall. Hier etwas anderes über die Führer der Schnellboote. Ich habe das auch auf Papier, aber wikipedia macht es einfacher:
Petersen war in der Funktion als Kommodore so genannter Gerichtsherr über den wohl letzten Fahnenflucht-Prozess gegen Fritz Wehrmann (26, Matrose) aus Leipzig, Alfred Gail (20, Funker) aus Kassel und Martin Schilling (22, Obergefreiter) aus Ostfriesland, die am 10. Mai 1945 auf dem Schiff Buéa hingerichtet wurden, zwei Tage nach der deutschen Gesamtkapitulation. Die Angeklagten hatten von der Kapitulation der deutschen Truppen gegenüber den Engländern am 4. Mai 1945 erfahren und versucht, am 6. Mai von ihrer Unterkunft in Svendborg auf der Insel Fünen auf das Festland zu gelangen. Dabei wurden sie von einem dänischen Hilfspolizisten aufgegriffen und an den Ortskommandanten der deutschen Truppe auf Fünen überstellt. Am 8. Mai ließ Petersen die Kriegsfahne auf den ihm unterstellten Schiffen einholen. Die Mutter von Wehrmann erhielt mit einjähriger Verspätung den Abschiedsbrief ihres Sohnes. Dieser hatte die verspätete Zustellung durch seinen Freund Theodor Meier erbeten, zu einem Zeitpunkt, wo seine Mutter bereits die Hoffnung aufgegeben haben könnte. In diesem Brief werden die Namen der Verantwortlichen genannt.
In drei Prozessen wurden Rudolf Petersen und die anderen Mitglieder des Kriegsgerichts 1953 durch das Landgericht Hamburg vom Vorwurf des Totschlags und der Rechtsbeugung freigesprochen. Nach dem Freispruch beging die Mutter von Alfred Gail mittels Gas Selbstmord. Anna Wehrmann verbrachte 20 Jahre in einem Heim. Petersen arbeitete später als Handelsvertreter, war vom 1. Juni 1953 bis Anfang 1958 Leiter der Hanseatischen Yachtschule in Glücksburg des Deutschen Hochseesportverbandes HANSA e.V. und beim Militärischen Abschirmdienst der Bundeswehr.
Rudolf Petersen überlebte den Schreck nicht, als Jugendliche ihm am Silvestertag 1982 beim Öffnen der Wohnungstür Böller ins Gesicht warfen.
Wenn Interesse besteht, dieser Fall wurde auch in das Zeitschrift der MOV besprochen. Ich kann die Scans der Leserbriefe einstellen hier.
Gruss,
Maurice
Hallo zusammen!
Im 1.Teil des Films ROTTENKNECHTE wird der Zeitzeugenbericht von Egon Otten aus DDR-Sicht geschildert. Zu beziehen ist der Film seit kurzer Zeit unter:
www.buchredaktion.de/rottenknechte-ddr-tv-archiv.html
Gruß Volker
Zitat von: SchlPr11 am 09 Februar 2008, 12:36:21
Vom SchlPr.11:
Hallo zusammen
Kalli - die Frank Beyer Verfilmung ROTTENKNECHTE hatte tatsächlich als den Hintergrund der M 612 Erschießungen dramatisiert.
Fach- und Sachunterstützung von der Volksmarine:
Meines Wissens wurde hierzu das auszusondernde MLRHabicht STRALSUND verwandt und eine Anzahl von Torpedoschnellbooten der P 6 Klasse. Ein KSS wurde nicht herangezogen. Die KARL LIEBKNECHT war schon Zielschiff, FRIEDRICH ENGELS Anleger und Hulk und die beiden anderen noch aktiv.
Läßt sich noch recherchieren, welche TS-Boote zu Filmstatisten umgebaut wurden und wo ? Peenewerft oder direkt in der Flottille ???
