Deutsch-Britisches Flottenabkommen 1935 (mal anders)

Begonnen von Sven L., 15 November 2015, 17:51:34

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Sarkas

Hallo Urs,

vielleicht sollten wir nicht gleich von 1932 nach 1935 springen. Dazwischen tut sich ja auch noch etwas, Deutschland ist z. B. noch bei den Gesprächen in Genf dabei.

Groener und Raeder können wir aber als noch im Amt annehmen. Da der Schleicher-Plan vermutlich aus Raeders Feder stammt, wird es den Plan auch noch geben, inkl. einer langfristigen Finanzierung. Im Gegensatz zu Schleicher wird Groener aber vorsichtiger vorgehen, also alle nicht-VV-konformen Teile hintenan stellen. Ausnahmen sind vielleicht die Aufstellung einer Luftwaffe und der Baubeginn bei den U-Booten; beides ist nicht unbedingt teuer (beides ca. 1934/35).


Sven L.

Um es kurz vorweg zu nehmen. Ich bin Zeitlich von Ende 32/Anfang 33 ausgegangen. Auch wenn das engl. Papier aus 1935 ist.
Grüße vom Oberschlickrutscher
Sven


_________________________________
Solange man seinen Gegner nicht bezwungen hat, läuft man Gefahr, selbst bezwungen zu werden.
Clausewitz - Vom Kriege

Urs Heßling

moin,

Zitat von: Sarkas am 15 Dezember 2015, 11:10:01
vielleicht sollten wir nicht gleich von 1932 nach 1935 springen. Dazwischen tut sich ja auch noch etwas, Deutschland ist z. B. noch bei den Gesprächen in Genf dabei.
Ja, ich wollte Svens Ausgangslage nicht weiter "kippen" (und wußte das Folgende nicht).

Zitat von: Halvar66 am 15 Dezember 2015, 11:23:20
Um es kurz vorweg zu nehmen. Ich bin Zeitlich von Ende 32/Anfang 33 ausgegangen. Auch wenn das engl. Papier aus 1935 ist.
OK !
Dann nehmen wir den 1.4.1933 : Indienststellung Deutschland, Stapellauf Admiral Scheer.
Das andere Gesagte könnte bleiben : x = ?  y = ?

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

Huszar

Wir sind also im Januar 1933, aber der Herr Hitler kommt nicht an die Macht.
Auf die Marineplanung und Neubauten für 1933 hat dieser Umstand noch keine Auswirkungen. Alles was da gebaut wurde, wurde schon 1932 eingeplant.
Somit ist das:
1933: Schiffsbau =  76,1;  Marinegesamthaushalt = 311,8;  bereinigt: 235,7
fix.
Fix ist auch die Besetellung (März) und Kiellegung (November) für Nürnberg, Gorch Fock (Dez. 32 bzw Jan 33), S7-S9, R2, R6, R7 und wahrscheinlich R8-R16, sowie Tsingtau und Saar.
(und wir sind erneut dort, wo wir auf Seite 8 waren...)

Mit dieser Bautätigkeit und diesem Budget werden die Engländer herzlich lachen, wenn ihnen der Umbauplan vorgelgt wird. Die sind nicht dumm, und werden rechnen können.

Der Haushalt wird für 1934 eine ähnliche Grösse haben, also um die 75-76mi RM für Schiffbau. Es wird ja keinen Herrn Hitler geben, der noch weitere 100mi RM zV stellt. Scheer, AGS und Nürnberg werden auch 1934 gut 65-70mi RM an Finanzen blockieren, die restlichen 6-10mi RM werden wohl auch für kleinere Einheiten reserviert werden müssen (Grille, Brummer, S10-S13, R8-R16, usw). Gleich zwei Schlachtschiffe mit je 26.000t mit diesen finanziellen Möglichkeiten für 1934 zu visionieren, ist ne Lachnummer.  (und wir sind erneut dort, wo wir auf Seite 8 waren)
Selbst ein Herr Hitler hatte D+E kleiner gehalten.

