Murmansk

Begonnen von Stefan, 22 Januar 2006, 19:04:25

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Stefan

Hallo zusammen,

wie sah eigentlich die alliierte bzw sowjet. Verteidigung ( Seeverteidigung ) von Murmansk aus ?
Fakt war ja, dass deutsche Gebiergsjäger und sowjet. Truppen sich jahrelang eher einen Stellungskrieg geliefert haben. Hin und wieder hat die Luftwaffe auch Angriffe gegen den ankommenden Konvois bzw die Hafenstadt geflogen. Gab es eigentlich von der Kriegsmarine Pläne Murmansk von der See her anzugreifen ( vielleicht sogar mit Landungstruppen )?
Bei einem so strategisch wichtigen Ort wäre es doch denkbar gewesen, oder ?

Viele Grüße
Stefan

harold

Eine interessante Frage!
Zumal ja auch die Deutschen in Besitz brauchbaren Kartenmaterials dieser Gegend gewesen sein sollten - siehe "Basis Nord" und Bremens Versteckspiel.
Darf ich bei dieser Gelegenheit die geschätzten Forumsdiskutanten darum bitten, dass bei einer geographisch orientierten Strategie/Taktik-Frage baldmöglichst auch immer eine Karte der betreffenden Region erscheint?
Erleichtert zumindest das Mitlesen, auch das Mit-Denken und -Spekulieren... ;)
Ciao,
Harold
4 Ursachen für Irrtum:
- der Mangel an Beweisen;
- die geringe Geschicklichkeit, Beweise zu verwenden;
- ein Willensmangel, von Beweisen Gebrauch zu machen;
- die Anwendung falscher Wahrscheinlichkeitsrechnung.

kalli

@Harold ,
erstmal Danke für die Karte, bei Gelegenheit, wenn ich Zeit zum Sortieren finde kommt einiges zum Nordmeer.

Aber erst mal ganz spontan zur Eingangsfrage :

Eine alliierte Verteidigung von Murmansk gab es nicht, nur eine sowjetische.
Als Stellungskrieg kann man das, was da war, wohl nicht bezeichnen. ( Siehe Karte )
Hin und wieder Bombenangriffe ist eine sehr harmlose Bezeichnung. Murmansk wurde aus der Luft fast völlig zerstört, trotzdem wurde der Nachschub über Murmansk, ja ich benutze dieses Wort jetzt bewusst, heldenhaft und verlustreich geregelt.
Eine Eroberung von See aus wäre bei der vorhandenen Kräftelage aus deutscher Sicht sinn- und erfolglos.
Das war ja auch nicht die ,,strategische Idee". Der ,,Russlandfeldzug" sollte ein Sieg der Armee werden, also per Land.
Das Festsetzen starker Marinekräfte im Nordmeer ( Tirpitz und so weiter ) war doch lediglich eine Verlegenheitslösung, weil doch an anderer Stelle kein Blumentopf mehr zu gewinnen war. Aus der Flucht wurde eine strategische Aufgabe.
Glück war für die deutsche Marine auch noch da, weil die Briten und Amerikaner nur halbherzig den ungeliebten Alliierten Sowjetunion unterstützt haben, siehe PQ17.

Huszar

zum Kreigsbeginn standen in den nördlichen ru. Häfen 8 Zerstörer, 15 U-Boote, 7 Bewacher, 1 Minenleger, und einige bewaffnete Trawler.

In den ersten Kriegmonaten wurden (ich bin jetzt zu faul nachzuschlagen) ca. ein halbes Dutzend Zerstörer und ca 6 U-Boote nach Norden verlegt.

Die Landverteidigung bestand aus der 14. Armee mit vier Infanteriedivisionen, einem PzKorps, einem befestigtem Abschnitt und 4 Regimentern Grenztruppen.


mfg

alex
Reginam occidere nolite timere bonum est si omnes consentiunt ego non contradico
1213, Brief von Erzbischof Johan von Meran an Palatin Bánk von Bor-Kalán

Peter K.

