Ende Januar 1945: Lazarettschiff General San Martin – wer weiß etwas?

Begonnen von gine3, 21 Oktober 2025, 20:13:20

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gine3

Guten Abend in die Runde,
dies ist meine erste Nachricht auf dieser Plattform. Ich bin auf der Suche nach Anghörigen von Matrosen, medizinischem Personal oder Patienten des Lazarettschiffs "General San Martin", das Ende Januar 1945 von Königsberg über Pillau nach Swinemünde fliehen konnte. Es gibt leider keine Crewliste zu finden. Der Kapitän hieß Buuk und das Schiff muss am 29.1.1945 losgefahren sein, es gab einen Brand an Bord und es brauchte mindestens zwei Tage, um in Swinemünde anzukommen. Wer weiß mehr? Ich wäre sehr dankbar.
Herzliche Grüße
Regine

TW

In dem Buch von Martin Schmidtke: "Rettungsaktion Ostsee" befinden sich auf S.288 vier Zeugen-Aussagen zu dieser Evakuierungsfahrt von Königsberg nach Swinemünde. Die Zeitzeugin G.R. berichtet von einem Tieffliegerangriff, in dessen Folge möglicherweise ein Brand entstand. Nach meinen Recherchen dauerte die Überfahrt (mit Aufenthalt in Pillau) vom 25.-27.01. Aber die Ausschiffung von 3000 Kranken und Hochschwangeren in Swinemünde nahm noch einmal 2 Tage in Anspruch. -- Viele Grüße von Thomas
Schönen Gruß aus Stuttgart
Thomas

gine3

Hallo Thomas,
vielen Dank für Deinen Hinweis. Leider ist das Buch momentan vergriffen oder kostet exorbitant viel. Sehr schade, ich würde gerne darin stöbern und die Berichte lesen.
Ich denke, dass die GSM am 29.1.1945 in See stach und sehr lange brauchte, um nach Swinemünde zu kommen. Eine wichtige Zeitzeugin war am Abend des 30. Januar 1945 an Bord der GSM und konnte die sinkende ,,Wilhelm Gustloff" in der Ferne sehen – als Lichtblitze und Explosionen am Horizont. Durch irgend einen Funkspruch durch ein tragbares UKW-Sprechfunkgerät haben die Matrosen der GSM vom Unglück erfahren und haben dies dem medizinischen Personal mitgeteilt.
Am Abend des 30. Januar 1945 fuhr die ,,Wilhelm Gustloff" von Gotenhafen (Gdynia) Richtung Westen. Gegen 21:16 Uhr wurde sie von drei Torpedos des sowjetischen U-Boots S-13 getroffen. Sie sank innerhalb von etwa 45 bis 60 Minuten, etwa 20 Seemeilen vor der Küste Pommerns, ungefähr auf halbem Weg zwischen Gotenhafen und Stolpmünde (Ustka).
Die GSM befand sich zur selben Zeit ebenfalls auf der Fluchtstrecke in der Danziger Bucht bzw. östlich der Stolpebank. Viele Zeitzeugen auf anderen Schiffen berichteten später, dass sie in der Ferne ebenfalls Leuchtsignale, Explosionen oder die Lichtkegel der sinkenden Gustloff sehen konnten – besonders, weil die Nacht klar und frostig war.
Ich versuche die Weg der GSM zu rekonstruieren und wäre froh, wenn es irgendjemanden geben würde, der auch an Bord war bzw. Angehörige, die berichten können.
Viele Grüße aus Berlin


TW

Hallo Regine,
Ein Funkspruch vom Nachmittag des 27. Januar zeigt, dass die GSM frühestens gegen 20 Uhr Swinemünde erreichte. Diese Info ist für mich zuverlässiger als alle Erinnerungsbezeugungen. Frau D.K. erinnert sich, dass das Schiff am 29. Januar in SW anlegte. Ich denke, dass am 29. Januar ausgeschifft wurde. Zwischen dem 28.1 und 31.1. kann die GSM unmöglich eine weitere Reise nach Königsberg und nochmal zurück nach SW bewältigt haben.

Du schreibst:
ZitatEine wichtige Zeitzeugin war am Abend des 30. Januar 1945 an Bord der GSM und konnte die sinkende "Wilhelm Gustloff" in der Ferne sehen – als Lichtblitze und Explosionen am Horizont. Durch irgend einen Funkspruch durch ein tragbares UKW-Sprechfunkgerät haben die Matrosen der GSM vom Unglück erfahren und haben dies dem medizinischen Personal mitgeteilt.
Wenn Deine Zeitzeugin zum medizinischen Personal gehörte, dann befand sich das Schiff eventuell schon wieder auf Kurs Osten, als sie der sinkenden "Wilhelm Gustloff" begegnete. Ich vermute, Deine Zeugin gehörte zum medizinischen Personal, denn Fahrgäste, zumal Verletzte und Schwangere, hätte man damals keinesfalls durch Schreckensnachrichten beunruhigt. Was ist die Quelle Deiner Zeugenaussage? War das eine mündliche Aussage?
Ich wäre froh über weitere Informationen zur GSM, denn mir fehlen noch einige Fahrten.