Insofern die Engländer nicht komplett bescheuert sind, und unter Diskalkulie leiden, wird ihnen klar sein, dass bis mindestens 1935 keine neue grössere Einheit auf Kiel gelegt werden kann. Wenn Dtl nicht mal das baut, was im VV erlaubt ist, wieso sollte man mehr erlauben?!? Nur weil jemand mit einem Stück Papier herumwedelt, und schön bittebitte sagt?

Das die Engländer sich soooo dolle über ganze drei PzSchiffe geärgert hätten, halte ich für ein Märchen...
Reginam occidere nolite timere bonum est si omnes consentiunt ego non contradico
1213, Brief von Erzbischof Johan von Meran an Palatin Bánk von Bor-Kalán

Matrose71

#319
@ all

Ich stelle es nochnal ein!
Wer lesen kann, ist klar im Vorteil und bluffen gehört zur Politik und Diplomatie, seit es Menschen gibt, die sie betreiben.

http://www.forum-marinearchiv.de/smf/index.php/topic,25032.msg283741.html#msg283741
http://www.forum-marinearchiv.de/smf/index.php/topic,25032.msg283746.html#msg283746
http://www.forum-marinearchiv.de/smf/index.php/topic,25032.msg283747.html#msg283747

@ Sarkas

ZitatJa, da steht was von 8 Schlachtschiffen und 8 Kreuzern als Vorschlag ab 1936. Das hat nicht einmal Halvar66 vorgeschlagen.

So mal als Frage in den Raum gestellt, ließt du auch was andere Leute schreiben oder stellst du einfach unwahre Behauptungen auf?

Wenn du also einen Vertrag ab 1935 oder 1936 oder 1937 verhandelst, der für 20 oder 30 oder 40 Jahre Gültigkeit hat, orientierst du dich am Budget des Jahres, wenn der Vertrag ausgehandelt wird?
Deine oben aufgestellte Behauptung zeigt mir, dass du kein Wort von dem was Alex, Urs und ich gepostet haben gelesen noch verstanden hast, sondern einfach interpretiert hast, sonst wäre dir dieser Post sicher aufgefallen!

http://www.forum-marinearchiv.de/smf/index.php/topic,25032.msg283781.html#msg283781

Ich wiederhole mich, dass die Hauptfragestellung des Threads längst ab Seite 9ff erarbeitet worden ist, auf realistischer Basis.

Übrigens wäre meine Verhandlungsposition, die Tonnagegrenzen von Italien/Frankreich im Washingtoner Vertrag, für Deutschland in solch in einem Vertrag zu erreichen, also noch deutlich mehr als Alex mit seinen 8 Schlachtschiffen und 8 Kreuzern als Vorschlag für Vertragsverhandlungen ab 1936 geschrieben hat!
Viele Grüße

Carsten

Huszar

Moin, Carsten,

Lass die Kiddies spielen  :-D Wenn vor zwei Wochen unsere Beiträge ignoriert oder nicht verstanden wurden, wird es auch jetzt nicht anders sein. Anscheinend will man eine grössere Marine haben, als der Herr Hitler es aufgebaut hat, und dazu noch eine Demokratie. Was hilft es, wenn schon in der Antwort #106 am: 26 November 2015, 19:30:35 darauf hingewiesen wurde, dass es so nicht funzt?

Selbst unsere Bauplanung von Seite 9ff ist sehr hart an der Grenze, was gemacht werden könnte, und auch nur mit zusätzlicher Finanzierung verglichen mit 1933. Klappt diese Finanzierung nicht, wird es auch 1936 zu keinen Verhandlungen kommen (da weniger Schiffe gebaut werden), sondern erst 1937, oder noch später.

