Aufsatz "Der endlose Krieg"

Begonnen von Huszar, 13 Juni 2015, 16:42:03

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Bergedorf

#150
Moin Q,

:TU:) Ich stimme Dir großteils zu!

ZitatDie Reichswehr in Form der Landstreitkraefte war da eher das Gegenteil von inkompetent.
Ja, aber ohne jede Vorstellung oder Expertise was amphibische Landungen anbetrifft (und für alle die jetzt Weserübung ins Spiel bringen wollen: das war keine amphibische Landung, sondern ein Seetransport).

ZitatAber da ist die Kurz. Was kann das Beste Heer an Land ohne Nachschub?!
Das ist der Punkt... schon die Verstärkung der Landungstruppen auf das angestrebte Niveau zum Ausbruch aus einem geplanten Brückenkopf hätte unter perfekten Bedingungen (keine Wettereinschränkungen, keine Feindeinwirkung) einige Wochen gedauert. Ich habe keine Ahnung wie man Feindeinwirkung hätte fernhalten können und das Weter war Ende September bzw. im Oktober an vielen Tagen so, dass keine Entladungen hätten stattfinden können und wurde dann im November erst richtig schlecht. Die Versorgung durch die Armeen bis zum S+10 wäre wahrscheinlich schon schwierig (habe ich noch nicht durchgearbeitet, aber massive Probleme sind schon erkennbar) und die Versorgung durch den Gen.Qu. wäre, wie O.Qu. Belgien in Fazit im Dezember 1940 auch feststellte nicht mehr möglich gewesen.

ZitatIch halte eine Landung fuer moeglich!
Erste Anlandung möglich, ok... mit den vorhandenen Mitteln aber (auch unter Berücksichtigung von Dupuy´s QJM bzw. Unterlagen der NVA (hatte ich die nicht sogar von Stefan bekommen, wenn ja, dann da mal herzlichen Dank) aber zumindest auf der gesamten Länge kaum bzw. nur unter höchsten Verlusten vorstellbar.

ZitatMeinetwegen auch die Eroberung eines unbeschaedigten Hafens mit Entladekapa von 3000 BRT.
Bei dem faktischen Stand der Vorbereitungen hätte Ende September 1940 höchstens Rye kurzfristig in die Hände der Wehrmacht fallen können. Nach meinen Erinnerungen waren dort controled mines (nach Eroberung der Kontrollzentrale wohl sinnlos) und ein Blockschiff neben den Zerstörungen im Hafen vorgesehen.
Fernartillerie (neben Bombern) sollte jeweils verlorene Häfen unter Beschuss nehmen. Für eine durchgreifende Landung westlich von Beachy Head hätte im September 1940  der Schiffsraum gefehlt und Folkestone und Dover waren - was der Wehrmacht nicht bekannt war sehr stark mit Truppen die in Masse nicht zum Feddheer gehörten - aber trotzdem wohl einigen Kampfwert hätten aufringen können - besetzt: Shorncliffe/Folkestone mit über 8.000 Mann und Dover mit über 7.500 Mann.

ZitatAber die Britten Brauchen nur Ihr Radar zu nutzen um Versorgungsschiffe nach Tag X der Landung aufzuspueren.
Wenn die Dampfer tatsächlich in einem Hafen sein sollten, braucht man nicht mal Radar. Zu Bedenken ist... die RAF kann sich in Rückzugsäume zurückziehen, die von der LW nicht wirksam bekämpft werden können. Im schlechtesten Fall kann die RAF somit zumindest Nachts angreifen und dass sie das kann hat sie bei den Anfang/Mitte September stattgefundenen Angriffen auf die Kanalhäfen gezeigt. Und für eie Jagdglocke bei Tage fehlten der LW in der Realität auch die Bf 109, so dass wohl auch tagsüber wirkungsvolle Angriffe möglich gewesen wären.

Auf weitere Ausführungen verzichte ich auch, um uns nicht weiteren unqualifizierten Angriffen eines Trolls - der es für nötig erachtet, das - in einer fairen Wahl gewählte- Staatsoberhaupt unseres wichtigsten Verbündeten in seiner Signatur zur verunglimpfen -  auzusetzen.... (Frage an Mods: gibt es nicht eine Forenregel, die politische Äußerungen verbietet?  :?) Spoiler: Ich werde sie weiterhin Ignorien!

