Laufbahnen der Kriegsmarine

Begonnen von Schorsch, 05 September 2009, 10:06:48

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Urs Heßling

hallo, Rebecca,

"Bootsmannslaufbahn" und "Matrosenobergefreiter" passen auf jeden Fall zusammen.

Die Schriftweise "Dienstgrad VI" (das war ja wohl der Ausgangspunkt) ist mir auch noch nicht untergekommen.

Gruß, Urs

"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

Schorsch

Hallo Pam,

bei Deinen Ausführungen hast Du Dienststellung und Dienstgrad verwechselt. Die Dienststellungen der beiden Obermaschinisten eines U-Bootes wurden von Portepeeunteroffizieren der Laufbahn II (Maschinenlaufbahn) eingenommen. Diese konnten den Dienstgrad eines Maschinisten, eines Stabsmaschinisten, eines Obermaschinisten oder Stabsobermaschinisten innehaben. Dabei spielte die Größe des ,,schwimmenden Untersatzes" keine Rolle. Es wäre aber auch verwunderlich, wenn der Dienstgrad des Obermaschinisten auf einem U-Boot vertreten sein kann, der des rangniedrigeren Stabsmaschinisten aber nicht. Dann noch etwas zur Dienststellung des Zentralemaaten: der war kein PUO, sondern eben ein Maat bzw. Obermaat der Laufbahn II.

Bei den Offizieren gab es ca. 12 verschiedene Laufbahnen (z.B. Seeoffiziere, Ingenieuroffiziere, Marineartillerieoffiziere, Marinesanitätsoffiziere, Marineverwaltungsoffiziere, Marinewaffenwesen, um nur die wichtigsten zu nennen), die aber nicht mit den Laufbahnen der Mannschaften, Maate und PUOs (insgesamt waren es dort bis zu ca. 40) gleichgesetzt werden können.

Mit freundlichen Grüßen
Schorsch
'Judea, London. Do or Die.'

"Ubi dubium, ibi libertas." (Wo Zweifel ist, da ist Freiheit.)

Pam

Hallo Schorsch,

danke erst einmal für Deine Erklärung.

Diese wirft bei mir dann jetzt aber doch noch fragen auf und verwirrt mich.
Grund der Verwirrung ist folgendes:
Auf der Besatzungsliste für U-2516 (letztes U-boot auf dem mein Großvater fahren sollte) sind folgende Dienstgrade vertreten:
1. Der Obltn. z. See
2. Der LI
3. Der I WO
4. Der II WO
5. Der WI

Dann folgen:
2 Obersteuermänner
2 Obermaschinisten
2 Bootsmanns Maate ( einer davon seem. Nr.1)
1 Steuermannsmaat
3 Funkmaate
1 Sanitätsmaat (US)
1 Mech.Maat (Torp.)
3 Masch. Maate (Zentrale)
4 Masch. Maate (Diesel)
4 Masch. Maate (E-Masch)
2 Funk Obergefreite
1 Mech. Ob.Gefr. (T)
2 Mech. Gefr. (T)
2 Masch. Ob. Gefr. (1 Für Zentrale und 1 Für E)
1 Masch. Gefr. (Zentrale)
3 Masch. Gefr. (E)
2 Masch. Gefr. (D)
1 Masch. Ob. Gefr.
4 Masch. Gefr.
1 Matr. Ob.Gefr.
1 Matr. Hpt. Gefr.
9 Matr. Gefr. (einer davon als Smutje)

Dann folgt die zweite verwirrende Folge:

Mein Großvater hat die Maschinenlaufbahn eingeschlagen und die verlief folgendermaßen:
1. Matrose, 2. Heizer, 3. OberHeizer, 4. Masch. Gefr., 5. Masch.Ob.Gefr., 6. Masch.Hpt.Gefr., dann Vorgeschlagen zum UO-Anwärter und für U-2516 war er einer der drei Masch.Maate (Zentrale)

Ostseegruß von Pam

Populanten von Domizilen mit fragiler, transparenter Außenstruktur sollten sich von der Transformation von gegen Deformierung resistenter Materie distanzieren ;)

Urs Heßling

hallo, Pam,

Zitat von: Pam am 06 Januar 2011, 22:37:48
Diese wirft bei mir dann jetzt aber doch noch fragen auf und verwirrt mich.
Grund der Verwirrung ist folgendes:
Auf der Besatzungsliste für U-2516 (letztes U-boot auf dem mein Großvater fahren sollte) sind folgende Dienstgrade vertreten:
1. Der Obltn. z. See
2. Der LI
3. Der I WO
4. Der II WO

schon hier geht´s durcheinander ! Der Leitende Ingenieur (LI), der 1. Wachoffizier (I WO) und der II WO sind keine Dienstgrade sondern Bezeichnungen der Dienststellung

das ist, das muß ich hier einmal so brutal sagen - bitte fühle Dich nicht persönlich angegriffen - ein "Anfängerfehler" , der häufig vorkommt.

