Eric Rust; "Naval Officers under Hitler; Crew 34"

Begonnen von ufo, 26 Januar 2006, 10:10:20

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ufo

Nee, nee – keine Sorge! Ich plage Euch jetz' ma' nicht mit einer Seitenlangen Buchbesprechung! :roll:

Nur – wen's interessiert – ich sah letzthin, dass es eine Deutsche Ausgabe gibt von:
Eric Christian Rust; "Naval Officers under Hitler; The Story of Crew 34"
Praeger New York, 1991
256 Seiten.

Sehr schönes Buch!

Das einzige, welches ich kenne, wo jemand so richtig en detail beschreibt, was das eigentlich für Männer waren, die da genau mitten im Weltkrieg landeten; ihre Träume, Ideen, Ideale, Hoffnungen, ... ; ihre Herkunft; ihre politischen Ansichten.
Eine interessante Crew mit so illustren Namen wie Topp oder Eck dazwischen. Tja – das beschreibt die ganze Bandbreite zwischen Ruhm und Tragik.
Wer also wissen möchte, ob das alles stramme Nazis waren damals oder ob man mit Heinz Rudolf Kunze pfeiffen mag 'Die haben das doch gar nicht gewollt ...', dem sei das Buch sehr angeraten!

Ja – und wie gesagt – ich fand kürzlich eine Deutsche Übersetzung davon, erschienen 1987 (einer der wenigen Fälle, wo die Übersetzung vor dem Buch datiert.) Exisitiert aber nur in sehr kleiner Auflage. Da muss man etwas nach jagen.
Aber Deutsch mag dem einen oder anderen ja man leichter zu lesen sein. Suchen lohnt!

Ufo

kalli

Habs bei zvab für 44€, incl. Versand bestellt. Bin gespannt.

kalli


ufo

Wenn das Antiquariat Hentrich in Berlin war ... sorry - das Buch ist in Scotland.  :oops:
Ich hatte meines via abebooks erhascht. Die hatten das aber in mehreren Online Katalogen drin. Manchmal sind Antiquariate dann etwas langsam ihre Buecher aus den anderen Katalogen zu streichen.

Sorry!

Und Waidmansheil beim Weitersuchen. Echt schoen das Buch! Ausgesprochen gute und interessante Arbeit.
Der Papa von dem Autor war Mitglied von Crew 34 und hat die Doktorarbeit seines Sohnes dann fuer die Crew Kammeraden uebersetzt. Die erste Auflage 1987 war wohl wirklich nur fuer die Crew und Familienangehoerige gedacht. Wegen grossen Interesses gab es dann eine zweite etwas verbesserte Auflage 1988 (das ist die, die ich hab.) Eine Auflagenhoehe ist nicht angegeben.
 
Ufo

P.S. So der Wunsch besteht kann ich das bei Gelegenheit gerne mal etwas mehr im Detail vorstellen.

kalli

ja es war Hentrich :(
Aber das Buch ist ja in die richtigen Hände gekommen :D

Wilfried

Moin Kalli,

44 Tacken für 256 Seiten - das ist ja ein stolzer Preis...  :)
Aber solche Publikationen geben manchmal einen viel besseren Eindruck für die Handlungsweisen bestimmter Personen in einer bestimmten Zeit. Oftmals informativer als das Vergleichen von Stahl gegen Stahl ... :D

@ Ufo
gerne würde ich ein bißchen mehr über diesen Inhalt erfahren.

Mit einem lieben Gruß
der Wilfried
... Tradition pflegen, bedeutet nicht, Asche aufzubewahren sondern Glut am Glühen zu halten ...
http://www.passat-verlag.de
http://www.kartonskipper.com
http://www.forum-marinearchiv.de - wenn Marine Dein Ding ist!

harold

...der Bitte von Wilfried schließ ich mich gleich mal an; und unverschämt wie üblich noch ne Frage:
gibt es eine komplette Namensliste der Crew?