Gruß

Dirk

P.S.: Doppelpost gelöscht... vielleicht sind jetzt aber noch ein paar mehr Rechtschreibfehler im Post.... sorry  :wink:

Q

#151
Zitat von: Bergedorf am 18 November 2021, 03:38:10
Moin Q,

:TU:) Ich stimme Dir großteils zu!

ZitatDie Reichswehr in Form der Landstreitkraefte war da eher das Gegenteil von inkompetent.
Ja, aber ohne jede Vorstellung oder Expertise was amphibische Landungen anbetrifft (und für alle die jetzt Weserübung ins Spiel bringen wollen: das war keine amphibische Landung, sondern ein Seetransport).
Ja das stimmt im Prinzip (Radio Eriwan) auch 100%, aber! Es ist natuerlich muessig sich als Heer ohne Kolonien/ueberseeischen Einflussbereich mit diesem Thema zu beschaeftigen dazu noch  in einer massiven Aufruestungsphase, in der man seine Prioritaeten/Ressourcen kaum auf Landungsunternehmen aufteilen mag. Eigentlich haette dies jemand in der OKM machen muessen. Schliesslich gab es ja auch deutsche Marineinfanterie.

Ich glaube wirklich das Heer hatte durch das extreme Wachstum ihrer Mannschaftsstaerke auch noch bis 1941 gar keine Moeglichkeit sich technisch mit Landungsunternehmen zu beschäftigen.


Don't Panic
Quand tu veux construire un bateau, ne commence pas par rassembler du bois,
couper des planches et distribuer du travail,
mais reveille au sein des hommes le desir de la mer grande et large.

St.Ex

Bergedorf

Zitat von: Q am 18 November 2021, 03:51:52
Zitat von: Bergedorf am 18 November 2021, 03:38:10
Moin Q,

:TU:) Ich stimme Dir großteils zu!

ZitatDie Reichswehr in Form der Landstreitkraefte war da eher das Gegenteil von inkompetent.
Ja, aber ohne jede Vorstellung oder Expertise was amphibische Landungen anbetrifft (und für alle die jetzt Weserübung ins Spiel bringen wollen: das war keine amphibische Landung, sondern ein Seetransport).
Ja das stimmt im Prinzip (Radio Eriwan) auch 100%, aber! Es ist natuerlich muessig sich als Landstreitkraefte mit einem Thema zu beschaeftigen in einer Aufruestungsphase, in der man seine Prioritaeten kaum auf Landungsunternehmen aufteilen mag. Eigentlich haette dies jemand in der OKM machen muessen. Schliesslich gab es ja auch deutsche Marineinfanterie.

Ich glaube wirklich das Heer hatte durch das extreme Wachstum ihrer Mannschaftsstaerke auch noch bis 1941 gar keine Moeglichkeit sich technisch mit Landungsunternehmen zu beschäftigen.


Don't Panic

Moin,

für die Marine war das Thema während des Aufbaus glaube ich einfach abwegig... man ging sowieso davon aus das auf absehbare Zeit ein Konflikt mit GB nicht zu gewinnen war. Das Heer hatte glaube ich (ich meine bei Kugler steht da was) ein wenig Kompetenz im Stettiner Pio.Btl. behalten. Aber ich denke, die haben sich auch eher mit Anlandungen in Ostpreussen oder vielleicht eine Wiederholung (wie sie dann ja auch stattfand) von Ösel beschäfftigt.

Bzgl. Marineinfanterie finde ich Deine Aussage aber ein wenig zu mutig. Das einzige in der Art war m.E. die Marinestoßtruppkompanie und darüber ob man die wirklich als Marineinfanterie bezeichnen könnte, kann man bestimmt auch streiten.

Dein Hinweis auf den massiven Aufwuchs der Wehrmacht iat auf alle Fälle richtig. Die hatten alles andere zu tun, als sich mit einer (zu dieser Zeit) völlig unrealistischen (und von der politischen Führung auch gar nicht erwünschten) Invasion von England zu beschäftigen.

