09.04.1940 Renown - Sh + Gu

Begonnen von Teddy Suhren, 25 Juli 2011, 18:22:19

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Teddy Suhren

Hai

Gibts irgendwo eine Beschreibung der erzielten Treffer auf Renown?
Gabs ne Untersuchung über das grottenschlechte Abschneiden der beiden Deutschen?
Laut übereinstimmender Berichte hat Renown regelmäßig und diszipliniert in gleichmäßigen Salventakt geschossen. Wobei das Vorschiff zwar schnell ein aber auch genauso schnell wieder austauchte. Was ist das Geheimnis dahinter und warum ging das bei den Deutschen nicht?
Gruß
Jörg

WoWs Nick: Teddy191

t-geronimo

Betrifft Renown:

Ab etwa Mitte der Seite, "Commanding Officer, H.M.S. RENOWN's letter No. 2022/061, Dated 22nd April 1940"
--/>/> http://www.naval-history.net/xDKWD-HF1940BCS1.htm
Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

Forum MarineArchiv / Historisches MarineArchiv

Götz von Berlichingen

Zitat von: Teddy Suhren am 25 Juli 2011, 18:22:19
Gibts irgendwo eine Beschreibung der erzielten Treffer auf Renown?

Bei Mike J. Whitley Deutsche Großkampfschiffe [Motorbuch, Stuttgart 1997, S. 131] heißt es:

"In der ersten Phase des Gefechts hatte der britische Schlachtkreuzer zwei Treffer erhalten, die jedoch nicht zum Ausfall von Gefechtswerten führten. Die erste Granate schlug achtern ein, zerstörte den Fähnrichs-Wohnraum und erzeugte Wassereinbrüche in die Gepäcklasten für Admiral, Kommandant und Offiziere, ehe sie - ohne zu detonieren - aus dem Schiff wieder austrat.
Die zweite Granate, ebenfalls ein Blindgänger, traf den Fockmast und zerstörte die Funkantennen. Dieser Schaden konnte durch das Aufriggen von Notantennen beseitigt werden."


Bei Raven/Roberts, Die britischen Schlachtschiffe des Zweiten Weltkrieges [Bernard & Graefe, Bonn 2002, heißt es in Teil 3, S. 50:

Einseitig war der Kampf durchaus nicht gewesen, "Renown" war durch zwei oder drei 28-cm-Granaten getroffen worden. Eine war durch das Hauptbein des vorderen Dreibeinmastes gedrungen (und schnitt dabei die Kabelstränge des Funkpeilers, der Navigations- und Signallaternen usw. ab). Sie drang dann weiter durch, ohne zu detonieren. Es wird vermutet, daß "Renown" zu der Zeit noch kein Radar hatte, aber die vorbereitenden Arbeiten dafür mögen schon durchgeführt gewesen sein. Ein Gefechtsbericht erwähnt das Durchtrennen der Funkpeilleitungen.
Das zweite 28-cm-Geschoß schlug, ohne zu detonieren, von Stb. nach Bb. zwischen Ober- und Hauptdeck durch das Heck. Es beschädigte einen Lüfter und einige Beleuchtungskörper.
Die obere Ummantelung des vorderen Schornsteins war gerissen und aufgebeult. Man vermutete, daß dieses von einem dritten Treffer herrührte.
Die Tatsache, daß die Granate nicht detonierte, ist nicht von grundlegender Wichtigkeit, weil es normalerweise eines Schlags auf eine feste Struktur bedurfte, um den Zünder einer Panzersprenggranate zu betätigen.
"Renown" benötigte für die Reparatur der Kampf-, Wetter- und Mündungsfeuer-Druckschäden einen Monat Werftliegezeit."



Zitat von: Teddy Suhren am 25 Juli 2011, 18:22:19
Gabs ne Untersuchung über das grottenschlechte Abschneiden der beiden Deutschen?
Laut übereinstimmender Berichte hat Renown regelmäßig und diszipliniert in gleichmäßigen Salventakt geschossen. Wobei das Vorschiff zwar schnell ein aber auch genauso schnell wieder austauchte. Was ist das Geheimnis dahinter und warum ging das bei den Deutschen nicht?

