OhoAha

[kalli]

Vielleicht findet sich wer, der uns eine 34,67% Alleinschuld am Kriegsausbruch bescheinigt. 

Mit diesem Prozentsatz liegen Sie m.E. gar nicht so falsch.

[Langensiepen]

Mal ernsthaft! Wie definiere ich "Schuld" im Bezug auf die Juli-Krise ?
Konnte den Handelnden und den Nichthandelden klar sein, auf was die Sache hinaus lief?
Ich bin ja der letzte, der deutsche Verfehlungen, Verbrechen usw herunterspielt und schreibe das auch in meine Veröffentlichungen ,was oft Unwillen erzeugt. Was dazumal ablief war "zeittypisch" und an Verdun, Somme und den Massengräbern in den weiten Russlands konnte wohl keine denken. Das Ende des Kaisertums in D und Ö-U  ebenso.  Ist aber meine unmaßgebliche , private, unwissenschaftliche Laienmeinung.   

[kalli]

Meine Laienmeinung sagt mir, dass die Julikrise ein kriegsauslösender Funke war. Der Krieg selbst eine viel längere Vorgeschichte besitzt und die Verantwortung dafür alle damaligen Großmächte zu tragen haben. Deshalb meine Antwort auf Ihre wohl ironisch gemeinte ,,Prozentverantwortung".

[Langensiepen]

Völlig einverstanden. Was mich so zur Ironie treibt, ist das was ich als Westdeutscher seit ca. 50 Jahren alles als "wissenschaftlich belegte einzig richtige Lehrmeinung" schlucken musste. ( Achtung Ironie an ) Forschung und  Lehre in der BRD war ja im Gegensatz zu der in der DDR frei ! ( Ende Ironie)
Zuerst war überhaupt nix zum Thema zu erfahren weil man mit der Kaschierung des Hitlerkrieges voll beschäftigt war. Dann kam Fritze und die "Schuldfrage" war ein für alle mal geklärt. Die gerade Linie von Hermann dem Römer Verklopper- Hitler der führer.  FdG, der wo das friedliche Europa mit Krieg überzog. Der Drang nach Osten war deutsch und auf keinen Fall traf er auch auf Frankreich zu. Preußisch (deutscher ) Militarismus , einzigartig in der Welt. Was denn noch ? Bestimmt noch vieles. Seit ca. 20 Jahren bricht nun eins dieser Symbole deutscher Untugend nach dem anderen zusammen. Nichts ist statisch und ich ein halbgebildeter Laie. 

[kalli]

Da wollen wir mal dem Fritze nicht alles in die Schuhe schieben. Er schrieb, dass die deutsche Reichsführung einen erheblichen Teil der historischen Verantwortung für den Ausbruch des Krieges zu tragen hat. Und das schrieb er 1961. Er hat auch ziemlich tief gegraben (wie vor ihm wenige) und der weiteren Forschung viele Impulse gegeben. Wie auch immer diese gewirkt haben, in ein erweitertes Pro oder Contra. Dafür sind ja Wissenschaftler auch da. Seit dem sind viele Wassertropfen verdunstet und man braucht kein Prophet zu sein um vorherzusagen, dass wir in Erwartung der hundertlährigen Wiederkehr des Kriegsausbruchs eine ganze Menge zum Thema hören, sehen und lesen bekommen.
Ach so:  Wenn man jemanden vor Gericht bestrafen will- sprich hier Versailles-, braucht man auch einen Schuldigen. 

[ede144]

Ist etwas OT, aber wer hat denn am Meisten von Fritzes Kriegen profitiert? Doch wohl die, die ihm das meiste Geld dazu gegeben haben

[kalli]

Fritze= Fritz Fischer "Griff nach der Weltmacht"

[bodrog]

@ede144

da würde ich aber Widersprechen wollen... das waren auch die, die am meisten zu verlieren hatten... Man schaue sich nur mal die internationalen Verflechtungen der Wirtschaft an (auch ein Grund, warum damals so ein Krieg für unmöglich gehalten wurde; Handel wirkt pazifizierend war die gängige Lehrmeinung). Ich erinnere nur an Ballin sein Engagement für einen Ausgleich (ein sehr weitsichtiger Mann). Und was haben denen später die Papiermark genützt...