Fakt ist, dass England erst dann verhandeln wird, wenn es ersichtlich ist, dass Dtl sich tatsächlich nicht mehr an den VV hält, und solche Schiffe mit einer solchen Tonnage baut, die klar die Grenzen des VVs überschreiten. Nur, weil jemand mit einem Stück Papier herumwedelt, auf dem der Z-Plan aufgeschrieben ist, und gleichzeitig keine Bautätigkeit zu erkennen ist, wird England nicht verhandeln, sondern sich zurücklehnen, und abwarten. Mit einem Marinebudget, dass sich in der Grössenordnung von 1933 bewegt, wird es zu keiner verstärkten Bautätigkeit kommen, und eine demokratische Regierung wird das Budget nicht auf das reale Niveau von 1934-1935-1936 anheben. Selbst ein Herr Hitler hat nur sehr zaghaft angefangen, und der ist einige sehr grosse Risiken eingegangen.

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Matrose71

#321
Hallo Alex,

dass sehe ich teilweise etwas anders!

Man kann durchaus von 1933 - 1936 durch bluffen und Bautätigkeit einen anderen Eindruck erwecken.

Schnellboote und U-Boote sind verboten, kosten aber sehr wenig Geld diese zu entwickeln und auch zu bauen, so wie es Urs vorgeschlagen hat.
2-3 Zerstörer mit 2000ts (Dieselzerstörer) ab 1935 aufzulegen, wäre durchaus auch im Budget.

Das Hauptproblem besteht durch die Drohung der 15000ts Panzerschiffe ab 1934 ff, hier ist dann die Frage inwieweit, die deutsche Politik dann bereit ist, ihren Bluff auch notfalls umzusetzen. Mit dem Bau kann aber eventuell begonnen werden, das hängt aber von sehr vielen Faktoren ab, auch wie Diplomaten/Politiker, die Haltung von GB und anderen Staaten um diese Zeit einschätzen.

Nach meinen Recherchen, war der gesamte Rüstungshaushalt (Reichwehr mit Marine) 1932 bei 1 Milliarde Reichmark. 1935 war der gesamte Rüstungshaushalt für die Wehrmacht mit Marine und Luftwaffe bei 5 Millarden RM und 1939 bei 17,9 Milliarden RM.

Die wirtschaftliche Erholung beginnt ab 1932 und ist praktisch mit den Selbstheilungskräften ab 1935 fast abgeschlossen, ohne das die NAzi Nachfragepolitik (Rüstung), eine messbare Rolle spielt.

https://www.wiwi.uni-muenster.de/wisoge/md/personen/pfister/Vorlesungsdateien/Deutsche_Wirtschaft_seit_1850/S02-NS-Folien.pdf

Hier ist dann die Frage ob man bereit ist oder auch nicht ab 1934/35 den Bluff mit den Panzerschiffen (zumdestens 1 oder 2) durchzuziehen.
Auch darfst du nicht vergessen, dass zeitgleich an der Aufstellung einer Panzerwaffe und Luftwaffe gearbeitet wird, die angekündigt wurde und auf alle Fälle durchgezogen wird.

Auch möchte ich anmerken, dass Hitler sein Flottenabkommen bekam, ohne neue Schiffe aufzulegen, D und E waren gerade mal 6 Monate im Bau. Gerade U-Boote werden auf GB eine nachhaltige Wirkung haben.
Viele Grüße

Carsten

Huszar

Hallo, Carsten,

Schnellboote sind eigentlich nicht verboten, die können als Torpedoboote verkauft werden (die 12 Stück 200-Tonner aus dem VV). Klar kosten die nicht viel Geld, doch gratis sind die bei Weitem nicht. Wie viel ein Stück gekostet hat, weiss ich leider nicht, und hab auch nicht unbedingt Lust, zu suchen.
Von den 76mi RM, die 1933 für Schiffbau zV standen, gingen um die 6-10mi RM für kleinere Einheiten drauf (die S- und R-Boote, Gorch Fock, Tsingtau, Saar), auch in den folgenden Jahren wird sich daran wenig ändern. Um "unseren" Bauplan umzusetzen, müssten wir für 1934 weitere etwa 30mi RM bekommen, um die 15k-D auf Kiel zu legen. Klar, man kann bluffen, wenn dieser Bluff aber nicht geschluckt wird, und die 30mi RM nicht locker gemacht werden...

