Schwimmkräne d.Marine

Begonnen von Stichling, 22 August 2011, 16:57:27

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Peter K.

Die zweite Aufnahme zeigt meiner Meinung nach den 150 t Hammerkran und den 150 t Schwimmkran JOSEPH der Germaniawerft.
Grüße aus Österreich
Peter K.

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bettika61

Zitat von: Peter K. am 11 Oktober 2013, 22:56:45
BTW, lt. WRH 1937 bekam die Baltische Staatswerft in St. Petersburg bereits 1909 einen 200 t - DEMAG - Kran!
Hallo,
nachzulesen im Polytechnischen Journal 1908 hier noch genannt der Vorgänger Benrather Maschinenfabrik
#1 aus dem DEMAG Katalog "Die Werft"
könnte das der von @kaschube_29 #81 gezeigte http://fleetphoto.ru/ship/10660/ sein?

Zitataußerdem ein 100 t und ein 200 t DEMAG - Schwimmkran der Putilow-Werft.
#2 aus "Die Werft" der 100 t Kran wird zum Bau des 200t Krans verwendet

#3 aus "Die Werft" 150t Kran Russische Schiffbau Gesellschaft Nikolajeff
Wo war denn diese Werft?

Grüsse
Beate
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

Peter K.

... zur Kranschau der deutschen Schiffbauausstellung 1908 schreibt auch C. MICHENFELDER in Oswald FLAMM, Der gesamte deutsche Schiffbau 1908.

zu #1
Der Kran ist meiner Meinung nach ähnlich, aber nciht der selbe, wenn ich die Bilder mit hier vorliegenden Plänen vergleiche.
zu #2
Die Aufnahme ist in besserer Qualität im Artikel "Deutsche Hebezeuge und Transporteinrichtungen für ausländische Häfen, Werften und Schiffe" in WRH 1940 zu sehen.
zu #3
... im Schwarzen Meer!

Über diesen Link zum 150 t DEMAG - Schwimmkran für Harland & Wolf bin ich auch gerade gestolpert ...
Grüße aus Österreich
Peter K.

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Peter K.

... noch ein vorerst abschließender Artikelhinweis:

C. Michenfelder
Schwere Werftkrane für die Schiffsausrüstung
88 Seiten, davon etwa 30 Seiten über Schwimmkräne mit vielen Abbildungen und guten Planskizzen (teils faltbar)

veröffentlicht in:
Jahrbuch der Schiffbautechnischen Gesellschaft
11. Band, 1910
Seite 240 bis 328
Grüße aus Österreich
Peter K.

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bettika61

Zitat von: Peter K. am 13 Oktober 2013, 23:20:21
... noch ein Informationsschnippelchen aus WRH, 11. Jahrgang, Heft 8 vom 22.04.1930:

Zusammenfassung des Artikels "Selbstfahrende Schwimmkräne im Hamburger Hafen" (1 Bild):
Seit etwa einem Vierteljahr befinden sich in Hamburg erstmals zwei öffentliche selbstfahrende Schwimmkräne in Betrieb. Sie haben eine Tragkraft von maximal 25 t und erreichen 6 kn Geschwindigkeit. Beide Kräne sind baugleich - ein Ponton ist allerdings genietet, der andere geschweißt, was 30 t Gewichtsersparnis brachte.
Die Kräne kommen von der Hamburger Firma Eisenwerk (vorm. Nagel & Kaemp) A.G., die Pontons baute die Deutsche Werft, Hamburg, die Antriebsmaschinen Linke-Hofmann und die elektrische Ausrüstung die Siemens-Schuckert-Werke.
Hallo,
HHLA I und HHLA II
http://www.schwimmkran-kfs.de/schwimmkran-kfs/Geschichte.html
http://hhla.de/de/container/schwimmkraene/geschichte-schwimmkraene.html
Grüsse
Beate
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

bettika61

Hallo,
zur Frage wann und wo wurden die 350t Schwimmkräne gebaut, lagen mir bisher keine quellengestützte Angaben vor.
In "Von Howaldt zu HDW" v. Christian Ostersehlte fand sich:
ZitatBauNr. 781 Marinearsenal, Schwimmkran 1938
BauNr. H 797 Marinearsenal, Ponton für Kran 1940
H= in Hamburg gebaut (HDW Hamburg)
Ein Schwimmkran mit einer Hebekraft von  260 t (#781) der ebenfalls dorthin
(Anm. "Kieler Arsenal") ging
verwendete Quellen: Bock , Gröner Bd.6

