Deutsch-Britisches Flottenabkommen 1935 (mal anders)

Begonnen von Sven L., 15 November 2015, 17:51:34

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Matrose71

Salve,

die Franzosen, haben schließlich auch das Deutsch-Englische Flottenabkommen geschluckt.
Ich halte es, genauso wie Sarkas es gesagt hat, mit Modifikationen für möglich.

Bei einer demokratischen Regierung, wäre die Anzahl der gebauten Einheiten, alleine aus einer, sehr wahrscheilich, wesentlich nachhaltigen Finanzierung des Staatshaushaltes wesentlich kleiner und man hätte sich wohl erstmal mit kleineren Einheiten begnügt (Zerstörer, Kreuzer, U-Boote etc..) und vielleicht nur 2 x 35000ts mit 35,6cm oder 38cm (kommt auf Japan und Italien an) begnügt.
Genauso hätte es mit der Luftwaffe und dem Heer (moderne Technik, aber weniger Masse) ausgesehen. Das Rheinland wäre sicher auch Ende der 30er Jahre auf dem Verhandlungstisch gewesen.

Stresemann hat ja durchaus pro Frankreich Aussenpolitik betrieben und wurde dort sehr geschätzt.

Die weitere Entwicklung ist dann Spekulation, gerade in Bezug auf Spanien. Hätte aber Stalin früher oder später Finnland und vielleicht auch Ostpolen und Rumänien angegriffen, wäre auch Deutschland in den genuss massiver finanzieller Hilfen aus dem anglo-amerikanischen Bereich gekommen und zumindestens das Heer und die Luftwaffe, hätten in sehr kurzer Zeit massiv expandiert werden können und selbst die Weimarer Marine hätte ausgereicht, die Russen jederzeit in Schach zu halten.
Viele Grüße

Carsten

Sven L.

Das Eingangs erwähnte Papier (von Peter K. zur Verfügung gestellt) kann man ja als modiziertes Flottenabkommen betrachten, welches Frankreich, wenn auch Zähneknirschend, akzeptiert hat.

Da in diesem Szenario von einer weiterhin demokratischen Regierung in Deutschland ausgegangen wird, dürfen wir nicht außer acht lassen, das Dtl. immer noch in Genf an den Abrüstungsverhandlungen teilnimmt und nicht nur bei der Marine darum bemüht ist eine Revision des VV zu erreichen, sondern ebenso beim Heer. Das vorsichtige Lavieren auf dem dortigen politischen Parket ist auch ein Grund, weshalb die Marine die für 1932 erhofften zusätzlichen 40 Mio. RM nicht erhalten hat.

Ich stimme dem schon zu, dass es in diesem Szenario auch ein Dt.-Brit. Flottenabkommen ohne Frankreichs Zustimmung hätte geben können. Das dann der Flottenausbau langsamer und vielleicht auch überlegter, vonstatten gegangen wäre, kann man auch annehmen. Es bleibt dann aber noch die Frage, ob Dtl. bzw. die Marineleitung unter Raeder zum Bau richtiger Großkampfschiffe übergegangenn wäre. Natürlich gab es in der Marineführung unterschiedliche Ansichten zu dem Thema, ob Großkampfschiffbau oder Kreuzerkrieg. Das wurde dort mit Sicherheit innerhalb der Marine genauso heftig debattiert wie hier  :-D .
Ich für mich persönlich schließe es aus, was aber nicht heißt, das später auch richtige Schlachtschiffe geplant und gebaut worden wären. Ich mache es daran fest, dass, wie ich schon postuliert habe, Raeder 1934 Hitler versucht hat vom (sofortigen) Schlachtschiffbau abzubringen. Leider ohne Erfolg, ebenso wie 1938 ein weiterer Versuch gescheitert ist.