Ciao,
Harold
4 Ursachen für Irrtum:
- der Mangel an Beweisen;
- die geringe Geschicklichkeit, Beweise zu verwenden;
- ein Willensmangel, von Beweisen Gebrauch zu machen;
- die Anwendung falscher Wahrscheinlichkeitsrechnung.

ufo

So wenig für's Geld ist's gar nicht. Die Deutsche Ausgabe hat stattliche 453 Seiten?!  :shock: Das Ding ist übergrosses Taschenbuchformat, die Seiten eng beschrieben.

Mir ist nicht ganz klar, wie der Amerikanische Verlag den Originaltext auf 256 Seiten gepackt hat. Ok – sieht etwas grösser aus vom Format her, das Original; Englisch ist generell kompakter und wenn die mit dem Schrifttyp auch noch runtergegangen sind? Gerade mit der Schriftgrösse lässt sich da glaube ich erheblich was reissen. Und von Angelsächsischen Fachbuchverlagen hab' ich durchaus schon Ausgaben gesehen, die vom Verband der Optiker gesponsort worden sind.  
Ich war aber auch überrascht.

Der Autor versichert im Vorwort durchaus glaubhaft, dass sein Herr Papa das nicht nur sinngetreu sondern wortgetreu ins Deutsche übersetzt hat.


Ich stell's Buch in einem Mussemoment ma' vor.

@Harold
Ich gestehe, ich weiss so ad hoc nicht ob er eine komplette Liste hat. Ich guck ma'.

harold

Danke, ufo!
Es gibt da am (zeitlich/historisch äußersten) Familienrand so einen, über den ich gern mehr erfahren würde... Ernst Eugen Keller, Olt z S, mit SH als Adjutant von Bey untergegangen.
Ciao,
Harold
4 Ursachen für Irrtum:
- der Mangel an Beweisen;
- die geringe Geschicklichkeit, Beweise zu verwenden;
- ein Willensmangel, von Beweisen Gebrauch zu machen;
- die Anwendung falscher Wahrscheinlichkeitsrechnung.

ufo

Hej Harold!

Verzeih!
In aller Kürze und nur schlechte Nachrichten. :(
Nein – eine Liste der Crew ist nicht drin. Das wirkt auch recht vorsätzlich. Ich vermute, dass er da einen ziemlichen Eiertanz tanzen musste die Persönlichkeitssphäre der alten Herren zu wahren und doch Informationen zu bekommen und öffentlich zu machen.

Nichtsdestotrotz lassen sich aus dem Text sicher gut die Hälfte bis zwei Drittel der Namen herausfizzeln. Kann ich gern in einem Musseaugenblick ma' mit anfangen. Nur – Dein Angehöriger taucht nicht auf!?

Es heisst da ausdrücklich die Crew 34 habe einen (!) Mann mit der Scharnhorst verloren: Karl-Heinrich Vagt; zuvor auf der Spee gefahren und aus der Internierung nach Hause entwischt. (Hätte er ma' lassen sollen!)
Tja?
Da hat's auch keine auffallenden Lücken in der Geschichte der Crew bei Rust. Er schreibt, wenn er irgendwo jemanden nicht mit drin hat oder wenn irgendwo unbekannte und Lücken sind. Scheint so als fehle ihm niemand?!
An anderer Stelle tauchen in einer Tabelle vier Mann als gefallen im Nordmeer auf; drei davon mit der U-Bootwaffe. Da bleibt nicht recht Platz für noch einen.

Mag es sein, dass Dein Angehöriger von der Handelsmarine zur Reichsmarine kam? In dem Falle hätte er seinen Dienst zwar erst 1934 angetreten, da man ihm die ersten Teile der Ausbildung ("Also: Dat is'n Schiff! Wo wie's eckig is', is' oben und wo wie's mehr rund is', is's unten.) erspart hätte und ihn dann geradewegs seinen Kammeraden von Crew 33 (!) zugeordnet.
Wäre das möglich?