Danke Für Deine Beiträge

Gruß

Dirk

Q

ACHTUNG oft Topic

Zitat von: Bergedorf am 18 November 2021, 04:07:57

.....

Dein Hinweis auf den massiven Aufwuchs der Wehrmacht iat auf alle Fälle richtig. Die hatten alles andere zu tun, als sich mit einer (zu dieser Zeit) völlig unrealistischen (und von der politischen Führung auch gar nicht erwünschten) Invasion von England zu beschäftigen.

Danke Für Deine Beiträge

Gruß

Dirk

Sehr gerne.

Was mich immer mal interessierte, ist ob In Sandhurst Plaene oder Planspiele existierten in Frankreich oder den USA zu landen, oder in West Point und New York welche fuer eine Landung in Irland, England Schottland oder Frankreich in der Zwischenkriegszeit?

Die UdSSR hatte da glaube ich schon viele der Planspiele zugaenglich gemacht, was eine moegliche Expansion in jede Himmelsrichtungen an ging zu Stalinzeiten.

Don't Panic
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St.Ex

Bergedorf

Zitat von: Q am 18 November 2021, 04:34:45
ACHTUNG oft Topic

Zitat von: Bergedorf am 18 November 2021, 04:07:57

.....

Dein Hinweis auf den massiven Aufwuchs der Wehrmacht iat auf alle Fälle richtig. Die hatten alles andere zu tun, als sich mit einer (zu dieser Zeit) völlig unrealistischen (und von der politischen Führung auch gar nicht erwünschten) Invasion von England zu beschäftigen.

Danke Für Deine Beiträge

Gruß

Dirk

Sehr gerne.

Was mich immer mal interessierte, ist ob In Sandhurst Plaene oder Planspiele existierten in Frankreich oder den USA zu landen, oder in West Point und New York welche fuer eine Landung in Irland, England Schottland oder Frankreich in der Zwischenkriegszeit?

Die UdSSR hatte da glaube ich schon viele der Planspiele zugaenglich gemacht, was eine moegliche Expansion in jede Himmelsrichtungen an ging zu Stalinzeiten.

Don't Panic

Gute Frage... da habe ich mir noch keine Gedanken zu gemacht und bin auch über noch nichts gestolpert. Die USA hatten m.E. eine Planung für einen Krieg mit GB (Orange war Japan und eine andere Farbe m.E. England). Ich würde mich wundern, wenn es in GB nicht auch Pläne zu einem Krieg mit Frankreich oder den USA gegeben hätte. Ob es da allerdings wegen der relativ geringen britischen Heeresstärke auch Landungsplanungen gegeben hätte, wage ich zu bewzweifeln.

Gruß

Dirk

Q

#155
Sawubona Bergedorf

Naja die Heeresstaerke der US Army + US Army Airforce sah in der Zwischenkriegszeit gegenueber Brittanien auch nicht sonderlich ausgepraegt aus. Da sehe ich das Commonwealth mit den Kolonien und indischen Truppen sogar als kampfkraeftiger an.




Don't Panic

P.S. Sorry fuers Off Topic.

Edit:


Soll natuerlich nicht bedeuten, das man mit den Commonwealthtruppen auch ein Land wie die USA zu beherrschen vermag. Waehrend man bestimmt die britischen Inseln mit weniger Besatzungstruppen unter Kontrollen halten koennte.
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St.Ex

Bergedorf

#156
Zitat von: Q am 18 November 2021, 04:46:08
Sawubona Bergedorf

Naja die Heeresstaerke der US Army + US Army Airforce sah in der Zwischenkriegszeit gegenueber Brittanien auch nicht sonderlich ausgepraegt aus. Da sehe ich das Commonwealth mit den Kolonien und indischen Truppen sogar als kampfkraeftiger an.

Don't Panic

P.S. Sorry fuers Off Topic.
Ja, aber für eine Landung in den USA hätte die Heeresstärke des Empires wohl definitiv auch nicht gereicht (und wenn dann hätte man es eher als Landoperation über Kanada gemacht)  :wink:

Gruß

Dirk

P.S.: War Plan Red war wohl der Plan für den Kampf gegen das Empire: https://en.wikipedia.org/wiki/War_Plan_Red

P.S.2.: Dein Nachtrag völlig akzeptiert. Da sind wir einer Meinung.