Ich habe hier die folgenden Stärkeangaben für die Nordmeerflotte am 22.06.1941:

8 Zerstörer, davon 5 in Reparatur
16 Uboote, 2 weitere in Überführung und 1 weiterer in Reparatur in Leningrad
1 Uboot-Mutterschiff
1 Minenleger und 2 Minensucher mit einem Depothulk
7 Wachschiffe, davon 1 in Reparatur, mit einem Depot- und 1 Werkstattschiff
14 Ujagdkutter mit 1 Depotschiff
3 Torpedokutter, alle in Reparatur in Leningrad

Murmansk:
1. Artilleriedivision mit 3 Batterien
2. Artilleriedivision mit 3 Batterien
3. Artilleriedivision mit 5 Batterien
3 MG-Kompanien, 1 Panzerkompanie, 1 Schützenkompanie, 1 Entgiftungskompanie, 1 Pionierkompanie, 1 Kraftfahrkompanie,

Archangelsk:
81. Artilleriedivision
4 Artilleriebatterien

Luftstreitkräfte der Flotte:
118. Luftregiment mit 3 Geschwader MBR, 1 Geschwader GST und 15 Fernmeldekompanien
72. Luftregiment mit 4 Jagd- und 1 Bombengeschwader, sowie 30 Fernmeldekomaonien
1 selbständiges Luftgeschwader mit MBR

Luftabwehr der Flotte:
4 Flakdivisionen
2 Fernmelde- und 1 Funkkompanie

Hilfsschiffe:
8 Vermessungs-, 1 Forschungs-, 1 Werkstätten- und 1 Transportschiff

NKWD:
5 Wachschiffe, 2 Wachkutter, 4 Avisos

Außerdem unterstanden der 14. Armee 14 Küstenbatterien und im Archangelsker Raum standen weitere 18 Batterien!

Grüße aus Österreich
Peter K.
Grüße aus Österreich
Peter K.

www.forum-marinearchiv.de

harold

...nun gut, eine Erweiterung des geographischen Feldes.
Archangelsk ist augenscheinlich so weit weg wie Tromsö.

Und was ich nach wie vor suche: die Eisgrenzen / Jahreszeit für die Ecke da oben...

Ciao,
Harold
4 Ursachen für Irrtum:
- der Mangel an Beweisen;
- die geringe Geschicklichkeit, Beweise zu verwenden;
- ein Willensmangel, von Beweisen Gebrauch zu machen;
- die Anwendung falscher Wahrscheinlichkeitsrechnung.

Warjag

Hallo Peter,

es ist sehr interessant, was du geschrieben hast. Vielleicht weißt du etwas über die 14. Armee? Welche Truppenteile gehörten zu ihrem Bestand?

Zum Thema "Bestand der Nordmeerflotte":

Du hast geschriben, dass 5 Zerstörer in Reparatur waren. Das ist aber kaum glaublich. Die Produktionskapazitäten der nordischen Werften haben es nicht zugelassen. Ich kenne nur einen Zerstörer, der in Reparatur war (KARL LIBKNECHT, der NOVIK-Klasse). Alle anderen (2 Zerst. der "Novik"-Klasse und 5 der Pr.7-Klasse) waren in Dienst.

Also hier ist meine Variante :)

8 Zerstörer:
               
Uritzkij, Valerian Kujbyshev, Karl Libknecht (in Reparatur), Gremjaschij, Groznyj, Gromkij, Sokrushitelnyj, Stremitelnyj;

15 U-Boote:
               
6 M (XII. Serie)-Klasse (M-171, 172, 173, 174, 175, 176)
               
6 Sch (X. Serie)-Klasse (Sch-401, 402, 403, 404, 421, 422)
               
1 D (I. Serie)-Klasse (D-3)
               
2 K (XIV. Serie)-Klasse (K-1, 2);

7 Wachschiffe:
               
3 Pr.2-Klasse (Groza, Smerch, Uragan (in Reparatur))
               
4 Pr.43-Klasse (ex-NKVD) (Zhemchug, Rubin, Brilliant, Sapfir)

6 Hifswachschiffe (Trawler):

SKR № 20 Shtil, SKR № 13 Zarja, SKR № 14 Priliv, SKR № 11 Toros, SKR № 12 Tuman und SKR-20 (NKVD);

14+2 (NKVD) U-Jagdkutter (Wachkutter):

MO № 111, 112, 113, 121, 122, 123, 131, 132, 133, 141, 142, 143, 151, 152 + PK-251 (SKA № 251) und PK-252 (SKA № 252) (MO-IV-Klasse);

1 Minenleger:

ZM-90 Murman;

2 Hilfsminensucher:

T-890, T-891 (beide sind ex-Trawler);


Dazu bis zum Ende 1941:

6 U-Boote:

S-101, 102 (Serie IXbis), K-3, 21, 22, 23 (Serie XIV);