@Matrose71 und Sarkas:
Gebt mir doch bitte eine Prozentzahl für ein dt.-brit. Abkommen oder eine Verhältniszahl zur franz. Schlachtflotte.
Und eine Aufgliederung der kleineren einheiten wäre auch schön.
Grüße vom Oberschlickrutscher
Sven


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Solange man seinen Gegner nicht bezwungen hat, läuft man Gefahr, selbst bezwungen zu werden.
Clausewitz - Vom Kriege

bodrog

@Halvar Schüttels Trägerentwurf ist nicht erhalten geblieben. Richter spekuliert mit guten Annahmen und Gründen in Richtung der britischen Hermes als Referenzobjekt. Bei der Dieselbegeisterung der Reichsmarine wäre dann evtl. auch eine Motorenanlage denkbar. Da das Projekt von 1925 ist und zum damalgen Zeitpunkt sowieso nicht gebaut werden durfte... könntest du es ja bei deiner Begeisterung für Entwürfe einfach mal adaptieren...

ede144

Ok, nehmen wir mal die Situation wie ich sie sehe:

1. Die Panzerschiffe sind ein großer Wurf und erlauben der RM eine ozeanische Kriegsführung
2. Sie passen in nicht ins Washington Abkommen
3. Sie zwingen Frankreich zu kostspieligen Investitionen
4. Die RN ist auch nicht wirklich glücklich mit Hood R&R Panzerschiffe zu jagen
5. Es liegt also in englischem und französischem Interesse 3 weitere Panzerschiffe zu verhindern
6. Auch die demokratischen Regierungen haben aktiv an der Revision des Versailler Vertrages gearbeitet.
7. Das Budget der RM wird erhöht und erlaubt der RM eine stetige Entwicklung der Flotte
8. Großbritannien bietet Deutschland ein Flottenabkommen an, wahrscheinlich auch im gleichen Zeitraum wie Hitler
9. Stalin wird so früh wie möglich anfangen die verlorenen Territorien zurück zu holen
10. Eine demokratische deutsche Regierung wird nicht so aggressiv gegenüber Polen auftreten wie Hitler

Wie soll also 1932/33 mit den Schiffen D und E weiter gemacht werden?
Und was folgt danach?

Sven L.

Danke Ede. Eine schöne Zusammenfassung.

Bzgl. Pkt.8 lasse doch ruhig deine Ideenkiste sprudeln.  :-)

Grüße vom Oberschlickrutscher
Sven


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Clausewitz - Vom Kriege

Urs Heßling

#35
moin,

Ideenkiste Teil 2

Zitat von: Matrose71 am 19 November 2015, 14:56:00
Bei einer demokratischen Regierung, wäre die Anzahl der gebauten Einheiten, alleine aus einer, sehr wahrscheilich, wesentlich nachhaltigen Finanzierung des Staatshaushaltes wesentlich kleiner und man hätte sich wohl erstmal mit kleineren Einheiten begnügt (Zerstörer, Kreuzer, U-Boote etc..)
Zitat von: Halvar66 am 19 November 2015, 15:55:29
Da in diesem Szenario von einer weiterhin demokratischen Regierung in Deutschland ausgegangen wird, dürfen wir nicht außer acht lassen, das Dtl. immer noch in Genf an den Abrüstungsverhandlungen teilnimmt und nicht nur bei der Marine darum bemüht ist eine Revision des VV zu erreichen, sondern ebenso beim Heer
Bei dieser Ausgangslage
- Tatsächliche Fortsetzung der Entspannungs- und Versöhnungspolitik gegenüber Frankreich
(die die Marine de facto bei Planung und beim Bau des Panzerschiffs A ignoriert hat :|)
- Revision des Versailler Vertrags
- Aufrüstung und mögliche Agression der Sowjetunion (2. Fünfjahresplan)

sollte die Rüstungsplanung der Reichsmarine ganz anders aussehen ... denn ...

als Rahmenbedingungen könnten akzeptiert werden :
1. Das materiell und technisch untergerüstete Heer (Defizit: Panzer, Kraftfahrzeuge, schwere Art.) und die neu aufzustellende Luftwaffe erhalten Finanzierungspriorität (das sieht auch Erich R. ein)
2. Der der Rüstungs- ond Operationsplanung zugrunde liegende Gegner ist die Sowjetunion, deren zweiter Fünfjahresplan bekannt ist.
3. Dieser Plan sieht eine massiver Erhöhung der Zerstörer und besonders der U-Bootszahlen vor, auf die sich die Marine einstellen muß.
4. Ausgehend von den Erfahrungen des 1. Weltkriegs ist mit Zerstörer- und ggf. Kreuzervorstößen gegen den Handelsschiffsverkehr, Minenlegen und Angriffen von Unterseebooten in der mittleren Ostsee zu rechnen (eingeschränkt gegenüber WW I durch die Existenz der 3 baltischen Staaten)

Die vorhandenen Panzerschiffe und Leichten Kreuzer sind in der Lage, Vorstößen von Kreuzern und evt. Schlachtschiffen der Gangut-Klasse zu begegnen.