Matrose71

#157
Salve,

Sawubona Matrose 71

ZitatSoweit mir ueber einen eher unwissenschaftlichen Autor bekannt, der jedoch in seinem Zweitweltkriegepos schrieb, das er sich sehr mit Recherche beschaeftigte und so in seinem Glosar schrieb, das zwar die Familie Henry erfunden ist, aber die allgemeine Geschichte sich angelehnt hat an die Wirklichkeit. So schrieb Herman Wouk, das die US Army wie Navy von den Erfahrungen der Royal Navy und Royal Marines zehren konnten. So soll Churchill persoenlich an FDR Ideen fuer ein flach gehendes Landungsboot geschickt haben. Wie auch Ausbildungsverfahren der britischen Komandotruppen im Bereich der Erstuermung von Steilklippen geteilt worden sein.

Die Entwuerfe der US LST's basierten auf britischen Entwicklungen, als Beispiel.
Die USA hatten 1940 die wohl schlechtesten Landstreitkraeffte eines Industrielandes dieser Epoche.
Dennoch wurde das ganze Trial and Error Verfahren das die US Streitkraefte haetten machen muessen um sinnvolle Entwicklungen zu fabrizieren durch den Know How Transfer der Britten abgekuerzt.

Wow ich bin nachhaltig beeindruckt, wie konnten die Deutschen nur Marinefährprähme ohne die Expertise von Winston Churchill entwickeln, die sich dazu auch noch an zig verschiedenen Fronten bewährt haben?
Wie konnten die Deutschen ohne englische Hilfe Tauchpanzer entwickeln, die dazu noch prächtig funktionierten?
Wie konnten die Deutschen auf 1000 Kilometer Frontbreite dutzende von sprengbereiten Brücken erobern?
Wie konnten diese Deutschen eine Insel Kreta erobern?

ZitatDie Royal Navy hatte an der Kanalkueste von Frankreich seit den Napoleonischen Kriegen Landungserfahrungen. Obwohl diese nur Stosstruppcharakter hatten, haben bestimmt einige dieser Erfahrungen auch den Weg in die Hoersaele von Sandhurst gespuelt. Bestimmt auch noch Lehrplan der 20er 30er des letzten Jahrhunderts.
Ja die Landungen zur Zeiten von hölzernen Segelschiffen (abhängig von Wind und Gezeiten) sind als Lerneffekt durchaus ausschlaggebend, dass sticht sofort ins Auge!

ZitatWo und von wem aber konnte die Reichswehr/Werhmacht lernen?
Anscheinend genug, um die obigen Punkte in die Tat umzusetzen!

ZitatDie Reichsmarine hat es ja nicht mal geschafft von 1918 -1939 eine wissenschaftliche Arbeit zum Kreuzerkrieg des Ersten Weltkrieges zur Auflage zu bringen. Nachzulesen bei Kurt Assmann.
Die Engländer haben es noch nichtmal geschafft zwischen 1918 und 1941 eine Maschinenpistole zu entwickeln, man ging ohne in den Krieg, desweiteren wurde man von einer Luftwaffe, die von einem heroinsüchtigen Junkie (Göring) und einem technisch völligen Stümper (Udet) geführt wurde, beim ersten Aufeinandertreffen vernichtend geschlagen, man wusste nichtmal was eine Rotte ist, von zusammenwirken der Waffen und Funken hatte man keinen blassen Dunst (Arras, Fähnchen auf Kommandeur Panzern) und das alles, obwohl der Gegner mal mindestens 15 Jahre gar nicht mit dem diversen Spielzeug spielen durfte. Ja mächtig beeindruckend die englischen Übersoldaten.

ZitatAber da ist die Kurx. Was kann das Beste Heer an Land gebracht ohne Nachschub ausrichten?!
Dafür hast du sicherlich neben deinen subjektiven Bias auch Belege?