In WRT 1943 Tigler/Lehmann der Hinweis:
Die Tragkraft der Krane war urspünglich für 260t konzipiert, während des Baus gleicher Anlagen  für die UDSSR (!) aber auf deren Wunsch und dann für alle auf  350t heraufgesetzt worden.

Über den "Hamburger" Kran:
ZitatDen eigentlichen Kran lieferte die D e m a g A.-G. in Duisburg;sie zeichnete aIs Generalunternehmer gleichzeitig verantwortlich fürdie Gesamtanlage. Die Lieferung des vollständig eingerichteten Schwimmkörpers erfolgte durch die Deutsche Werft, Hamburg
Als Fußnote zum Titel:
ZitatDie erste Krananlage dieser Art wurde vor einigen Jahren an einen
ausländischen Besteller geliefert...
Damit kann eigentlich nur Russland gemeint sein.

Fazit: für Marinearsenal 1938 Kiel HDW, 1940 Hamburg (HDW/Deutsche Werft)
Der Bau für Russland könnte vorher erfolgt sein.

Was fehlt sind die Werften der Pontons für Gotenhafen und Russland. Welche Werften kommen in Frage und wer hat Literatur darüber mit den BauNr.?

Grüsse
Beate




Grüße
Beate

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Peter K.

#126
... nach Cai BOIE, Von der Hansekogge zum Containerschiff:

Deutsche Werft Hamburg:




BauNr. 252SchwimmkranKran Nr. 119413.230 BRTUSSR
BauNr. 253SchwimmkranKran II19413.230 BRTKriegsmarine
BauNr. 254SchwimmkranKran III19423.230 BRTKriegsmarine

Howaldtswerke Hamburg:


BauNr. 797Schwimmkran194350 m LängeMarinearsenal Kiel

Howaldtswerke Kiel:


BauNr. 781SchwimmkranIII/411941260 t TragkraftMarinearsenal Kiel

Lübecker Flenderwerke:


BauNr. 338Schwimmkran194124,5 m LängeEigenbedarf

Flensburger Schiffbaugesellschaft:


BauNr. 455Schwimmkran1940Kriegsmarinewerft Kiel

dazu aus Gert Uwe Detlefsen, 750 Schiffe aus Flensburg:
BauNr. 455, Ponton für einen Schwimmkran, 100 t Verdrängung, 05.10.1940 an das Marinearsenal Kiel
Das dazugehörige Foto auf Seite 331 zeigt meiner Meinung nach einen 100 t Kran.
Grüße aus Österreich
Peter K.

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bettika61

Hallo Peter K.,
wieder ein Puzzleteil mehr, danke  :MG:
zu  350t Krane  passt Kran Nr1,II,III  3.230 brt Deutsche Werft
und Nr. 781 HDW Kiel,

der Nr. 797 HDW Hamburg war ein 100t Kran, 
http://www.forum-marinearchiv.de/smf/index.php/topic,15240.105.html #109

Der 100t Kran der FSG Nr. 455 sah der aus wie der 100t Doppellenker Wippkran der Marinewerft Wilhelmhaven ?

Die Schiffslisten von Carl Boie finde sich auch in der  Datenbank des DSM  top
als Beispiel  Schwimmkrane 1930-1945 ,weitere für die UDSSR lassen sich nicht finden

Grüsse
Beate
Grüße
Beate

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Peter K.

Zitatder Nr. 797 HDW Hamburg war ein 100t Kran

Ja, aber mich irritiert hier die Angabe "50 m Länge", ebenso wie für den HHLA III meist 50 x 25 m für den Ponton angegeben wird. Im KEMNA-Artikel wird dafür aber 40 x 23 m bei 4 m Seitenhöhe genannt!