Der damalige II. AO auf Gneisenau Fkpt. a.D. Wolfgang Kähler, schreibt in seinem Buch Schlachtschiff "Gneisenau" [Heyne, München 1981, S. 77 ff.]:

" Der Gegner eröffnet das Feuer auf etwa 15.000 Meter. Die "Gneisenau" antwortet Minuten später.
Das Feuer der Schweren Artillerie wird vom I. AO vom Vormars aus geleitet, während der II. AO vom Vorderen Artillerieleitstand aus die Mittelartillerie leitet, sobald er dazu den Befehl erhält. Zunächst schießt aber der I. AO vom Vormars aus allein mit den 28-cm-Türmen.[...]

Hier noch einmal der zeitliche Ablauf des Gefechts:

Um 05:05 Uhr war das Aufblitzen der ersten Salve des Gegners zu erkennen, die GU-Artillerie erwiderte das Feuer um 05:11 Uhr.
Um 05:17 Uhr gab der Kommandant durch Telefon an den I. Artillerie-Offizier oben im Vormars durch: "Ihr Feuer liegt gut. Gib ihm!"
Doch keine Antwort erfolgt.
Es fällt kein Schuß. Eine Minute später wird von oben gemeldet: "Artillerieleitung aus Vormars ausgefallen!"
Sind nur Kabel zerschossen? Sind optische Geräte ausgefallen? Es dauert nur kurze Zeit, bis gemeldet wird, daß durch einen Treffer in den unteren Teil des Vormarses Granatsplitter und herausgestanzte Eisenteile des Vormars-Aufbaus den I. Artillerie-Offizier, Fregattenkapitän von Buchka, und Leutnant (V) Fritzsche mit vier weiteren Männern getötet sowie zwei Mann schwer verwundet haben.

Gleichzeitig ist es im vorderen Artillerieleitstand, von dem aus die Mittelartillerie, bei Bedarf aber auch die Schwere Artillerie geleitet wird. plötzlich dunkel geworden. Es stellt sich bald heraus, daß Splitterteile beim Treffer durch den Vormars auch die Optiken des vorderen und des Bb.-Zielgebers zerstört haben, so daß diese für die Leitung der Seezielartillerie ausfallen. Da das Gefecht an unserer Bb.-Seite durchgeführt wird, bleibt nur übrig, die Seezielartillerie auf die Zielgeber des achteren Standes zu schalten, von wo der III. Artillerieoffizier, Korvettenkapitän Bredenbreuker, das Gefecht fortführt. Er kann allerdings nur wenige Salven mit dem Turm "Cäsar" schießen, da der Gegener langsam achteraus sackt und hin und wieder hinter Schneeböen verschwindet. Die beiden vorderen Türm, bei dieser achteren Schußrichtung in Hartlage, können in das Gefecht daher nicht mehr eingreifen.

Der II. Artillerieoffizier, Korvettenkapitän Kähler, übernimmt nach dem Tode des I. AO die Gesamtleitung der Artillerie. Eine erste Bestandsaufnahme ergibt:


  • 1. Treffer: 38-cm-Geschoß durchschlägt den Vormarsmast unterhalb der Vormarsplattform; da sie glücklicherweise keinen empfindlichen Kopfzünder hat, detoniert die Granate erst nach Durchschlagen des Mastes auf dessen anderer Seite. Die Splitter töten (wie schon beschrieben) sechs Mann im Vormars und verwunden zwei weitere, durchschlagen mehrere Artilleriekabel, beschädigen die Optiken zweier Zielgeber im vorderen Artillerieleitstand und eine Reihe anderer, frei liegender Kabel.

  • 2. Treffer: 11,4-cm-Geschoß detoniert am Turm "Anton" und zerstört die Bb.-Haubentür des Entfernungsmeßgeräts, die dabei abgeschlagen wird, so daß die schwere See durch diese große Öffnung in den Turm eindringen kann.