ZitatIch halte eine Landung fuer moeglich! Meinetwegen auch die Eroberung eines unbeschaedigten Hafens mit Entladekapa von 3000 BRT. Dann nutzen die Britten Ihr Radar um Versorgungsschiffe nach Tag X der Landung aufzuspueren.
Dann gehts rund!
Ja die hatten nicht nur Radar, die hatten schon 1940 Satelitten, mit denen sie einzelne Schiffe im Ärmelkanal aufspüren konnte, warum habe ich das bloß nicht gewusst?
Vielleicht nochmal nachlesen, wie so ein Radar wirklich funktioniert!


ZitatDann wird jedes Flugzeug jagd auf diese Transporte machen. Und ja! Die Aufklaerung dieser Aktivitaeten wird durch den eigenen Jagdschutz verraten. Siehe Scharnhorst Gneisenau Kanaldurchbruch.
Ja genau, an diesem Tag haben die Engländer von früh morgens bis spät abends herausragend geglänzt und alle drei Schiffe versenkt, jedenfalls fast!

ZitatDann wird jede Homeguard mit Jagdgewehr dazu animiert am Brueckkopf stunk zu machen, das die Landungskoepfe schoen Munition verbrauchen. Hinhaltenden Widerstand nennt man das glaube ich. 'Dann sollten die entsprechenden Wehrmachsttruppen schnell alle Eiben in Suedengland faellen um  ohne Munition und mit selbstgebauten Langboegen den Brueckenkopf verteidigen zu koennen."

Ja der deutsche Landser, muss sich auf alle Fälle vor dem englischen Tommy in die Hose scheissen, anders hat das in der Geschichte auch nie statt gefunden!

So long!
Viele Grüße

Carsten

Urs Heßling

moin,

Zitat von: Bergedorf am 18 November 2021, 03:38:10
ZitatDie Reichswehr in Form der Landstreitkraefte war da eher das Gegenteil von inkompetent.
Ja, aber ohne jede Vorstellung oder Expertise was amphibische Landungen anbetrifft
Das ist nicht ganz richtig.
Erfahrungen aus der Unternehmung ALBION (Eroberung Ösel 1917) gab es schon.

Zitat von: Matrose71 am 17 November 2021, 23:37:39
Insoweit sind wir eher am technisch Machbaren interessiert, um das mal sehr Schablonenhaft auf den Punkt zu bringen.
Das möchte ich einmal aufgreifen. Ich beschränke mich auf den nautischen Teil und lasse Luftwaffe und Heer außen vor.

Bevor die deutschen Landungsverbände überhaupt den Kanal überqueren, müssen sie ihre Häfen verlassen und unter Geleitschutz gebracht werden.

Das Auslaufen eines Schleppzugs aus einem Tidenhafen wie Boulogne ist ein Problem. Das ist mit einem mehr als eingliedrigen Schleppzug wohl nur bei Stillwasser +/- 1 - 1,5 Stunden möglich und evt. dann nur bei Hochwasser und ebenso evt. nur bei Tage. Es ist eine Aufgabe, die wirkliches seemännisches Können erfordert. Die angegebene Zeit wäre dann mit der Anzahl der Schleppzüge zu multiplizieren, um die "Gesamt-Auslaufzeit" zu errechnen.
(Eine Demonstration des Problems ist der schließlich erfolgte Bau der "4. Einfahrt" in Wilhelmshaven, weil es den Schlachtschiffen der Kaiserlichen Marine - und das waren keine Schleppzüge! - bei Tidenstrom nicht möglich war, aus den quer zum Tidenstrom liegenden Schleusen der anderen Einfahrten auszulaufen)

Bei dem Warten vor der Küste müssen die bereits ausgelaufenen Schleppzüge nun hin- und herfahren oder ankern. Sowohl Drehen als auch Ankern in Gewässern mit starkem Tidenstrom ist schon für einen eingliedrigen Schleppzug ein großes Problem, das auch entsprechen viel freien Seeraum erfordert ... und nun haben wir evt. mehr als ein Dutzend Schleppzüge im Warteraum. Drehen oder Ankern mit einem mehr als eingliedrigen Schleppzug in solchen Gewässern ist ein Albtraum.

