Unterseeboote der zaristischen Marine

Begonnen von juergenwaldmann, 12 August 2014, 09:50:19

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juergenwaldmann


Trimmer

Hallo Jürgen - falls nicht schon selbst endeckt so gib nur mal http://humus.livejournal.com  ohne Zusatz ein. Da findest Du noch viele weitere interessante Bilder u.a. auch der zaristischen Flotte.

Gruß - Achim - Trimmer
Auch Erfahrung erhält man nicht umsonst, gerade diese muß man im Leben vielleicht am teuersten bezahlen
( von Karl Hagenbeck)

halina

Moin , das erste russische U-Boot war ein Versuchsboot der Howaldt-Werke in Kiel , gebaut 1903 und 1904 unter dem
Namen  "Forelle" nach Russland per Bahn transportiert , danach wurden auch noch grössere 200 t - Boote erworben .

Hier noch 2 Fotos von dem Versuchsboot , das nicht den Erwartungen der Konstrukteure entsprach , auch wohl dadurch bedingt , dass die Entwicklung ohne Auftrag der Marineleitung erfolgte .
                                                                                                                                                                      :MG:  halina
" Man muss nicht unbedingt das Licht des Anderen ausblasen , um das eigene Licht leuchten
zu lassen"
                      Phil Borman

hillus

#3
Moin,

da irrst Du ein wenig. Die bei den Howaldt-Werken in Kiel gebaute FORELLE, im Russischen als FOREL geschrieben, war nicht das erste russische U-Boot.

Das war die russische Eigenkostruktion DELFIN!!! Das Tauchboot, mehr waren die Boote ja damals nicht, ging am 06.06.1904 in Dienst.
05.07.1901 auf Stapel bei den Baltischen Werken in St. Petersburg als Unterwasser-Torpedoboot      
14.09.1902 neuer Name MINONOSETS N°150
05.1903 Stapellauf
bis Frühjahr 1904 Stand- und Fahrterprobungen
31.04.1904 Name DELFIN
06.06.1904 in Dienst
16.06.1904 im Gebiet der Baltischen Werke gesunken usw.   

FOREL
02.1903 auf Stapel bei Krupp Germania in Kiel als Unterwasser-Torpedoboot   
08.06.1903 Stapellauf und Name FOREL, danach Erprobungen
07.06.1904 bis 14.06.1904 Eisenbahntransport von Kiel nach Libau   
25.06.1904 erste Ausfahrt in die offene See
21.08.1904 Aufnahme in die Schiffsliste der Sibirischen Flottille als Unterwasser-Torpedoboot FOREL
25.08.1904 bis 29.09.1904 Eisenbahntransport von Libau nach Wladiwostok usw.

Bis denne!

Jochen

BS

FOREL war ein Germania-Bau und kam nicht von den Deutschen Werken, Kiel (die gab es zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht). FOREL oder FORELLE war auch nicht der Taufname. Dieses Versuchsfahrzeug lief anfangs unter dem Tarnnamen ,,Leuchtboje".
BS

hillus

Hallo BS,

sorry, ich war in die falsche Zeile bei mir gerutscht. Natürlich geht nur Krupp-Germania!!
Beim Namen ging es allerdings nicht um den Taufnamen, sondern es war vom Namen in russischen Diensten die Rede!

Bis bald!

hillus

halina

#6
Moin , nun der Bootsname "Forelle" ist sicher von deutscher Seite erdacht worden , das Projekt als solches lief unter dem
geheimen Decknamen "Leuchtboje" , da die Marineleitung hiervon wohl nicht informiert wurde , zumindest lag von dieser
Seite keine Auftragsorder vor .
                                                                                                                                                                       :MG:  halina
" Man muss nicht unbedingt das Licht des Anderen ausblasen , um das eigene Licht leuchten
zu lassen"
                      Phil Borman

olpe

#7
Hallo,
in russischen Quellen stellt sich die Sachlage bezogen auf die "FORELLE" wie folgt dar:

  • Das U-Boot "FORELLE" wurde in der Kieler Germania-Werft begonnen, um die Aufmerksamkeit der deutschen Regierung für diese neue Art von Waffe zu gewinnen. Es war ein Experimentalboot.