  • 3.Treffer: ebenfalls ein 11,4-cm-Geschoß, das die Bb. achtere Flak leicht beschädigt. Sie kann aber direkt weiter gerichtet werden.

Besonders ernst ist wieder das Eindringen von Wasser durch natürliche Öffnungen, besonders durch die immer wieder zerreißenden Rohrhosen.

Nach offizieller britischer Darstellung hat die "Renown" zwei schwere Treffer erhalten, die aber keinen Schaden angerichtet haben.

Das Artilleriemechanikerpersonal der "Gneisenau" ist pausenlos beschäftigt, um die Trefferschäden zu beseitigen, und der Vormars z.B. ist am nächsten Abend mit allen drei Zielgebern wieder klar."[/i]

Der Turmoffizier von Turm Cäsar der Scharnhorst, Heinrich Bredemeier, schreibt in seinem Buch Schlachtschiff "Scharnhorst" [Heyne, München 1982, S. 53 ff.]:

"Meine Gefechtsstation, der Turm Cäsar, ist inzwischen von der Bb.-Kriegswachbesetzung schon in Schußrichtung gefahren. Der Richtungsweiser zeigt 250 Grad, also Bb. achteraus. [...] Durch das schwenkbare Turmpeilfernrohr ist vom Gegner jedoch einfach nichts zu sehen. In Schußrichtung ist alles schwarz in schwarz. Nur die vorübergehenden Schnee- und Graupelschauer geben dieser schwarzen Fläche zur Abwechslung mal einen grauen Anstrich. Aus den kurzen telefonischen Bemerkungen entnehme ich aber, daß die Schiffsführung im vorderen Kommandostand wie auch der I. AO im Vormarsstand - wohl aufgrund der größeren Augenhöhe - den Gegner aufgefaßt und inzwischen auch schon als ein Schiff der "Renown"-Klasse ausgemacht haben. In Lee dieses Gegners scheinen noch weitere Schiffe zu stehen.

Inzwischen habe ich vom Turm-BÜ in aller Eile erfahren, daß unsere "Scharnhorst" von dem Auftauchen dieses Gegners anscheinend völlig überrascht wurde (die Überraschung, die das Erscheinen des Gegners bei "Scharnhorst" auslöste, läßt sich aus einer kleinen Episode erkennen, die sich auf der Brücke zutrug: Als der NO mit der üblichen Sorgfalt die Sterne für das Morgenbesteck schießen wollte, sah er im Sextanten zu seiner nicht geringen Verblüffung statt der gesuchten Sterne das Mündungsfeuer schwerer Geschütze. Gleichzeitig setzte hinter ihm auch schon der Alarmruf des UK-Bü. ein: "Von Flotte Alarm! Von Flotte Alarm!"). [...]

Es sei ferner erwähnt, daß das Funkmeßgerät der "Gneisenau" diesen Gegner kurz vor dem optischen Sichten auf etwa 190 Hektometer erfaßte, so daß die Flotte für beide Schiffe Alarm auslöste. Unser eigenes Funkmeßgerät hatte infolge einer vorher nicht erkennbaren Verstimmung nichts angezeigt. Eine Einrichtung zur Innenabstimmung fehlte zu dieser Zeit noch. [...]

Mit dem Schrillen der Salvenglocken in den drei schweren Türmen verläßt die erste Vollsalve von neun 28-cm-Panzersprenggranaten die Rohre unserer schweren Türme. Das ohrenbetäubende Krachen und der ungeheure Luftdruck dieser Salve dringen kaum bis in das Turminnere. Dagegen spürt man den schweren Rückstoß sehr gut, der das große Schiff erbeben läßt. Meine Uhr zeigt 05:10 Uhr. Das Gefecht hat begonnen und damit das erste Gefecht dieses Krieges zwischen Schlachtschiffen. [...]