Es sind, um es mit einem englischen Ausdruck (und das ist kein Bias) zu sagen, echte "Kopfschmerz-Probleme"

Wenn dann alle Transporte die Häfen verlassen haben, sollten sie in Geleitzuggruppen organisiert werden.
Eine technische Möglichkeit wäre, die Dampfer, die Binnenschiffe und die Schleppzüge wegen ihrer unterschiedlichen Geschwindigkeiten (Annahme: Dampfer 9 kn, Binnenschiffe 6 kn, Schleppzüge 3 kn)zu trennen.
Paßt das mit der Beladung zusammen, daß dann evt. die Dampfer als erste im Zielgebiet eintreffen ?

Ich breche die Betrachtung an dieser Stelle ab, hoffe aber, klar gemacht zu haben, welche Probleme es aus seemännischer Sicht gibt, ohne daß die Themen Minensperren, Seeherrschaft und Luftherrschaft überhaupt betrachtet werden.

Gruß, Urs


"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

Q

Sawubona Urs

Vielen Dank fuer die erhellenden Ansichten aus der Praxis von dir. Ich habe bei den Schleppzuegen eh so meine Bedenken. Wie oft die bei der geringen Geschwindigkeit, und wahrscheinlich noch geringeren ueber Grund, staendig quer schlagen. Da muessen deren Besatzung und vielleicht auch Truppen darin schon eher Seefest sein. Sonst benoetigt man nach der Landung erstmal eine Erholungspause.

Don't Panic
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couper des planches et distribuer du travail,
mais reveille au sein des hommes le desir de la mer grande et large.

St.Ex

mhorgran

Zitat von: Big A am 17 November 2021, 23:45:11
ZitatJabos hat scheint das bei der SBD Dauntless völlig anders zu sein. Diese wird geadelt als improvisierter Jäger.

Zu Recht. Sie wurde sogar als IAP gezielt mit Jagdaufgaben betreut Wie z.B. bei Santa Cruz und Eastern Solomons. Schlicht und einfach mangels verfügbarer Masse dezidiert Jäger F4F

Axel
Sorry Axel darum geht es nicht sondern um die unterschiedliche Bewertung bei durchaus ähnlichen Erfolgen denn auch die Ar 196 bewies ihre Fähigkeiten als "improvisierter Jäger". Zb.
Am 1. Juni 1944 eskortierten vier Arado Ar 196 (4./SAGr 126 (Kreta)) einen Konvoi im Ägäischen Meer. Insgesamt wurden 4 Torpedobomber Bristol Beaufighter abgeschossen, die den Konvoi angriffen.
=> http://www.aircrewremembered.com/KrackerDatabase/?q=4%2FSAGr-126+&qand=&exc1=&exc2=&search_only=&search_type=exact

während die Dauntless als "improvisierter Jäger" eingesetzt werden konnte (gibts eigentlich noch weitere Beispiele) kann die Ar 196 nur gegen Swordfish bestehen.

Big A

ZitatDie Frage erlaube ich mir jetzt einfach und wann haben die Marines ihre Erfahrung und Können erworben?
Und mal abgesehen von speziellen Landungsfahrzeugen, würde ich gerne mal Wissen wo US Marines im WWII bessere Ausrüstung hatten als die Wehrmacht, das was ich zumindestens teilweise gelesen habe, sind die im Pazifik mit -> für europäische Verhältnisse, völlig veraltetem "Zeug" angetreten.
Was gibt es an deutschen Pionieren auszusetzen? 
Genau diese Landungstechnik - deren Bau und Ausrüstung erst einmal aus Erfahrungen gelernt werden musste - gepaart mit dem Beladen (combat loading) und Entladen unter Feindeinwirkung war der Wehrmacht kaum geläufig. Warum auch - GB war ja a priori nicht Kriegsziel.
Deutsche Pioniere hatten nichts mit dem "Marine Pioneers / Engineers" zu tun.
Außerdem fehlten "Stevedoor Bataillons" - also Hafenumschlagstruppen in größeren Gebinden. Die nötige Nachschubmenge entlädt und verteilt sich nicht alleine sondern muss ggf in geschützten Transporten an die Front gebracht werden. (die britische Bevölkerung in ggf eroberten Gebieten wird die Konvois sicher nicht in Ruhe lassen)
Ansonsten haben es die USA im Pazifik auch über "Masse" gemacht - bei "Seelöwe" darf das angezweifelt werden

Axel
Weapons are no good unless there are guts on both sides of the bayonet.
(Gen. Walter Kruger, 6th Army)

Real men don't need experts to tell them whose asses to kick.