Erhebliche Defizite bestehen
- mit den 800-t--Torpedobooten gegenüber den alten, aber artilleristisch überlegenen sowjetischen Zerstörern
- zahlenmäßig gegenüber den geplanten 40+ sowjetischen Zerstörern,
- technisch/technologisch und zahlenmäßig in der Unterseebootsjagd (bei der die Marine im Ersten Weltkrieg und dann auch im Zweiten recht hilflos war)
- in der Minenabwehr.
Entwicklungs- und Rüstungsbedarf besteht weiterhin für die wieder aufzunehmenden Bereiche
- U-Boote und
- Seeflieger.

Dementsprechend müssen die Rüstungsplaner ihre Gewichte weitgehend auf den "Kleinschiffbau" legen. So ist zB ein moderner Geleiter und U-Jäger (evt. wie die spätere ital. Korvette Gabbiano mit Dieselmotor) zu entwickeln, dito ein modernes Minensuchboot à la M-Boot 1935.

Die "Großobjekte" Schlachtschiff und Flugzeugträger kommen in die langfristige Planung.
GB und F werden da keine Einwände haben :O/Y

Gruß, Urs

"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

Matrose71

#36
Hallo Urs,

genauso sieht es aus!
Wahrscheinlich 10-15 Flottenzerstörer 1934-35 mit Dieseln, wenn Laudahn nicht gestorben wäre.
Die M-Boote wie gehabt und massiv S-Boote und U-Boote
Vielleicht 1 x 35000ts, um die nationale Rechte mit einem Prestigeobjekt ruhig zu stellen.

Naja das Panzerschiff A wurde gebaut, um der Entente zu zeigen, dass man durchaus technisch noch dabei war und um die Franzosen, Engländer und die USA in Sachen Marine (Washingtoner Vertrag) unter Druck zu setzen, dass ist mit einem gültigen Versailler "Rache" Vertrag und "der Rache der Franzosen", nichts verwerfliches, auch die müssen Druck spüren um zu lernen!

Wenn Stresemann das Panzerschiff hätte verhindern wollen, hätte er ja dazu die Möglichkeit mit der SPD gehabt!
Viele Grüße

Carsten

Matrose71

#37
Ach ja,

auch auf die Gefahr mich mit einer sehr politischen Äusserung hier unbeliebt zu machen.
Viele trauern um Helmut Schmidt, auch ich, als einen großen Staatsmann, und das ist auch richtig so!

Allerdings kommt mir Gustav Stresemann und seine Politik in der allgemeinen deutschen Geschichtsschreibung (auch schulische Allgemeinbildung) viel zu kurz! Für mich war er DER herausragende Politiker Deutschlands der 20er Jahre, der leider viel zu früh gestorben ist. Vielleicht wäre uns Deutschen mit einem längeren Leben und politischen Wirken Stresemanns, sehr sehr viel Unheil erspart worden!

M.M!  :MG:

Im Grunde genommen hat Stresemann schon vieles für das Adenauer, Schmidt und Kohl über den Klee gelobt werden, in den 20er Jahren gegneüber Frankreich umgesetzt, im Rahmen der damaligen Mögichkeiten, ohne dass das jemals wirklich öffentlich (Reportagen etc) erwähnt wird!  flop
Viele Grüße

Carsten

Sarkas

Die Anmerkungen bezüglich der kleinen Einheiten für den Einsatz in der Ostsee gegen die UdSSR leuchten mir ein. Allerdings ist das Fernziel wohl trotzdem eine "Blauwasser"-geeignete Marine. Russland ist schließlich nicht der einzige potentielle Gegner, und ein Krieg gegen Russland kann auch vor Norwegen stattfinden. Sinnvoll ist es aber allemal, sich zuerst auf die kleinen Einheiten zu konzentrieren, da sie als Begleitschutz für die großen Pötte ohnehin benötigt werden. Alle Einheiten sollten aber hochseetauglich sein, Einheiten nur für den Einsatz in der Ostsee sind Verschwendung (außer die Torpedoboote natürlich). Ich kann am Wochenende nochmal meine Wunsch-Bauliste zusammenschreiben.