ZitatDer 100t Kran der FSG Nr. 455 sah der aus wie der 100t Doppellenker Wippkran der Marinewerft Wilhelmhaven ?
Ja, eindeutig!

ZitatDie Schiffslisten von Carl Boie finde sich auch in der  Datenbank des DSM
Toll! Danke!
Ich wußte vor Jahren schon von diesem Projekt, mir war aber bisher nicht bekannt, dass das tatsächlich umgesetzt wurde!
Grüße aus Österreich
Peter K.

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Kaschube_29

#129
Moin Moin,

um einmal zu zeigen, wie aktiv der 350-t DEMAG-Schwimmkran in Sankt-Petersburg ist, bringe ich hier einer relativ aktuelle Meldung:

Quelle oaoosk.ru vom Dienstag, den 01.Oktober 2013:

Neuigkeiten der OSK

1.Oktober, Sankt-Petersburg. Der Bau des schwimmenden Energieblocks (PEB = plavuchiy energoblok [ПЭБ = плавучий энергоблок])  des ersten schwimmenden Kernkraft-, Wärme- und Elektrizitätskraftwerks (PATES = plavuchaya atomnaya teploelektrostantsiya [ПATЭC = плaвyчaя атомная тeплoэлeктpoстанция]) ,,Akademik Lomonosov" (,,Aкaдемик Ломоносов") ist in die abschließende Phase getreten. Auf dem Objekt wurden zwei dampferzeugende Blöcke KLT-40S (KЛТ-40C) montiert.

Die 220-t schweren dampferzeugenden Blöcke, die entsprechend eines Projekts des ,,Selbständigen Konstruktionsbüros für Maschinenbau Afrikantow" (,,OKBM Afrikantov" = ,,Otdel´noye konstruktorskoye byuro mashinostroyeniya imeni I. I. Afrikantova" [,,OKБМ Африкантова" = ,,Oтдeльнoe кoнcтpyктopcкoe бюро мaшинocтpoeния имени И. И. Африкантова]) entworfen wurden, sind am Morgen des 27.Septembers (erster Block) und am 1.Oktober (zweiter Block) aus der Bauhalle-Nr. 6 vom ,,Baltischen Werk" ,,Baltiyskiy zavod" [,,Балтийский завод"]) zur Endausrüstungspier transportiert worden, wo sie in Anwesenheit von Vertretern des Auftraggebers, des Konzerns ,,Rosenergoatom" und des Russischen Seeschiffahrtsregisters  mit Hilfe des ,,Demag" (,,Демаг") Schwimmkrans (Anmerkung: wurde vom Übersetzer hervorgehoben) in die Reaktorabteilungen des schwimmenden Energieblocks eingebaut wurden.

,,Das letzte Mal hat das «Baltische Werk» eine derartige Operation im Jahre 2001 durchgeführt, als der Eisbrecher «50 let Pobedy» («50 лет Победы») – das letzte Atomschiff der «Arktika» («Apктикa»)-Klasse – gebaut wurde", merkte der Direktor für die Produktion des ,,Baltischen Werks" Alexander Konowalow (Aлександр Коновалов) an, der vertretungsweise die Pflichten des Generaldirektors der Schiffswerft ausführte. ,,So ist dies ein epochales Ereignis, das klar davon zeugt, dass das Werk wiedergeboren wurde". Nach Aussage von A. Konowalow verlaufen die Arbeiten zum Fertigbau des schwimmenden Energieblocks in Übereinstimmung mit dem abgestimmten Plan; auf dem Auftrag sind mehr als 280 Arbeiter und ingenieurtechnische Arbeiter tätig.

Wie von seiner Seite aus der Stellvertreter des Generaldirektors des Konzerns ,,Rosenergoatom" (,,Pocэнергоатом") Sawjalow (Завьялов) erklärte, der im Konzern die Direktion zum Bau des schwimmenden Kernkraft-, Wärme- und Elektrizitätskraftwerks leitet, geht der Bau des Atomschiffs nach der Beladung der Reaktoren faktisch in die Endphase über. ,,Wir sehen als Auftraggeber, dass die letzten Monate die Intensität der Arbeiten auf dem Auftrag sich vervielfacht hat, was in uns die feste Zuversicht verleiht: der schwimmende Energieblock wird fristgemäß fertig", sagte er.

