Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII

Begonnen von Matrose71, 09 August 2014, 17:08:26

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Leopard2A6EX

Ich habe/hatte sporadisch Kontakt zu Stefan. Könnte ihn fragen woher er die Informationen hat, zum detaillierten Vormars-Aufbau und später auch der Einrüstung des großen FuMO26 ab angeblich November 43. Antonio geht ja auch davon aus. Was letzteres angeht, sind alle späten Aufnahmen Scharnhorst's zusammen mit Tirpitz nur auf größere Entfernung anscheinend und somit "unbrauchbar"..

Gabler

Hallo Olaf, hallo Frank,

erstmal Danke für Eure Antworten. Olaf: Die Aufnahme zeigt schon den gleichen Bauteil wie auf der Aufnahme von Gneisenau aus Brest. GU und SH sind auch bis Cerberus Anfang 1942 mehr oder weniger im Gleichschritt modernisiert worden, SH müßte also auch diesen Aufbau wie auf dem Foto oben gehabt haben. Während aber GU nach dem Bombentreffer in Kiel im Juli 1942 AD gestellt wurde, wurde SH etwa zu dieser Zeit weiter modernisiert. Offenbar wurde die FuMO-Haube umgebaut oder ausgetauscht, sie hatte sodann einen eckigen Umriss. Außerdem wanderte die Timor-Antenne von der Rück- auf die Vorderseite. Die gezeigte Aufnahme müsste also den späteren Bauzustand etwa ab Mitte 1942 bis Ende 1943 zeigen. Ob da dieser "Vorbau" noch vorhanden war?

Nichtsdestoweniger ist das Modell sehr beeindruckend detailreich aufgebaut. BTT: Frank: Ich habe kürzlich versucht, die Dimension der Timor-Antenne zu rekonstruieren und komme auf eine Breite von ca. 3,4m, also etwas schmaler als die Seetakt-Antenne für das FuMO. Das entspricht auch dem Eindruck, den man von einer Frontalaufnahme von Prinz Eugen aus 1942 (mit den beiden Höhenpeilantennen) gewinnt, da scheint die FuMO-Matratze etwas über die Timor-Antenne überzustehen. Vielleicht kannst Du den Erbauer ja fragen, wie er die Timor-Antenne dimensioniert hat, vielleicht hat er ja bessere Informationen. Auch kann ich meine Herleitung gerne noch darlegen, falls gewünscht. Und wenn Du magst gerne nach dem Vorbau fragen ;-)

Grüße und schönes Wochenende

Gabler (Frank #3)

olpe

Hallo Frank,
vielleicht sind die unten stehende Ausrisse aus den Zeichnungen von SH nützlich. Sie entstammen dem BArch:

  • RM 25/15750 (Aufbauten)
  • RM 25/15748 (Längsschnitt)
  • RM 25/15740 (Takelriss)

Originalzeichnungen sind über invenio.bundesarchiv.de + Suchfunktion (RM-Nummern) gut zu finden und als Digitalisat downzuloaden ... Der Fleckerstand ist in RM 25/15750 gesondert ausgewiesen.
(Bilder tonwertkorrigiert und geschärft)

Grüsse
OLPE

Gabler

Hallo Olaf,

hervorragend, vielen Dank!

Die Werftzeichnung wurde nach Angabe zum ersten Mal überarbeitet während der Werftliegezeit von Juni bis Oktober 1940 nach der Rückkehr aus Norwegen. Hier wurde wie bei Gneisenau der offene runde Beobachterstand aufgesetzt. Anbei eine Aufnahme von SH wohl bei oder kurz vor Cerberus Anfang 1942.
Man kann sehr schön rechts die FuMO-Matratze und links auf der Rückseite die Timor-Antenne erkennen, die in Brest montiert wurde. An der Reling der Admiralsbrücke re. eine Sumatra-Antenne. Ganz oben an der Vorderseite vor dem offenen Beobachterstand ebenso wie bei GU der fragliche eckige Vorbau.