Urs Heßling

#162
moin,

Zitat von: mhorgran am 18 November 2021, 11:56:23
während die Dauntless als "improvisierter Jäger" eingesetzt werden konnte (gibts eigentlich noch weitere Beispiele)
ein allerdings nicht einmal halbes Ja : Blackburn Skua, die aber gemäß Spezifikation ein Jagdflugzeug war !
Im Krieg nur noch als Sturzbomber vorgesehen, wurde sie im Norwegenfeldzug auch als Jäger eingesetzt. Zitat aus dem wiki-Artikel: Ein Skua-Pilot, William Paulet Lucy, konnte dabei durch den Abschuss von sieben Flugzeugen den Status eines Fliegerass(es) erreichen
Lucy war der Anführer beim Angriff auf die Königsberg und fiel am 14.5.1940 im Luftkampf

ein Ja : Aichi D3A, siehe Text

Zitat von: mhorgran am 18 November 2021, 11:56:23
kann die Ar 196 nur gegen Swordfish bestehen.
Die Swordfish war ja zur Zeit des Ar 196-Entwurfs bereits im Einsatz und "bekannt".
Es wäre interessant, einmal in der Spezifikation des RLM nachzusehen, ob für das "Bordflugzeug" auch eine "Jagd-Tauglichkeit" gegenüber evt. gegnerischen bordgestützten Torpedobombern gefordert wurde. Die relativ starke Voraus-Bewaffnung mit 2 x 20 mm und 1 x 7,9 mm spräche dafür.

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

thommy_l

Hallo,
wieder mal die Landratte :-) mt einer Verständnisfrage:

Zitat von: Urs Heßling am 18 November 2021, 10:33:15

... Bei dem Warten vor der Küste müssen die bereits ausgelaufenen Schleppzüge nun hin- und herfahren oder ankern. Sowohl Drehen als auch Ankern in Gewässern mit starkem Tidenstrom ist schon für einen eingliedrigen Schleppzug ein großes Problem, das auch entsprechen viel freien Seeraum erfordert ...


Ich als nautischer Anfänger würde meinen Schleppzug genau gegen die Strömungsrichtung (Tidenstrom) ausrichten, Fahrt = Tidenstrom, also Fahrt über Grund = 0 = parken.
Die Strömung würde m.M. den Schleppzug gerade halten, wenn mehrgliedrig ggf. Abstandshalter (breite Präme) dazwischen.

Wie gesagt, ein Laie
Thommy

Bergedorf

Moin Thommy,

ich hoffe das sich Urs hierzu noch kompetent äußert, bis dahin gebe ich mal meine Gedanken als ebenfalls nautischer Anfänger (zu mehr als den Sportbootführerschein hat es dieses Jahr noch nicht gereicht).

Vorab: Es war geplant, dass die Schleppzüge bei der Versammlung ankern.

Zu dem von Dir vorgeschlagenen Verfahren:

Ein großes Problem sehe ich darin, das ein Boot die Ruderwirkung von der Geschwindigkeit abhängt. Bei Fahrt durchs Wasser = Tiedenstrom dürften die meisten Schlepper zunindest für einen großteil der Zeit kaum Ruderwirkung haben. Bei der wahnsinnige Unterschiedlichkeit der eingeplanten Schleppfahrzeugen, die alle Unterschiedliche See. und Steuereigenschaften gehabt haben dürften, würde ein solches Verfahren m.E. zu einem nicht beherrschbaren Chaos führen. Bei den zusammengewürfelten z.T. sehr alten Schleppfahrzeugen war zudem immer auch mit Maschinenausfällen zu rechnen, was das Chaos noch vergrößert hätte.

Da ich aber eigentlich auch nur interessierter Laie bin würde ich nich freuen, wenn Urs, oder ein anderer Profi, sich auch noch hierzu äußern.

Gruß

Dirk

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