U 1062 und der Gestapo-Angehörige OFkMt Polzhuber

Begonnen von Rheinmetall, 06 Januar 2015, 19:29:36

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Rheinmetall

Gute Abend liebe Forumsgemeinde !

In Jochen Brennecke´s Werk "Haie im Paradies"  habe ich auf Seite 188 / 189 folgende, äußerst interessante Passage gefunden:

Zitat"Bei diesem (Luft-) Angriff wurde der Oberfunkmaat, der als Brückengast gerade eine Zigarette rauchte, als die sechs Maschinen angriffen, tödlich getroffen.
Eins der 1,3 cm Geschosse durchschlug den leicht gepanzerten Bunker in der Brückenverkleidung.
Das Explosivgeschoß krepierte im Leib des Obermaaten.
Oberleutnant zur See Albrecht hatte ihn, Franke, aufgefordert, zusammen mit dem Obergefreiten Goldbeck die Privatsachen des Gefallenen zusammenzupacken.
Dabei fanden sie dann den Ausweis von der Gestapo. Er, Franke hat dieses Papier dem Kommandanten übergeben.
Der drehte es hin und her, blaß im Gesicht, wie eine frisch gekalkte Wand.
Dann hatte er ihn aufgefordert, zu niemanden an Bord darüber zu sprechen.
Dieser Obermaat war alter Minensuchfahrer, hatte aus dieser Zeit das EK II, hatte die Nachrichtenschule in Aurich besucht. Komische Sache..."

Bei der Recherche im HMA kam ich dann auf den Namen:

Oberfunkmaat Rudolf Polzhuber,
geb. 09.09.1919 Freiburg im Breisgau,
gefallen am 22.12.1943 auf U 1062 in der Nordsee durch Luftangriff.
Personalnummer: UN.5735/39.T.
Beerdigt auf dem Friedhof Trondheim-Havstein, Reihe X, Grab 27a


Was mich wie Oblt.z.S. Albrecht damals schon so stutzig macht ist, was ein Angehöriger der Gestapo auf einem deutschen U-Boot zu suchen hatte ?
Wenn sich auf Booten "besondere Gäste" befanden, wußte normalerweise der Kommandant dies bereits vor dem Auslaufen und eröffnete der Besatzung auf See dann deren wirkliche Identität, um diese nicht selten unter der Androhung der Todesstrafe hierüber zum Stillschweigen zu verpflichten.

Sollte Polzhuber vielleicht als verdeckter Ermittler der Gestapo, Albrechts Einstellung und die Gesinnung der Besatzung zum Nationalsozialismus ausbaldowern und melden ?
Als Oberfunkmaat saß er ja schließlich auch an der einzigen Verbindung des Bootes zur Außenwelt und hatte neben dem Kommandanten und dem anderen Funkpersonal das größte Wissen, was draußen und zuhause vorging.

Oder sollte er vielleicht auch nur mit dem Torpedotransporter nach Fernost gebracht werden, um dort für seine Behörde zu arbeiten ?

Was dies auf U 1062 ein Einzelfall, der eben zufälligerweise durch den Tod / durch das Auffindens des Dienstausweises aufgedeckt wurde, oder gab es evtl. noch mehr solcher Vorfälle ? 

Es wäre sehr schön wenn jemand von Euch vielleicht Antworten hierauf hätte.  :-D 

Mit den besten Grüßen zum Feiertag,

Rheinmetall


Ab Kapstadt ohne Kreiselkompass - Jürgen Oesten, U 861

bodrog

#1
Servus Rheinmetall - da hast du aber ein weites Feld aufgestoßen...

erstmal sollte geklärt werden, was Polzhuber im Zivilberuf war und dann könnte man weitersehen; daraus ergibt sich, ob er hauptamtlich Gestapomensch war oder Zuträger

am einfachsten wäre es, mal in Oranienburg / Gedenkstätte Sachsenhausen anzufragen, ob dort eine Personalakte der SS von ihm überliefert ist

lafet944

Vielleicht sollte man auch die Glaubwürdigkeit der gesamten Schilderung hinterfragen:
- 1,3 cm-Geschosse (wahrscheinlich 12,7mm/.50")
- durchschlug den leicht gepanzerten Bunker (also ein panzerbrechendes Geschoss!?)
- Das Explosivgeschoss krepierte im Leib des Obermaaten (jetzt ist es auch noch sprengstoffgefüllt!).
:roll:

Spätestens an dieser Stelle höre ich auf, mir tiefgründige Überlegungen zum Fall zu machen, außer, ob es U 1062 wirklich gab.  :-D