Sie dürfen diesen Dateianhang nicht ansehen.

Von März bis August 1942 in W´hafen eine weitere Überarbeitung, währenddessen die neue eckige FuMG-Haube und darauf der eckige B-Stand aufgebaut wurde. Man kann anhand der L-förmigen Anordnung der Tische im FuMG-Raum annehmen, daß die FuM-Geräte vmtl. genau wie bei Prinz Eugen aufgestellt waren: vorn die Gema-Geräte, links vorn der Samos-Empfänger und hinten links vmtl. das Kenngerät. Es sieht so aus, als wäre der merkwürdige Vorbau in dem eckigen Umbau nicht mehr vorhanden, kann ich jedenfalls nicht erkennen.

In der Draufsicht des Fleckerstandes ist eine Kontur "S" vorn links erkennbar (Schrank mit Kaffeeservice :-D ), sowie 4 rechteckige Konturen KLS, vmtl. 4 Klappsitze, die sicherlich auch als Auftritte genutzt werden konnten. Nur von Kompass oder Zielsäule oder ähnlichem technischen Gerät nichts zu sehen. Wie haben die Beobachter dann Peilungen durchgegeben? Pi mal Daumen?

Ebenfalls erkennbar 4 Sumatra-Antennen wie vermutet rings um die Vormars-Reling. Zur Timor-Antenne: Ausgelegt werden sollte diese zunächst auf 50-200cm, wurde dann später auf 75-300cm (400MHz-100MHz) nach oben erweitert. Bei Tirpitz als erster Einheit sind die liegenden Dipole über den stehenden angeordnet, bei PG und lt. Werftzeichnung bei SH war es wohl anders herum. Es ist denkbar, daß bei der späteren Auslegung die Antennengröße kleiner war, was in der Werftzeichnung nicht mehr berücksichtigt wurde - die Antennen wurden beim NVK entwickelt und vmtl. in deren Auftrag auch gebaut. Auch der achtere FuMG-Stand ist nicht in der Werftzeichnung enthalten, dieser wurde ebenfalls in Brest aufgesetzt. Unterlagen von der KM-Werft aus Brest wird es wohl keine mehr geben, nehme ich an?

Wie auch immer, unglaublich, wie viele Details sich noch heute nachträglich rekonstruieren lassen. Schönes Sonntagsgeschenk

Beste Grüße

Gabler

Gabler

Hallo Allerseits,

es gibt Neues, oder zumindest Wiederentdecktes :-) Die tollen Fundstücke von olpe haben mich animiert, selbst nach weiteren Unterlagen zu suchen und tatsächlich bin ich schon bei der ersten Stichprobe ebenfalls fündig geworden: Auch für Prinz Eugen gibt es detaillierte Ansichtszeichnungen der Funkmesshauben mit den Antennen. Das hat mich dazu bewogen, die "Haubenentwicklung" etwas unter die Lupe zu nehmen. Ich habe im folgenden versucht, die bekannten Details in eine chronologische Reihenfolge zu bringen, man kann daran einige Entwicklungslinien erkennen:

Als erstes noch einmal die provisorische FuMO-Haube von Graf Spee von 1938, sie diente als Vorbild für die schon in Dienst befindlichen schweren Einheiten mit bereits vorhandenen E-Meß-Drehhauben sowie diejenigen, die noch vor April 1940 ID-gestellt werden sollten. Das war der frühestmögliche Zeitpunkt, zu dem die AEG die von ihr gebauten kombinierten Drehhauben zum Einbau zur Verfügung stellen konnte, weshalb diese Neukonstruktionen zunächst nur für die Neubauten Prinz Eugen, Bismarck und Tirpitz (sowie die beiden anderen nicht fertig gestellten schweren Kreuzer) in Frage kamen. Geplant war dann, daß die behelfsmäßigen Drehhauben zu einem späteren Zeitpunkt durch baugleiche kombinierte Drehhauben ersetzt werden sollten, was dann aber nicht mehr geschah. Jedenfalls, die Funkmesshauben von GU und SH hatten dieselbe runde Grundfläche wie die darunter befindlichen E-Meß-Hauben, wie schon bei Spee zu sehen:
Sie dürfen diesen Dateianhang nicht ansehen.
FuMO-Haube Graf Spee Anfang 1938
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FuMO-Haube Graf Spee 2004
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FuMO 22 Gneisenau Januar 1940
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FuMO 22 Scharnhorst re. Seite