  • Im März 1904 begannen Geheimverhandlungen mit dem russischen Marineministerium über den Bau von 3 U-Booten vom Typ "E" für die russische Marine. Krupp erklärte, kommt der Vertrag zustande, wird Krupp sein erstes U-Boot der russischen Marine kostenfrei überlassen. So kam es dann auch ...

  • Für die Begutachtung des Bootes wurden hierzu die beiden Ingenieure I.G. Bubnov und M.N. Beklemishev nach Kiel abkommandiert, um es kennen zu lernen. Sie beurteilten die Konstruktion der "FORELLE" als zufriedenstellend

  • Am 24.05.1904 wurde der Vertrag unterschrieben

  • Am 07.06.1904 wurde die "FORELLE" mit dem Zug von Kiel in den russischen Marinestützpunkt Libau abtransportiert, wo sie nach 7 Tagen am 14.06.1904 ankam. Aus Geheimhaltungsgründen ist der Transport als "mobile Sicherungs-Boje" deklariert worden (russ: "передвижной предохранительный буй" = peredvizhnoy predokhranitel'nyy buy). Der deutsche Ingenieur Krizler und eine Gruppe von Spezialisten, die die Ausbildung der Besatzung durchführen sollten, begleiteten den Transport.

  • Das Boot wurde danach in die Baltischen Werke überführt (Anm. OLPE: Hauptwerft in St. Petersburg? oder Nebenstelle Kronstadt?) und dort mit zwei Torpedo-Ablaufapparaten ausgestattet

  • Am 21.08.1904 wurde das Boot auf Befehl des Büros der Marineverwaltung in die Schiffliste unter dem Namen "Zerstörer FOREL'" (Minonosets "FOREL'") aufgenommen und am 25.08.1904 mit dem Zug nach Wladiwostok abtransportiert
Soweit hierzu ... siehe auch Aufstellung von Jochen weiter oben.
Der Tarnname "Leuchtboje" mag vom Transport von Kiel nach Libau herrühren ...
Hier einige Quellen (russ.):

Grüsse
OLPE

hillus

Hallo Olaf,

ich danke Dir für Deine intensiven Ausführungen zum Thema der FOREL'. Wir hatten uns ja heute recht intensiv damit telefonisch befasst. Entsprechend Deinen Hinweisen habe ich genau Deine Recherchen zur "Leuchtboje" genauso nachlesen können. Allerdings kannte ich diese Quelle KETA i FOREL' bis dato noch nicht.

Also,  :MG: top top wie immer!

Jochen

P.S. Ich konnte feststellen, dass russische Quellen als Bauwerft die "Deutsche Werft AG" in Kiel angeben!!!

BS

Die Bemerkung: ,,Der Tarnname ,,Leuchtboje" mag vom Transport von Kiel nach Libau herrühren ..." steht im Widerspruch zu Rößler: Geschichte des deutschen Ubootbaus Bd. 1 2. Aufl. 1986 S. 29. Dort steht: ,,Am 28. Juli 1902 wurde dieses Boot unter der Tarnbezeichnung Leuchtboje bei der GW in Auftrag gegeben ...". Vgl. hierzu auch: Voigt, Roland: Das Projekt Leuchtboje. In: Marineforum Bd. 103 (2003) Heft 9 S. 19.
BS

hillus

Moin,

zum Selbstverständnis. Es ist richtig, E. Rössler erwähnt die Zitierung von "BS" an der erwähnten Stelle. Das macht Rössler bereits in der Erstausgabe von "Geschichte des deutschen U-Bootbaus", J.F. Lehmanns Verlag München 1975 auf Seite 27 mit gleichem Text. Er übernimmt faktisch diese Daten bei der Herausgabe der zweibändigen Ausgabe, wie von "BS" bemerkt wurde.
Aber:
Ebenfalls bei E. Rössler "Die deutschen U-Boote und ihre Werften" Band 1, Bernhard & Graefe Verlag München 1979 steht davon im Punkt 1.2 Germaniawerft auf den Seiten 22 bis 24 nichts dergleichen. Hier findet der Leser wesentlich mehr Informationen zur FORELLE, außer die LEUCHTBOJE.
Hier stellt sich mir die Frage, warum wird von Rössler in "Die deutschen U-Boote und ihre Werften" Band 1, wo es also um die Werften und ihre U-Boote im umfassendsten Sinne geht, nicht die LEUCHTBOJE erwähnt? Schließlich liegen zwischen beiden Büchern 5 Jahre! Die später verlegte zweibändige Ausgabe, wenn man vergleicht, wurde nicht überarbeitet.

