Grund für Unterschied beim gegenseitigen Sichten im Gefecht vor Río de La Plata

Begonnen von Mark Alt, 15 Dezember 2020, 13:20:25

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Mark Alt

Wie ist es am 13. 12. 1939 dazu gekommen, daß die Graf Spee bereits 05:50 den Qualm der britischen Kreuzer gesichtet hat, die Engländer hingegen erst 06:14 den des Panzerkreuzers? Lag es daran, daß die Sonne an diesem Tage um 05:56 auftauchte und das für die etwas östlicher stehende Graf Spee vorteilhafter war? Drei Quälme zu sichten ist auch einfacher als einen einzigen, aber 24 Minuten scheinen etwas zu viel sein. Spielte dabei die Zick-Zack-Kurs der Briten vielleicht auch eine Rolle? (Wegdrehen gerade beim Sichten.)

???

Gruß
Andreas

Ritchie

Hallo Mark,

Vielleicht bedingt durch den Dieselantrieb derPanzerschiffe? Kenne mich da aber nicht wirklich aus.

VG

Ritchie

Urs Heßling

"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

Thoddy

ich meine gelesen zu haben das das niedrigere Schiff regelmäßig das höhere Schiff früher sieht.

Die Sache hier sind jedoch die Rauchwolken...
Graf Spee hat in tropischen Breiten gemäß KTB optisch Rauchwolken bis deutlich über 40 km erkennen/einmessen können.
Meine Herren, es kann ein siebenjähriger, es kann ein dreißigjähriger Krieg werden – und wehe dem, der zuerst die Lunte in das Pulverfaß schleudert!
WoWs : [FMA]Captain_Hook_

Mark Alt

Die Augenhöhe ist sicherlich von Bedeutung. Saßen die Beobachter auf Graf Spee höher als die von Exeter oder Ajax? Um wie viele Meter?

Waren die deutsche optische Geräte von besserer Qualität (größere Reichweite)?

Wenn man mit Dieselantrieb prompt die Geschwindigkeit erhöht, dann gibt es eine große Rauchwolke, oder war es bei den Panzerschiffen nicht so auffällig?

Letztes Jahr muß ich irgendwo gelesen haben, dass die Graf Spee für einige Minuten die Rauchwolken aus der Auge verlor, dann aber sie wieder erfasste. Jetzt finde ich die Quelle nicht, oder ist es eine falsche Zurückerinnerung. Nun habe ich im Buch The Royal New Zealand Navy – The Battle of the River Plate gelesen, die Briten haben Zickzack gefahren. War das vielleicht der Grund für ihr Verschwinden und für den großen Unterschied beim Sichten?

Dann gibt es noch die Frage, wenn die Graf Spee aus einer Entfernung von 20,6 km das Feuer eröffnete und zuvor nur 4 Minuten lang auf Gegenkurs mit Exeter war, dann wie konnte es vorkommen, dass die Briten bei ,,extreme visibility" keine 25 km weit den Qualm beobachtet haben. (20 Sm – 37 km – wurde angegeben für die Sichtweite auf britischer Seite)

Sven L.

Beim Zickzack-Fahren ändert sich nicht die Rauchentwicklung, weil diese abhängig von der Rauchmenge - also der verfeuerten Menge an Brennstoff ist. Dazu kommt, das die Rauchwolke sich zum großen Teil an der vorherschenden Windrichtung orientiert.

Tatsächlich hat ein Dieselantrieb eine deutlich geringere Rauchentwicklung. Abgesehen von den Momenten wo eine abruppte Fahrstufenänderung eintritt.
Grüße vom Oberschlickrutscher
Sven


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Solange man seinen Gegner nicht bezwungen hat, läuft man Gefahr, selbst bezwungen zu werden.
Clausewitz - Vom Kriege

Mark Alt

Mit dem Zickzack-Fahren meine ich, dass die Briten kurz nach Gesichtetwerden den Kurs so wechseln, dass sie von der GS abweichen. So steht es im oben gelinkten Buch von Waters:

ZitatThe ship's companies fell out from action stations at 5.40 a.m. and reverted to their usual degree of readiness. The squadron then reformed in single line ahead, in the order Ajax, Achilles, Exeter, zigzagging on a mean course of north-east by east at 14 knots. The sun rose at 5.56 a.m. in a cloudless sky, giving extreme visibility. There was a fresh breeze from the south-east, with a low swell and a slight sea from the same quarter.
At 6.14 a.m. smoke was sighted on the north-west horizon and the Exeter was ordered to investigate. Two minutes later she reported: 'I think it is a pocket battleship'. Almost simultaneously, the enemy was sighted by the other cruisers and action stations was sounded off in all three ships.