Als nächstes großes Schiff ("D") würde ich wieder ein Schiff der Deutschland-Klasse bauen; die Pläne dafür lagen ja bereits in der Schublade. Ob man in dem Entwurf noch Verbesserungen vorsehen sollte, weiß ich nicht, weil die Gefahr besteht, dass das tonnagemäßig gleich ausartet (wie ja tatsächlich geschehen). Eine Reduzierung der Geschwindigkeit darf es auf keinen Fall geben, und an der Maschinenanlage würde ich nichts ändern, da das gleich einen enormen Entwicklungsaufwand mit sich bringt.

Sven L.

Zitat von: Sarkas am 20 November 2015, 09:12:19
...
Als nächstes großes Schiff ("D") würde ich wieder ein Schiff der Deutschland-Klasse bauen; die Pläne dafür lagen ja bereits in der Schublade. Ob man in dem Entwurf noch Verbesserungen vorsehen sollte, weiß ich nicht, weil die Gefahr besteht, dass das tonnagemäßig gleich ausartet (wie ja tatsächlich geschehen). Eine Reduzierung der Geschwindigkeit darf es auf keinen Fall geben, und an der Maschinenanlage würde ich nichts ändern, da das gleich einen enormen Entwicklungsaufwand mit sich bringt.

Panzerschiff "C" war schon rd. 1.800 t größer als Panzerschiff "A". Von Schiff zu Schiff wurden Verbesserungen hinzugefügt. Dies geschah mit Zustimmung von Raeder, so dass wir davon ausgehen können, das Panzerschiff "D" evtl. nochmals 1.000 t mehr verdrängt hätte.

@All:
Die Sowjetunion hat in den Planungen der Marineleitung, wenn überhaupt, nur eine untergeordnete Rolle gespielt. Alle "Führerkriegsspiele" gingen von einem Konflikt mit Frankreich/Polen aus. Ganz auf Großkampfschiffe, egal ob 25.000 t oder 35.000 t, hätte die Marineleitung nicht verzichtet. Außer Frage steht, das Dtl. richtige Zerstörer gebraucht hat und diese dann auch so schnell wie möglich gebaut wurden.

Ich bin dann mal gespannt wie Sarkas Wunsch-Bauliste aussieht. Wird bestimmt interessant.  :-)
Grüße vom Oberschlickrutscher
Sven


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Clausewitz - Vom Kriege

Urs Heßling

moin, Carsten,

Zitat von: Matrose71 am 20 November 2015, 01:24:55
Wenn Stresemann das Panzerschiff hätte verhindern wollen, hätte er ja dazu die Möglichkeit mit der SPD gehabt!
Da kann ich Dir nicht zustimmen; siehe meinen Artikel zum Panzerschiff A im HMA.
Der politische Zwang, unter dem die Regierung bzw. das Kabinett Müller (SPD) stand, war einfach zu stark.

Zitat von: Matrose71 am 20 November 2015, 01:48:17
Allerdings kommt mir Gustav Stresemann und seine Politik in der allgemeinen deutschen Geschichtsschreibung (auch schulische Allgemeinbildung) viel zu kurz! Für mich war er DER herausragende Politiker Deutschlands der 20er Jahre, der leider viel zu früh gestorben ist. Vielleicht wäre uns Deutschen mit einem längeren Leben und politischen Wirken Stresemanns, sehr sehr viel Unheil erspart worden!
Dann haben wir ja die Alternativ-Namen für die zu bauenden Segelschulschiffe 2 und 3
Streiche Horst Wessel, setze Friedrich Ebert
Streiche Albert Leo Schlageter, setze Gustav Stresemann

Aber ob die Reichsmarine, die sich so hartnäckig einer Umbenennung der Straßennamen in Wilhelmshaven (mit Androhung der Entlassung von Werftarbeitern) widersetzte, das mitmacht ?  :-D

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

ede144

Zitat von: Halvar66 am 19 November 2015, 20:05:59
Danke Ede. Eine schöne Zusammenfassung.
Bzgl. Pkt.8 lasse doch ruhig deine Ideenkiste sprudeln.  :-)

Da mir doch etwas die Detailkenntnisse fehlen werde ich mal bei Urs abschreiben. Vorab noch ein Kommentar zum Panzerschiff A: Ich glaube nicht das die Marineleitung die Entspannungspolitik ignoriert hat, sondern würde sie als "NATO Doppelbeschluß" bezeichnen. Die Stresemannsche Entspannungspolitik war die eine Seite und die Rüstungspolitik die andere Seite der Zange mit der Versailles revidiert werden sollte.