Das war also nur zum Selbstverständnis zu den Aussagen eines und desselben Autors!!!

Wo liegt die Wahrheit???

hillus

Cord

#11
Hallo Zusammen,

Es gibt die Lebenserinnerungen des Marineingenieurs Julius Kritzler (1859 - 1933).

Sie behandeln Erprobung und Ablieferung des Krupp-Germaniawerft-Versuchsunterseebootes "FORELLE" (1903/04) im Vorfeld der Herstellung von drei Unterseebooten (1904/07) für die russische Flotte, zu einem Zeitpunkt, als die deutsche Kaiserliche Marine noch keine U-Boote besaß.

Kritzler schreibt, das das Boot unter dem Namen "Leuchtboje" 1903 gebaut wurde. Es wurde erst später in Petersburg 1904 auf der Baltischen Werft auf den Namen "FORELLE" getauft.

Die Ruß. Marine bestellte 1904 (es war während des russ.-japanischen Krieges) aufgrund der guten Resultate drei ca. 200 t Boote und erhielt dabei gratis bzw. In den Preis der drei Boote eingeschlossen, die "Leuchtboje". Das Boot wurde aus Neutralitätsgründen und für den Zoll als "Fahrbare Sicherheitsboje" deklariert.

Kritzler wurde 1907 mit dem russischen Stanislaus-Orden III. Klasse ausgezeichnet für die Ruß. Germania-Weft-U-Boote.

Der Bericht liegt mir in Auszügen, aber in schlechter Kopie vor.

Gruß

Cord

P.S. Es gibt noch von Wilhelm Berdrow einen Bericht "Die Entwicklung des Unterseebootbaues auf der Germaniawerft" aus den Jahren 1902 - 1904, herausgegeben 1916.
Haarig, Haarig ist die Katz...nach den uralten Satzungen wie sie geschrieben stehen in den Büchern an die Seefahrer, wurde die Linientaufe vollzogen.

BS

Die Angaben decken sich. Auch Lawrenz schreibt in seinem 1968 erschienenen Buch: Der Bau begann geheim im Juli 1902 unter der Tarnbezeichnung ,,Leuchtboje". Leider bringt Pinl in ,,Deutsch-russischer Schiffbau" wenig zur FOREL`. In seinem Band ,,Vom Holz-Fass zum Titan-Uboot" S. 63/64 wird dann aber auch wieder die ,,Leuchtboje" genannt. Festzuhalten bleibt aber wohl, daß der Bau scheinbar nie den deutschen Namen FORELLE führte.
BS

Cord

@hillus -DELFIN

Kritzler äußert sich auch zur DELFIN:

"Während wir von der Baltischen Werft aus unsere ersten Übungen machten, traf der amerikanische U-Bootsbauer Simon Lake mit dem von ihm konstruierten U-Boot PROTEKTOR oder auch PROTECTOR, ebenfalls in Petersburg ein (1904). Das Boot erhielt seinen Liegeplatz in etwa 50 m Entfernung von der FORELLE. Es sollte in gleicher Weise wie bei uns eine russische Besatzung ausgebildet und dann das Boot auch nach Wladiwostok geschickt werden. Es erhielt den Namen DELFIN. ...  Es war am 6. Juni 1904, als das Boot auf der dritten oder vierten Tauchübung aufgrund eines Bedienungsfehler gesunken ist. 26 Personen ertranken."

Es gibt keinen Hinweis in dem Bericht des Marineingenieurs über eine russische Eigenkonstruktion in den Jahren 1902 -1907.

hillus, aus welcher Quelle hast Du die Info über die DELFIN?

@BS

...Stimme mit Dir überein, das der Name FORELLE nur in russischen Diensten verwendet worden ist. Besonderen Dank für Deine weiterführenden Informationen top

Maritime Grüße

Cord
Haarig, Haarig ist die Katz...nach den uralten Satzungen wie sie geschrieben stehen in den Büchern an die Seefahrer, wurde die Linientaufe vollzogen.

olpe

Hallo,
unabhängig von der ursprünglichen Namenssystematik beiliegend zwei Bilder des Bootes:
Grüsse
OLPE

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