Anfrage aus Italien: Schicksal von UJ 201, ex EGERIA

Begonnen von Peter K., 28 April 2008, 20:16:53

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Peter K.

Folgende Anfrage aus Italien harrt einer Antwort:

UJ 201, ex ital. EGERIA, wurde laut Gröner, Band 8/1, Seite 141, am 29.02.1944 gegen 22.30 Uhr westlich Isto durch Torpedotreffer der französischen Zerstörer LE TERRIBLE und LE MALIN versenkt.

Rohwer/Hümmelchen schreiben in "Chronology of the War at Sea 1939 - 1945", 2. Auflage, 1992, auf Seite 263:
Am 27.02.1944 beschiessen die britischen Zerstörer TUMULT und TROUBRIDGE Curzola.
Am 28./29.02.1944 stiessen die grossen französischen Zerstörer LE MALIN und LE TERRIBLE unter Capt. LANCELOT in die nördliche Adria vor und fanden nahe Isto einen deutschen Geleitzug auf der Fahrt von Pola nach Piräus. Er bestand aus dem Frachter KAPITÄN DIEDERICHSEN (ex SEBASTIANO VENIER, 6.311 BRT), den Torpedobooten TA 36 und TA 37, den UJägern UJ 201 und UJ 205, sowie den Räumbooten R 188, R 190 und R 191. LE TERRIBLE versenkte den Frachter durch Artilleriefeuer und LE MALIN beschädigte UJ 201 durch einen Torpedotreffer. TA 37 erhielt einen Artillerietreffer in den Maschinenraum und musste in Schlepp genommen werden.


In der "Chronik des Seekrieges 1939 - 1945", 1968, schreiben Rohwer/Hümmelchen noch folgendes:
Am 28./29.02.1944 greifen die britischen Zerstörer TUMULT und TROUBRIDGE mit mehreren MGB´s den von TA 36, TA 37, UJ 201, UJ 205, R 188, R 190 und R 191 gesicherten Dampfer KAPITÄN DIEDERICHSEN westlich von Isto (westlich von Zara) an. Der Dampfer wird in Brand geschossen (01.11. gesunken) und UJ 201 durch Torpedo versenkt. TA 37 erhält einen Treffer in die Maschine.
Am 29.02.1944 greifen die französischen Zerstörer LE MALIN und LE TERRIBLE ein Geleit bei Lussin an.

Dieser Darstellung schliessen sich Birnbaum/Vorsteher in "Auf verlorenem Posten", 1. Auflage, 1987, auf Seite 215 weitgehend an.

Schliesslich gibt es noch eine Meldung, wonach UJ 201 erst später durch einen Luftangriff auf Monfalcone gesunken sei.

Kann jemand das Schicksal von UJ 201 klären?

Vorweg DANKE für jeden Hinweis!
Grüße aus Österreich
Peter K.

www.forum-marinearchiv.de

Zerstörerfahrer

Unternehmen " Frechdachs " (Ziel Durchbringung von Dampfer in die Ägäis)

Auslaufen TA 36, TA 37, UJ 201, UJ 205, Kapt. Diedrichsen und 3 Boote der 12. R-Flottille 29.02.1944 18.00 Uhr aus Pola, Ziel Ägäis. (R-Boote haben Befehl 5000 m voraus zu laufen).
Um 21.45 Uhr auf 44° 18' N, 14° 25' O 12 Abschüsse Backbord querab. Mit der 2. Salve 2 Treffer auf TA 37. Im folgenden Artillerieduell auf ca. 7-8000 m Entfernung mehrere Treffer auf Diedrichsen, Feuerlöschanlage fällt aus, schwere Brände. TA 37 Schlagseite, Heck 1 m weggesackt. Feind vermutl. 3 Zerstörer, nach Sprengstücke zu urteilen Kaliber 12,5 cm. Nach ca. 35 min bleibt Diedrichsen brennend und bewegungsunfähig liegen und sinkt langsam weg. TA 36 und UJ 205 gehen längsseits und bergen Besatzung.
Während des Art.-Gefechts ca. 2000m nördlich leichtes Flakfeuer von 2 Fahrzeugen auf kurze Entfernung, plötzlich ca. 10-20 m hohe Stichflamme und Rauchpilz mit heftiger Explosion. Hieraus schließt der Geleitführer (auf TA 37) auf einen Torpedotreffer auf UJ 201. Der Gegner von UJ 201 konnte nur als verschwommene Silhouette ausgemacht werden.

