Schultze-Rhonhof "Der Krieg, der viele Väter hatte"

Begonnen von Sven L., 04 September 2021, 11:48:48

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Sven L.

Hallo in die Runde,

Was das Thread-Thema betrifft kann ich nicht viel sagen. Die angesprochene Doku habe ich gesehen und ich finde (subjektiv) das Neitzel wohlüberlegte Aussagen macht.

Was nun die Quellen, aus denen Historiker schöpfen, betrifft, bin ich gerade an einem Scheideweg. Ich lese gerade "Der Krieg der viele Väter hatte", von Gerd Schultze-Rhonhof. Allein das Vorwort von ihm hat mir die Haare zu Berge stehen lassen. Die Geschichte schreiben die Sieger und es darf durchaus an vielem gezweifelt werden was wir in der Schule zu den Themen erster und zweiter Weltkrieg gelernt haben.
Grüße vom Oberschlickrutscher
Sven


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Solange man seinen Gegner nicht bezwungen hat, läuft man Gefahr, selbst bezwungen zu werden.
Clausewitz - Vom Kriege

Urs Heßling

#1
moin, Sven,

Zitat von: Sven L. am 04 September 2021, 11:48:48
Was nun die Quellen, aus denen Historiker schöpfen, betrifft, bin ich gerade an einem Scheideweg. Ich lese gerade "Der Krieg der viele Väter hatte", von Gerd Schultze-Rhonhof. Allein das Vorwort von ihm hat mir die Haare zu Berge stehen lassen. Die Geschichte schreiben die Sieger und es darf durchaus an vielem gezweifelt werden was wir in der Schule zu den Themen erster und zweiter Weltkrieg gelernt haben.
Ich gebe da zu bedenken  :|
https://de.wikipedia.org/wiki/Gerd_Schultze-Rhonhof (nach unten scrollen)

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

Sven L.

Hallo Urs,

nun ja, Wikipedia  :roll: , wie das da abgeht haben wir hier im Forum vor kurzem selber mitbekommen. Was die Nähe zu den Rechten betrifft etwas aktuelles von mir. Ich habe den Wahl-O-Mat für die Bundestagswahl mit meinen Antworten gefüttert und habe Bauklötze ob des Ergebnisses gestaunt. Nach dessen Meinung solle ich die AfD wählen.  :-o Ähm, nein Danke. Aber wie man sieht, gibt es zwischen mir und der AfD eine Schnittmenge die wohl groß genug ist, dass mir diese Partei zur Wahl vorgeschlagen wird. Bin ich deshalb ein Rechter?

Hier eine Rezension zum Buch:

ZitatWas hat die Generation meines Vaters dazu bewogen, nur 20 Jahre nach dem Ersten Weltkrieg Adolf Hitler in einen neuen Krieg zu folgen Die Suche des Autors nach einer Antwort führt zu überraschenden Ergebnissen.Dokumente beteiligter Außenministerien, Notizen und Memoiren polnischer, englischer, französischer, italienischer und amerikanischer Regierungschefs, Minister, Diplomaten und Armeeoberbefehlshaber belegen: Es war eine ganze Anzahl von Staaten, die den Zweiten Weltkrieg angezettelt haben. Zusammenhänge werden deutlich, die bislang schlichtweg übergangen wurden. »Dieser Krieg«, so Schultze-Rhonhof, »hatte viele Väter«. Es geht also um die Mitverantwortung der oben genannten Staaten! Vieles in unserer deutschen Geschichte zwischen 1919 und 1939 ist ohne Kenntnis des zeitgleichen Geschehens in anderen Ländern nicht zu verstehen, zu eng greifen oft Wirkung und Wechselwirkung ineinander. Doch es ist nicht allein die zeitgleiche Geschichte unserer Nachbarvölker, die den Kriegsbeginn beeinflußt hat, es ist auch - und das nicht unerheblich - die gemeinsame Vorgeschichte der streitenden Parteien. Der israelische Botschafter in Bonn, Asher ben Nathan, antwortete in einem Interview auf die Frage, wer 1967 den Sechstagekrieg begonnen und die ersten Schüsse abgegeben habe: »Das ist gänzlich belanglos. Entscheidend ist, was den ersten Schüssen vorausgegangen ist.« So hat fast jede Geschichte ihre Vorgeschichte.

Die Hervorhebung ist von mir.