REINHARD
Bilder zu den umgebauten TS-Booten gibt es unter http://www.parow-info.de/Einheiten/TS183.html (http://www.parow-info.de/Einheiten/TS183.html)
--> hier (http://www.parow-info.de/Einheiten/S39-01.jpgl) und
--> hier (http://www.parow-info.de/Einheiten/S39-02.jpgl)
Gruss Frank
Mein Vater erzählte mir oft davon, damals wo er in Schleswig-Holstein lag. im Mai/Juni 1945, bei dem Nest Damlos, englische Kriegsgefangenschaft, mit Teilen oder gar der ganzen Besatzung vom Zerstörer "Paul Jacobi". Und halt von diesen Leuten von diesem "Paul Jacobi" Schiff wurden immer wieder die Geschichten erzählt. Zumindest hat mein Vater sie als damals knapp 18 Jähriger so in Erinnerung! "Paul Jacobi" sollte wohl nachOstpreußen auslaufen, um Landsleute zu retten, das muß so um den 30.4 bis 3.5 1945 gewesen sein. Da zerschlugen wohl, die genaue Zahl weiß ich nicht, vielleicht 4-6 Matrosen den Kreiselkompaß. Auf jedenfall wurden diese am 6.5.1945 "Standrechtlich" erschossen. Der ehemaliger Ministerpräsident Filbinger von dem Bunesland Baden Würtemberg hat wohl angeblich an diesen Urteilen Mitgewirkt. Herr Oettinger hat gesagt, als Ministerpräsident, zum Todestag des Herrn Filbingers, "Er war kein Nazionalsoziallist". Wenn nicht er, wer dann? Und ich bin verdammt rechts, verlange aber Aufklärung und keine Heuchelei. Da ist Johann Reichhart http://www.faz.net/aktuell/rhein-main/frankfurt/ausstellung-zu-justiz-im-dritten-reich-enthauptet-erschossen-oder-qualvoll-gehaengt-1635735.htmlUnd weil wir schon mal bei dem Thema Todesstrafe sind, hier ist ein Link, http://www.youtube.com/watch?v=jzqEWLqS-Ws Wo man den Herrn Johann Reichhart sein blutiges Handwerk ablesen kann. Wir wissen nicht, inwieweit die Zahlen stimmen, da ja viel verfälscht wird. Aber selbst wenn nur ein viertel von diesen Zahlen zutrifft dann ist dieses ungeheurerlich. Übrigens trat Reichart noch als Gehilfe in der Dokumentation "Über Galgen wächst kein Gras" auf. In der Endphase des Films sieht man Ihn, wie er sich den Staub von der Brust klopft, nachdem er den Galgen soweit fertig mit einem Helfer gemacht hat.
Reichhart hat also sowohl für die Amerikaner als auch für die Justiz des Dritten Reiches Hingerichtet, darunter auch die Geschwister Scholl mit dem Fallbeil und viele andere. Anscheinend hat die Familie Reichhart sogar eine Familiengruft auf dem Münchener-Ostfriedhof. Man muß halt mal im Internet suchen, dann trifft man auf die Namen. Wie auf seinen Vorgänger den Onkel der auch schon fleißigst mit der Guillotine gearbeitet hat. Bei mir stellt sich nur die Frage wer die Gräber bezahlt? Die BRD, oder Bayern?
Stefan aus Duisburg-Laar :-o :-( :x :|
Der Focus schreibt, http://www.focus.de/politik/deutschland/zeitgeschichte-metzger-am-sperrhebel_aid_161724.html
Über Galgen wächst kein Gras, wo man Johann Reichhart erkennt. http://www.youtube.com/watch?v=jzqEWLqS-Ws
Zitat von: Hirschkaefer am 31 Juli 2013, 23:31:11Und ich bin verdammt rechts,
Echt? Wie meinst Du das?
Weil rechts von Gerechtigkeit kommt, vom Rechtsempfinden, sie saßen zur rechten gottes, auf dem rechten wege, gerechtigkeitsbewußtstein, so meine ich daß!
