Transporter GÖTTINGEN, versenkt 23.02.1945 vor Libau

Begonnen von Nasenbär, 12 November 2011, 23:10:05

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Nasenbär

Mojen,

ich habe mal wieder einen Panzermann gefunden, der auf einem Transporter torpediert wurde:

Ist mit dem Transporter GÖTTINGEN Anfang 1945 von Stettin nach Libau zur Heeresgruppe Kurland verschifft worden, sollte zum Panzer-Regiment 29 der 12. Panzer-Division.

Kurz vor Libau wurde das Schiff von einem U-Boot torpediert, der Veteran meint, daß die 3 - 4 begleitenden Torpedoboote die Schiffbrüchigen aufgefischt haben, "es war nicht schön".

Ich habe jetzt im Internet auf die Schnelle gesehen, daß wohl SHCH 309 dafür verantwortlich war, am 23.02.1945 (andere Seiten sagen S 4) und daß doch eine ganze Menge Soldaten um's Leben gekommen sind.

Kann jemand noch weitere Details dazu beitragen?

Oliver

Albatros

Laut die Deutsche Handelsflotte 39-45 ......am 23.02.45 westlich Libau von sowj.U-Booten ,,S 4" und ,,SC 309" versenkt.

:MG:

Manfred

Albatros


TD

Hallo Nasenbär !

Ich hab so viel  Quellen mit so vielen Ubooten und verschiedenen Verlustangaben:


ss GÖTTINGEN    DOYP    (Hansa Fertigbau)
                            Deutsche Werft AG, Hamburg-F  (261) verlagert
                             Chant. & Atel. de St. Nazaire-Penhoet SA  (S 11)
                             verlagert
12.4./11.11.1944 Lübecker Flenderwerke AG, Lübeck-S  (345)
6267/3661  17748/10368  10850
136,12-18,47-7,93-8,80 m
2x2fE und A 2x510 und 2x1200/1200    4000  2  16,5  510
Wumag, Görlitz                                      Deutsche Werft AG, Hamb.    ?
(26.10.1944) "Göttingen", wird im Juni 1939 in Hamburg bestellt, während des Krieges zunächst nach Frankreich (Vertrag vom 11.3.1942, auch für die drei anderen Schiffe) und 21.1.1943 wieder mit Material nach Deutschland verlagert. Dieses Schiff und die drei Schwesterschiffe (GREIFSWALD-SACHSENWALD-SCHWARZWALD) werden in einen Bericht vom Oktober 1942 als die zu erbauenden 4 HANSA C Schiffe in Frankreich (Penhoet) erwähnt. N D L, Bremen (DEU). 23.2.1945 auf der Reise von Swinemünde (22.2. ab) nach Westen in Pos. 56.18 N 20.16 O/W Libau durch das russischen U Boot "SC 309" torpediert. Hierbei verlieren etwa 500 Personen ihr Leben.

23.02.45   D Göttingen + UT w Libau 200 Vermißte

148.  GÖTTINGEN        GE  1C(d) + lp
6,267 Norddeutscher Lloyd, Bremen       446.6 x 60.6
     C Lübecker Flenderwerke A.G., Lübeck (11/44) #345
Torp. and sunk by Soviet submarine ŠČ-309, 23 Feb 1945, west of Libau (56.18N-20.16E)

23.02.45 Göttingen 44 6267 W/ Libau + T sj SS ShCh-309 ca. 500 Tote

Frachtdampfer (Typ HANSA C -Einheitsschiff) GÖTTINGEN (DOYP)
6267 BRT / 3661 NRT / 10850 t / 136,12 m reg. Länge / 18,40 m Breite / 7,69 m Tiefgang / 2 (?) Doppelverbund-Lentz-Einheits-Ventildampfmaschine(n) (Typ LES 11), Wumag, Görlitz / 4000 PSi / 12,0 Kn / Bes.:
Unter dieser Bau-Nr. war ursprünglich für die KM ein Unterseeboot vom Typ VII C/41 geplant.
Der dafür letztendlich gebaute Frachtdampfer war wiederum ursprünglich im Juni 1939 unter der Bau-Nr. 261 bei der Deutschen Werft AG, Hamburg bestellt. Von dort dann während des Krieges unter der Bau-Nr. S 11 an Chant. &  Atel. de Penhoet SA, St. Nazaire und schließlich wieder zurück nach Deutschland verlagert.
In einem Bericht von 1942 wird dieses Schiff (GÖTTINGEN), sowie die 3 Schwesterschiffe [GREIFSWALD (Bau-Nr. 348)],[SACHSENWALD (Bau-Nr. 346)] und [SCHWARZWALD (Bau-Nr. 347)] als in Frankreich zu bauende HANSA C -Einheitsschiffe erwähnt. 
2.4.1944 Stapellauf / 11.11.1944 Ablieferung an den NDL, Bremen / Im Einsatz bei der Evakuierung der deutschen Ostgebiete / 23.2.1945 westl. von Libau durch Torpedos der sowj. U-Booten S 4 und SC 309  versenkt.