Also denke ich, die zur Zeit der Sichtung fuhren die Briten NO, kurz darauf aber O. Dass heisst, GS muß nachlaufen, damit verzögert die Sichtung durch den Briten, die aus irgendwelchem Grund aus der gleichen Distanz die GS nicht sehen. Die Windrichtung (im Text gefettet) kann auch dazu beigetragen gehabt haben, denn treibt den Qualm gerade Richtung Panzerschiff. Scheint hier die Sache etwas kumulatives zu sein.

juergenwaldmann

Der Dieselantrieb brachte Graf Spee den Vorteil , dass der Rauch geringer war ,
als der Rauch der drei britischen Kreuzer , die mit Ölfeuerung ausgestattet waren .
LG  Jürgen

juergenwaldmann

Auf den Seiten 37 , 49 , 54 , 83 , 88 sieht man den Rauch von Panzerschiffen .
Auf Seite 94 ist der leichte Kreuzer Ajax mit deutlich dickem Rauch .

https://drive.google.com/file/d/1ZvnGYLBXrqET6WSZCDf9gNd5liV4zjDj/view

LG  Jürgen

juergenwaldmann

 Es scheint auch auf diesen Aufnahmen so zu sein , dass der Dieselrauch fast unsichtbar war .
Dann das Foto von Exeter auf Seite 56 , dicker Rauch über dem Schiff .

https://drive.google.com/file/d/1nY0TYoVlLr0iDR0dXKg7ie_hU_e3TaYJ/view

LG   Jürgen

t-geronimo

Du hast sicher die Erlaubnis, dieses urheberrechtlich geschütze Werk hier zu veröffentlichen? ???
Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

Forum MarineArchiv / Historisches MarineArchiv

juergenwaldmann

Hallo Thorsten ,
in Frankreich sind die Links frei im Netz , ich hoffe in Deutschland auch .
Die Hefte zu den Links habe ich mir bestellt und erhielt von einem Freund
in Frankreich den Tipp , die Hefte im Internet zu verwenden . Er gab mir
auch ca 30 Links über die LOS Hefte , die im Netz frei zugängig sind .
LG  Jürgen

Ede Kowalski

Moin Kollegen,
ich meine mal gelesen zu haben, dass man alle Sachen aus dem internet verlinken darf, weil sie ja schon frei zugänglich sind. Was anderes ist es, wenn Jürgen aus seinen Heften Seiten scannt und die hier einstellt.
Gruss Ralf
Zu dem Thema fällt mir noch etwas ein. Ich habe aus dem Nachlass meines Vaters Fotos von seinen Kumpeln während der Marinezeit. Darf ich die hier veröffentlichen? In der Hoffnung dadurch etwas zu erfahren.

Mark Alt

Danke für die viele Informationen!

Nun die Rauchwolken der britischen Kreuzer auf dem erwähnten Bildern sind auch nichtallzu groß. Sie erreichen nicht einmal die Mastspitzen. Und am Morgen der 13. Dezember fuhren sie nur mit 14 Knoten.

Ein Bid hier über die beiden Leichten Kreuzer, als sie mit über 20 Knoten die GS folgen. Fast wie kein Rauch. Merkwürdig.



Es wäre gut zu wissen, wie hoch die Beobachter saßen auf den verschiedenen Schiffen. Nehme an auf GS wurden sie deutlich höher platziert.

Mark Alt

Hier ein Bild über Schwesterschiff Deutschland. Große Rauchentwicklung, obwohl geringe Bugwelle. Größer sogar der Rauch als bei den Briten hier gezeigt wurde.


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