Begriffsbeispiel: Ich selbst hatte mehr als 10 Jahre lang den Dienstgrad Fregattenkapitän, war aber nie Kapitän (schon eine falsche Bezeichnung, richtig wäre "Kommandant") einer Fregatte - ja, ich habe in dieser Zeit eine Fregatte nur ca. 10-mal für jeweils einen Tag betreten.

Wichtig ist an Bord erst einmal die Dienststellung, dann der Dienstgrad. Ich selbst war als Oberleutnant zur See und Kommandant eines Schnellboots der Vorgesetzte des Schiffstechnischen Offiziers (inhaltlich = LI), der den höheren Dienstgrad eines Kapitänleutnants hatte.

Das Verstehen dieses Unterschieds ist für das Verständnis der "Begriffswelt" an Bord zentral.

Gruß, Urs

"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

Pam

Hallo Urs,

Ich bin Dir nicht böse ... warum auch ?
Ich bin eine Frau und diesem Punkt ein wenig "unauffgeklärt"  :-D

Also wenn ich das jetzt Richtig verstanden habe, dann ist es kurz und knapp so zu verstehen:

Der LI kann vom Dienstgrad auch ein Oberleutnant zur See gewesen sein, aber da ein vorhandener Oberleutnant zur See schon die Dienststellung eines Kommandanten bekleidete, konnte der andere nur die Dienststellung des LI bekleiden. !?!?!?!?

Sprich, beide haben denselben Dienstgrad, nur unterschiedliche Dienststellungen.

Ich weiß der Satz war jetzt Kompliziert .. ich bitte um nachsicht .. ich bin eine Frau  :-D

Ostseegruß von Pam

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Schorsch

#35
Hallo Pam

ZitatOriginal von Pam:
Der LI kann vom Dienstgrad auch ein Oberleutnant zur See gewesen sein,...
Nein, kann er nicht. Der LI würde z.B. den Dienstgrad Oberleutnant (Ing.) gehabt haben. Nur die Seeoffiziere trugen hinter der Dienstgradbezeichnung den Nachsatz "zur See".

Warum ist die Unterscheidung wichtig? Zum Zeitpunkt des Eintritts in die KM wurde für jeden Offiziersanwärter eine Laufbahn festgelegt, bezüglich derer er dann mehrere Jahre lang ausgebildet wurde.
,,Der Seeoffizier ist der Führer von Kriegsschiffen, ihren Besatzungen und von Kriegsschiffsverbänden. Er ist in dieser Stellung für den Einsatz und die Verwendung aller Waffen verantwortlich."
,,Die Ingenieuroffiziere der Kriegsmarine sind die verantwortlichen Leiter des Maschinenbetriebes an Bord der Kriegsschiffe und die militärischen Führer und Erzieher der ihnen unterstellten Soldaten."
Die Sätze stammen aus ,,Wie werde ich Offizier der Kriegsmarine?", einem Informationsheftchen, das vom OKM ca. 1941 herausgegeben wurde. Insoweit gab es zu Zeiten der Kriegsmarine eine strenge Unterscheidung von seemännischen und technischen Offizieren, die sich entscheidend auf die Verwendung an Bord (die Dienststellung) und auch auf die Dienstgradbezeichnungen auswirkte.


Mit freundlichen Grüßen
Schorsch
'Judea, London. Do or Die.'

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Pam

Moin Schorsch,

Danke für Deine Erklärung. Jetzt ist bei mir der Euro gefallen  :-D zwar in Form von einem Cent nach dem nächsten ... aber jetzt ist es mir klar.

Ostseegruß von der Pam
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Urs Heßling

hi, Pam

Zitat von: Pam am 07 Januar 2011, 00:24:03
Der LI kann vom Dienstgrad auch ein Oberleutnant zur See gewesen sein, aber da ein vorhandener Oberleutnant zur See schon die Dienststellung eines Kommandanten bekleidete, konnte der andere nur die Dienststellung des LI bekleiden. !?!?!?!?

noch schlimmer  :MZ: um Dein voriges Beispiel U-Boot zu benutzen ...
es ist denkbar, daß Kommandant, I WO, II WO und LI alle den Dienstgrad Oberleutnant haben - wie Schorsch richtig bemerkte, beim LI mit dem Zusatz "(Ing.)" - den man auch an der Uniform erkennen konnte , denn "Seeoffiziere" trugen zu den "Ärmelstreifen" einen fünfzackigen Stern, Ingenieure ein Zahnrad am Ärmel. In der Kaiserlichen Marine (AK-Mitglieder bitte mitlesen) ging der Unterschied (fast) so weit, daß Ingenieuroffiziere als "Offiziere 2. Klasse" galten.