Zitat von: Urs Heßling am 19 November 2015, 23:44:42
Ideenkiste Teil 2

Bei dieser Ausgangslage
- Tatsächliche Fortsetzung der Entspannungs- und Versöhnungspolitik gegenüber Frankreich
(die die Marine de facto bei Planung und beim Bau des Panzerschiffs A ignoriert hat :|)
- Revision des Versailler Vertrags
- Aufrüstung und mögliche Agression der Sowjetunion (2. Fünfjahresplan)

Zustimmung, aber man hatte geheime Kooperationen im Rüstungsbereich mit der Sowjetunion und wahrscheinlich entsprechende Kontakte. Im Gegensatz dazu war Frankreich recht nah und es gab das de-militarisierte Rheinland. Es gab da noch viel böses Blut was zu überwinden wäre. Die Franzosen und Belgier hatten gerade die Besetzung des Rheinlandes beendet und sie haben sich nicht wirklich nett benommen. Hier wurde der Begriffe "Verhalten wie Kolonialtruppen" genannt.
Trotz allem würden Marine und Heeresleitung aus Gewohnheit für alle Möglichkeiten planen.

Zitat von: Urs Heßling am 19 November 2015, 23:44:42
als Rahmenbedingungen könnten akzeptiert werden :
1. Das materiell und technisch untergerüstete Heer (Defizit: Panzer, Kraftfahrzeuge, schwere Art.) und die neu aufzustellende Luftwaffe erhalten Finanzierungspriorität (das sieht auch Erich R. ein)

Richtig, Deutschland ist eine Landmacht und Heer und jetzt neu die Luftwaffe sind die Prioritäten auf der Rüstungsliste.

Zitat von: Urs Heßling am 19 November 2015, 23:44:42
2. Der der Rüstungs- ond Operationsplanung zugrunde liegende Gegner ist die Sowjetunion, deren zweiter Fünfjahresplan bekannt ist.
3. Dieser Plan sieht eine massiver Erhöhung der Zerstörer und besonders der U-Bootszahlen vor, auf die sich die Marine einstellen muß.
4. Ausgehend von den Erfahrungen des 1. Weltkriegs ist mit Zerstörer- und ggf. Kreuzervorstößen gegen den Handelsschiffsverkehr, Minenlegen und Angriffen von Unterseebooten in der mittleren Ostsee zu rechnen (eingeschränkt gegenüber WW I durch die Existenz der 3 baltischen Staaten)
Ok die Sowjetunion wird nicht über Nacht der Erzfeind, aber sie wird im Bedrohungsszenario nach oben rücken. Die Frage bleibt in wie weit man Beziehungen zu Finnland und den baltischen Staaten entwickeln.

Zitat von: Urs Heßling am 19 November 2015, 23:44:42
Die vorhandenen Panzerschiffe und Leichten Kreuzer sind in der Lage, Vorstößen von Kreuzern und evt. Schlachtschiffen der Gangut-Klasse zu begegnen.
eins in Dienst zwei im Bau

Zitat von: Urs Heßling am 19 November 2015, 23:44:42
Erhebliche Defizite bestehen
- mit den 800-t--Torpedobooten gegenüber den alten, aber artilleristisch überlegenen sowjetischen Zerstörern
- zahlenmäßig gegenüber den geplanten 40+ sowjetischen Zerstörern,
- technisch/technologisch und zahlenmäßig in der Unterseebootsjagd (bei der die Marine im Ersten Weltkrieg und dann auch im Zweiten recht hilflos war)
- in der Minenabwehr.
Entwicklungs- und Rüstungsbedarf besteht weiterhin für die wieder aufzunehmenden Bereiche
- U-Boote und
- Seeflieger.

Zitat von: Urs Heßling am 19 November 2015, 23:44:42
Dementsprechend müssen die Rüstungsplaner ihre Gewichte weitgehend auf den "Kleinschiffbau" legen. So ist zB ein moderner Geleiter und U-Jäger (evt. wie die spätere ital. Korvette Gabbiano mit Dieselmotor) zu entwickeln, dito ein modernes Minensuchboot à la M-Boot 1935.