Anzumerken wäre noch, daß es Irsinn ist ein paar Matrosen zu erschießen, wo sich die Niederlage mehr als abgezeichnet hat. Das hat absolut nichts mehr mir Gerechtigkeit zu tun. Standen die Briten doch schon kurz oder sogar schon in Hamburg. Ebenso der Fall der Geschwister Scholl, hätte man diese nicht zu Freiheitsstrafen verurteilen können? Ich hatte mal jemanden kennengelernt, auf einer politischen Veranstaltung, Hirtzel hieß der gute Mann, bekam 1943 drei Jahre Haft ohne Bewährung, weil dieser Mitglied in der "weißen rose"war. Der hatte also noch Glück!
Meine Mutter, Gott hat sie selig, erzähle uns ein paar mal folgende wahre Begebenheit. Neiße, Oberschlesien wo sie aufwuchs. Da war mal ein Postbeamter, der wurde dabei erwischt wie dieser Feldpostpäckchen unterschlagen hat. Der Mann wurde verhaftet, drei Wochen später trug seine Frau schwarze Kleidung. Die Tochter von ihm, die ein Jahr jünger war als meine Mutter, hat nie darüber gesprochen warum der Vater nicht mehr "da war". Es ist müßig darüber zu streiten ob es sich um diesem Falle um recht oder unrecht handelt. Fest steht, daß es eine schweinerei ist Leute zu bestehlen die an der Front standen. Man stelle sich mal vor, man hat drei Brüder, einer wird vermißt, der zweite hat ein Bein verloren, der andere lebt noch an der Front, irgendwo, und läßt sich die Kugeln um die Ohren sausen. Und dann kommt da jemand her, der Feldpostpäcken geklaut hat. Also ich kann mir die Wut schon vorstellen, von den bstohlenen! Ähnlicher Fall auf der Oder, MS-Deutchland, ein Binnenschiff, der Eigner und Schiffsführer vergriff sich an Eigentum der Wehrmacht was er mit dem Schiff vergringen sollte. Das gleiche Resultat, man hat den Mann nie wieder gesehen, daß Schiff wurde vom Reich sogar beschlagnahmt, so hat es mir mein Vater erzählt.
Was mich nur ärgert ist, daß diese ganzen Blutrichter und Staatsanwälte von diesen Sondergerichten allesamt davon gekommen sind und nach dem Kriege wieder in Amt und würden saßen, insbesondere jene die halt Leute haben Köpfen lassen wegen nichtigkeiten! Die Witwe von Roland Freisler bekam nach dem Kriege sogar eine üppige Pension. Seine drei Kinder haben meines wissens nach dem Kriege eine Namensänderung durchgeführt. Erwähnt sei hier der Film "Rosen für den Staatsanwalt" mit Walter Giller in der Hauptrolle. Der sellvertreter von Freisler hat wohl Selbstmord begangen, hat sich selber zur Verantwortung gezogen.
Auch der 20 Juli ist ein heikles Thema, fest steht in jedem anderen Lande der Welt wäre man so mit diesen Leuten umgesprungen, wenn dieses Land in einem Kriege stand. Und mit Demokratie hatten diese Leute ja auch nichts im Sinn, zu behaupten sie wollten Demokratie ist schlichter Unsinn, mann wollte nur den Grölfraz und einige andere aus dem Wege schaffen, aber alles andere so weiter laufen lassen. Vermutlich wußten die allierten von dem Attentat, weil am 20.7 nicht ein feindliches Flugzeug über dem Reichsgebiet war, quellennachweiß "Verrat in der Normandie" von Friedrich Georg, daß Buch bietet Zündstoff ohne Ende. Absolut zu empfehlen! :-o :||Stefan aus Duisburg
Durch Zufall, ein Krankenhaus hat einen Teil seiner Bbliothek ausgemistet. Da lagen so Bücher in einer Kiste mit dem Vermerk "Zum Mitnehmen". Und da gucke ich so hinein und sehe ein Buch "Tödlicher Alltag, Strafverteitiger im dritten Reich", von Dieter Güstrow. Habe ich sofort mitgenommen, dachte mir, daß könnte was sein, war es auch. Ein recht bedrückendes Buch, absolut zu empfehlen. Ein Rechtsanwalt hat seine Erinnerungen aufgeschrieben, wie er um das Leben einiger seiner Mandanten gekämpft hat und nicht immer gewonnen hat.