Der Bau des schwimmenden Energieblocks, der im Jahre 2008 begonnen und Mitte 2011 eingefroren wurde, ist im Dezember 2012 wieder aufgenommen worden, als nach langen Gesprächen der Vertrag zwischen der Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) ,,Baltisches Werk – Schiffbau" (OOO = obshchestvo s ogranichennoy otvetstvennostyu ,,Baltiyskiy zavod – sudostroyeniye" [OOO = общество с ограниченной ответственностью ,,Балтийский завод – судостроение"]) und dem Auftraggeber des Energieblocks, dem Konzern ,,Rosenergoatom", durchgeführt wurde. Entsprechend den Vertragsbedingungen ist das ,,Baltische Werk" verpflichtet, den zum Schleppen zum Einsatzort bereiten Energieblock zum 9.September 2016 abzuliefern.

Das schwimmende Kernkraft-, Wärme- und Elektrizitätskraftwerk ,,Akademik Lomonosov" (,,Aкaдемик Ломоносов") ist das Typprojekt einer Serie von mobilen transportablen Energieblöcke mit geringer Leistung, die vom Selbständigen Konstruktionsbüro für Maschinenbau Afrikantow" ausgearbeitet wurde. Die Energieerzeugungsanlage des schwimmenden Kernkraft-, Wärme- und Elektrizitätskraftwerks hat eine maximale elektrische Leistung von mehr als 70 Megawatt und umfaßt zwei Reaktoren vom Typ ,,KLT-40S" (,,KЛT-40C"). Der angenommene Stationierungsort des ersten schwimmenden Kernkraft-, Wärme- und Elektrizitätskraftwerks ist die Stadt Pewek (Pevek [Певек]) auf Tschukotka (Chukotka [Чукотка]). Die Anlage ist für die Wärme- und die Elektrizitätsversorgung, als auch für die Entsalzung von Seewasser vorgesehen. Der Druckwasser-Kernreaktor ,,KLT-40S" (,,KЛT-40C") mit einer Leistung von rund 40 Megawatt und einer thermische Leistung von 150 Gigakalorien in der Stunde ist für eine 36-jährige Nutzung mit zwei Neubestückungen der aktiven Zonen alle 12 Jahre ausgelegt.

Auskunft

Das ,,Baltische Werk" wurde im Jahre 1856 gegründet. Im Verlauf von eineinhalb Jahrhunderten ist das Unternehmen eines der führenden Werften in Rußland. Das Arbeitskollektiv des Werks hat in 156 Jahren mehr als 600 Schiffe und Kriegsschiffe gebaut, unter denen Atom-Eisbrecher und Atom-Raketenkreuzer, Weltraum-Kommunikationsschiffe und Spezialschiffe sind.

In seiner langen Geschichte wurde das Unternehmen mehrfach in private Hände übergeben und kehrte nach dem Auftreten von finanziellen Schwierigkeiten erneut unter die Obhut des Staates zurück. Und Ende 2011 kehrte das Unternehmen erneut von einem privaten Eigentümer unter die Kontrolle des Staates in Person der ,,Vereinigten Schiffbauholding" (OAO OSK = otkrytoe aktsionernoye obshchestvo ,,Obyedinennaya sudostroitelnaya korporatsiya" [OAO OCK = oткрытое акционерное общество ,,Oбъединённaя судостроительная корпорация"]) zurück. Für den Erhalt des Arbeitskollektivs und der Kompetenzen im Rahmen der OSK wurde die Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) ,,Baltisches Werk – Schiffbau" geschaffen, in die ein großer Teil der Arbeiter der Offenen Aktiengesellschaft ,,Baltisches Werk"  einging. Der neuen juristischen Person wurden die Schiffbau- und die Maschinenbaukompetenzen des strategischen Unternehmens weitergegeben. Hauptaufgabe der Offenen Aktiengesellschaft ,,Baltisches Werk" bleibt die Unterhaltung des Eigentumskomplexes und der Schutz der staatlichen Eigentumsinteressen in Gerichtsprozessen.

