Bergung von Teilen des gescheiterten Torpedofahrzeugs HUSZÁR 1909

Begonnen von Nikolaus Sifferlinger, 10 März 2021, 11:34:08

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Nikolaus Sifferlinger

Sehr geehrtes Forum,


Anbei wieder einige Bilder aus einem alten Fotoalbum aus dem Jänner 1909.

Bedingt durch die Annexion von Bosnien-Herzegowina durch Österreich-Ungarn im Jahre 1908 gab es eine internationale Krise und die Eskadre der k.u.k. Kriegsmarine war im Winter 1908/1909 in Dalmatien, abgestützt auf den Stützpunkt in der Bocche di Cattaro.
Am 23. November 1908 übernahm Kontreadmiral Anton Haus das Eskadrekommando. Das Torpedofahrzeug HUSZÁR lief am 3. Dezember 1908 um 07.00 Uhr mit einigen anderen Kommandanten von Torpedofahrzeugen an Bord von Meljine zu einer Küstenbesichtigung aus. Das Wetter war klar, bei schwacher nördlicher Brise und leichter Dünung aus West. Nach Passieren der Spitze Traste fuhr HUSZÁR mit 12 kn, Kurs 163° Richtung Budua. Um 08.10 Uhr lief HUSZÁR auf das Riff Albanese (heute: Kalafat) unweit der Einfahrt zum Golf von Cattaro bis zum achteren Kesselraum auf den Felsen. Alle vorderen Räume einschließlich des vorderen Kesselraums liefen voll, die Bergung wurde unverzüglich vorbereitet und die Besatzung konnte vollständig gerettet werden.
Auch der Panzerkreuzer SANKT GEORG ging zur Unterstützung in See und ankerte in der Bucht von Zukovac nahe der Unfallstelle. Am 5. Dezember 1908 traf der Bergungstender GIGANT an der Unfallstelle der HUSZÁR ein. SANKT GEORG und das Schlachtschiff ERZHERZOG FRIEDRICH sowie drei Torpedoboote und einige Leichter gingen zu Bergungsvorbereitungen ebenfalls zur Unfallsstelle. Nach der Ausschiffung von rund 130 t Material und der Stauung von 330 leeren Fässern im Rumpf der HUSZÁR versuchte die SANKT GEORG die HUSZÁR vom Riff zu ziehen. Die Schlepptrosse riss und aufkommender steifer SO-Wind mit starkem Seegang verhinderte weitere Bergungsversuche. Admiral Montecuccoli warf später Linienschiffskapitän Sellner von SANKT GEORG das Nichtgelingen der Bergung vor und urteilte ,,sehr nervös und den erhöhten Anforderungen im Dienste zur See nicht genügend", was das rasche Ende der Karriere Sellners ankündigte. SANKT GEORG ging am 11. Dezember wieder nach Teodo, ERZHERZOG FRIEDRICH blieb bei HUSZÁR, der Scirocco entwickelte sich zu einem Sturm mit schwerem Seegang und HUSZÁR brach durch und sank am 12. Dezember. Im Sturm verlor das Schlachtschiff ERZHERZOG FRIEDRICH einen Anker und die Heckgalerie und mehrere Scheilichter auf dem Achterdeck wurden beschädigt. Schließlich ging das Schlachtschiff wieder in die Bocche die Cattaro.
Die Bergungsarbeiten am Wrack der HUSZÁR wurden nach Besserung der Wetterlage am 19. Dezember 1908 wieder aufgenommen, Taucher fanden das Wrack in drei Teile zerbrochen in einer Tiefe von 15m. Die Bewaffnung, Teile der Maschinen- und Kesselanlage und das Achterschiff wurden in den nächsten Wochen geborgen.
Diese Teile wurden später beim Neubau des Torpedofahrzeuges HUSZÁR II im Seearsenal verwendet.

Im Jänner 1909 wechselte der Kommandant der ERZHERZOG FRIEDRICH, am 8. Jänner 1909 übergab Linienschiffskapitän August Hermann Graf Lanjus von Wellenburg an Linienschiffskapitän Michael Kastner. Graf Janjus von Wellenburg hatte das Kommando des Schlachtschiffes seit 26. Oktober 1907 innegehabt und der Kommandowechsel erfolgte planmäßig.

Lanjus von Wellenburg wurde 1858 in San Martino di Valvasone bei Udine geboren, war seit 1886 mit Karoline (1864-1927) verheiratet und hatte zwei Töchter (Jahrgang 1887 und 1895). Sein Bruder war Vizeadmiral Karl Graf Lanjus von Wellenburg, der am 21. August 1913 bei einem Schießversuch mit auf eigenen Befehl erhöhten Pulverladung mit einem 30,5cm Geschütz tödlich verwundet wurde, als das Geschütz dem Druck nicht standhielt.
An Schiffskommandos hatte er in seiner Karriere:
1890 Torpedoboot REIHER
1899 Transportdampfer POLA
1902 Torpedofahrzeug SATELLIT
1902/1903 Torpedofahrzeug METEOR
1904/1905 Kleiner Kreuzer SZIGETVÁR
1906 und 1907 Admiralsyacht LACROMA
26. Oktober 1907 bis 8. Jänner 1909 Schlachtschiff ERZHERZOG FRIEDRICH
1909 und 1910 Dampfyacht MIRAMAR
Als Vorstand des Marinekontrollamts wurde August Hermann Graf Lanjus von Wellenburg zum Kontreadmiral befördert, wurde am 1. Februar 1913 mit Wartegebühr beurlaubt und trat am 1. August 1914 in den Ruhestand. Er verstarb am 1. Juli 1916 in Pichlhof bei Klagenfurt.

Mit besten Grüßen

Nik

Ferenc

Sehr interessant.
Leider sind dort später einige andere Schiffe auch aufgelaufen. Unter Wasser sind die vorhandenen Schiffsreste schwer zuzuordnen.

Ist über eine Bergung des Anker des Erzherzog Friedrich etwas bekannt, oder müsste er noch dort liegen?

LG
Ferenc

Nikolaus Sifferlinger

Hallo Ferenc,

grundsätzlich hatte die k.u.k. Kriegsmarine gute Taucher und hat alles geborgen was möglich war.
Auch nach verlorenen Ankern wurde im flachen Bereich getaucht - aber ob der Anker der ERZHERZOG FRIEDRICH geborgen wurde?
Da müsste man im Kriegsarchiv in Wien die Vorfallenheitsberichte ausheben.

LG

Nik

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