Krängungsversuch anno 1905

Begonnen von Suedwester, 17 Oktober 2010, 13:56:00

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Suedwester

Moin,

tja, die kaiserliche Marine geriet anscheinend manchmal etwas in eine Schieflage, so daß unter anderem in Wilhelmshaven Krängungsversuche durchgeführt wurden. Unter anderem auch im Jahre 1905.
Nun stellen sich mir zwei Fragen:
1. Wie wurde gemessen? Lot? Sextant? Ganz anders? Je nach dem?
2. Wie wurde die Krängung erzeugt? Alle Mann backbord?
Ich wäre für jeden Tip, der mich auf eine heiße Spur führt, dankbar!
Man sollte Denken lehren, nicht Gedachtes.

Peter K.

ad 1: drei Lote mit möglichst großer Länge, jeweils im Vor-, Mittel- und Hinterschiff
ad 2: Krängungsballast in der Größenordnung von etwa 1 % des Deplacements in Form von 50 kg schweren Ballasteisen

... näheres in Evers, Kriegschiffbau, ab Seite 398
Grüße aus Österreich
Peter K.

www.forum-marinearchiv.de

Suedwester

Man sollte Denken lehren, nicht Gedachtes.

Ritchie

Wo könnte man denn die Ergebnisse derartiger Versuche einsehen? Das würde mich sehr interessieren!

Die allermeisten Schiffe bauten ja doch etwas größer (schwerer) als zunächst geplant.

Ein Beispiel aus England:

Schlachtschiff Orion Klasse

designed 25870 ts full load

1912 20797 ts light 25596 ts full load

1918 Orion 29108 Monarch 28556 Conqueror 28430 Thunderer 27416 ts full load

King George V

1912 25420/27120 ts deep/full load

1918 28422 ts full load


Grüße

Ritchie

Suedwester

Ich habe ein paar Daten aus marineinternen Typentafeln. (Einem hießigen Forenmitglied sei Dank!) Da mein "Lieblingsschiff" die SMS "Pfeil" ist, habe ich jetzt nur Angaben über die drei Schiffe, die in dieser Typentafel drin waren. Falls es interessiert hier die Daten der "Pfeil" bezüglich des Krängungsversuches vom 6. April 1894 (Wortlaut des Datenblattes von 1905):

bei voller Ausrüstung ist die metazentrische Höhe   
- für die Längsachse m: 0,968
- für die Querachse m: 100,5

- die Stabilität 0 bei einer Neigung von Grad: 78   
- die Stabilität am größten bei einer Neigung von Grad: 34,5
- das Moment für 1 m Trimmänderung mt:   1983

Bei voller Ausrüstung heißt hier im speziellen Falle bei 418 BRT mit Zuladung von 36 t Proviant und Material, 11,35 t Trinkwasser und 180 t Kohle.

Ich vermute, prinzipiell gibt es analoge Datenblätter für alle Schiffe, oder?

Man sollte Denken lehren, nicht Gedachtes.

Langensiepen

#5
25. Lehrsatz der FHS Schiffbau von 1965 : Traue nur dem Kränkungsversuch den du selbst manipuliert hast.  :-D
Beim Kränkungsversuch hat man die Möglichkeit , wenn er  klassisch mit Holzbrett und Bleistift durchgeführt wird und das war beim Kaiser üblich , sich das Ergebnis ( man hat ja dem Entwurf) hin zulügen.
Bei Handelsgurken, die über keine Hauptmessleiste verfügen und wo man  im kleinen Räumen verzweifelt Mitte Schiff sucht, wo man manches Mal nicht merkt wann das letzte Gewicht an Bord gegangen ist, ist alles eine Sache der Erfahrung und des dicken Daumens.
Dazu kommt, das man schon beim Ablesen der Tiefgänge oft eine vorhandene leichte Kränkung zu berücksichtigen hat. Wenn an 2 – 3 Stellen gemessen worden ist, spricht man sich mit den Kollegen ab um ein sauberes Ergebnis zu erhalten.
Bei Handelsdampfern nicht, aber im Kriegsschiffbau hab ich noch vor 25 Jahren erlebt, dass alle Mann von einer zur anderen Seite gerannt sind und das trotz elektr. Messung.  8-)

Herr Nilsson

Genaueres steht in M.Dv. 147 blau Heft 6. Gab es mal bei Big A auf CD.

Zwar nicht von 1905 und teilweise auf englisch, aber möglicherweise doch auch von Interesse:

Krängungsversuch
Gruß Marc

Suedwester

Was würde ich nur ohne Euch machen - oder was habe ich bisher ohne Euch gemacht??? Danke! :) Big A?
Man sollte Denken lehren, nicht Gedachtes.

Ritchie

Da fehlten bei Bismarck offensichtlich noch zahlreiche Ausrüstungsgegenstände? Die ermittelten 38678 tonnen liegen doch erheblich unter den üblichen Angaben von:

http://www.kbismarck.com/bsweights.html

Grüße

Ritchie


Herr Nilsson

Richtig. Unter anderem die Drehauben mit E-Messer, E-Messer in den Türmen, 4 x 10,5, Flugzeugschleudern etc.
Gruß Marc

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