Auch sei noch ein anderer Film mit Heinz Rühmann erwähnt, leider weiß ich den Namen des Films nicht mehr, wo dieser jemanden spielt der einen Feindsänder abgehört hat und es so hinbiegt das er als unzurechnungsfähig eingestuft wird und dem Fallbeil dadurch entkommt. Aber nach dem Krieg hat dieser seinen Titel nicht mehr loswerden können, weil dieses in der jungen Rebublich immer noch Gültigkeit hat. Auch ein sehenswerter Film. :-o :roll:
Stefan aus Duisburg
Hallo,
an einer anderen Stelle des Threads steht, unabhängig von der moralischen Bewertung der ergangenen Todesurteile, erst einmal die Vorgänge nach der damals vorherrschenden Rechtsauffassung einzuordnen. Moralisch finde ich es schon fragwürdig, ob die Entwendung von ein Paar Frontkämpferpäckchen die Todesstrafe rechtfertigen. Da hätte es sicher auch andere Möglichkeiten der Strafe solch eines Langfingers gegeben. Um mal bei dem Buch von Güstrow zu bleiben, sind Feuerwehrleute zum Tode verurteilt worden, weil sie angeblich bei einem,,Gottesmann" geplündert hätten. Die bewußten Leute waren aber tagelang bspw. nicht verpflegt worden und der ev. Priester sah keine Notwendigkeit, Milde walten zu lassen.
Richtig ist auch, dass kaum Henker, Richter oder Staatsanwälte des 3. Reiches belangt wurden. In den Anfangsjahren der DDR z. B., war Merchtesheimer Generalstaatsanwalt bis er seiner Krebserkrankung erlag. Unter Freisler hatte er eine führende Stelle am Volksgerichtshof. Als mir das bewußt wurde, habe ich gefragt, wie so etwas in einem sich antifaschistisch gebenden Staat möglich sei. Die Antwort, es wurden Fachleute benötigt, die, wenn sie nicht spurten, schnell auf Linie gebracht werden konnten. Übrigens bezog Lina Heydrich auch eine satte Pension für den Tod ihres Mannes Reinhard. Noch ein anderer Aspekt. Wie konnten es die Allierten zulassen, dass nach der Teilkapitulation/ Gesamtkapitulation noch Todesurteile in der DKM/Wehrmacht vollstreckt werden durften.
MfG Rüdiger
@Hirschkäfer
"Mein Schulfreund", heißt der Film den du meinst, aus 1960!
Grüße
Seefuchs
Zitat von: wirbelwind am 03 August 2013, 11:49:22
Wie konnten es die Allierten zulassen, dass nach der Teilkapitulation/ Gesamtkapitulation noch Todesurteile in der DKM/Wehrmacht vollstreckt werden durften.
MfG Rüdiger
Die Wehrmacht wurde mit der Kapitulation ja nicht aufgelöst sondern nur Alliertem Oberbefehl unterstellt. Innerhalb der Wehrmacht wurde dann anscheinend nach dem alten Marinesprichwort gehandelt: "Selbst die Strandung muß ein Manöver bleiben."
Es gab doch in Norwegen sogar noch Truppen die noch voll bewaffnet geblieben sind da die Briten sie im hinblick auf die schlechter werdenden Beziehungen zu dem großen Partner aus dem Osten noch glaubten Intakt halten zu müßen.
moin,
Zitat von: Karlchen am 04 August 2013, 10:52:31
Es gab doch in Norwegen sogar noch Truppen die noch voll bewaffnet geblieben sind da die Briten sie im hinblick auf die schlechter werdenden Beziehungen zu dem großen Partner aus dem Osten noch glaubten Intakt halten zu müßen.
Auf Kreta wurden meines Wissens deutsche Truppen nach der Kapitulation im Raum Chania bis Juni oder Juli 1945 zur "Wahrung der Ordnung" (im Klartext: Unterdrückung der kommunistischen Widerstandskämpfer) eingesetzt.