In der Familiengeschichte würde es dann heissen: "der ist 1934 zur Marine gegangen"; während die Reichsmarine ihn unter 1933 verbucht hätte.
Auch bei Leuten, die nicht von der Handelsmarine kamen, hat es 'Späteinsteiger' gegeben. Die wurden dann hüfig der Vorjahres-Crew zugeschlagen.

Möglich?

Sorry! Hätte gern mehr gefunden!


@Wilfried

Ist in Arbeit! 'Tschuldigung – dauert manchmal ein wenig.

Ciao,
Ufo

harold

Danke für die Mühe, die du dir gemacht hast, ufo!

Auch wenn da nix bei war ... irgendwann bleibt mal ein Körnchen hängen.

Soo verwandt war der übrigens (noch) nicht, meine Mutter war mit ihm "nur" verlobt, ab ca. Winter 39/40; und 42 ging das dann offensichtlich in die Brüche.
Aber da ich jetzt u.a. einen ziemlichen Haufen an Feldpostbriefen in der Hinterlassenschaft gefunden habe ...
... Familien-Archäologie.

Nochmals Danke,
Harold
4 Ursachen für Irrtum:
- der Mangel an Beweisen;
- die geringe Geschicklichkeit, Beweise zu verwenden;
- ein Willensmangel, von Beweisen Gebrauch zu machen;
- die Anwendung falscher Wahrscheinlichkeitsrechnung.

ufo

Verzeiht – es hat gedauert. Ist gar nicht so einfach dem sehr feinen Buch auf wenigen Seiten gerecht zu werden!
Ich fang mal mit Rusts Inhaltsverzeichnis an:

Einleitung
Ein unausgewogenes Erbe
Wege zum Dänholm
Lehrjahre
Crew 34 im Kriege; eine militärische Bilanz
Crew 34 im Kriege; Eindrücke, Gefühle, Reaktionen
Neubegin; Neue Horizonte
Ruhigere Gewässer
Bilanz

Das alles verteilt über gut 4oo Seiten

Das erste, was auffällt ist wie aggressiv unpolitisch die waren. Die waren buchstäblich Donovans "Universal Soldier". Die wären für jeden in den Krieg gezogen. Buchstäblich für jeden. Das Erbe 1918 nicht getan zu haben, was angeordnet war, hatte die ohnehin apolitische Haltung der Reichswehr in der Reichsmarine noch entschieden ausgeprägter werden lassen. Hätten die Kommunisten 1934 das Ruder ergriffen und die Wehrmacht 1939 Seite an Seite mit der roten Armee in den Krieg gegen die verderbten Imperialisten geführt – die Marine wäre ohne mit der Wimper zu zucken losgefahren. Man diente halt. Politik hatte Entscheidungen zu treffen und Richtungen zu bestimmen. Es gab gute Politik und schlechte Politik aber als Soldat diente man. Punkt.

Das heisst beileibe nicht, dass die keine politische Meinung hatten!

Es verkauft sich ja immer so gut dieses Deutscheste aller Geschichtsbilder, wo sieben garstige Österreicher das arme Bergvolk der Bayern verführen und als sich dann noch neunzehn fiese Preussen anschliessen da stehen die armen Deutschen der geballten Macht der Nazis ja vollkommen hilflos gegenüber. Alles arme Mitläufer ...
Nix da!
Mitläufer klingt immer so harmlos.
Viele von Crew 34 dürften keine klassischen Nazis gewesen sein. Der Autor schätzt dass es weniger als zehn linientreue Nazis in den Reihen der Crew gegeben hat. Das war zu prollig, zu ungehobelt, zu sozialistisch, um in den steifen, deutschnationalen Kreisen gut anzukommen. Aber die liefen sicher nicht 'nur' mit. Die haben das von Herzen begrüsst, die Ordnung, den Fortschritt, alles endlich wieder geregelt, alles wieder in ordentlichen Bahnen. Und – da kann man so viel mit schönreden: Wo gehobelt wird da fallen ja eben Späne. Nicht schön aber so geht es eben im Leben.
Ja – ich glaube wirklich dass da wenig richtige hundertprozentige dabei waren aber die neue Ordnung mit einem Schwerpunkt auf Ordnung – das muss für die sehr atraktiv gewesen sein.  


