Torpedoschießverfahren der U-Boote im ersten Weltkrieg - Versenkung Lusitania

Begonnen von R.B., 04 März 2012, 17:59:22

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R.B.

Hallo,
ich leite hiermit eine Anfrage eines amerikanischen Buch-Autors an die Experten hier weiter. Es geht um das vom U-Boot SM-U-20 im ersten Weltkrieg zum Angriff auf die RMS Lusitania genutzte Torpedoschießverfahren. Bei ihrer Versenkung hatte der U-Boot-Kommandant die Lusitania nur im Bugbereich getroffen, woraufhin scheinbar im dortigem Laderaum gelagerte Sprengmittel explodiert sind.

Bisher wird in der Literatur davon ausgegangen, dass der U-Boot-Kommandant auch dorthin gezielt hat. Meine eigene Analyse des Torpedoschusses hat jedoch gegeben, dass statt dessen die Schiffsmitte der angestrebte Zielpunkt gewesen sein muss. Die tatsächliche Treffpunktverschiebung zum Bug lässt sich bei der angegebenen Entfernung von 700 Metern und einer Torpedogeschwindigkeit von 37 Knoten sehr präzise durch die Fahrtüberschätzung der Lusitania erklären. Die im Kriegstagebuch des U-Bootes angegebene Schiffsgeschwindigkeit der Lusitania betrug 21 kn, die tatsächliche Schiffsgeschwindigkeit nach britischen Gerichtsakten jedoch nur 18 kn.  Nebenbei ergibt sich, dass eine Zeitverzögerung durch das Besatzungsmitglied Vögle nur dann zu den Fakten passen könnte, wenn der U-Boot-Kommandant eigentlich vorbeischießen wollte, und wegen Vögele dennoch getroffen hat.

Fragen hierzu:
- Wie wurde die Schiffsgeschwindigkeit damals von einem getauchten U-Boot unter Idealverhältnissen (gutes Wetter, ausreichend Zeit) bestimmt?
- Wie wurde die Entfernung damals von einem getauchten U-Boot unter Idealverhältnissen (gutes Wetter, ausreichend Zeit) bestimmt?
- Stand die genaue Masthöhe der Lusitania in den damals verfügbaren Schiffserkennungsbüchern?
- Was waren die genauen Masthöhen der RMS Lusitania und der RMS Aquitania?
- Wie viele Grad betrug das Sichtfeld des Periskops? Zielte der Kommandant mit dem Periskop im Moment des Torpedoschusses auf die aktuelle Schiffsposition oder den späteren Treffpunkt des Torpedos?
- Tauchte ein mit den ersten Dieselmotoren ausgestattetes U-Boot bei sehr gutem Wetter sofort zum Angriff oder versuchte es, zunächst über Wasser in eine günstigere Schussposition zu kommen?
- Wie hoch war die praktisch mit SM-U-20 (SM-U19, SM-U21) mögliche Unterwasserhöchstgeschwindigkeit und wie lange konnte diese durchgehalten werden?
- Wie weit sichtbar war die Abgasfahne der Dieselmotoren bzw. das U-Boot selbst bei sehr guter Wetterlage?
- Gab es an der irischen Küste Überwachungsstationen und bis zu welcher Entfernung könnten diese ein aufgetauchtes oder auftauchendes U-Boot eventuell sichten?

Urs Heßling

moin,

Zitat von: R.B. am 04 März 2012, 17:59:22
Nebenbei ergibt sich, dass eine Zeitverzögerung durch das Besatzungsmitglied Vögle nur dann zu den Fakten passen könnte, wenn der U-Boot-Kommandant eigentlich vorbeischießen wollte, und wegen Vögele dennoch getroffen hat.
:roll: :roll: :roll: Zitat: "... Legende begraben? Wohl kaum!"  ... meinen Glückwunsch an den Propheten von Fossanova!  :TU:) top :MG:

ansonsten empfehle ich die Lektüre von MNB 8, S. 55-60  :wink: :-D

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

R.B.

Danke, das ging ja schnell top. Hab das Heft gleich bestellt. Wäre schön, wenn auch zu den restlichen Fragen noch Antworten kommen.

Langensiepen

Lieber Freund aus der Gegend von Hannover:  Fossanova ? Nein und auch nicht Bosanova. Vielmehr ,,domum confractus"  sacht Enkel Ben und der hat Latein...ab dem nächsten Schuljahr   8-)

Urs Heßling

"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

R.B.

Hiermit beantworte ich einen Teil meiner Fragen selbst:

- Wie wurde die Entfernung damals von einem getauchten U-Boot unter Idealverhältnissen (gutes Wetter, ausreichend Zeit) bestimmt?

Sie wurde über einem Doppelbild-Entfernungsmesser gemessen, der mit den Periskopen genutzt werden konnte. Basis seiner Funktion war die Kenntnis der tatsächlichen Schiffshöhe. Bis 6000 Meter Entfernung wurde ein Fehler von 10 % erwartet.

- Stand die genaue Masthöhe der Lusitania in den damals verfügbaren Schiffserkennungsbüchern?

Sie stand zumindest in zugänglicher britischer Fachliteratur.

- Wie viele Grad betrug das Sichtfeld des Periskops?

Bei 1,5-facher Vergrößerung 40 Grad, bei 6-facher Vergrößerung 10 Grad.

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