Die "Großobjekte" Schlachtschiff und Flugzeugträger kommen in die langfristige Planung.
GB und F werden da keine Einwände haben :O/Y
Wenn der Zeitdruck von Hitlers Plänen nicht da ist, kann man sich mit Entwicklung der einzelnen Schiffstypen auch Zeit lassen, was auch der Verfügbarkeit der Mittel entgegen kommt. Die hektische Entwicklung und Bautätigkeit kann etwas geplanter und zielgerichteter erfolgen.
Großbritannien hat einen Beistandspakt mit Polen, sollte man in London Stalin als Gefahr sehen, dann wäre man daran interessiert das Deutschland wieder eine schlagkräftige Armee bekommt. Trotzdem glaube ich das man das Angebot eines Flottenabkommens ähnlich wie in der Realität machen würde, also im Prinzip ein Drittel der Royal Navy bezogen auf die einzelnen Klassen wie durch das Washingtoner Abkommens definiert.
Wäre ich Raeder würde ich folgende Position einnehmen:
1. Die Panzerschiffe werden nicht auf die Schlachtschifftonnage sondern als Kreuzer angerechnet
2. Es werden keine weiteren Panzerschiffe auf Kiel gelegt wegen der Baupause
3. Es gibt eine Baupause für Großdampfschiffe für 5 Jahre (Es erlaubt die Weiterentwicklung der Dieseltechnik und von Radar, Artillerie und Feuerleitung.
4. Man verzichtet auf die schweren Kreuzer über die 3 Panzerschiffe hinaus. Dafür wird die verbleibende Tonnage auf leichte Kreuzer, Zerstörer und U-boote umgelegt
5. Die Panzerschiffe können nach 20 Jahren eins zu eins ersetzt werden.
6. Es werden Flugzeugträger und die entsprechenden Flugzeugtypen im Vertrag erwähnt

Grundsätzlich würde mit einem solchen Abkommen die RM die Fesseln Versailles abschütteln und könnte den Schwerpunkt auf Zerstörer und Kleinkampfmittel legen. Und nebenbei die Flugzeugträgertechnik entwickeln.
Und wenn Versailles für die Marine nicht mehr gilt, gilt er auch nicht für Heer und Luftwaffe. Ein Politiker vom Format Stresemann könnte zur Beruhigung Frankreichs einen geheimen Nichtangriffsvertrag schliessen der Polen zu Gute kommt.
Mit dem Flottenabkommen hätte Großbritannien nicht alle Ziele erreicht, aber könnte folgende Erfolge verkünden:
1. Die Anzahl der Panzerschiffe ist begrenzt.
2. Für die nächsten Jahre konzentriert sich Deutschland auf eine "brown water navy"
3. Man konzentriert Fähigkeiten in der Ostsee und schafft ein Gegengewicht gegen die Rote Flotte

Soweit mal jetzt mein Senf, auch wenn er ursprünglich von Urs kommt ;-)
und wesentlich weniger marinelastig ist als gedacht.


Matrose71

Hallo ede,

soweit völliges d'accord, bis auf eine Ausnahme.
Wenn wir schon ganz auf Schwere Kreuzer verzichten, würde ich dann doch noch gerne 1 Panzerschiff mehr zu Verhandlung stellen, dass dürfte mit der fünfjährigen Baupause für Grosskampfschiffe wohl machbar sein.

Viele Grüße

Carsten

Huszar

Hallo,

ZitatWenn wir schon ganz auf Schwere Kreuzer verzichten
Ein entschiedenes NEIN! GERADE wenn die als möglicher Gegener in der Ostsee auftaucht, wären die schweren Kreuzer notwendig. Zwar gibt es 1933 herum keinen ernst zu nehmenden Russenkreuzer in der Ostsee (auch im Schwarzem Meer nicht), doch das änderte sich mit der Kiellegung von Kirow und Gorkij 1935 grundlegend! Diese sind ALLEN vorhandenen deutschen Kreuzern sowohl in der Feuerkraft, als auch in der Geschwindigkeit haushoch überlegen, mit einem dt Verzicht auf "schwere Kreuzer" (= 8"-Kreuzer, nicht die überschweren 6"-Dingers) pinkelt man sich selber ans Bein!
Wenn dann noch die Tschapajews ab 1939 auf Kiel gelegt werden... Brrr...

Nene, sich alle Möglichkeiten offen lassen, und KEIN Verzicht auf schwere Kreuzer!
(btw: die Hippers werden üblicher Weise als "Ostseeschlachtschiffe" bezeichnet. Warum wohl?)