Wie gesagt, unsere Bauplanung ist machbar, mehr geht aber mM nicht. Wenn das Budget ab 1934 nicht auf ca. 106mi RM für Schiffbau erhöht wird (und dazu noch eine weitere Erhöhung für die Marine-LW, Mun, laufende Kosten, usw, usw, usw), können "wir" bluffen, was das Zeug hält, gebaut werden kann aber weiterhin nicht.
Ich habe die leise Ahnung, dass England einen solchen Bluff nicht schlucken wird, zumindest bis Herbst 1936 nicht. Kann natürlich sein, dass trotzdem verhandelt wird, es müsste aber eine Erklärung her, wieso Dtl so viel - oder sogar mehr! - wie in Realität erreichen könnte.

Für England ist eine LW und PzWaffe von weniger Bedeutung, zwischen Rhein und England steht noch die Royal Navy (und die französische Armee)  :-D

alex
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1213, Brief von Erzbischof Johan von Meran an Palatin Bánk von Bor-Kalán

Urs Heßling

moin,

Ich halte ja von Drohen und Bluffen (in der Politik), wie bereits gesagt, eher wenig.

Die Kernfrage für mich ist: Welche maritimen Interessen hat ein demokratisch regiertes Deutsches Reich, das eine weitere Entspannungspolitik verfolgen will ?
Ich sehe da
- unbeschränkten Seehandel
- die Möglichkeit, in Krisen wie z.B. dem späteren Spanischen Bürgerkrieg eigene Interessen notfalls auch mit Gewalt zu verteidigen, aber auch mit anderen Seemächten wie GB zusammenzuarbeiten
- Schiffbau für fremde Auftraggeber, um Arbeitsplätze zu sichern bzw. zu schaffen

Des Weiteren besteht grundsätzliches Interesse an einer Aufhebung des VV, um die Kriegsschuld-Frage zu tilgen, ggf. die Reparationszahlungen zu verringern, das Ansehen des Reichs in der Welt zu heben und eine moderne Bewaffnung der Land- und Luftstreitkräfte zu ermöglichen.

Alex hat darauf hingewiesen, daß - ich interpretiere das jetzt einmal etwas - bereits eine volle Ausschöpfung der Bedingungen des VV mit 6 (+ 2 ?) Panzerschiffen die finanziellen Möglichkeiten des Reichs überstiege.
Das heißt, das die Reichsmarine unter den Bedingungen dieses Threads wenig Interesse an einer Aufhebung des VV für den Großschiffsbau (!) haben kann.
Auch Deine Forderung, Carsten, einer Tonnagegleichheit mit Frankreich und Italien sehe ich da als wenig sinnvoll, da finanziell und materiell (s.o.) nicht machbar.

Bluffen oder Drohen könnte also eher "kontraproduktiv" sein. Da ergibt sich die Frage:
Womit könnte man GB an den Verhandlungstisch bekommen ?
Eine aus meiner Sicht denkbare Möglichkeit könnte sein: Das DR verzichtet (!), über Panzerschiff C oder D hinaus, auf den Schlachtschiffbau. (Funktioniert das ??)
Das DR bekommt dafür die Möglichkeit zum Bau von
- Unterseebooten
- Schnellbooten über die VV-Zahlen hinaus, und
- Zerstörern auch mit einer Größe, die den Bau von Diesel-Zerstörern erlaubt.

Alle drei genannten Kriegsschifftypen und dazu Flottenversorger und Begleitschiffe/Tender können für fremde Staaten attraktiv sein, so daß das DR als Kriegsschiffbaunation eine neue Bedeutung bekommt.

Sven, wenn ich damit Deine beabsichtigte Thread-Richtung "auf Gegenkurs" gebracht haben sollte, bitte ich um Nachsicht.