"Laufendes Gefecht an Backbord" nennt man das in der Sprache der Artilleristen, was wir jetzt in der Praxis erlebten. Ich glaube aber nicht, daß ein Schießen unter so scheußlichen Wetterbedingungen jemals bei Schießübungen durchgeführt wurde. [...]
"Deckend!" höre ich die Stimme des I. AO im Telefon. Donnerwetter! Da sind ja auch die Aufschläge zu sehen! Dazwischen - nur schemenhaft - der lange, hochragende Steven eines großen Schiffes, von dem es wie aus Riesenlötlampen zu uns herüberlodert. Im Osten scheint es heller geworden zu sein: unsere haushohen Fontänen stehen schneeweiß vor dem dunkel verhangenen Westhimmel. Mit ihrem Zusammenbrechen ist aber auch der Gegner hinter einer hohen See verschwunden. Oder hat sich eine der mit dem heulenden Nordwest dahinjagenden Schneeböen wieder einmal wie eine Wand dazwischen geschoben. Alles scheint grau in grau. [...]
Der Zwang zur plötzlichen Fahrtvermehrung führt zu Beginn des Gefechtes zu Störungen in der Maschinenanlage. Die dadurch bedingte Drosselung unserer Höchstgeschwindigkeit auf nur 20 sm ist in dieser Lage natürlich besonders fatal. Der Schaden kann aber glücklicherweise recht bald wieder behoben werden. [...]

Wenige Minuten nach Gefechtsbeginn führt unser Verband eine Gefechtswendung um 2 Dez nach Backbord durch und geht gleichzeitig auf 24 Meilen. Diese Fahrterhöhung bereitet aber Turm "Anton" auf der Back ganz erhebliche Schwierigkeiten. Die von vorn auf uns zu rollenden Seen werden bei der hohen Fahrt von dem langen Vorschiff nun fast pausenlos übergenommen. Meterhoch schiebt sich die grüne See über die Back, um dann immer wieder mit ungeheurer Wucht gegen ihr erstes Hindernis, die Barbette und die Seitenwand des in Schußrichtung quer oder achteraus zeigenden Turmes "Anton" zu donnern. Brecher, die dabei durch die Hülsenauswurfklappen auf die Geschützplattform gedrückt werden, setzen wiederholt die Geschützbedienungen, leider aber auch Teile der so empfindlichen Turmelektrik unter Wasser. Bald feuert der Turm nur noch lückenhaft mit. Der ständige Kampf seiner Bedienung gegen Wasser und Störungen und der Zwang zur Benutzung der langsameren Reservemittel verhindern weiterhin ein exaktes Salvenfeuer. [...]

"Schiff dreht auf Kurs 30 Grad!" Das sind sechs Dez nach Steuerbord und damit kommen wir auf einen Kurs quer zur See. Langsam wandert die Schußrichtung des Turmes achteraus zum Heckgefecht. Es ist etwa 05:25 Uhr. Jetzt fallen die vorderen Türme infolge ihrer Seitenbegrenzung für das Schießen aus [...]

"Schiff geht auf 27 Meilen!" Die folgende Gefechtsphase wird im wesentlichen von Turm C bestritten. Nach etwa 20 Minuten können durch eine Drehung des Schiffes um 2 Dez nach Backbord auch "Anton" und "Bruno" kurzfristig wieder eingesetzt werden. Die gleich darauf zu hörende Meldung "Turm Anton beide Schwenkwerke durch Wassereinbruch ausgefallen!" läßt aber vermuten, daß wir nun das weitere Gefecht wohl ohne "Anton" bestehen müssen."



Doch auch Renown hatte schwer mit der See zu kämpfen. Bei Whitley heißt es:

"Um 04:37 Uhr deutscher Zeit sichteten die Ausgucks der "Renown" im Abstand von 10 sm in der Peilung 70° ein abgedunkeltes Schiff, dessen Silhouette sich in der Morgendämmerung gegen das schwache Licht des Osthimmels abhob, als es aus einem Schneeschauer auftauchte. Der Kurs des Gegners schien annähernd Nordwest zu sein und in seiner Begleitung wurde ein zweites Schiff vermutet. "Renown" setzte über Funk eine Sichtmeldung ab und bereitete sich auf ein Gefecht vor. Sie änderte Kurs auf 80°, d.h. von einem südöstlichen auf einen nordnordwestlichen Kurs und erhöhte die Geschwindigkeit auf 15 kn, später auf 20 kn.
21 Minuten nach der ersten Sichtung der deutschen Schiffe änderte "Renown" den Kurs auf 305°. [...] Um 05:05 Uhr eröffnete die "Renown" bei einer Gefechtsentfernung von 16.500 m in der Peilung 18° auf das führende gegnerische Schiff das Feuer. Sie hatte den Gegner etwa 23 Minuten früher gesichtet bevor dieser die Anwesenheit des britischen Schlachtkreuzers erkannte. Diese Zeitspanne hatte es dem langsameren britischen Schiff ermöglicht, in eine vorteilhafte Position zu gelangen.
Die erste Salve der "Renown" lag als Weitaufschläge bei der "Gneisenau" etwa 300 m bis 500 m querab der Brücke. Doch erst um 05:10 erwiderte die "Scharnhorst" das Feuer, eine Minute später folgte das Flaggschiff. Sobald das aufflammende Mündungsfeuer des britischen Schlachtkreuzers erkannt wurde, befahl VAdm Lütjens eine Kursänderung um 40° nach Steuerbord auf 350° und eine Erhöhung der Fahrt auf 25 kn, um die Schiffe den Aufschlägen zu entziehen. Da dieser Kurs die Türme A und B der "Gneisenau" in eine Hartlage brachte, schlug Kpt.z.S. Netzbandt der Flotte eine Kursänderung nach Backbord vor. Dem wurde entsprochen und die deutsche Kampfgruppe änderte daher Kurs um 20° nach Backbord zurück auf 330°.
"Renown" hatte unterdessen ihren Kurs von 305° beibehalten, den Schußbereich von Turm A gegen die See gerade noch freihaltend. Bei 20 kn Fahrt brachen über die Back des britischen Schlachtkreuzers schwere Seen herein und verursachten für die E-Meß-Optiken ernste Probleme. Tatsächlich gelang es der "Renown" während des ganzen Gefechtes nie, gute E-Messungen zu bekommen.
Sie war ein altes Schiff [...] ihr Freibord am Vorschiff hatte sich gegenüber früher um 0,30 m verringert. Daher nahmen ihre Back und die vordern Türme bei dieser schweren See gewaltige Wassermengen über.

Vice-Admiral Whitworth mußte die Gefechtsentfernung verringern und in eine bessere Peilung zum Gegner gelangen. Daher ließ er um 05:13 Uhr die Geschwindigkeit auf volle Fahrt erhöhen, erkannte aber sehr schnell, daß die über die Türme hereinbrechenden Wassermengen und das Arbeiten des Schiffes die Bedingungen für eine Gefechtsführung unmöglich machten. Er war deshalb gezwungen, sechs Minuten später mit der Fahr auf 23 kn herunterzugehen. [...]

An Bord der "Gneisenau" wurde um 05:16 Uhr ein Treffer auf "Renown" zwischen Brücke und Vorschiff gemeldet. In Wirklichkeit wurde jedoch kein Treffer registriert. Doch als Kpt.z.S. gerade mit seinem I. AO telefonierte, um ihn zu beglückwünschen, ("Ihr Feuer liegt gut, gib ihm!"), schlug eine 38,1-cm-Granate der sechzehnten Salve der "Renown" in den Vormars der "Gneisenau" ein, tötete Fkpt. v. Buchka und verursachte weitere Verluste. [...] Obwohl der II. AO im vorderen Stand für die MA-Feuerleitung sofort auf den Backbord-Seitenzielgeber wechselte, zwang ein Abdrehen des Schiffes durch Befehl der Flotte um 60° nach Steuerbord auf den neuen Kurs von 30° um 05:19 Uhr zur Feuereinstellung für die Mittelartillerie. [...] Durch diese Kursänderung verdeckte der Rauch der "Scharnhorst" den Gegner. Vermutlich war dies auch der Grund dafür, daß die "Renown" um 05:20 Uhr nach 23 Salven einen Zielwechsel auf die "Scharnhorst" durchführte. [...]
"Renown" eröffnete um 05:21 Uhr auf eine geschätzte Gefechtsentfernung von 18.300 m das Feuer auf die "Scharnhorst". [...]