Die ,,Vereinigte Schiffbauholding" ist das größte Schiffbauunternehmen in Rußland. Geschaffen wurde sie mit einem Ukas des Präsidenten der Russischen Föderation im Jahre 2007 mit einem 100 %-igen Anteil der Aktien in Föderationseigentum. In die Holding gehen rund 60 Unternehmen und Organisationen der Branche ein (die grundlegenden Schiffbau- und Schiffsinstandsetzungswerften, die führenden Entwurfs- und Konstruktionsbüros). Gegenwärtig sind auf der Grundlage der OSK rund 80% des nationalen Schiffbaukomplexes konsolidiert worden. Der russische Markt ist der Hauptmarkt für die Staatliche Kooperation, die ihre Produktion auch in 20 Länder der Welt exportiert.

Hier die russischsprachige Quelle der Meldung nachzulesen (man muß etwas nach unten durchscrollen bis zum 1.Oktober, um ein recht kleines Foto des Einsatzes zu sehen): http://www.oaoosk.ru/news.html

Das unter anderem zu den heutigen Aktivitäten des "Demag"-Schwimmkrans.

Das russische Buch von Wojewodin zu den Schwimmkränen geht speziell auf die Technik ein und weniger auf die Geschichte der einzelnen technischen Mittel.

Bis dann,

Kaschube_29 (Axel)
Immer eine Handbreit Wasser unter den Kiel (Bcегда семь футов под кильем)!

bettika61

Hallo Axel,
vielen Dank für den Einblick in die aktive Arbeit des Schwimkrans.

Da ich die Kräne selbst noch nicht in Aktion erlebt habe , fand ich die "Virtuelle Fahrt  im Zeitraffer"
http://hhla.de/de/container/schwimmkraene/fahrt-mit-dem-schwimmkran-film.html
der HHLA ganz eindrucksvoll.

Grüsse
Beate
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

ReinhardN

Hallo zusammen,

ich habe lange gezögert, mich in diesem Forum zu registrieren. Es sieht nämlich so aus, als sei ich hier der einzige Zivilist unter lauter Marineangehörigen. Irgendwie muss mein Wohlfühlfaktor noch ausnavigiert werden. Damit hängt zusammen, dass mein Zugang zu dem Kran ein anderer ist als bei Leuten, die berufsbedingt vorwiegend an der Marinegeschichte interessiert sind. Mich interessiert primär die Krantechnik, ausgehend vom Kran-Modellbau mittels Metallbaukasten. Das Interesse am Original entsteht dabei automatisch, und wenn die Geschichte so spannend ist wie bei den 4 DEMAG-Kranen, dann wird man regelrecht gefangen.

Ok, ein paar kleine Hinweise. Für den Fall, dass ich nichts Neues sage, bitte ich um Entschuldigung; ich konnte den gesamten Thread nur überfliegen.

(1) Wiederholt tauchte die Frage auf, ob es sich bei einem irgendwo dargestellten Kran um einen der 350-t-Krane handelt. Es gibt nach meiner Meinung zwei Merkmale, die ich bei keinem anderen Kran in dieser Form gesehen habe (und das sind inzwischen "mehrere"). Die beiden Merkmale sind so typisch, dass sie nach meiner Auffassung als Alleinstellungsmerkmale herangezogen werden können.

Da ist zum einen das hohe, dreistöckige Maschinenhaus am drehbaren Krangerüst. Es hat eine Höhe von etwa 14,5 m und beherbergt im etwas kleineren Obergeschoss die Steuerzentrale für den Kranführer. Im Mittelgeschoss befinden sich die Hubwerke sowie die riesigen Seiltrommeln für das Haupthubwerk (2 x 175 t). Das Untergeschoss ohne Fenster enthält das Gegengewicht von 400 t. Das zweite Gegengewicht von 200 t befindet sich oben am Ende der Auslegerschwinge, die fast genau so aussieht wie beim 100-t-Demagkran. Ein 1941 gebautes Exemplar des 100-t-Typs tut bekanntlich noch immer seinen Dienst, und zwar als HHLA III im Hamburger Hafen. Der erste, 1936 gebaute 100-t-Kran, ging nach Wilhelmshaven.