Fazit:
Vermutl. hielt der feindl. Verband die vorauslaufenden R-Boote für S-Boote und beendete das Gefecht frühzeitig, so daß TA 37 am nächsten Tag in Pola einlaufen kann (die letzten 10 sm im Schlepp von 3 Schleppern).
Diedrichsen um 11.45 Uhr gesunken. Die R-Boote bekommen vom ganzen Gefecht nichts mit.


Quelle: Gefechtsbericht TA 37 KTB 11. Sicherungsflottille

Leider geht aus dem KTB nicht hervor, wo TA 36 und UJ 205 eingelaufen sind, vermutl jedoch auch in Pola.

Peter K.

Sehr schön, vielen Dank für den detaillierten Bericht!  :MG:

Aber ist UJ 201 tatsächlich nach dieser Stichflamme und der heftigen Explosion gesunken oder konnte das Boot vielleicht noch eingebracht werden?
Grüße aus Österreich
Peter K.

www.forum-marinearchiv.de

Zerstörerfahrer

Eine Nachsuche am 01.03.1944 blieb erfolglos.
Ich hab das KTB bis Ende April, bis dahin keine Erwähnung mehr von UJ 201, nur von UJ 205, daß am 27.03.1944 08.45 Uhr in Sibenik durch Jabo's vernichtet wird. 3 Tote, 2 Vermißte.

Grüße an E.  :wink:

Andere Frage an alle:
Im KTB werden 2 Boote erwähnt, Tintenfisch Anton und Tintenfisch Dora.
Jemand 'ne Ahnung, was das für Boote sind?

Peter K.

Grüße aus Österreich
Peter K.

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Enrico Cernuschi

Hello Gentlemen,

from Cronology of the war at sea 1939-1945 by J. Rohwer and G. Hummelchen, ed. Greenhill Books, London, 1992, page 263: "21-29 Feb. 1944...Le Malin damages UJ 201 by torpedo". The same page adds, then, on 23-29 Feb. 1944: " During an air raid on Monfalcone the Geram corvette UJ 201 (ex Italian Egeria) is heavily damaged; she is neither repaired nor used again".

A bad translation from the German? A mistake? Or that UJ was only damaged, was able (like UJ 2222 two months later, she too hit by a torpedo, to reach Monfalcone - where it had been built - to be repaired and was bombed there later?

   Greetings

      EC     

Zerstörerfahrer

Möglich ist ja alles, allerdings müßte dieser Luftangriff am oder nach dem 01.03.1944 stattgefunden haben. Näheres dann wohl nur im KTB Seekommandant Nord-Adria/Istrien oder Admiral Adria. Ich habe beide leider nicht.

@ Peter,

war mir noch neu, Danke.

Gute Nacht
René

Peter K.

In my opinion it´s not possible, that UJ 201 was sunk by an air attack on Monfalcone between 23. and 29.02.1944, as Rohwer/Hümmelchen quoted in their "Chronology of the War at Sea 1939 - 1945", 2. edition, 1992, page 263.

The fighting against the destroyers took place on 29.02.1944 from about 21.45 until 22.15 o´clock, possibly until 23.00 o´clock.
So it´s impossible to reach Monfalcone from this point within an hour or two. Even the damaged TA 37 reached Pola on 01.03.1944, 11.55 o´clock, left again on 02.03.1944, 07.50 o´clock, and reached Trieste at 17.30 o´clock the same day. And Monfalcone is even more far away!
Grüße aus Österreich
Peter K.

www.forum-marinearchiv.de

Peter K.