VAdm Lütjens unternahm jetzt den Versuch, sich vom Gegner zu lösen und bis um 05:30 Uhr war die Fahrt der beiden Schiffe bis auf 27 kn gesteigert worden. Nur noch zeitweilig, wenn es die Sichtverhältnisse zuließen, setzten sie ihren Turm C ein. Die schwere See verursachte auf "Gneisenau" nicht nur den Ausfall des Turmes A, sondern setzte durch Wassereinbrüche auch die beiden vordersten 15-cm-Türme außer Gefecht. Auch auf der "Scharnhorst" setzten Wassereinbrüche beide Schwenkwerke des Turmes A außer Betrieb, wodurch er ausfiel.
Um 05:30 Uhr ging die "Renown" auf das Schießen von Vollsalven über, um ihre Trefferchancen zu verbessern. Doch sie hatte erst fünf Breitseiten gefeuert, als sich Turm Y nicht mehr richten ließ."


Bei Raven/Roberts heißt es:

"Renown drehte auf den Gegner zu, die Fahrt wurde auf 20 kn erhöht. So versuchte man die Entfernung zu verringern, und auf etwa 17.400 m wurde erneut der Kurs gewechselt, um die Breitseite zum Tragen zu bringen. Um 05:05 Uhr eröffnete sie das Feuer auf die "Gneisenau" [...] Theoretisch befand sich die "Renown" in einer nicht gerade beneidenswerten Lage, das sie sich in einen Kampf einließ, in dem sie mit ihren 6 x 38,1-cm-Geschützen 18 x 28-cm-Geschützen der Deutschen gegenüberstand. Sie hatte jedoch den Vorteil der besseren Sicht, und die Deutschen glaubten, sie befänden sich im Kampf mit einer stärkeren Kampfgruppe, weil die Zerstörer ebenfalls das Feuer eröffneten, wenn auch auf eine Entfernung, die weit über der Reichweite ihrer 12-cm-Geschütze lag. [...]

"Renown" drehte [nach Abdrehen des deutschen Verbandes nach dem Treffer auf GU] zur Verfolgung an. Alle drei Schiffe fuhren nun direkt in den Nordoststurm hinein und gegen ihn an. Trotz der schweren See vermehrten die deutschen Schiffe ihre Fahrt auf 28 kn.
"Renown" mühte sich, Schritt zu halten, aber da das Schiff durch das tiefe Eintauchen des Bugs große Mengen Wasser übernahm und dadurch sehr viel Wasser durch eine Luke im Backdeck in den Turm A drang, wurde es notwendig, die Fahrt auf 20 Knoten zu verringern. [...] "Renown" hatte zwar kurzzeitig Fahrt für 29 kn gemacht, aber es hatte sich als unmöglich erwiesen, die vorderen Türme bei dieser Geschwindigkeit in Feuerbereitschaft zu halten. Eine Fortsetzung dieser Fahrtstufe hätte vorne mit Sicherheit zu ernsten Schäden geführt. Die Deutschen litten ähnlich durch die hohe Geschwindigkeit gegen die schwere See, aber anscheinend waren sie gewillt, das in Kauf zu nehmen, mit dem Ziel zu entkommen."


Hm, "Renown" lag also nach der Rückkehr in die Heimat für einen Monat in der Werft, während SH "nach kurzer Werftzeit" zur Behebung der Seeschäden "bis zum 10. Mai in abwechselnd zwölf- oder sechsstündiger Bereitschaft" [Bredemeier, S. 75] in Wilhelmshaven lag und GU am 23. April mit "zwölfstündiger Bereitschaft, die zeitweise auf dreistündige verkürzt wird" [Kähler, S. 80] auf die Jade verholt wird und am 26. April nach Bremerhaven in das "Kaiserdock" zwei verholt, wo sie am 29. April wieder ausdockt und nach Wilhelmshaven zurückverlegt.