Bei den kleineren Einheiten besteht ebenfalls Handlungsbedarf. Gegenüber den alten 1wk-Kochern sind die Räuberdinger durchaus ausreichend (sowohl zahlenmässig, als von der Kampfkraft her), gegen Leningrad und Minsk ((Kiellegungen 1932 bzw 1934), den Typ 7/7U (Kiellegungen 1935-1938, 24 Stück!) und dann noch später gegen die Ognewojs wirds problematisch.
Da muss auf zwei Schienen gefahren werden:
- die "Freitonnage" aus Washington und London (unter 600t, bzw 800-2000t aber 21kn max und keine T-Rohre) fordern, bekommen, und bauen, um die größeren Einheiten zu entlasten
- so schnell wie möglich echte Zerstörer an der maximal erlaubten Tonnage bauen.
Für die Ostsee wären Dieseleinheiten eher weniger notwendig, Entfernungen gibts weniger, dafür wäre Geschwindigkeit wichtiger. Gegen ne 38kn Typ 7 werden ca. 33Kn eines Dieselzerstörers eher weniger reichen.

Panzerschiffe. Die werden nie und nimmer als Kreuzer zugelassen werden. Das die sich mit einer Gangut anlegen können, und das auch überleben können, halte ich für ein Gerücht.

WENN wir lediglich über die Ostsee sprechen, werden auch keine Träger notwendig.

ach ja, Baustop für größere Einheiten: wieso sollte sich Dtl auf sowas einlassen?!?! Selbst laut Versailles darf man noch mindestens 3 Einheiten bauen, das angedachte Flottenabkommen soll doch die Gleichberechtigung erreichen. Mit einem Verzicht auf Neubauten wäre man schlechter bestellt, als ohne! Und man würde noch für einige Zeit auf die uralten Deutschlands sitzen bleiben - falls nicht gegen Schweden und Norwegen gerüstet wird, taugen die Dinger für kaum etwas!
Reginam occidere nolite timere bonum est si omnes consentiunt ego non contradico
1213, Brief von Erzbischof Johan von Meran an Palatin Bánk von Bor-Kalán

Sarkas

Zitat von: Halvar66 am 20 November 2015, 10:37:33
Ich bin dann mal gespannt wie Sarkas Wunsch-Bauliste aussieht. Wird bestimmt interessant.  :-)
Na dann: bittesehr! :wink: Mein Vorschlag für eine Zielflottenstärke wäre:

  • Schlachtschiffe: 3 Panzerschiffe Deutschland-Klasse je 10.000 ts, 1 Panzerschiff "D" zu 12.000 ts, 2 Schlachtschiffe je 35.000 ts; macht in der Summe 112.000 ts.
  • Flugzeugträger: 2 Flugzeugträger je 23.000 ts; macht in der Summe 46.000 ts.
  • Schwere Kreuzer: keine.
  • Leichte Kreuzer: 8 leichte Kreuzer je 8.000 ts, macht in der Summe 64.000 ts. Da die schon vorhandenen Schiffe teilweise deutlich unter 8.000 ts liegen, geht innerhalb des Limits vielleicht noch ein neuntes und zehntes Schiff.
  • Zerstörer: 18 Zerstörer je 1.850 ts; macht in der Summe 33.300 ts.
  • U-Boote: 12 Boote je 500 ts (Ostsee), 12 Boote je 1.000 ts (Atlantik); macht in der Summe 18.000 ts.

Bei den kleinen Einheiten kennen sich andere hier besser aus, die lasse ich mal weg.

Ist in der Summe noch ziemlich weit von den 35% der RN, welche 1935 tatsächlich ausgehandelt wurden, entfernt.

Dass die Panzerschiffe vertraglich als schwere Kreuzer eingestuft werden, halte ich für extrem unwahrscheinlich, dazu waren sie diesen zu deutlich überlegen. Ich sehe aber auch kein Problem darin, sie bei den Schlachtschiffen mit anzurechnen, da man diese Tonnage ohnehin nicht ausnutzen konnte. Zu den Panzerschiffen noch zusätzlich schwere Kreuzer mit 8'' zu bauen, halte ich nicht für sinnvoll; schließlich hat man schon 3+1 Panzerschiffe, und das reicht auch für die Ostsee.

Die Reichsmarine musste sowohl für einen Krieg gegen Russland als auch gegen Frankreich planen, aber für keinen Krieg gegen beide gleichzeitig!


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