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

Matrose71

Hallo Urs,

aus Sicht von Heute (ex post) kann man deinem Beitrag zustimmen.

Frage ist, ob sich deine Verhandlungsposition auch 1934/35/36, politisch als Erfolg verkaufen lässt, oder nicht gleich wieder die nächste Dolchstoßlegende geboren wird, mit schweren politischen Belastungen.

ZitatAuch Deine Forderung, Carsten, einer Tonnagegleichheit mit Frankreich und Italien sehe ich da als wenig sinnvoll, da finanziell und materiell (s.o.) nicht machbar.

Das ist mir für die 30er Jahre und wohl auch Anfang der 40er Jahre sonnenklar!
Allerdings geht es mir mit meiner Verhandlungsposition erst einmal um anerkannte "Gleichberechtigung" und Rückgewinnung der eigenen Wehrhoheit auf dem internationalen Parkett, dass man also nicht mehr Verhandlungspartner 2. Klasse ist, sondern ab dann, wieder ein vollwertiges Mitglied, auch in Rüstungsfragen. Imho eher erst einmal eine politische Forderung.

Deshalb hatte ich den Ausführungen ab Seite 9ff geschrieben, dass man eine spätere Bautätigkeit von Grosskampfschiffen, für die, wie du richtig festgestellt hast, auf absehbare Zeit die Mittel fehlen, auf Bedingungen eingehen hann.

Z.B.

erstes Schlachtschiff erst ab 19X, weitere Großkampfschiffe nur alle x Jahre etc etc....

Völlig auf den Bau dauerhaft zu verzichten, halte ich bezogen auf die politische Situation in Deutschland in den 30er Jahren (Dolchstoßlegende und einflussreiche reaktionäre Gruppen) und der "Demütigung" durch den VV, für gefährlich bis brisant für die politische Stimmung und den Erhalt der Demokratie.
Viele Grüße

Carsten

Sarkas

Von "Bluff" kann doch keine Rede sein! Deutschland wird sechs Panzerschiffe bauen, fraglich ist nur die Größe und der Zeitraum! Und den Briten ist es völlig wurscht, wie groß die Panzerschiffe sind; ihre reine Anzahl ist für sie wichtig. Drei Panzerschiffe sind für sie vielleicht noch eine Unannehmlichkeit, sechs oder acht sind ein Desaster!

Als Hinweis: Deutschland kann im Rahmen des VV sein Territorium nicht effektiv verteidigen! Zumindest war das der Gedanke, der in den Köpfen der Beteiligten auf deutscher Seite herumschwirrte.


Urs Heßling

moin,

Zitat von: Matrose71 am 15 Dezember 2015, 14:04:18
aus Sicht von Heute (ex post) kann man deinem Beitrag zustimmen.
Nicht nur ; soviel "Historiker" glaube ich schon  zu sein :O/Y

Zitat von: Matrose71 am 15 Dezember 2015, 14:04:18
Frage ist, ob sich deine Verhandlungsposition auch 1934/35/36, politisch als Erfolg verkaufen lässt, oder nicht gleich wieder die nächste Dolchstoßlegende geboren wird, mit schweren politischen Belastungen.
Völlig auf den Bau dauerhaft zu verzichten, halte ich bezogen auf die politische Situation in Deutschland in den 30er Jahren (Dolchstoßlegende und einflussreiche reaktionäre Gruppen) und der "Demütigung" durch den VV für gefährlich bis brisant für die politische Stimmung und den Erhalt der Demokratie.
Wenn das mit einer Aufhebung des VV verbunden wäre, wäre es ein nicht nur außenpolitischer, sondern auch innenpolitischer Erfolg, der die Kritiker weitgehend zum Schweigen brächte.
In einem weiter demokratischen Reichstag von 1933 sähe ich dafür mit den Stimmen des Zentrum, der DDP, der SPD und auch der KPD eine glatte Mehrheit.
.. und die durch den NS schnell mundtot gemachten Politiker wie Adenauer und Wirth auf der einen, Wels, Leber und Schumacher auf der anderen Seite wären "Manns genug", den Reichstag in diese Richtung zu führen.
Die Aufhebung des "Schandvertrags" ohne sein Zutun wäre für AH / den NS eine glatte Niederlage.