[Spee]

Servus,

ich vermute, ede bezieht sich auf Friedrich den Grossen und die Gelder aus England.

[Langensiepen]

Da wollen wir mal dem Fritze nicht alles in die Schuhe schieben. 
Es ist kaum möglich sich über solch komplexe Themen mittels eines Forums zu verständigen. Besser wäre man sitzt sich gegenüber und kann so schnell eventuelle Missverständnisse durch kurzes Nachfragen beseitigen.
Zu Fischer nochmals von mir. Ich habe eine Westbiografie, zudem gilt immer noch frei nach Herrn Marx ,,Das Sein formt das Bewusstsein ,,   
Fischer steht für mich als Symbol unter anderen für die amtliche westdeutsche an deren Schulen vertretenden Lehrmeinung die, zu mindeste zu meiner Zeit , keinerlei Abweichung zuließ. Dies wirkt bis heute nach. So weigert sich ein mit mir befreundeter Ob.Stud.Rat ( Geschichte , Englisch ) aus Velbert sich von der Mär der Bedrohung GB durch die KM zu verabschieden ,so lange es nicht von Kultusministerium NRW angeordnet wird. In den 70zigern habe ich eine Reihe von staatlich finanzierten Historikern kennen gelernt, die nur von dem Gedanken beseelt waren Fischer im Punkt ,,Alleinschuld" zu überbieten. So u.a. der Herr Peter K. aus B., der dort jahrzehntelang als historischer Chefideologe  wirkte. So spracht denn auch ein bekannter Buchautor und Marinehistoriker von ,,Erkenndnissverbot das für vieles gilt". Wenn man Fischers Werke, es gab nicht nur ,,Den Griff nach der Weltmacht" , liest so komme ich ( als ungebildeter Laie ) nur zu dem Schluss, dass er von einen vom Kaiser persönlich vom Zaun gebrochenen Krieg ausgeht und vom deutschen Drang nach der Weltherrschaft überzeugt war. Das wird heute kaum noch ernsthaft behauptet...zumindest nicht von mir!     

[t-geronimo]

[...Besser wäre man sitzt sich gegenüber und kann so schnell eventuelle Missverständnisse durch kurzes Nachfragen beseitigen....

Klingt nach Einladung zum Stammtisch bei Bernd! 

[Langensiepen]

Ja werter Moorteufel, das kann für dich schneller der Fall sein als dir lieb ist!  Wir sind dabei unseren Wohn- Alters- und Sterbesitz nach Bremerhaven zurück zu verlegen. Dann sind das noch ca. 49 km über die BAB nach OHZ. Der Weg nach Zeven führt dann auch immer just bei dir vorbei.
Der einzige, den das freut ist Ronny, da wir evtl. ein Hütte Batterie-Ecke Fritz Reuter kaufen. Da wo die Mädels immer anne Hauswand gelehnt einen so nett ansprechen. In meinem Ater freut man sich ja über jede kleine Aufmunterung.

Na aber mal im ernst:
Falls mal wieder nen  Treffen in der Nähe angesagt ist, könnte man das ja machen. Dann aber über Fragen die ein größeres Interesse als 14-18 haben, dann wäre ich aber der falsche Gesprächspartner.   

[Urs Heßling]

moin,

Muß vorher noch den Biermann fertig machen   

Da freu ick mir schon drauf 

Meine Laienmeinung sagt mir, dass die Julikrise ein kriegsauslösender Funke war.

Clark setzt es früher an.
Er zieht eine interessante und in ihrer Logik beeindruckende Linie von dem einen Vertragsbruch beinhaltenden, aber durch GB unterstützten französischen Vorgehen in Marokko (1911) über den durch GB und F unterstützten italienischen Angriff auf das Osmanische Reich in Libyen (Oktober 1911) und die beiden Balkankriege zu der Agressionshaltung Serbiens, die er als einen der direkten (er sieht weitere direkte und indirekte) Auslöser sieht.

Gruß, Urs