Viele Grüße

Trimmer

Ich denke das durchaus Angehörige der Gestapo als Angehörige der KM im Einsatz waren  . Nicht als " Gast " sondern einfach als Besatzungsmitglied. Wenn diese Person mit guten Papieren auf das Boot gekommen ist konnte es der Kommandant wohl kaum überprüfen ob der Mann zur Gestapo gehörte oder zur Geheimen Feldpolizei.
Diese Leute haben dann z.B. nach Abschluß einer Fahrt ihren Bericht abgegeben .
Übrigens solche Leute gab / gibt es wohl in jeder Armee- ob man sie nun IM, V-Mann oder sonstwie nennt

Gruß - Achim - Trimmer
Auch Erfahrung erhält man nicht umsonst, gerade diese muß man im Leben vielleicht am teuersten bezahlen
( von Karl Hagenbeck)

wirbelwind

Stimme Dir, Achim, voll zu. In allen Streitkräften, auch heute noch,gab und gibt es MA der Dienste. Egal, wie wir sie nennen wollen. Warum also auch kein Mitarbeiter der Gestapo bei der DKM. Was mich ein wenig stutzig macht, dass Polzhuber seinen Gestapo-Ausweis gleich mit dabei hat. Nach verdeckter Ermittlung sieht das nicht aus. 8-)
MfG Rüdiger

Trimmer

Nun Rüdiger - diesen Ausweis hatte er vielleicht auch trotz Verbot bei sich. Damit war dann ja wohl letztlich seine Legende futsch. Außerdem sah er vielleicht diesen Ausweis als eine Art Rückversicherung falls er enttarnt wurden wäre. Der Möglichkeiten gibt es da viele

Gruß - Achim - Trimmer
Auch Erfahrung erhält man nicht umsonst, gerade diese muß man im Leben vielleicht am teuersten bezahlen
( von Karl Hagenbeck)

wirbelwind

Das stimmt wohl, Achim. Was mich allerdings nun stutzig macht, ist folgender Umstand. Nachdem ich im Kemp nachgeschaut habe, kommen mir Zweifel betreffs Zeitpunkt und Ort des Unterganges von U 1062. :? Dort wurde das Boot am 30.09.1944 im Atlantik sw der Kapverden ohne Überlebende durch einen Zerstörer versenkt. U 1062 soll sich auf dem Rückmarsch von Penang nach Europa befunden haben. Geplant war eine Treibstoffabgabe an U 219, welches sich auf dem Weg nach Japan befand. Wie Brennecke dann den Tod von Polzgruber beschrieben hat-geschenkt.
MfG Rüdiger

kgvm

Wo hast Du da Probleme, Rüdiger?
Der Tod hat doch mit der Versenkung des Bootes überhaupt nichts zu tun:
"U 1062" befand sich zum Zeitpunkt des Fliegerangriffs noch auf der Ausreise nach Norwegen, nur deshalb konnte der gefallene Funker ja auf dem Friedhof in Trondheim seine letzte Ruhestätte finden.
http://uboat.net/boats/u1062.htm

wirbelwind

Okay, ich habe da was durcheinander gebracht. Sorry, der Flugzeugangriff, bei dem Polzuber ums Leben kam, hat nichts mit der späteren Versenkung des Bootes zu tun.Das war wohl dann ein glatter Fehlschuss für mich. :biggre:
MfG Rüdiger

Baunummer 509

Hi Rüdiger,

mach Dir nichts draus, ich bin diesem Irrtum am Anfang auch erlegen.

Gruß Sebastian

H.Bleichrodt

Frage dazu:

Ab wann war den Rudolf an Bord? Bei Indienststellung schon?
Auf Sehrohrtiefe !

Jong

Zitat von: Rheinmetall am 06 Januar 2015, 19:29:36

Bei diesem (Luft-) Angriff wurde der Oberfunkmaat, der als Brückengast gerade eine Zigarette rauchte, als die sechs Maschinen angriffen, tödlich getroffen.
Eins der 1,3 cm Geschosse durchschlug den leicht gepanzerten Bunker in der Brückenverkleidung.


Wie der Autor auf die Zahlenangaben kommt ist mir unverständlich.
Am Angriff auf U 1062 und M-403 waren acht Beaufighter beteiligt, zwei Maschinen wurden abgeschossen. Beaufighter hatten keine "1,3 cm" ( .50 cal ) Bordbewaffnung.

Hat jemand Zugriff auf das KTB von M-403 für dieses Ereignis ?

Bei uboat.net werden für U 1062 keine Verluste erwähnt... ?