Das zweite Charakteristikum ist der verlängerte Drucklenker, der vorne weit herausragt. Ich konnte bisher nicht feststellen, dass er in dieser Form bei irgendeinem anderen Kran vorhanden ist. Die Erfahrungen der DEMAG mit dem 100-t-Kran hatten gezeigt, dass ein flexibles Hilfshubwerk sehr hilfreich sein könnte, vor allem um eine Schwerlast zu stabilisieren oder die schweren Seilzüge und Flaschen zu positionieren. Dazu sollte der gesamte Grundlenker mittels Laufkatze befahrbar sein, was wiederum die Zweiteilung des Spitzenauslegers und damit auch zwei Haupthubwerke erforderlich machte. Das Ganze erforderte erheblichen statischen Aufwand, war also keine einfache Ideallösung, die sich ohne weiteres auf andere Krane übertragen ließ. Bei dem Kran, der 1994 nach Panama ging, wurde der Grundlenker im Zuge einer Überholung übrigens auf "Normallänge" gekürzt (wodurch der "Spitzenausleger" seinen Namen verdient).

(2) Eine andere Sache ist die Glaubwürdigkeit von Internetbeiträgen zu dem Kran. Was hier oft zusammengeschrieben wurde, ist schlichtweg haarsträubend. Als Beispiel zitiere ich mal einen Absatz aus der Wikipedia-Seite über den Schwimmkran "Titan" (das ist der Kran, der nach Panama ging):

"Zweiter Weltkrieg und Reparation

Die deutsche Kriegsmarine benötigte im Verlauf des Krieges immer größere Schiffsteile. Um die U-Boot-Waffe schneller und flexibler aufbauen zu können, wurden große Segmente entworfen, die dann in Sektionsbauweise zusammengesetzt wurden. Da diese Segmente nach und nach das Lastvermögen der existierenden Kräne überstiegen und der Zusammenbau wegen der Bombardierungen auch manchmal verlagert werden musste, wurden vier dieser Schwimmkräne in Auftrag gegeben.

Sie wurden 1941 von MAN gebaut [4] und anschließend an die größten Marinehäfen Deutschlands verfrachtet. Der Schwimmkran Titan[A 1] tat seinen Dienst zunächst in Bremerhaven.[2] Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurden die Kräne von den Siegermächten als Reparationsleistung demontiert und mitgenommen.

YD 171 wurde 1945 von amerikanischen Truppen in Bremerhaven demontiert und im Schleppverfahren quer über den Atlantik und durch den Panamakanal transportiert. Das war insofern ein sehr riskantes Manöver, als ein weiterer Kran beim Versuch, ihn über den Ärmelkanal zu schleppen, kenterte.[5] Der dritte Kran wurde von der Sowjetunion beansprucht, nach der Demontage gelang es nicht, ihn wieder in Betrieb zu nehmen.[1] Der Verbleib des vierten Krans ist unbekannt."


Fast alles ist falsch, irreführend oder zumindest fragwürdig. Wenn man auf solche Informationen angewiesen ist, muss man auch seine eigene Aussagen mit einem dicken Vorbehalt versehen. Die Sache mit der Bauweise von U-Booten kann ich nicht beurteilen, aber hat man man 1937 (!), als die Krane in Auftrag gegeben wurden, an den flexiblen Umgang mit U-Booten im Falle von Bombardierungen gedacht? Orakel befragt? Na ja, und die folgenden Ausführungen sind so abenteuerlich, dass ein Kommentar überflüssig ist. Kann natürlich sein, dass mein eigener Wissensstand total falsch ist, womit ich den erwähnten Vorbehalt zum Ausdruck gebracht habe.


