Was heißt "overboost"

Begonnen von Big A, 14 Juni 2010, 22:04:19

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Big A

Im Buch "Japanese Destroyer Captain" schreibt Tameichi Hara einmal, dass er seinen Zerstörer Shigure in Overboost genommen hat.
Was heißt das technisch genau?

Axel
Weapons are no good unless there are guts on both sides of the bayonet.
(Gen. Walter Kruger, 6th Army)

Real men don't need experts to tell them whose asses to kick.

Teddy Suhren

Hai

Turbinenleistung 100% + Überlast?
Gruß
Jörg

WoWs Nick: Teddy191

Ulrich Rudofsky

Ulrich Rudofsky

Big A

Ja, was das übersetzt heißt ist mir schon klar, ich wollte gerne die Technik dahinter verstehen. Sie soll wohl sehr materialmordend sein, der Zerstörer hatte regelrechten Flammschlag aus den Schornsteinen. (So wurden bei einer Versorgungsfahrt zum Cape Torokina amerikanische Bomber getäuscht, sie dachten , das Schiff brennt)
Aber wie kann ich eine Dampfturbine innerhalb kürzester Zeit auf Überlast bringen - sitzt da einerauf den Sicherheitsventilen??? Sorry, bin nur dummer Loggi und kein Techniker.

Axel
Weapons are no good unless there are guts on both sides of the bayonet.
(Gen. Walter Kruger, 6th Army)

Real men don't need experts to tell them whose asses to kick.

bodrog

@Big A

ich schätze mal, dass mit der absichtlichen Überlastung der Kessel  durch höheren Druck mehr Wasser verdampft wurde, ergo die Turbinen mehr Dampf erhielten. Nachteil ist, dass die Rohre im Kessel bzw. aus dem Wassersammler reißen können  und mögliche Kondensatorschäden. Den Turbinen dürfte die Überlast aber nichts anhaben. Sicherheitsventile kann man auch dichtsetzen.
Aus den Schornsteinen Flammen schlagen lassen, ist auch keine große Kunst - läßt sich über die zugeführte Brennstoffmenge regulieren (geht bei Öl-Booten einfacher). Verschiedene Kesseltypen eigneten sich aber unterschiedlich gut dazu. Und Flammen im Schornstein führt zu dessen garantierten Zusammensacken. Wenn ich mich recht erinnere, war dies beim Großen Kreuzer SMS Hertha mit den Belleville-Kesseln der Fall.

MfG

Ulli

Redfive

Moin Axel,


kann mich bodrog´s Antwort im großen und ganzen anschließen.
Bei uns auf den 103ér war dies auch möglich, die Kessel konnte man im Normalbetrieb mit 100 - 120% fahren.
Um einen sogenanten overboost durchführen zu können hatten unsere Hilsmaschienen die alle mit Dampf angetrieben wurden wie z.B. Dampfgebläse, Speisewasserpumpen und Heizölkraftstoffpumpen und und und....  sogenannte Bypässe.
Diese durften nur im Kriegsfall und dann auch nur auf Befehl des Komandanten geöffnet werden, da die höhere Menge an Dampf die den Maschienen zugeführt wurde zu höherer Hitzebelastung und natürlich auch die mechanische Belastung deutlich höher wurde und der verschleiß der mechanischen Teile sich extrem erhöte.
Dem Kessel selber hat oder hätte dieses nicht viel getan, solange alle Hilfsmaschienen zu 100% mitspielten, das einziegste was sich in diesen Fall änderte war der Durchsatz von Wasser in Dampf. Die Temperatur stieg auf dauer gesehen etwas mehr an, was aber nur auf längere dauer gesehen schaden am Kessel verursacht hätte.
Der Druck stieg nicht an, im gegenteil, man hatte im Kessel zu tun den Druck zu halten den die Hilfsmaschienen und die Dampfturbine verbrauchten.
Also war ein festsetzen der Überdruckventiele garnicht nötig und so schnell auch garnicht möglich.
Das problem bei so hohen Fahrstufen war die Verbrennungsluftzufuhr, daher sieht man auch viele Dampfschiffe die schnell fahren einen leichten Rußschleier hinter sich her ziehen.
Flammen aus den Schornstein kann ich dir nicht weiter erklären wie man dieses hinbekommt. Schwarz- oder Weißqualm war kein problem.
Das einzigste was ich mir vorstellen kann was es sein könnte, wenn sich Rußnester und Ruß im Kessel abgelagert haben und man den Kessel auf 120% Kessellast fährt über einen gewissen Zeitraum. Werden glühende Rußpartikel aus dem Schornstein geblasen durch die hohe Verbrennungsluftzufuhr, so kahm es zumindest auf den 103érn vor was zusammen mit Schwarzqualm dann aussah als wenn Feuer aus den Schornsteinschloten kähme.


Gruß
Sven  :MG:
Werft: Schwerer Kreuzer Prinz Eugen, Leichter Kreuzer Nürnberg

bodrog

ja, ich hätte vielleicht noch dazu sagen sollen, die Schornsteinhöhe ist natürlich nicht unwichtig: meine Erkenntnisse beziehen sich auch auf I WK-T-Boote (die hatten relativ kurze Kamine). Da gabs bei Ruge irgendwo so eine Stelle als er von einem Vorstoß der II. TBFl 1917 in die Hoovden berichtete und ein B-Boot einen "roten Hahn" zeigte, d.h. das Zusammenspiel zwischen Ölzufuhr und Überdruck im Kesselraum/unter den Kesseln nicht funktionierte.

MfG

Ulli

Redfive

Moin Ulli, ich glaub dir das es vorkommen kann. Hab es selber nur noch nicht gehört oder gesehen.  :wink:
Was ich aber schon selbst miterlebt habe, is einen tanzenden Kessel.
Mußten unseren Kessel mal von Hand zünden, dies funktioniert quasi über eine brennende Fackel die durch eine extra Öffnung im Kessel eingeführt wird.
Da es vorher aber schon 2 Fehlzündungen gab und die Belüftungszeiten des Kessel´s nicht ordnungsgemäß eingehalten wurde, zündete der Kessel nach dem dritten Versuch erst. Durch das vorher eingestäubte Heizöl bei den vorherigen Versuchen und beim dritten Versuch, gab es im inneren des Kessel´s eine schöne Verpuffung die den 65Tonnen schweren Kessel doch gute 20 - 30 cm bewegte.
Sah sehr Spektakulär aus wenn man davor steht.   :-D
Zur info, der Kessel konnte sich so stark bewegen da er nur auf einer Seite mit zwei Punkten des Schiffes fest verbunden ist. Die anderen Halter stehen nur auf um die Ausdehnung des Kessel´s während des Betriebes nicht zu behindern.


Gruß
Sven  :MG:
Werft: Schwerer Kreuzer Prinz Eugen, Leichter Kreuzer Nürnberg

Big A

Danke für die Antworten!
Overboost ist also ein schnelles Überlasten der Kessel um möglichst schnell auf Leistung zu kommen, dabei können aber Leitungen im Kessel reißen bzw. platzen, im schlimmsten Fall sogar der Kessel beschädigt werden.
Klingt abenteuerlich, ich kenne nur die Leistungsmeßfahrten bei denen auch aml auf 120 - 130% gegangen wurde, das aber gaaanz suutje, um nix kaputt zu machen.

Axel
Weapons are no good unless there are guts on both sides of the bayonet.
(Gen. Walter Kruger, 6th Army)

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