Gruß, Urs
Hallo,
das Wehrmachtsverbände erst einmal bestehen blieben, ist mir bekannt. Die letzte Reichsregierung unter Dönitz wurde ja auch erst am 23.September 45, glaube ich, aufgelöst und Dönitz gefangen genommen. Von den Russen allerdings ist mir nicht bekannt, dass sie Wehrmachtsverbände bestehen ließen bzw. akzeptierten, dass durch die dt. Militärjustiz verhängte Todesurteile noch vollstreckt wurden. Ob Franzosen und Amerikaner dies ebenfalls zuließen, ist mir nicht bekannt.
MfG Rüdiger
Nur mal als Hinweis : Am 12.11.1945 wurde durch die Direktive Nr. 18 des Alliierten Kontrollrates in Deutschland die Auflösung der Wehrmacht formal beschlossen
Gruß - Achim - Trimmer
moin Rüdiger,
Zitat von: wirbelwind am 04 August 2013, 19:35:47
Die letzte Reichsregierung unter Dönitz wurde ja auch erst am 23.September 45, glaube ich, aufgelöst und Dönitz gefangen genommen.
23.
September Mai 45 ... so langmütig sind nicht einmal die Briten.
Im September 1945 nutzten sie allerdings - nach Kapitulation Japans - die Dienst der berüchtigten japanischen Militärpolizei Kempetai auf Java zur "Aufrechterhaltung der Ordnung" sprich der Wiedererrichtung der holländischen Kolonialherrschaft.
Gruß, Urs
Wer genaueres über diese Zeit 1945 wissen möchte dem empfehle ich mal diesen Artikel aus dem Spiegel 41/1978 - Waffen sammeln für dt.Gefangene - Die geschlagene Wehrmacht -W. Churchills Geisterarmee -
Ich habe diesen Beitrag hier als PDF - leider etwas zu viel für´Forum aber bei Bedarf sende ich ihn gerne über Privat - E- Mail
Gruß - Achim - Trimmer
Hallo,
Urs, natürlich am 23.05.45 war der Zeitpunkt, als Dönitz und die anderen Minister durch die Briten verhaftet wurden, nachdem wohl die Russen interveniert hatten. Die Hitze bzw. mein Alter und die damit verbundene Vergesslichkeit hatten mir da einen Streich gespielt :-D. Schön. dass es Dir gleich aufgefallen ist. Auf Dein Angebot, Achim, komme ich gern zurück. Melde mich bei Dir per PN.
MfG Rüdiger
Zitat von: Trimmer am 05 August 2013, 10:17:23
Wer genaueres über diese Zeit 1945 wissen möchte dem empfehle ich mal diesen Artikel aus dem Spiegel 41/1978 - Waffen sammeln für dt.Gefangene - Die geschlagene Wehrmacht -W. Churchills Geisterarmee -
Gruß - Achim - Trimmer
Hallo,
den Artikel gibts es hier (http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-40616170.html)
Über die Hintergründe Feldgerichte und Todesurteile nach Kriegsende mit Duldung der Allierten empfehle ich http://www.prof-gerhard-paul.de/Lupublikation.html?extend.268
Die Feldgerichte blieben auch nach der Kapitulation unter alliierter Aufsicht im Amt.
Der Chef der Kriegsmarine verfügte daher am 10.Mai 1945, daß die Gerichtsbarkeit der Wehrmacht
unabhängig von den Bestimmungen des Waffenstillstands weiterhin von den Wehrmachtsgerichten ausgeübt und die Fahnenflucht als typische Auflösungserscheinung todeswürdig bleibt .
In Norwegen gab es Urteile bishin zur Todesstrafe bis Februar 1946.
Auch in Holland wurden nach Kriegsende noch Todesurteile vollstreckt.
Bei der Marine arbeiteten vor allem Feldgerichte der Minenräumverbände weiter, bis 5.8.1945 waren noch 750 Strafverfahren,davon allein 425 wegen Fahnenflucht anhängig.