Grüß

Theo
...ärgere dich nicht über deine Fehler und Schwächen, ohne sie wärst du zwar vollkommen, aber kein Mensch mehr !

t-geronimo

Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

Forum MarineArchiv / Historisches MarineArchiv

Nasenbär

Danke Leute!

Hm, also das "Historische Marinearchiv" gibt ja auch die genaue Zusammensetzung des Geleites wieder, das scheint noch am ehesten auf Aktenquellen zu beruhen...

Ich habe zwischenzeitlich im Internet noch gesehen, daß Heinz Schön in seinem Buch "Die Tragödie der Flüchtlingsschiffe" auch ein Kapitel über die "Göttingen" bringt, das werde ich mir mal über Fernleihe besorgen und nachschauen...

Vielen Dank nochmals
Oliver

Nasenbär

So, die Fernleihe ist eingetroffen, im Buch von Heinz Schön ist tatsächlich mehr zu erfahren, hier eine kurze Zusammenfassung:

Kapitän war Friedrich Segelken, auch die anderen Schiffsoffiziere sind namentlich genannt, teilweise mit Fotos.

Am 21.02.1945 von Reede Swinemünde mit 140 Offizieren und 1165 Uffz./Mannschaften an Bord nach Libau ausgelaufen, dabei war der Tanker GERDMOR (1940, 761 BRT) und als Geleit Boote der 10. Sicherungsdivision mit M-Booten M 602 (mit Chef 12. MSF Kptlt. Reinhard Ostertag), M 801, M 328 sowie R 243.

Das Geleit lief wegen Tanker GERDMOR nur recht langsame 9,5 Knoten, später wohl sogar nur noch 7 Knoten. GÖTTINGEN wurde trotz mehrmaliger Bitte nicht als Einzelfahrer entlassen.

Am 23.02.1945 morgens um 04:17h dann 30 sm vor Libau Reede (Quadrat 6777 AO) Torpedotreffer in Luke II von Stb.-Seite, vor der Brücke. Die Luke läuft sofort voll Wasser, dort die meisten Opfer zu beklagen (nach einem Augenzeugenbericht waren dort mehrere hundert Soldaten untergebracht, er schätzt 300 - 400 Mann).

Von M 328 wurde noch ein Schleppversuch unternommen, aber bald aufgegeben und das Schiff dann mit Artillerie durch M 328 kurz nach 9 Uhr endgültig versenkt.

Die Flakbedienung der GÖTTINGEN (40 Mann) hatte keine Verluste, gruselig ist, daß ein Augenzeuge berichtet, daß noch Klopfgeräusche aus dem Schiff zu hören waren, aber dann das Schiff 3 m abgesackt ist und dann Schüsse zu hören waren, die Überlebenden hatten ihrem Leben ein Ende gesetzt!

Heinz Schön gibt an, daß sowohl S 4 (Kpt. 3. Rg. Kluskin) und SC 309 (Kpt. 3. Rg. Vetcinkin) gleichzeitig das Geleit angegriffen haben, ein Boot hat M 328 mit Torpedos verfehlt (unter dem Schiff durchgelaufen), das andere hat die GÖTTINGEN letztendlich versenkt. S 4 kam nicht zurück, vielleicht durch M 801 bei dieser Gelegenheit versenkt?

Die Angabe der Toten schwankt auch hier, zwischen 200 und 500 Mann, vielleicht aber auch mehr oder weniger...  :cry:

Im Buch sind auch Fotos der untergehenden GÖTTINGEN enthalten, also insgesamt ein wirklich interessanter Bericht für meinen ehemaligen Panzermann !

Oliver

Urs Heßling

"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"


Rheinmetall

Abend zusammen !

In dem Buch "Die Tragödie der Flüchtlingsschiffe: Gesunken in der Ostsee 1944/1945" von Heinz Schön, welcher selbst die Torpedierung der Wilhelm Gustloff überlebte, ist das Schicksal der Göttingen ausführlich und mit einigen Bildern beschrieben.

Die Tragödie der Flüchtlingsschiffe

Viele Grüße,

Rheinmetall



Ab Kapstadt ohne Kreiselkompass - Jürgen Oesten, U 861

igor

S-4 in see 23.11.44 auslaufen und kann bis 23.2.45 in see bleiben nicht.
Mit gross wahrscheinlichkeit durch rammstoss T.3 7.1.45 gesunken.
GOTTINGEN eindeutig durch SC-309 gesunken. Totenzahl 130 mann.

Nasenbär

Danke Igor !

@ Rheinmetall: meine Angaben im vorherigen post sind aus diesem Buch (hatte ich über Fernleihe erhalten), aber danke trotzdem !!!

Oliver

bettika61

Hallo,
aus dem KTB KMD Stettin AST Rostock PG 39888,
danach werden 130 Tote bei Luke II angenommen.
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

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