Und noch eine Kleinigkeit Urs,

ZitatEr war von 1980 bis 1984 Lehrgangsleiter an der Führungsakademie der Bundeswehr

Muss ich mir jetzt über die politische Orientierung der Bundeswehr zu diesem Zeitpunkt Gedanken machen? Meine Antwort: Nein, ich kenne nun sehr gut das Unteroffizierskorps des JaBoG 43 (Oldenburg) und kann sagen das es wirklich Bürger in Uniform waren.

Grüße vom Oberschlickrutscher
Sven


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Mario

@ ufo
Soweit ich weiß, kann man sich in der Mediathek auf zdf.de alle Beiträge anschauen

maxim

Zitat von: Sven L. am 04 September 2021, 12:57:30
nun ja, Wikipedia  :roll:

Das ist auf jeden Fall ein Autor, der im rechtsextremen, vom Verfassungsschutz beobachteten Umfeld auftritt ;)

Und:
ZitatIm Anhang des 609-seitigen Buches werden 178 Quellen- und Literaturverweise angegeben. Hierunter sind diverse von der Geschichtswissenschaft als revisionistisch und rechtsextremistisch eingeschätzte Autoren (wie z. B. Gerhard Baumfalk, Hans Bernhardt, Friedrich Grimm, David L. Hoggan, Erich Kern, Paul Rassinier, Jacques Benoist-Méchin, Anneliese von Ribbentrop, Heinrich Schulze-Dirschau, ein Pseudonym für Franz Kurowski). Außerdem finden sich umstrittene Historiker, die die Präventivkriegsthese vertreten (u. a. Stefan Scheil, Werner Maser und Ernst Topitsch), und Publizisten aus dem rechtskonservativen Milieu (wie z. B. Franz Uhle-Wettler, Heinz Nawratil, Heinz Magenheimer, Dirk Bavendamm).

Dagegen findet eine Auseinandersetzung mit dem internationalen geschichtswissenschaftlichen Forschungsstand nicht statt. Stattdessen baut er seine Argumentation auf einer selektiven Auseinandersetzung mit bereits publizierten Aktenreihen zur auswärtigen Politik der kriegführenden Staaten auf.
https://de.wikipedia.org/wiki/Gerd_Schultze-Rhonhof

Also kein Historiker, sondern jemand aus dem rechtsextremen Milieu.

Sven L.

Hallo maxim,

hier nun unbedingt Wikipedia zu zitieren .... nun ja  :roll: 
Grüße vom Oberschlickrutscher
Sven


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ufo

Zitat von: Mario am 04 September 2021, 14:30:00
@ ufo
Soweit ich weiß, kann man sich in der Mediathek auf zdf.de alle Beiträge anschauen

Danke fuer den Tip aber ich bekomme da leider ein "Diese Sendung ist nur in Deutschland, Oesterreich und der Schweiz verfuegbar" als Fehlermeldung.  :|

Ufo

maxim

Zitat von: Sven L. am 04 September 2021, 15:49:19
hier nun unbedingt Wikipedia zu zitieren .... nun ja  :roll:

Du kannst gerne unabhängige Quellen über ihn suchen. Man findet viel, z.B.
ZitatAm 6. Mai 2006 trat Schultze-Rhonhof in München bei einem Seminar mit dem Titel ,,Wollte Adolf Hitler den Krieg?" auf. Veranstaltet wurde es von rechtsextremen Zeitschrift Deutsche Geschichte des wegen Volksverhetzung vorbestrafte Verlegers Gert Sudholt in Zusammenarbeit mit der rechtsextremen Vierteljahresschrift Deutschland in Geschichte und Gegenwart (Grabert Verlag).
https://www.belltower.news/schultze-rhonhof-gerd-51184/

Die Quelle wirst du wahrscheinlich nicht mögen.

Aber vielleicht solltest du auch über diesen Satz von dir mal lange nachdenken:
ZitatDie Geschichte schreiben die Sieger und es darf durchaus an vielem gezweifelt werden was wir in der Schule zu den Themen erster und zweiter Weltkrieg gelernt haben.

Die Historiker in Deutschland sind nicht von den Siegermächten angestellt und bezahlt und forschen schon selbst ;) Die Aussage "Die Geschichte schreiben die Sieger" auf deutsche Historiker bezogen ist schon merkwürdige Verschwörungstheorie.