Auch in Vincent O´Hara´s "The German Fleet at War 1939 - 1945", 2004, Seite 173 ff., findet man eine kurze Gefechtsbeschreibung:

Die französischen Zerstörer LE TERRIBLE und LE MALIN unter Fregattenkapitän Pierre LANCELOT waren am 29.02.1944 um 13.45 Uhr aus Manfredonia, einem Hafen 50 sm nördlich von Bari, mit Kurs in die Adria ausgelaufen.
Um 21.35 Uhr passierten die Schiffe mit 25 kn Geschwindigkeit und Kurs Nordwest gerade Ist, als das Radar auf LE TERRIBLE 18.600 yds weiter nördlich Schiffe anzeigte. Die Zerstörer erhöhten ihre Geschwindigkeit auf 30 kn und um 21.44 Uhr eröffneten sie auf eine Entfernung von 8.750 yds das Feuer - LE TERRIBLE auf einen Frachter, LE MALIN auf das nächste Begleitfahrzeug.
Trotz der sehr dunklen Nacht erwiderten die Deutschen sofort das Feuer auf die von ihnen gesichteten Schatten im Süden und legten außerdem eine Nebelwand. Dennoch verringerten die Franzosen weiter die Abstand und um 21.48 Uhr erzielte LE TERRIBLE auf eine Entfernung von 4.500 yds mehrere Treffer auf der KAPITÄN DIEDERICHSEN. Wenig später feuerte der Zerstörer auch Torpedos ab und einer davon traf den Dampfer um 21.57 Uhr. Das Schiff begann zu brennen und verlor rapide an Geschwindigkeit.
LE MALIN steuerte weiterhin Kurs Nordwest und beschoss UJ 201 - der UJäger wurde auch mehrere Male getroffen. Auch LE MALIN feuerte Torpedos und auch hier traf einer - er brachte das Magazin von UJ 201 zur Explosion. Das Boot sank schnell mit der gesamten Besatzung.
TA 36 wurde durch das Feuer der beiden Zerstörer leicht beschädigt, aber TA 37 erhielt zwei schwere Treffer. Eine Granate detonierte im Maschinenraum und reduzierte die Geschwindigkeit des Bootes auf 10 kn und der zweite Treffer entfachte Feuer an Bord.
Zu diesem Zeitpunkt wendete LANCELOT seine Schiffe nach Süden und verschwand mit hoher Geschwindigkeit, weil er die entdeckten Minenräumboote für Schnellboote hielt, die ihm mit ihren Torpedos tief in gegnerischen Gewässern sehr gefährlich werden konnten.
TA 36 und UJ 205 übernahmen die Besatzung der noch schwimmenden KAPITÄN DIEDERICHSEN, von der nur ein Mann verloren ging. Das Schiff sank aber am nächsten Morgen um 11.45 Uhr.
Grüße aus Österreich
Peter K.

www.forum-marinearchiv.de

Zerstörerfahrer

Moin moin,

@ Peter,

schließe mich deiner Meinung an und glaube auch nicht, daß UJ 201 noch irgendwohin gelaufen ist. Der Geleitführer war Chef 11. Sicherungsflottille, seinen Bericht dürfte er erst am 01.03.1944 nachmittags bis abends oder noch später  geschrieben haben und da wurde das Boot noch vermißt. Eine Möglichkeit wäre noch, daß das Boot bzw. Wrack noch am 01.03. draußen war und dort durch Luftangriff der Rest gegeben wurde. Dies dürfte sich aber nur durch alliierte Quellen belegen lassen. Allerdings auch unwahrscheinlich, da sich die Räumboote den Vormittag noch bei Diedrichsen befanden und bestimmt was von UJ 201 gesehen hätten.
Traurige Bilanz des Verlustes von UJ 201, daß die gesamte Besatzung seit dem vermißt wird:
1 Offizier
1 Fähnrich
3 Ob.Feldw.
2 Feldw.
12 Uffz.
80 Mannschaften

Und das, nachdem UJ 201 erst am 17.02.1944 12.00 Uhr in Dienst gestellt wurde, Kommandant: Oblt.z.S.d.R. Kasten.

Schönen Tag noch.
René

P.s. Kurioserweise gibt auch Lohmann/Hildebrand für UJ 201 den Verlust mit 29.02.1944 Monfalcone-Hafen an.

Kroatischemarine

"Ich habe mein Pflicht getan"
Freg.Kpt. Karl-Friedrich Birnbaum

Enrico Cernuschi

Well, in any mistery the absence of the corpse would allow the suspicion the crime was not accomplished...  :O/S

   EC

Wracktaucher

Ich bin bei vor der Insel Premuda bei einem Wrack getaucht, das könnte die Egeria bzw. die UJ 201 sein.
Wer hat nähere Angaben zu diesem Schiff?
   


Ferenc

Hallo,
Stell bitte Bilder rein. Kann für eine identifizierung sehr hilfreich sein

Ferenc

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