Chilenisches Super-Dreadnought Schlachtschiff ALMIRANTE LATORRE

Begonnen von Leutnant Werner, 21 November 2010, 16:58:10

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Leutnant Werner

Sehr schöner Artikel in Wikipedia, der von dieser Plattform gerade wieder über "Wussten Sie schon, dass....die USA nach dem Angriff auf Pearl Harbour vergeblich versuchten, eine chilenisches Schlachtschiff anzukaufen", nach "vorne geschubst" wurde: http://en.wikipedia.org/wiki/Almirante_Latorre-class_battleship 

Hierzu drei Fragen:
1.) Wer kann mehr zu den amerikanischen Ankaufplänen berichten (z.B. weswegen scheiterten sie?)?
2.) Es wird im Artikel berichtet, dass die Amerikaner hofften, ihre 35,6cm/l50-Geschütze würden in das Schlachtschiff eingebaut. Dies geschah nicht, denn solche Geschütze wurden nur für die chilenische Küstenartillerie beschafft. Wie viele dieser Geschütze wurden beschafft, wo wurden sie eingebaut (Valparaiso?) und welche Geschütze wurden durch sie ersetzt?
3.) Verlinkt ist ein NY-Times-Artikel aus 1908, in dem behauptet wird, die kaiserliche Marine plante gerüchteweise den Ankauf der brasilianischen Dreadnoughts SAO PAULO, MINAS GERAIS und RIO DE JANEIRO. Was ist dran an der Story?


Beste Grüße
Ekke

zollagent

Angesichts der bald fertigwerdenden Neubauten der US-Navy (North Carolina, Washington, South Dakota, Indiana, Massachussetts, Alabama) eine nicht sehr glaubwürdige Story. Was sollte die US-Navy mit solchen alten Eimern, die mit den modernen Schiffen nicht würden Schritt halten können?

Leutnant Werner

#2
also, zunächst mal bestätigt Robert L. Scheina (= das ist  d e r Südamerika-Kenner in der zeitgenössischen Marineliteratur) in Gardiner: "Conway´s all the world´s fighting ships", S. 422, genau diesen Vorgang:

"Throughout its history, the Chilean Navy has been credited  with maintaining its ships in first-class order, often in spite of age. Testifying to this, the United States attempted unsucessfully to obtain ALMIRANTE LATORRE, some destroyers and a submarine tender shortly after the attack on Pearl Harbor." LATORRE hatte in 1931 eine neue Feuerleitung, Torpedowulste, Kessel mit Ölfeuerung und die Möglichkeit einer größeren Rohrerhöhung mit Reichweitensteigerung für die Hauptbatterie eingebaut bekommen.

So, wie war das jetzt nochmal nach Pearl Harbor? ARIZONA und OKLAHOMA gesunken, TENNESSEE beschädigt: Grundreparatur bis 26.2.42, MARYLAND: beschädigt: Grundreparatur bis 26.2.42, PENNSYLVANIA beschädigt: Grundreparatur bis 30.3.42, CALIFORNIA gesunken: gehoben, repariert und umgebaut bis Anfang 44, WEST VIRGINIA gesunken: gehoben, repariert und umgebaut bis Mitte 44, NEVADA auf Grund gelaufen und beschädigt: gehoben, repariert und umgebaut bis Ende Oktober 42.
Von den neuen Schlachtschiffen waren bis Pearl Harbor nur NORTH CAROLINA und WASHINGTON zur Flotte getreten. Die vier SOUTH DAKOTAS kamen erst im März, April, Mai und August des Folgejahres in Dienst (und mussten dann ja auch noch eingefahren werden, "shakedown").

In der Summe der Betrachtung macht es durchaus Sinn, ein Schlachtschiff zu kaufen, das ganz ähnlich bewaffnet ist wie 8 der 10 Japanischen Schlachtschiffe.

Ulrich Rudofsky

Angeblich gab es drei Gründe für den Abruch der Verhandlungen: 1. Chile und die US trauten wegen der engen Freundschaft mit Deutschland Argentinien nicht. 2. Chile wollte ihr stolzes Flaggschiff behalten.  3. Ich glaube auch die USN brauchte dieses Schiff sowieso nicht und die Post-Pearl Harbor Panick dauerte nicht lang.  Die Reparaturen in Pearl Harbor und die Neubauten reichten aus.   Die USN brachte sogar die WYOMING nach Pearl Harbor nicht als Schlachtschiff BB-32 in den aktiven Einsatz zurück, sondern benutzte sie weiterhin lediglich als Artillerieschulschiff AG-17.
Ulrich Rudofsky

Leutnant Werner

Meiner zweiten Frage bin ich selbst nachgegangen und kann sie wenigstens teilweise beantworten:
Die Küstenartillerie zur Verteidigung des chilenischen Haupthafens Valparaiso vor Anschaffung der amerikanischen 30,5cm-Geschütze bestand aus
- 4 21cm/l22 MRK System Krupp, angekauft 1879
-12 28cm/l40 MRK System Krupp, angekauft 1890-92
- 2 28cm-Haubitzen System Krupp, angekauft 1892
sowie leichteren Geschützen.

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