(3) Die größten Fragezeichen gibt es bei dem Kran, der nach Russland ging (oder gehen sollte, wann und wie auch immer). Damit im Zusammenhang steht die Frage, ob schon 1941 Teile des Krans im Leningrader Hafen standen. Auch die Zweifel eines Lesers in diesem Thread, dass es sich dabei nicht um den gewaltigen 350-t-Kran gehandelt haben könne, sind zumindest nicht unlogisch. Ich selbst habe mich vor allem auf einen Aufsatz des Schriftstellers Horst Mönninghoff, der einige technische Werke verfasst hat, berufen: "Die Geschichte von den vier Kränen". Der Beitrag wurde mir zu treuen Händen zugespielt und ist offensichtlich schwer zugänglich. Er wurde aber von Wolfgang Bickhardt auf seiner CD mit Schwimmkran-Bildern veröffentlicht. Ohne Kauf der CD (12 Euro) kann der Aufsatz nicht gelesen werden. Wer Interesse hat:

http://www.schwimmkran-archiv.de/index.htm

Kann sein, dass der Aufsatz nicht urheberrechtlich geschützt ist, ich weiß es nicht. Doch bevor die Abmahner an meine Tür klopfen ... Allerdings habe ich ein leichtes Unbehagen angesichts der dichterischen Erzählfreudigkeit; knallharte Fakten liegen mir mehr. Am Rande: uf der CD befinden sich auch einige Bilder des Royal Danish Naval Museum über die Schiffsbergungen in Kopenhagen durch den Gotenhafener Kran.

So, das war's erst mal
Reinhard


klaushh

Moin, moin!

@Reinhard
Herzlich willkommen im Marine-Forum.
Ich denke, Du brauchst keine Berührungsängste zu haben: es sind längst nicht alle Forumsteilnehmer Marineangehörige (gewesen). Mir sind außer Dir mindestens zwei Teilnehmer (einer davon bin ich) bekannt, die nicht in einer Marine gedient haben.
In der Tat ist es manchmal etwas seltsam, was so über die 350-t-Schwimmkrane geschrieben wird (typisch: einer schreibst vom anderen ab).
Ich freue mich schon, wenn Du das eine oder andere Detail noch zur Aufhellung der Sache beitragen kannst.

Gruß
klaushh


PS: übrigens wurde schon im Beitrag #31 auf Deine Seite hingewiesen.

Stichling

Hallo Reinhard !
Was Wikipedia da von sich gibt ist teils falsch und irreführend. Ich war auch kein Marineangehöriger habe aber im Krieg auf den Deutsche Werken in Kiel meine Ausbildung und bin oft auf dem dort stationierten 350 t DEMAg Kran gewesen. Mich hat dieser Riese immer fasziniert, so das ich in den 1980 iger Jahren mit dem Archiv der DEMAG eine umfangreiche Korrespondenz hatte, alle Unterlagen durch Wasserschaden in Verlust geraten. Auch mit der Werft in Long Beach USA habe ich Schriftverkehr und Nachfragen gehabt.

Viele Grüße Stichling

klaushh

Moin, moin!

Es besteht noch ein weiteres Exemplar des 350-t-Schwimmkrans: bei mir im Keller, und zwar schon seit Jahrzehnten.
Gebaut mit Material des Märklin-Metallbaukastens. Ich fand damals in den Anleitungsbüchern die Vorlage für einen Schwimmkran. Es gab dabei keinen Hinweis darauf, ob ein echter Schwimmkran zu Grunde liegt. Ich habe jedenfalls ganz arglos drauflosgebaut und etliche "Verbesserungen" vorgenommen (so steht mein Ponton auf Rädern und der Schwimmkran kann rollen).
Ganz erstaunt war ich, als ich vor Wochen die Seite von ReinhardN fand, auf die Beate im Beitrag #31 hinwiesHier fand ich, dass "meinem" Kran ein echtes Vorbild zu Grunde liegt.
Eigentlich muss ich mich jetzt schämen, denn mein Bauwerk hat ja nur noch recht grobe Ähnlichkeiten mit dem Vorbild.
Wie konnte es mir nur passieren, dass ich nie Gemeinsamkeiten zwischen der Märklin-Bauanleitung und dem echten Schwimmkran bemerkt habe? Dabei verfolgte ich schon 1949 mit großer Enttäuschung die Sprengung des Hamburger Krans durch die Briten (hatte damals allerdings noch längst nicht genügend Material, um den Märklin-Kran bauen zu können).
Anliegend einige Fotos von meinem Machwerk (ich mag es nicht Modell nennen).

Gruß
klaushh

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