Führt man sich sodann den Dete-Gerätesatz der Gema aus der Funkmessgerätekunde vor Augen, so wird es schon schwierig, sich vorzustellen, wie all das Eckige ins Runde passen soll:
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Das ganze dann noch verschärft in der Kombination von optischen und Funkmessgeräten unter einer einzigen Haube. Nachfolgend Zeichnungen der kombinierten Hauben auf Prinz Eugen, gefunden wie oben erwähnt ebenfalls im Bundesarchiv (RM 25 Hauptamt Kriegsschiffbau, dann nach Prinz Eugen suchen unter 1.2.30.1.5). Erkennbar an der Form des Spiegelrahmens sowie an der Drehzapfenlagerung wird, daß diese Antennen zusätzlich horizontal schwenkbar waren, ebenso wie die Antennen von Bismarck und Tirpitz als vermutlich einzige Einheiten mit dieser Eigenschaft:
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FuMO 23 Prinz Eugen Vormars 1940
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FuMO 23 Prinz Eugen achtern 1940
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FuMO 23 Bismarck achtern 1941 (Bild stammt von olpe)
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FuMO 23 Bismarck Vormars 1941 (Bild stammt von Teddy Suhren)

Ergänzend hier die sehr anschauliche Aufnahme des Modells von madtatt aus dem Nachbarthread mit der vertikalen Widerlager für das Antennenschwenkscharnier ohne Antenne:


Weiterhin ein Horizontalschnitt der kombinierten Drehhaube vom Vormars von Tirpitz mit überlagertem Schwenkantrieb, den Herr Nilsson dankenswerterweise hier vor einiger Zeit einmal eingestellt hatte. Auch damals ging es um die Frage der Drehbarkeit der FuMO-Antenne, auf die ich weiter unten noch eingehe. Mit hoher Wahrscheinlichkeit waren die FuMO-Hauben auf Bismarck baugleich:

Sie dürfen diesen Dateianhang nicht ansehen.
Schnittbild Vormars-Haube Tirpitz FuMO 23/27 (Bild: H. Nilsson)

Auch hier gut erkennbar das Widerlager, um welches sich die Antenne horizontal schwenken ließ. In dieser Schnittzeichnung zu erkennen ist außerdem zum einen der zerklüftete Einbau der einzelnen eckigen Gema-Geräte, in rot mit der vermuteten Funktion beschriftet (nach Aussehen, Anbauteilen, nach typischer Aufstellung und nach der AVKS-Beschreibung). Die Schnittdarstellung datiert wohl auf den 25.07.40 (trotzdem ist das P-Gerät offenbar schon vorgesehen war, welches erst ab Dezember 1940 nachgerüstet wurde?). Fortsetzung folgt...

AWoelfer

#875
Hallo Gabler,

ich habe hier noch ein paar Bilder zu Prinz Eugen in meinen Akten gefunden, vielleicht kannst du etwas damit anfangen.

Ich habe die Bilder mit Swisstransfer hochgeladen, sind bis zum 14.01.2026 herunterladbar.

https://www.swisstransfer.com/d/01e8c6ed-b0ae-4fa2-a3a5-efa2b83cf801

Grüße

Andreas
Nicht länger als sieben Atemzüge soll es dauern,
bis man eine Entscheidung getroffen hat.
(Hagakure)

Tsunetomo Yamamoto

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