Die Seeschäden sind auf den deutschen Schiffen sicher mindestens ebenso groß gewesen wie auf "Renown", dazu noch die Gefechtsschäden auf GU und die Störungen der Schwenkwerke von Turm A auf SH. Dennoch wurden sie anscheinend erheblich schneller behoben als auf "Renown", die doch angeblich nur zwei völlig wirkungslose Treffer erhalten haben soll...  :roll:


t-geronimo

Den letzten Teilsatz und den Smiley verstehe ich nicht ganz.
Willst Du damit andeuten, dass Renown mehr Treffer bekommen hat bzw. diese stärker gewirkt haben als die Briten zugaben?


Renowns lange Werftzeit hatte vor allem damit zu tun, dass sich wetter- und dann auch erschütterungsbedingt ein Teil des Torpedoschutz-Wulstes gelöst hatte (dieser Schaden begann schon am 8.4.). Dies bedurfte einer längeren Reparatur im Trockendock, um den Schlachtkreuzer wieder einigermaßen vernünftig seefähig zu machen und zu verhindern, dass die Wülste sich beim nächsten schweren Wetter nicht gleich wieder lösten, denn auch zuvor hatten sie schon Probleme bereitet.
Und haben es übrigens im Dezember des gleichen Jahres im Mittelmeer auch wieder getan.


Wenn man sich die britischen und die deutschen Berichte durchliest, konnte Renown zwar die Fahrt von GU und SH nicht halten,scheint aber längst nicht so viele elektrische Probleme gehabt zu haben (u.a. natürlich durch die langsamere Geschwindigkeit begünstigt).
Und die britische Mechanik scheint tadellos funktioniert zu haben. Mal einige Ausschnitte aus dem Zusatzbericht des Kommandanten aus dem o.g. Link:

ZitatOnly one mechanical failure occurred during the action. During the chase, at Salvo 48, the right gun of "A" turret lowered the unloading cage on to the upper cordite chopper door in the working chamber, which was not fully closed. The cordite doors were wrecked and it was necessary to hammer them up and leave them permanently in the closed position. The cage and doors took 15 minutes to clear[...]

Zitat14. After salvo 50, when each gun had fired about 25 rounds, the gunhouses and working chambers were filled with steam from the sea water boiling off the hot gun barrels.
15. The air blast was not sufficient to check the flow of sea water down the barrels of "A" turret when the breech was opened to reload. There is no doubt that "A" turret fired on several occasions with water in the barrels. The guns have been visually inspected since firing and do not seem to have suffered any damage.

ZitatThe lock and firing circuits were constantly being drenched by sea water. After the firing the locks on the left of "A" and the right of "B" showed zero when tested for insulation. In spite of this there were no misfires nor failure of electric circuits except the lighting.


Dagegen liest sich der Bericht der Turmkommandanten von Scharnhorst schon um einiges kritischer. Und der AO fasst in seinem Bericht über das Gefecht unter anderem zusammen (ich habe die Berichte leider nur auf englisch):
Zitat[...]At the beginning Renown was shooting with both main and secondary armament. The enemy's heavy guns were firing impressively fast and regularly by battery divisions (one forward and one stern turret was involved at almost every salvo).[...]
Renown was shipping seas very heavily over the forecastle but that did not appear to hamper fire control and firing momentum. Contrast this with the great ponderousness of our own main battery which, allied to complicated and hypersensitive fire control equipment, found its expression once more in the abysmal rate of fire.

Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

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Götz von Berlichingen

Zitat von: t-geronimo am 26 Juli 2011, 01:30:16
Den letzten Teilsatz und den Smiley verstehe ich nicht ganz.
Willst Du damit andeuten, dass Renown mehr Treffer bekommen hat bzw. diese stärker gewirkt haben als die Briten zugaben?