Wir sollten uns aber wieder mehr auf die Thread-Linie begeben.

Zitat von: Sarkas am 15 Dezember 2015, 14:10:28
Deutschland kann im Rahmen des VV sein Territorium nicht effektiv verteidigen! Zumindest war das der Gedanke, der in den Köpfen der Beteiligten auf deutscher Seite herumschwirrte.
Stimmt! Das gilt aber insbesondere für das Heer und die (nicht existente) Luftwaffe.

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

Huszar

Hallo, Carsten,

Ja, das Ziel ist eindeutig: die Fesseln von Versailles abzuwerfen. Problem ist aber - jetzt auf die Marine bezogen - dass England erst zu Verhandlungen bereit sein wird, wenn die absehbare Bautätigkeit eine Grösse erreicht, wo verhandelt werden muss. Um die absehbare Bautätigkeit auf diese Grösse zu bringen, ist aber Geld - und sehr viel Geld - nötig, was Dtl ohne einen Herrn Hitler nicht bereitstellen kann oder will. Auch ein Bluff hilft hier nicht wirklich, wenn der Bluff nicht mit einer realen Bautätigkeit unterstützt wird.

Auch wenn Dtl seine Bereitschaft für Verhandlungen signalisieren würde, würde dieses Angebot aus englischer Sicht als "nicht zeitgemäss" abgetan werden. Zeitgemäss wirds erst, wenn die deutsche Bautätigkeit gross genug ist.

Die Panzerschiffe - egal, ob 3, 6 oder 8 - bedeuten für England im Endeffekt keine Gefahr, höchstens eine vorübergehende Irritation.
1, ein Krieg lediglich zwischen Dtl und England ist für die nächsten Jahrzehnte höchst unwahrscheinlich
2, wenn ein Krieg zwischen Dtl und England ausbricht, kann man für die nächsten Jahrzehnte darauf bauen, dass auch Frankreich, Polen und die Tschechen (vielleicht auch Belgien) auf englischer Seite mitspielen würden. Wird also eine recht kurze Geschichte.
3, eine Koalition zwischen Dtl und Fr gegen England ist für die nächsten Jahrzehnte ebenfalls sehr unwahrscheinlich
4, die frühen C-Klasse Kreuzer (die sogar langsamer sind, als die PzSchiffe) werden in England sukzessive ersetzt, und auch wenn bei La Plata Langsdorff einige Fehler gemacht hat, hatte er auch Glück, auf die schwächste Jagdgruppe zu stossen, die sogar einen CA weniger vor Ort gehabt hat. England kann sich den Verlust von gleich mehreren Kreuzern leisten, ohne Stützpunkte wird ein beschädigtes PzSchiff aber sowieso nicht repariert werden können.
5, England könnte Dtl zu jedem beliebigen Zeitpunkt totbauen, die Baupause für Schlachtschiffe endet auch in nicht allzuferner Zukunft. Wenn die KGVs nicht genug sind, liegen noch 54 Rohre und sechs Türme 13,5" auf Halde, nicht gerechnet diejenigen auf Centurion und Iron Duke. Und die vier Türme 38cm. Zur Not können diese für preisgünstige Raiderkiller aufgewendet werden.
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1213, Brief von Erzbischof Johan von Meran an Palatin Bánk von Bor-Kalán

Sarkas

#328
@Huszar: ...und damit bist Du meiner Meinung nach völlig auf dem Holzweg.

Die "Fesseln von Versailles" waren bereits effektiv in Genf 1932/33 abgeworfen, als Deutschland als gleichberechtigter Verhandlungspartner anerkannt wurde. Es ging eigentlich nur noch darum, wieviel und wann Deutschland aufrüsten darf. Das Hauptproblem dabei war die sture Haltung der Franzosen.