Das bemerkenswerte an deutschen Historikern der letzten Jahrzehnte ist doch genau, wie weit diese inzwischen gekommen ist. In Deutschland ist die eigene Geschichte eigentlich sehr gut aufgearbeitet, auch im Vergleich zu vielen anderen Ländern. Die Historiker konnten sich weitgehend von einer nationalistischen Verteidigung der eigenen Geschichte lösen und tatsächlich die Geschichte erforschen.

beck.Schulte

Da kam man aber auch anderer Meinung sein.  Seit ca. 50 Jahren bin ich Hörer und Leser was die deutschen Historiker so über 14-18 zu sagen haben. Von Herrn Fischer ausgehend waren es erst angelsächsische Historiker, die eine differenzierte Sicht der Dinge vorbrachten. Der deutsche Historiker wird zum Großteil von Staatsgeldern ernährt. Da ist nicht viel mit ,,Unabhängigkeit",  da wird geliefert was geordert ist. Ein bekannter Historiker erzählte von seinen Erfahrungen. Nach Jahren als Offizier in der Bundeswehr absolvierte der ein Geschichtsstudium (in den 80zigern) Und bekam eine befriste Anstellung bei einer Landesbehörde. Es ging um die Zeit zwischen 19- 33.  Bevor er sich an die Arbeit machte, wurde ihm gesagt was als Ergebnis erwartet würde. Er nannte das treffend ,,Erkenntnisverbot" Daran hat sich bis heute kaum was geändert. Ich z.B. erlebe das hier vor Ort ähnlich. Hier ist es so, dass alles was einer hier seit 1919 regierenden Partei nicht ins ihr Geschichtsbild passt (hier 14-18) unterschlagen wird.  Wer gegen die zZgPC verstößt muss sich warm anziehen.
So Sven, lasse es sein. Du erreichst hier so wie so nichts. Bis die Tage.

maxim

Historiker werden sicher vom Staat bezahlt (überwiegend von Universitäten), aber es entscheidet nicht "der Staat", wer angestellt wird oder wer Forschungsmittel bekommt. Das entscheiden die anderen Professoren. Das nennt man Unabhängigkeit der Wissenschaft.

Leute, die nie im Wissenschaftsbetrieb beschäftigt waren, scheint hier etwas das Hintergrundwissen zu fehlen - und sie beziehen sich dann auf Gerüchte, Einzelmeinungen ("ein Offizier") etc.

AndreasB

"Der deutsche Historiker wird zum Großteil von Staatsgeldern ernährt."

Mich wundert ob die Leute so uninformiert sind dass sie meinen es sei in anderen Ländern anders? Aus diesem Grunde sind Universitäten dem Staat von dem sie ihr Geld erhalten eben nicht untergestellt.

Alles Gute

Andreas

Sven L.

Wie heißt es so schön .... die Hand die einen füttert haut man nicht. (oder so ähnlich)
Grüße vom Oberschlickrutscher
Sven


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Clausewitz - Vom Kriege

Urs Heßling

#12
moin,

ich habe die Diskussion zu Schultze-Rhonhof und seinem Buch vom Ursprungsthread abgetrennt und in den Bereich "Bücher" verschoben

Ich habe mir allerdings nicht die Mühe gemacht, in allen Beiträgen dazu die Titel zu ändern.
Bitte das selbst in die Hand zu nehmen

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

maxim

Die Begutachtung, die für die Einstellung und die Mittelvergabe zuständig ist, erfolgt durch andere Wissenschaftler, also innerhalb der Wissenschaft.

Sie erfolgt nicht durch "den Staat" oder die Regierung etc.

Jemand, der sich gegen den wissenschaftlichen Konsens stellt, muss entweder ein Genie sein - oder sehr, sehr viel wahrscheinlicher, irrt komplett. Es ist nun mal selten so, dass es einen Genie gibt und allen anderen sind die Idioten. Wir reden hier schließlich von Experten, die Jahrzehnte sich mit diesen Themen beschäftigen und nicht von irgendwelchen Leuten, die im Ruhestand als Hobby mal ein paar Bücher schreiben wollen.

beck.Schulte

Das entscheiden die anderen Professoren. Das nennt man Unabhängigkeit der Wissenschaft. ..glaub man dran! Ich halte mich da mehr an den Herrn von der Mosel. "Das Sein formt das Bewußssein."  Weder ist die historische Wissenschaft frei, noch die Staatsmedien "überparteilich". Lieber Maxim, lassen wir es in meinem Fall beruhen. Ich hab in den letzten 50 Jahren reichtlich was erlebt, was meine Meinung stützt. Andere haben halt eine andere.
Das war`s dann

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