24 Hifswachschiffe:

SKR № 21 Grad, № 22 Passat, № 23 Musson, № 25 Briz, № 26 Mgla, № 53 (SKR-61), № 54 (SKR-65), № 55 (SKR-66), № 70 (SKR-11, SKR-62), № 71 (SKR-12, -63), № 72 (SKR-13, -64), № 73 (SKR-14), № 74 (SKR-15), № 75 (SKR-16), № 76 (SKR-21), № 77 (SKR-22), № 78 (SKR-23), № 79 Ajsberg (SKR-24), № 80 (SKR-25), № 81 (SKR-26), SKR-31, SKR-32 (alle sind ex-Trawler)
SKR № 18 Fedor Litke (ex- Eisbrecher), SKR № 104 Veter (ex- Fahrgastmotorschiff);

5 S-Boote:

TKA № 11, 12, 13, 14, 15;

4 U-Jagdkutter:

MO № 153, 161, 162, 163 (MO-IV-Klasse);

5 Minenleger (ex-Passagierschiffe):

ZM-91 Kanin, ZM-92 Sosnovetz, ZM-93 Jushar, ZM-94 Profsojuz, ZM-107 Pushkin;

30 Hilfsminensucher (ex-Trawler):

T-879...889, T-892...899, T-901...911.

MfG

Dmitrij
Schöne Grüße,
Dmitrij

Huszar

Truppen 1

Und irgendwo auf battlefield.ru gab es auch sowas...


mfg

alex
Reginam occidere nolite timere bonum est si omnes consentiunt ego non contradico
1213, Brief von Erzbischof Johan von Meran an Palatin Bánk von Bor-Kalán

Peter K.

@ HAROLD

Hier ´mal schnell zwei Skizzen, aus denen die gesuchten Eisgrenzen recht gut ersichtlich sind.

Quelle:
Potter/Nimitz/Rohwer, Seemacht

Grüße
Peter K.
Grüße aus Österreich
Peter K.

www.forum-marinearchiv.de

t-geronimo

Hat der Schinken nicht Deinen Scanner zertrümmert?

Ich bekomme jedesmal einen Bandscheibenvorfall, wenn ich ihn aus dem Regal hole...

Aber ein gutes Buch!
Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

Forum MarineArchiv / Historisches MarineArchiv

Stefan

Interessante Ansichten.
Was war denn mit dem Pachtvertrag an Russland.
Habe mal ein paar Daten von Schiffen herausgesucht, die an Russland "verliehen" wurden.

1 Schlachtschiff

USSR Arkhangelsk (ex. HMS Royal Sovereign)

13 Zerstörer (4 gekapert, nicht via Pacht-Vertrag)

USSR Dejatelnyj (ex. HMS Churchill (I 45)) (versenkt 16. Januar 1945)
USSR Derzkij (ex. HMS Chelsea (I 35))
USSR Doblestnyj (ex. HMS Roxborough (I 07))
USSR Dostojnyj (ex. HMS St Albans (I 15))
USSR Druznyj (ex. HMS Lincoln (G 42))
USSR Zarkij (ex. HMS Brighton ( I08)
USSR Zguchij (ex. HMS Leamington (G 19))
USSR Zivuchij (ex. HMS Richmond ( G88)
USSR Zostkij (ex. HMS Georgetown (I 40))

Von diesen "geliehen" Schiffen standen doch sicherlich ein paar der Nordmeerflotte zur Verfügung.
Gab es denn damals deutsche Operationen im "Weißes Meer" ?

Viele Grüße
Stefan

Spee

@Stefan,

der Kreuzer "Murmansk" ex "Milwaukee" fehlt noch in deiner Aufstellung. Die Schiffe kamen 1944 alle zur Nordflotte.

Welche 4 Zerstörer wurden "gekapert"?
Servus

Thomas

Suicide Is Not a War-Winning Strategy

Peter K.

@ DMITRIJ

Nochmal zum Bestand der Nordmeerflotte am 22. Juni 1941, diesmal genauer:

Division der Zerstörer:

GREMJASCIJ
GROMKIJ
URICKIJ
GROZNYJ, in Reparartur und am 20. Juli aus der Werft entlassen
STREMITELNYJ, in Reparatur und Ende Juni wieder einsatzbereit
SOKRUSITELNYJ, in Reparatur und am 4. Juli aus der Werft entlassen
KUJBYSEV, taktisch der Ubootbrigade unterstellt
KARL LIBKNECHT, in Reparatur und taktisch der Weißmeerbasis unterstellt

Ubootbrigade:

1. Division
K 1
K 2
K 3
K 21 in Überführung
K 23 in Überführung
D 2, in Leningrad zur Reparatur
D 3

2. Division
SC 401
SC 402
SC 403
SC 404
SC 421
SC 422

3. Division
M 171
M 172
M 173
M 174
M 175
M 176

Mutterschiff UMBA
taktisch unterstellt: Zerstörer KUYBYSEV, Wachschiff GROZA

Minensucher- und -legerdivision

MinenlegerMURMAN
Minensucher T 890, T 891
Depothulk PUSKIN

Sicherung des Wasserbezirkes der Hauptbasis:

1. Wachdivision
GROZA, taktisch der Ubootbrigade unterstellt
SMERC
URAGAN, in Reparatur

2. Wachdivision
PRILIV
TOROS
TUMAN
ZARJA

Depotschiff VETER
Werkstattschiff DVINA

Ujagdkutterdivision

MO 111, MO 112, MO 113,
MO 121, MO 122, MO 123,
MO 131, MO 132, MO 133,
MO 142, MO 143,
MO 151, MO 152
Depotschiff MAJAK

Sicherung der Reede der Hauptbasis

Torpedokutter No. 112, No. 122 und No. 161,
alle zur Reparatur in Leningrad und an die Baltische Flotte abgegeben

Murmansker Befestigungsbezirk

Weissmeerbasis (Archangelsk)

Etappe der Nordflotte

Schulabteilung der Flotte

Selbstständiges Strafbataillon

Luftstreitkräfte der Flotte

Luftabwehr der Flotte

Hilfsschiffe

Vermessungsschiffe LOCMAN, MARKA, MASSTAB, MERIDIAN, METEL, MIGALKA, MGLA, MOROZ
Forschulgsschiff PERSEJ
Werkstattschiff KRANYJ GORN
Transporter JAMAL

4. Seegrenzwache des NKWD

Wachschiffe BRILLIANT, ZEMZUG, SAPFIR, RUBIN, NEPTUN
Avisos PS 1, PS 2, PS 3, PS 4
Avisos No.619-No.626 im Bau (Driftertyp)

1. Seegrenzwache des NKWD
(erst am 23. Juni von Nordmeerflotte übernommen)

Wachkutter PK 251, PK 252


Die 14. Armee verfügte am 22. Juni 1941 über 4 Schützendivisionen, wovon die 14. Schützendivision mit 3 Schützen- und 1 Artillerieregiment - zusammen nur 4.476 Mann - und die 52. Schützendivision mit 8.192 Mann im Raum Murmansk standen. Dort befand sich außerdem eine Panzerbrigade und eine gemischte Luftdivision.
Auf der Fischerhalbinsel befand sich der 23. befestigte Bezirk mit je einem  Schützen- und Artillerieregiment, sowie zwei MG-Bataillonen.

Quelle:
Bernhard Gomm, Der Krieg zr See 1939 - 1945 - Die Operationen in der Arktis, Teil I, Band 1

@ ALEX
Danke für den Link!

@ THORSTEN
Scanner "lebt" noch, aber der Einband hat sich leider endgültig verabschiedet! ;-(

Grüße aus Österreich
Peter K.
Grüße aus Österreich
Peter K.

www.forum-marinearchiv.de

Stefan

Hallo Thomas,
Habe nur die Info, dass es sich um alte Schiffe der Town-Klasse handeln soll.
Einer davon war die USSR Likhoy
http://www.uboat.net/allies/warships/ship/5879.html  

Gruß
Stefan

Spee

@Stefan,

nee, das waren keine "Town's".

4 Zerstörer übernahm die sowjetische Schwarzmeerflotte 1944 von Rumänien.

2 Zerstörer der "Marasti"-Klasse:

Marasti (ex italienisch "Sparviero", ex rumänisch "Vijelia")
Marasesti (ex italienisch "Nibbio", ex rumänisch "Vartei")

Bis 1946 gehörten beide Zerstörer als "Lovkyj" und "Lijogkyj" zur sowjetischen Schwarzmeerflotte und wurden dann als "D11" und "D12" wieder in die rumänische Flotte eingegliedert.

2 Zerstörer der "Regele Ferdinand"-Klasse

Regele Ferdinand
Regina Maria

Bis 1953 liefen beide Schiffe als "Likoi" und "Letuchyi" in der sowjetischen Schwarzmeerflotte, danach bis in die 60er Jahre als "D22" und "D21" wieder in der rumänischen Flotte.
Servus

Thomas

Suicide Is Not a War-Winning Strategy

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