moderner leichter Flugdeckkreuzer - Überlegungen

Begonnen von Tostan, 18 Februar 2010, 21:55:32

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Tostan

Hallo,

bei den heutigen asymetrischen Konflikten frage ich mich, ob nicht ein moderner Flugdeckkreuzer sinnvoll wäre... also so eine Mischung aus Projekt 1143(Kiew-Klasse) und HMS Ocean. Zum einen bewaffnet genug um nicht auf Begleitschiffe angewiesen zu sein, zum anderen Trägerkapazität wie die HMS Ocean, welche ja je nach Einsatz Helikopter bzw. Harriers tragen kann, und großzügige Kommunikationseinrichtungen um eine Kampfgruppe zu koordinieren.

Normale Träger sind ja allein zu verwundbar, aber gerade bei Missionen wie Operation Atalanta wäre es eigentlich zu teuer, Schiffe für die Sicherung eines Trägers zu verwenden, also eine Kampfgruppe ist schon vonnöten, aber in einem wesentlich weiteren Seegebiet verteilt als es eine Trägerkampfgruppe üblicherweise ist. Die Flugzeuge des Trägers sichern großen Aktionsradius und schnelle Reaktion bei Notrufen ziviler Schiffe.

In größeren Konflikten könnte der Flugdeckkreuzer zum Beispiel als Geleitträger eingesetzt werden. Durch entsprechende Helikopter hat es eine große U-Abwehr-Kapazität, und wenn es im Gegensatz zur HMS Ocean "richtig" und ausgewogen bewaffnet wäre, also in etwa einer modernen Mehrzweckfregatte entsprechend, könnten U-Boote auch direkt bekämpft werden.

Also Grundgedanke war, ein Schiff mit ausreichend Trägerkapazität zu haben, welches aber nicht zwingend nur unter dem Schutz von anderen Kriegsschiffen operieren muss.

Ist so ein Konzept sinnvoll oder nur Hirngespinst? Wenn so eine "eierlegende Wollmilchsau" überhaupt Sinn macht, wie könnte sie aussehen?

Albatros

Zitat von: Tostan am 18 Februar 2010, 21:55:32

wie könnte sie aussehen?

Dem kommt die Admiral Kusnezow schon ziemlich nahe oder?

Gruß, :MG:

Manfred

Tostan

Hm, ja, ans so was ähnliches habe ich auch dabei gedacht, aber eher so eine Art Admiral Kusnezow light.

Die Kusnezow ist ja schon relativ groß, und voll auf Symmetrische Konflikte ausgerichtet aber ein ähnlicher, leichter Träger mit
- evtl. reduzierter Trägerkapazität, wie eben die Ocean (ca. 12-16 Flugzeuge/Helikopter dürften für die meisten gedachten Verwendungszwecke reichen)
- geänderter Anti-Schiffs-Bewaffnung, P-700 ersetzt durch Ch35(bzw. Harpoon), der soll keine feindlichen Großkampfschiffe bekämpfen können
- dazu etwa 2x(3-5) URTPUs mit RPK-6 Vodopad zur U-Abwehr wie in der z.B. Neustraschimy oder ähnliches
- Rest der Bewaffnung könnte durchaus so bleiben

Damit sollte man die Größe und die Kosten reduzieren können und hätte einen leichten Flugdeckkreuzer, welcher in asymetrischen Konflikten meiner Meinung nach wesentlich geeigneter wäre.

Aber würde es sinn machen?

Urs Heßling

hi,

Kampf gegen U-Boote bzw. U-Boot-Abwehr ist kein Teil eines asymmetrischen Konflikts.

Unterseeboote sind hochmoderne und teure Waffensysteme, die sich nur ein Staat (und beileibe nicht jeder mehr) leisten kann

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

Tostan

Klar.

Aber die UAW-Kapazitäten entsprechen der Philosophie, dass das Schiff wenn möglich allein operieren soll.
Mit der U-Abwehrbewaffnung und UAW-Helikoptern wäre das Schiff in größeren Konflikten auch als Geleitträger einsetzbar. Dabei unterstützen die Wodopad die eigenen UAW-Helikopter. Und U-Boote sind ja recht weit verbreitet, auch bei Staaten welche potentielle Kriegsgegner wären, z.B. Iran.

Bzw. anstelle der Ch35 und der RPK-6 ein Klub-N VLS (SS-N-27). Die Bestückung wäre damit dem Einsatzzweck anpassbar. Landzielbekämpfung, Seezielbekämpfung, U-Abwehr. ... Wobei ich mir da nicht sicher bin, ob alle Flugkörper wirklich mit dem selben VLS verwendet werden können, gerade bei den UAW-Flugkörpern steht da nichts genaues.



Urs Heßling

moin,

Zitat von: Tostan am 20 Februar 2010, 08:24:00
Klar. ... und U-Boote sind ja recht weit verbreitet, ...

das kommt mir wie ein "Ja" und ein gleichzeitiges "Nein" zu meinem Argument vor.