Die kamen auch nicht, wie Raeder in seiner Biographie so liebevoll dargestellt hat "aus allen Bereichen und Strömungen des Lebens". Beileibe nicht! Fast die Hälfte kam aus einem rund hundertfufzig Kilometer breiten Küstenstreifen. Die alten Hansestädte waren überproportional vertreten, die grossen Hafenstädte, die Norddeutsche Tiefebene noch und natürlich Berlin.

Und die kamen vielfach aus alten Marinefamilien.

Das war eine ausgesprochen handverlesene Sammlung Preussischer Gutsherrenmentalität, mit der die Kriegsmarine da die neue Zeit begrüsste.  



Von 318 Crew Mitgliedern sind bis zum Kriegsbegin 1o in Unfällen oder durch Krankheit verstorben. Weitere 34 hatten den Dienst aus dem einen oder anderen Gund quittiert. 274 Mann stark zog die Crew dann in den Krieg;  122 haben ihn nicht überlebt. Die Crew 38, deren Offiziere Ende des Krieges meist noch auf Frontposten standen schnitt schlechter ab. Von 586 Mann fielen 255.
Interessant dazu auch der Vergleich des Jahrganges 37 aus Annapolis: Von 323 Offizieren liessen 41 im zweiten Weltkrieg ihr Leben.  


Die U-Bootwaffe hat mit 76 Toten entschieden den Löwenanteil dahingerafft. Zwischen den Fliegern mit 19 Toten und den Überwasserstreitkräften mit 14 steht es dann fast Remis. 4 sind in Erdkämpfen noch gefallen, 9 fielen anderen Ursachen zum Opfer – Deutsche Tragig dabei – natürlich wurden auch gleich wieder welche von den eigenen Leuten erschossen ... Feigheit vor'm Feind in einem Fall, Homosexualität in einem anderen. So ein gewisser Hang zur Barbarei war bei den Deutschen schon da!
Tja – und Heinz Eck hat es dann nach den Krieg noch erwischt. In den Augen seiner Crew Kammeraden war das Urteil etwas zu hart aber ansonsten vollkommen ok.

Schaut man wo die Männer gedient haben so sieht man das gesammte weite Spektrum der Kriegsmarine. Hilfskreuzer sind da vertreten, genauso wie Bismarck und Scharnhorst, Graf Spee und Gneisenau, zahllose U-Boote, berühmte und namenlose, kuriose darunter wie das ausgesprochen erfolglose U-Flak, reichlich Ruhm und Ehre wurde auch auf Schnellbooten eingefahren.  

Die Liste der U-Bootkommandanten liesst sich wie ein Who-is-who: Erich Topp, Carl Emmermann, Jochen Mohr, Engelbert Endrass, Helmuth Witte, Adalbert Schnee, Ulrich Volkerts, Friedrich Marckworth, Hermann Rasch, Günther Müller-Stöckheim, ... allein die Zehn bringen es auf rund 2oo versenkte Schiffe mit über 1 Million tons. Andererseits hat es auch einige Kommandanten, die nie ein einziges Gegnerschiff zur Strecke brachten. Unter den Opfern der Crew 34 finden sich so illustre Namen wie USS Reuben James, HMS Barham und HMS Ark Royal.