Die Briten musste man nicht in Verhandlungen zwingen, die waren ohnehin verhandlungsbereit, und das schon 1930 (Lausanne). Man brauchte nur eine sinnvolle Gegenleistung für ihre Zustimmung. Über die 35%-Geschichte konnten die wahrscheinlich ohnehin nur lachen, da haben sie sich selbst bei Hitler keinen Zacken aus der Krone gebrochen.

Die Panzerschiffe aber waren für die Briten sehr wohl ein lohnender Verhandlungsgegenstand. In der Admiralität hat man - mit Verlaub - auf mögliche Alliierte geschissen, die Royal Navy musste so etwas alleine lösen können, aus einer überlegenen Position heraus und nicht durch heroisches Verheizen mehrerer Kreuzer. Und für Hood und die Tin Cans war im Rahmen des Washington-Systems kein passender Ersatz möglich.


@Urs: Du solltest keine Regierung mit wechselnden Mehrheiten unterstellen. Eine Mitte-Rechts-Regierung macht Mitte-Rechts-Politik, nichts anderes.


Tostan

Hallo Huszar,

im allgemeinen stimme ich dir zu, England wird erst zu Verhandlungen bereit sein, wenn Deutschland baut. Aber die Panzerschiffe irritieren GB schon mehr als nur ein bisschen. Denn Kreuzer allein helfen meiner Meinung nach nicht wirklich gegen Panzerschiffe - um auf der sicheren Seite zu sein, braucht man Schlachtkreuzer/schnelle Schlachtschiffe. La Plata zählt meiner Meinung nach nicht wirklich, denn gäbe es einen halbwegs befreundeten Hafen in der Nähe, wäre das Schiff repariert worden.

Die Panzerschiffe waren ein bedeutendes Ärgernis, weil man wesentlich teurere Schlachtschiffe abstellen müsste, solange man selbst durch Washington gefesselt ist. Und daher war GBs Intention weniger, Deutschland was gutes zu tun, sondern es indirekt durch den bilateralen Vertrag in das Washington-System hereinzubringen. Und dieses Vorhaben kann man durch die Weiterführung des PzSchiffprogramms erreichen - spätestens wenn etwas größere Panzerschiffe(15-17k) auf Kiel gelegt werden. In der Realität passiere doch ähnliches. Fraglich ist nur wann das passiert.

Zitat von: Matrose71 am 15 Dezember 2015, 12:48:48
Gerade U-Boote werden auf GB eine nachhaltige Wirkung haben.
U-Boote wären nur ein Signal, dass der VV missachtet wird. Aber keine "nachhaltige Wirkung" im Sinne von "jetzt haben die Briten aber Angst!" - nicht ohne Grund waren U-Boote im Vertrag bis 100%GB erlaubt - auf kosten anderer Tonnage. Ein Zugeständnis das bei keiner anderen Klasse gemacht wurde.

Zitat von: Matrose71 am 15 Dezember 2015, 12:06:42
Übrigens wäre meine Verhandlungsposition, die Tonnagegrenzen von Italien/Frankreich im Washingtoner Vertrag, für Deutschland in solch in einem Vertrag zu erreichen, also noch deutlich mehr als Alex mit seinen 8 Schlachtschiffen und 8 Kreuzern als Vorschlag für Vertragsverhandlungen ab 1936 geschrieben hat!
Wäre auch meine Startposition, von der aber dann Kompromisse abgehen. Denn das wird fast unerreichbar bleiben, solange GB und F noch halbwegs miteinander sprechen. Denn eine mögliche Allianz D+I wäre dann für Frankreich eine üble Bedrohung, zwei gleichstarke Gegner und die eigenen Kräfte müssen gesplittet werden.

Und ein sinnvoller Kompromissvorschlag hinsichtlich der Wirtschaft wären Baustopps bzw. stufenweise Aufrüstung, dass die Parität erst z.B. nach 10 Jahren erreicht wird.

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