Trimmer

Na Jong - wenn der Mann bei der Gestapo war dann wurde dieser Verlust schon aus Geheimhaltungsgründen verschwiegen  :MZ:

Gruß - Achim - Trimmer - Wer sucht findet immer eine Erklärung  :-D
Auch Erfahrung erhält man nicht umsonst, gerade diese muß man im Leben vielleicht am teuersten bezahlen
( von Karl Hagenbeck)

kgvm

Jong, auch uboat.net ist nicht komplett.
Aber warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah,
vielleicht suchst Du zunächst mal im HMA:
http://historisches-marinearchiv.de/projekte/duikboot/ergebnis.php
Dort ist der Angriff mit einem Toten und 2 Schwerverwundeten nämlich erwähnt, allerdings auch dort mit 6 angreifenden Flugzeugen. Vielleicht sind ja acht gestartet, aber nur 6 haben am Angriff teilgenommen?

ARANTALES

Vorsicht - aber Danke! - damit "DUIKBOOT "gut" zu nennen.  :-D

UBOAT.net

uboat.net nennt "U-boat versus aircraft" von N.Franks und E.Zimmerman als Quelle. Leider habe ich z.Z. keinem Zugang zu mein Exemplar dieses Buches.
DUIKBOOT wurde und wird aufgebaut mit Hilfe von Eric Zimmerman (und wie er uns hilft ! Danke Eric  :MG:), namentlich eine Datei seiner Hand mit die Flugzeugangriffe auf UBoote.

uboat.net gibt der Angriff auf U1062 am 21.Dez.1943.
DUIKBOOT gibt der Angriff am 22.Dez.1943.

RITSCHEL

Die Zahl der Verwundeten ist für uns zwar nebensächlich aber Ritschel bringt weiteres interessantes zum Thema. Kurz:
22/12/43: U1062 wird angegriffen von 8 Beaufighters, 3 Schwerverwundeten.
22/12/43 14u45 Einlaufen Egersund: 2 Verwundeten von Bord gegeben. Ob.Fk.Mt.Polzhuber starb während das Einlaufen in Egersund. Sein Leichnam  wird an Bord M489 nach Stavanger gebracht.
Frage von Walter: wäre Polzhuber während der Flugzeugangriff selbst verstorben, wäre sein Leichnam dann nicht die See anvertraut?
23/12/43 08u40 Auslaufen Egersund, mit M489=Geleit.
23/12/43 13u00 Einlaufen Stavanger
24/12/43 08u00 Auslaufen Stavanger, mit M421=Geleit
24/12/43 18u05 Einlaufen Bergen

ZIMMERMAN

Laut Eric's Datei wurde U1062 aus sicht der Flugzeuge angegriffen wie folgt:
6 Beaufighters #144 (Coastal Command); A- B- C- N- R- T (On æRoverÆ anti-shipping patrol). 4 of the Beaus were torpedo carrying and 2 were anti-flak.

No damage to the aircraft.
- "B"/144 also released a torpedo at the U/B. It missed.
- "N" and "R"/144 attacked with cannon fire in company with 3 Beaufighters of #404 RCAF.
Many strikes were seen on the U/B but 2 Beaufighters of #404 shot down.
- Beaufighters "A"- "C" & "T" of #144 made no attacks. 

3 Beaufighters #404 (RCAF) (Coastal Command); H- R & F (On æRoverÆ anti-shipping patrol).
Downed. Three Beaufighters were detailed to provide anti-flak escort on a Rover Patrol to the Lister area for four Torbeaus from 144 Squadron. The patrol discovered what was thought at the time to be a German Destroyer- but in fact was likely Minesweeper M-489 of 775 tons- and a fully surfaced submarine- U1062. The Buffalos immediately attacked and during a furious battle- numerous cannon hits were observed on both targets.
- "R" - the crew of P/O Miller and P/O Young made two runs at the submarine. Both enemy vessels escaped a critical torpedo strike. The barrage that was put up by the Minesweeper and the submarine was fierce - the guns of the submarine shot down two ("H" & "F") 404 Squadron aircraft.

Laut Eric's Datei wurde U1062 aus sicht vom U1062 angegriffen wie folgt:
After entering Egersund U1062 reported air attack at 1134 hours in grid AN3524. Carried out by 5 Beaufighters with torpedoes and MGs. The U/B suffered damage and had 1 crewman killed and 2 badly wounded. Making for Bergen for repairs. One plane shotdown. No doubt.

Je nachdem man die Zahlen zusammen nimmt ändert sich die Beschreibung der Geschichte. Und ich hoffe von Eric Nachrichten zu erhalten wieso Franks/Zimmerman der Angriff angeblich am 21. gibt, und Eric's Datei sie am22.setzt.

DUIKBOOT wird auf jedem fall ergänzt mit Sâtze für Ein-/Auslaufen in/aus Egersund und Stavanger.

Met vriendelijke groeten,
Frans, Walter



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