Lohn der Mühen waren 39 Ritterkreuze, neun davon mit Eichenlaub und einer nahm's gleich noch mit den Schwertern dazu.
Die Mehrzahl der Männer brachte es bis zum Kapitänleutnant, einige wenige zum Korvettenkapitän und die Schwerter zum Eichenlaub wurden auch noch mit dem Fregattenkapitän versüsst – nach nur elf Dienstjahren beachtlich!


Tja – wie haben die den Krieg erlebt? Wie hat sich das angefühlt?

Begeisterung scheint keine da gewesen zu sein. Eher gelassene, nachdenkliche Pflichterfüllung. Man wusste, dass die Royal Navy entschieden in Überzahl spielte und man sah das erstmal als eine Art herbe sportliche Herausforderung. Der Anfang ging dann ja auch eher gut los. Man warf die Briten aus Norwegen heraus. Man überrante Frankreich. Es lief gut aber es scheint den meisten klar gewesen zu sein, dass man zuviel auf dem Teller hatte.
Diese erste Phase scheint sich bis etwa 1941 gehalten zu haben, dann war eigentlich jedem klar, dass man nicht gewinnen konnte. Vielleicht nicht verlieren. Das nicht. Aber es war klar, dass die Briten am längeren Hebel sassen und die Zeit für das Empire spielte.

In den Jahren 1941 bis 1943 war dann nichts mehr nach von der Rittertournier Mentalität der ersten Kriegsjahre. Die Allierten betrieben das mit professioneller Effektivität und man hatte sich allüberall übernommen. Trotzdem funktionierte der ganze Apparat hervorragend weiter. Man segelte sehenden Auges strackt auf die Katastrophe zu.

Michael Salewski hat so treffend beschrieben wie distanziert die Marineoffiziere Hitlers zu der ganzen Geschichte eigentlich standen. "Die Folgen von 1918 waren das Trauma von 1918. Die Folgen von 1945 waren der Stolz auf 1945. Nach 1918 gingen die Offiziere in sich, nach 1945 erwarteten sie Beifall. Nach 1918 hatte es eine wenngleich oft falsche Katharsis gegeben. Nach 1945 gab es Raeders Nürnberger Wort von dem reinen Schid und der unbefleckten Flagge. Nach 1918 dachten die Marineoffiziere sehr heftig über ihre eigene Vergangenheit nach. Nach 1945 überliessen sie das Aussenseitern und Zivilisten."
Die haben für Volk und Vaterland gekämpft. Die haben bei der Flucht über die Ostsee Wunder getan. Woher der Krieg eigentlich kam, worum er ging, wozu er gut war ... das blieb vielen irgendwie schleierhaft.

So wurde denn auch der 2o. Jult 44 als ein Dolchstoss gesehen und nicht zuletzt deshalb ein verachtenswerter Akt, weil der ausführende Offizier nicht bis zu Letzt da blieb um persönlich für das Gelingen des Anschlages zu sorgen; Feigheit gepaart mit Verrat.
Man selbst tat eben seine Pflicht. Hohe Politik war etwas für andere, berufenere. Ein Crew Mitglied schreibt ganz dezidiert: "Ich hätte es lieber gesehen, wenn die hohen Herren anstatt Marschallstäbe aus der Hand des Führers zu empfangen diesen umgelegt hätten von Angesicht zu Angesicht." Selbst ein Putsch ist da etwas für Vorgesetzte und hat nach gewissen ritterlichen Regeln durchgeführt zu sein. Das ist so gnadenlos Deutsch!

Kritik an ihren Karl Döntiz kommt sonst kaum auf. Dass er nach Mai 1943 weiter Männer im U-Bootkrieg verheizte, obwohl das entschieden nicht Allierte Recourcen in entscheidendem Masse band, das merkt der eine oder andere negativ an.
Dönitz Politische Äusserungen und Handlungen aber werden kaum kommentiert. Der Autor bleibt unschlüssig ob das geschieht aus echter politischer Kurzsichtigkeit oder aus einem Gefühl der Peinlichkeit heraus.