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

Peter K.

... dazu durchaus lesenswert:

Werner BRÄCKOW,
Die Geschichte des deutschen Marine-Ingenieur-Offizierskorps
ISBN 3-7979-1854-2

ZitatDie erst vollständige Dokumentation über die Entwicklung des Marine-Ingenieuroffizierskorps und seinen Kampf um die Gleichstellung mit der seemännischen Laufbahn.


Grüße aus Österreich
Peter K.

www.forum-marinearchiv.de

Albatros

Ich habe da auch mal eine Frage an die Experten zu den Laufbahnen bei der Marine.
Mein Onkel hat seine Laufbahn am 01.10.1939 bei der 9. Schiffstammabteilung in Sralsund als Rekrut begonnen.
Dann 15.07.1940 Matrosengefreiter
        01.12.1941 Bootsmannsmaat d.R.
        01.06.1942 Bootsmann d.R.
        01.09.1942 Obersteuermann d.R. ( Umernennung )
        01.02.1943 Leutnant z.S. d.R.

Worin lag/liegt die Begründung ob jemand bei der Kriegsmarine z.B. Bootsmann wurde oder Bootsmann d.R. ?
Und was bedeutet denn wie ober zu sehen Umernennung ?

Bedanke mich schon mal für mögliche Antworten,

:MG:

Manfred

Trimmer

#40
Manfred - Wenn ich es richtig verstanden habe wurde aus dem Bootsmann d.R ein Obersteuermann d.R  - es erfolgte also keine Beförderung sondern eine Umbenennung
( Gab es bei Änderung der dienstlichen Tätigkeit ) Beim Heer z. B. der Wachtmeister zum Feldwebel. Ferner muß Dein Onkel schon mal gedient haben und dann mit dem Dienstgrad Matrosengefreiter d.R aus der Marine entlassen wurden sein.Bitte überprüfe doch mal die ersten zwei Daten. Normalerweise nach Beendigung der aktiven Zeit Versetzung in die Reserve bzw. nur Reservistenausbildung und später wieder zum aktiven Dienst geholt.Weitere Möglichkeit - er war kein Berufssoldat d.h nach Kriegsende wäre Entlassung erfolgt. Dann erfolgte auch immer die Bezeichnung Dienstgrad d.R.
Hätte er sich bei Ernennung zum Leutnant entschlossen Berufssoldat zu werden wäre das d.R. weggefallen
Gruß - Achim - Trimmer
Auch Erfahrung erhält man nicht umsonst, gerade diese muß man im Leben vielleicht am teuersten bezahlen
( von Karl Hagenbeck)

Albatros

#41
Hallo Achim,

Mit der Umernennung hast Du wohl recht aber das er aus der Marine mal entlassen war/wurde trifft nicht zu. Die WAST-Angaben sind vom 01.10.39 - 16.03.44 Lückenlos,alles bei der Marine

:MG:

Manfred


Peter K.

... zwischen Bootsmann d.R. und Obersteuermann d.R. fand wohl eine Laufbahnänderung von der Bootsmanns- zur Steuermannslaufbahn statt, deshalb "Umernennung":
Dem Bootsmann hätte der Steuermann entsprochen, dem folgenden Stabsbootsmann der Stabssteuermann und schließlich der Oberbootsmann dem Obersteuermann ...
Grüße aus Österreich
Peter K.

www.forum-marinearchiv.de

Pam

Hallo und Moin zusammen,

als soweit habe ich das mit den Dienstgradenund den Dienststellungen begriffen.
Nun komme ich dann mal zur nächsten Frage und die so hoffe ich beantwortet auch die von Rebecca gleicht mit.  :-)

Es gab ja nun verschiedenen Laufbahnen die eingeschlagen werden konnten.
Laufbahn I
Laufbahn II

usw.

Vor allem würde mich interessieren ob die Maschinenlaufbahn die Laufbahn II war ?

Nervige Ostseegrüße von der Pam  :-)
Populanten von Domizilen mit fragiler, transparenter Außenstruktur sollten sich von der Transformation von gegen Deformierung resistenter Materie distanzieren ;)

Albatros

Hallo Achim,

Doch eine Lücke gibt es doch, vom 05.04.1942 – 04.09.1942 ist da kein Vermerk.
Seltsam ist nur das er in dieser Zeit Bootsmann d.R. Und Obersteuermann d.R. wurde.

:MG:

Manfred

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