In Flensburg-Mürwik wurde im April 1945 eigens eine Marine-Auffangstelle eingerichtet, die Verfahren aufgelöster Marinegerichte aus den geräumten westeuropäischen Besatzungsgebieten übernahm, später wurde daraus mit ausdrücklicher Genehmigung der Briten eine zentrale Abwicklungsstelle für nicht abgeschlosssene Strafverfahren.
Auch in den alliierten Kriegsgefangenenlagern waren deutsche Militärgerichte noch bis 1946 weiter tätig teilweise mit Unterstützung oder Duldung der Alliierten. Auch diese hatten ein Interesse an der "Aufrechterhaltung der Manneszucht" in ihren Lagern. Illegal bestanden deutsche Militärgerichte noch bis 1947, Fememorde, insbesondere an Hitlergegnern, gingen auf ihr Konto
(aus o.g. Quelle S.334-337)
Grüsse
Beate
Hallo Beate,
danke schön für deinen Beitrag! :MG:
Dies bestätigt wieder, daß bestimmte politische Kreise ein Erstarken von "linken" politischen Erscheinungen verhindern wollten. Egal ob auf deutscher oder (west)alliierter Seite.
Hallo Beate,
vielen Dank für Deine Mühe, die Sachverhalte betreffs Fortbestehen der deutschen Militärgerichtsbarkeit bei den in britischer Gefangenschaft befindlichen Angehörigen der Deutschen Wehrmacht. Nun schälen sich für mich die Zusammenhänge deutlicher heraus. top Von Churchills,,Geisterarmee" hatte ich vor längerer Zeit schon einmal etwas gehört, aber der von Dir verlinkte Artikel ist natürlich viel ausführlicher und beleuchtet die Aspekte deutlicher. Neu war für mich das Fortbestehen von intakten Wehrmachtsverbänden z.B. in Norwegen. Allerdings mußten nicht trotzdem ein großer Teil deutscher Soldaten nach der Kapitulation den Gang in russische Kriegsgefangenschaft antreten, weil sie ausgeliefert wurden? Ähnlich schäbig haben sich ja auch die Amis verhalten. Stichwort Kapitulation 12. Armee an der Elbe bei Tangermünde/Stendal, doch das ist ein anderes Thema. Nochmal nachgefragt. Bei den Amerikanern bestand die dt. Militärjustiz nach der Kapitulation nicht weiter fort :?
MfG Rüdiger
Hallo Rüdiger,
in dem Buch von Prof.Paul wird schwerpunktmässig S-H untersucht, dort waren die Briten.
Er zitiert aber aus folgenden Quellen:
Lothar Gruchmann "Ausgewählte Dokumente zur deutschen Marinejustiz" http://www.ifz-muenchen.de/heftarchiv/1978_3.pdf
und
Manfred Messerschmidt:
Deutsche Militärgerichtsbarkeit im Zweiten Weltkrieg, in: Die Freiheit des Anderen. Festschrift für Martin Hirsch, hrsg.v. H.J. Vogel (u.a.), Baden-Baden 1981, S. 111-142;
von Messerschmidt gibt es auch das Buch "Die Wehrmachtjustiz 1933-1945"
http://www.amazon.de/dp/3506713493
Grüsse
Beate
Hallo Beate,
danke für Deine Hinweise. Sobald ich etwas mehr Zeit habe, besorge ich mir das von Dir empfohlene Buch ,,Die Wehrmachtjustiz 1933-1945". Eines bleibt für mich immer noch sehr fragwürdig, warum in der deutschen Kriegsmarine trotz Teilkapitulation / Gesamtkapitulation noch Todesurteile in der britischen Besatzungszone vollstreckt wurden, dies allein mit der aufrechterhaltung der Manneszucht zu begründen, halte ich für zynisch. Dergleichen ist mir von der Roten Armee nicht bekannt, obwohl die nun gerade nicht sehr zimperlich auftraten. Ich frage mich, abgesehen von der moralischen Komponente, ob diese Handlungsweise mit der Haager Landkriegsordnung vereinbar war.
MfG Rüdiger