Tja – und dann war's einfach vorbei. 152 Mann waren noch am Leben. Allelei fanden einen relativ nahtlosen Anschluss bei der Deutschen Minenräumorganisation. Manch einer geriet in die Mühlen der Entnazifizierung; nicht einer fand ein gutes Wort dafür. Zu dilletantisch muss das aufgezogen gewesen sein; gut-böse, Schwarz-Weiss, Ja-Nein; das war zu simpel, zu primitiv um ausgebildeten Offizieren einzuleuchten. Bis Ende 1947 waren einzelne in Kriegsgefangenschaft. Manche trafen es besser, manche (bei den Franzosen oder den Russen) entschieden schlechter.

Schaut man sich die Karrieren nach den Kriege an so finded sich ein erheblicher Anteil an Managern. Dafür scheint sie ihre Offziersausbildung hervorragend vorbereitet zu haben. Auch erfolgreiche Kaufleute hat es reichlich in einer Crewliste von 1954.

Ein weiterer grosser Anteil ging später in die Bundesmarine. Insgesammt 50 Mitglieder von Crew 34 nahmen ihre militärische Laufbahn wieder auf. Davon beendeten 2 ihre Dienstzeit als Vizeadmiräle, drei weitere als Konteradmiräle, einer schliesslich als Flottillenadmiral. Gefolgt von nicht weniger als 24 Käpitänen z.S. scheinen die sich also ganz erfolgreich geschlagen zu haben.
Ernüchterung, teils Endtäuschung mag es trotzdem gegeben haben. Der Standard sei höher gewesen in der Kriegsmarine von 1934, so klagten mehrere Crew Mitglieder.
Auch wurde der eine oder andere von seiner Vergangenheit eingeholt, wenn ein Posten beim NATO Partner Norwegen aus Gründen der Kriegskarriere inoportun erschien.

Relativ wenig Akademiker finden sich unter den Crew Mitgliedern. Fast alle hatten direkt nach dem Krieg eine Familie zu ernähren, was sich schlecht mit einem Studium vertrug auch hatten ehemalige Offziere Schwirigkeiten Studenplätze zu bekommen.

Einer promovierte allerdings noch 1986 im zarten Alter von Siebzig Jahren als krönenden Abschluss eines keineswegs ruhigen Ruhestandes. Ein wohlgewähltes Thema: Die Mineralölversorgung der Kriegsmarine; betreut von Michael Salewski!

Aktive Teilnahme am gesellschaftlichen Leben scheint es reichlich gegeben zu haben. Nicht weniger als zwölf Bundesverdienstkreuze in den Reihen der Crew 34 sind bekannt geworden. Weitere mag es gegeben haben.


Die Kriegsmarine hatte gut gewählt. Sie wollte Elite und hat sie im Jahre 1934 auch bekommen

Ufo

t-geronimo

Mist.
Das klingt viel zu interessant...

Vielen Dank für diesen ausführlichen Einblick, auch wenn jetzt wieder öfter als das Budget es erlaubt der Blick zu bookfinder wandern wird. :)
Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

Forum MarineArchiv / Historisches MarineArchiv

ufo

Ja - wie ich glaube ich weiter oben schrieb - die Deutsche Ausgabe belaeuft sich sicher nicht auf viel mehr als wenige hundert Exemplare. Hier:
http://www.zvab.com/displayBookDetails.do?itemId=11583160&b=1
hat das Antiquariat Tautenhahn mal eines im Angebot.
Tja - nicht echt preiswert, leider! Aber schon eine ganz feine Arbeit zur Geschichte des Kriegsmarine Offizierscorps.

Ufo

ufo

Na - das hat ja nicht lange gedauert.   :MLL:

Da es nun so ratz fatz verschwunden ist, vermute ich denn fast mal, dass es hier in der Gemeinde geblieben ist. Dem Kaeufer meinen Glueckwunsch dazu!

Ufo

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