Zur Quelle: Ein von den Engländern aufgefangener Funkspruch des Minensuchers M 255, ins Englische übersetzt.
TOO ist deutsche Aussendezeit,  TOI ist die britische Uhrzeit, zu der der Funkspruch dechiffriert wurde.
Übrigens: das Buch von Schmidtke gibt's doch auch in Bibliotheken.
Schönen Gruß aus Stuttgart
Thomas

gine3

Hallo Thomas, das klingt wirklich so, als wäre es nicht möglich gewesen. Aber ich denke, es gab eventuell zwei Abfahrten von Königsberg/Pillau und die 2. Fahrt begann erst am 29.1.1945. Die Zeitzeugin, die Du zitierst, ist es die aus dem Buch? Der Funkspruch ist sehr wichtig. Aber wie soll es funktionieren, dass die Gustloff gesehen wurde am Abend des 30. Januar?

TW

Zitat von: gine3 am 22 Oktober 2025, 12:24:39Aber wie soll es funktionieren, dass die Gustloff gesehen wurde am Abend des 30. Januar?
Ich sagte doch: auf einer Rückreise nach Osten.  :wink:
Die Zeitzeugin D.K., die ich zitiere, ist es die aus dem Buch von Schmidtke.
Für Deine These, dass die GSM am 29.1 schon wieder in Königsberg war, müsste es irgendeine Bestätigung geben, sonst widerspräche sie den bisher gesammelten Aussagen.
Schönen Gruß aus Stuttgart
Thomas

gine3

Das kann aber nicht sein, die Zeitzeugin ist in Swinemünde von Bord gegangen, sie ist nicht wieder zurückgefahren.

TW

Zitat von: gine3 am 22 Oktober 2025, 12:42:13Das kann aber nicht sein, die Zeitzeugin ist in Swinemünde von Bord gegangen, sie ist nicht wieder zurückgefahren.
Wenn sie nicht zum Bordpersonal gehörte, dann ist die Kenntnis über Wilhelm Gustloff wahrscheinlich nachträglich hinzugekommen. Erinnerungen von Flüchtlingen sind leider sehr unzuverlässig. Lichtblitze und Explosionen auf See waren damals keine Seltenheit; und es ist von Heinz Schön und anderen Augenzeugen nicht übermittelt, dass die GSM den Ertrinkenden der Gustloff zu Hilfe gekommen sei oder aber das Unglück in ihrer Nähe ignoriert hätte. Schön war ja später selber Besatzungsmitglied der GSM, das hätte ihn sicher sehr bewegt.
Schönen Gruß aus Stuttgart
Thomas

TW

Zitat von: gine3 am 22 Oktober 2025, 11:33:33Durch irgend einen Funkspruch durch ein tragbares UKW-Sprechfunkgerät haben die Matrosen der GSM vom Unglück erfahren und haben dies dem medizinischen Personal mitgeteilt.
Irgendein Funkspruch, aber in der Funkspruch-Sammlung der Engländer nicht vorhanden ?
Ein tragbares UKW-Sprechfunkgerät - sozusagen das Handy der Kriegszeit, und Funksprüche wie Mitteilungen über WhatsApp ?
Solche Aussagen machen mich sehr misstrauisch. Noch bei der Bundeswehr (1972) waren Sprechfunkgeräte schwere Kästen !
Schönen Gruß aus Stuttgart
Thomas

gine3

Ich werde die Augen- und Zeitzeugin noch einmal genau fragen. Ich werde das Rätsel schon noch lösen  :-)

gine3

Leider weiß die Zeitzeugin nicht mehr, welches Datum es genau war, als die GSM losgefahren ist (Strecke: Königsberg-Pillau-Swinemünde). Fakt ist, die Fahrt hat lange gedauert, es gab einen Brand an Bord und am Abend des 30.01.1945 wurde in weiter Ferne die sinkende Gustloff gesehen. Diese Aussage hat sie von den Matrosen bekommen, die diese Nachricht übermittelt bekommen haben.

TW

Ich habe jetzt nochmal alle Funkspruchunterlagen nach der GSM durchsucht (über verschiedene Suchbegriffe wie Martin, Koenigsberg, Pillau, Swinemuende), keine Treffer. KMD Zweigstelle Pillau gibt in ZTPG 334.052 alle am 30.1. von Pillau nach Westen auslaufenden Schiffe an, die GSM war nicht dabei.
Schönen Abend noch, Thomas
Schönen Gruß aus Stuttgart
Thomas

gine3

Vielen Dank. Das hilft auf jeden Fall, lässt aber dennoch Fragen offen. Ebenfalls einen schönen Abend und viele Grüße aus Berlin

gine3

Wenn es irgenwo Passagier- oder Crewlisten der GSM geben würde....

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