Zitat von: Tostan am 20 Februar 2010, 08:24:00
... bei Staaten welche potentielle Kriegsgegner wären, z.B. Iran.

mit solchen Behauptungen sollte man m.M. nach doch zurückhaltender sein.


Zitat von: Tostan am 19 Februar 2010, 06:25:24
- geänderter Anti-Schiffs-Bewaffnung, P-700 ersetzt durch Ch35(bzw. Harpoon), der soll keine feindlichen Großkampfschiffe bekämpfen können ...
... welcher in asymetrischen Konflikten meiner Meinung nach wesentlich geeigneter wäre.

Ich verstehe hier etwas nicht. Es ist immer von "asymmetrischer Kriegführung" die Rede und dann werden gewaltige und große Flugkörper an Deck gestellt, die zur Schiffsbekämpfung dienen sollen. Das paßt in meinen Augen nicht zusammen. Ein HARPOON wird eine Dhau evt. nicht einmal auffassen. Mir wäre da als Kommandant ein FK wie der POLYPHEM wesentlich lieber, den ich bis zum letzten Augenblick unter Kontrolle habe und zielsicher auf ein bestimmtes Ziel in einer Gruppe von Kleinfahrzeugen oder inmitten von sonnenaufgeheizten Schären lenken kann.

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

Tostan

Hallo,
Zitat von: Urs Hessling am 20 Februar 2010, 13:06:43
das kommt mir wie ein "Ja" und ein gleichzeitiges "Nein" zu meinem Argument vor.

Ist es auch. Betrachtet man den Begriff "asymetrische Kriegsführung" im engeren Sinne (Terrorismus, Piraterie, Guerilla, etc) dann sind gegnerische U-Boote und Kriegsschiffe nicht zu erwarten. Dehnt man den Begriff etwas weiter(einige betrachen den Irak/Afghanistan/Vietnam als asymetrische Kriege), dann stehen auf der Gegnerseite zumindest die Überreste eines Staates und dessen Militär, bzw. eine Guerilla welche aus dem Ausland massiv unterstützt wird. Dann sind plötzlich U-Boote, Raketenschnellboote und ähnliche Waffensysteme eine realistische Gefahr.

Zitat von: Urs Hessling am 20 Februar 2010, 13:06:43
mit solchen Behauptungen sollte man m.M. nach doch zurückhaltender sein.

Das Beispiel war rein Hypothetisch. Niemand hofft es. Aber wenn man die Zweit zwischen Planungsbeginn und Außerdienststellung einer Kriegsschiffklasse bedenkt, dann sollte man schon diverse Szenarien in Betracht ziehen. Der Iran wurde nicht nur wegen der derzeitigen Spannungen gewählt, sondern weil er neben importierten Booten auch eigene Boote baut. Wer weis, wie es in zwanzig oder dreißig Jahren aussieht? Und heute geplante Schiffe sind dann immer noch im Dienst.

Zitat von: Urs Hessling am 20 Februar 2010, 13:06:43
Ich verstehe hier etwas nicht. Es ist immer von "asymmetrischer Kriegführung" die Rede und dann werden gewaltige und große Flugkörper an Deck gestellt, die zur Schiffsbekämpfung dienen sollen. Das paßt in meinen Augen nicht zusammen. Ein HARPOON wird eine Dhau evt. nicht einmal auffassen. Mir wäre da als Kommandant ein FK wie der POLYPHEM wesentlich lieber, den ich bis zum letzten Augenblick unter Kontrolle habe und zielsicher auf ein bestimmtes Ziel in einer Gruppe von Kleinfahrzeugen oder inmitten von sonnenaufgeheizten Schären lenken kann.

"gewaltige und große Flugkörper" wären die P-700, welche die Admiral Kusnezow an Bord hat(ein FK, welcher mit einem Treffer einen Träger versenken kann). :D Die Harpoon bzw. Klub-N waren nur Beispiele, denn ganz auf Anti-Schiffs-FK wollte ich aber auch nicht verzichten.
Sicher, Polyphem wäre auch eine Variante. Diesen habe ich nicht bedacht, eventuell weil ich mich mit russischen Waffensystemen besser auskenne als mit europäischen.
Schiffs- und U-Bootbekämpfung sehe ich als wichtig an, um ein möglichst universell einsetzbares Kriegsschiff zu haben. Eben der ursprünglichen Definition von Kreuzer entsprechend. Allerdings: Für kleine Ziele und zielgenaues Feuern hat man die Flugzeuge/Helikopter.

Ginge es nur um Pirateriebekämpfung und die dort fehlende Trägerkapazität, da könnte man auch Frachter zum Geleitträger umbauen wie im Weltkrieg. Die Idee hinter diesem leichten Flugdeckkreuzer ist die, auch dort Luftunterstützung zu haben, wo sich eine komplette Trägerkampfgruppe nicht lohnt(bzw. wenn die Trägerkampfgruppen anderweitig gebunden sind.) Es schließt einfach die Lücke zwischen den modernen Fregatten/Zerstörern mit 1-3 Helikoptern und Amphibischen Angriffsträgern wie der Wasp oder Mistral, welche relativ spezialisiert sind und ebenfalls Geleitschiffe brauchen.

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