Na ja, war nur so ein Gedanke von mir. Schwenke aber nun wieder auf die Parteilinie ein.  8-)
Deine Erklärung mit dem Torpedoschutzwulst liest sich plausibel. Auch die englischen Berichte auf der von Dir verlinkten Seite bestätigen dies ja.

Zitat von: t-geronimo am 26 Juli 2011, 01:30:16
Wenn man sich die britischen und die deutschen Berichte durchliest, konnte Renown zwar die Fahrt von GU und SH nicht halten, scheint aber längst nicht so viele elektrische Probleme gehabt zu haben (u.a. natürlich durch die langsamere Geschwindigkeit begünstigt).

Dabei muß man natürlich auch berücksichtigen, daß die deutschen Schiffe im Gegensatz zu Renown nach Backbord achteraus feuerten und dabei gegen die schwere See andampften. Dies führte, wie oben beschrieben, zu wiederholten Wassereinbrüchen durch die Hülsenauswurfklappen an der Rückseite der A-Türme.

Darüber hinaus drang auf GU auch noch durch die durch den 11,4-cm-Treffer abgeschlagene Bb.-Haubentür des Entfernungsmeßgeräts von Turm A Wasser in den Turm (ich meine mal irgendwo gelesen zu haben (Breyer ?), daß nach diesem Gefecht die Turm-E-Meßgeräte in Turm A ausgebaut und die Öffnungen dichtgeschweißt wurden - vielleicht kann das jemand bestätigen?).

Wären bei Renown auch solche Wassereinbrüche in den Turm vorgekommen, kann man wohl davon ausgehen, daß die Elektrik genauso gelitten hätte.

Teddy Suhren

Hai

Ich wußte zwar einiges über das Gefecht aber nicht so im Detail. Danke fürs einstellen der detailierten Infos.

Wir sind uns einig das für beide Seiten die gleichen Wetterbedingungen herschten. Zu den Problemen mit den Türmen Anton und der vorderen MA auf beiden Schiffen kommt noch erhebliche Maschinenprobleme bei Scharnhorst. Wenn man alles zusammenrechnet hat m.E. der über 20 Jahre alte britische Zosse den hochmodernen und eigentlich überlegenen Deutschen sauber den Allerwertesten versohlt.

ZitatLaut übereinstimmender Berichte hat Renown regelmäßig und diszipliniert in gleichmäßigen Salventakt geschossen. Wobei das Vorschiff zwar schnell ein aber auch genauso schnell wieder austauchte. Was ist das Geheimnis dahinter und warum ging das bei den Deutschen nicht?

Die Frage nach dem Geheimnis dahinter bezog sich eigentlich darauf wie es möglich war trotz der starken Pendelbewegung und dem ein und austauchen gezielt zu Schießen und warum die deutschen das nicht konnten. Pendelte der englische Schiffskörper die Wellen aus während die deutschen sich eher durch die Wellen boxte? Kann man das so sagen?
Gruß
Jörg

WoWs Nick: Teddy191

t-geronimo

Warum konnten die Deutschen das nicht?
Wie schon gesagt, wäre Renown konstant höhere Fahrtstufen gelaufen, hätte sie artilleristisch mit Sicherheit auch viel mehr unter dem Seegang zu leiden gehabt.
Gruß, Thorsten

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Urs Heßling

moin,

Zitat von: Teddy Suhren am 26 Juli 2011, 08:02:35
... der über 20 Jahre alte britische Zosse ...

aber: die Renown hatte gerade eine 3 Jahre (!) dauernde Modernisierung (September 1936 - August 1939) hinter sich (vergleichbar der bei Warspite, Queen Elizabeth und Valiant) und war z.B. ihrem Schwesterschiff Repulse an Kampfwert nun deutlich überlegen.

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

Teddy Suhren

Hai

Ja, der Einwand ist richtig und ich hatte schon damit gerechnet das er kommt.
Das Wetter war aber wie gesagt für alle gleich und die deutschen Schiffe waren sowohl artilleristisch wie auch bei der Geschwindigkeit überlegen.
Gruß
Jörg

WoWs Nick: Teddy191

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