Deutsch-Britisches Flottenabkommen 1935 (mal anders)

Begonnen von Sven L., 15 November 2015, 17:51:34

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Urs Heßling

#360
moin,

Zitat von: Tostan am 16 Dezember 2015, 16:54:44
Zitat von: Urs Heßling am 16 Dezember 2015, 15:23:31
c) ein Schlachtschiffbau für das DR (nach einer allerdings erst einige Jahre später bestehenden Erkenntnis) seestrategisch kaum Sinn macht.
Das ist 1935 Glaskugelleserei! So klar war das damals weltweit niemandem, alle haben weiter auf die BB gesetzt.
Es ging mir nur um deutsche Strategie. Es gibt die Scheer'sche post-Skagerrak Erkenntnis, GB sei "mit Schlachtschiffen nicht zu fassen". Die derzeitige (I/33) Situation ist schlechter als die damalige.

Zitat von: Sarkas am 16 Dezember 2015, 17:04:23
Vielleicht kannst Du etwas konkreter beschreiben, was mit "Unterschreiten ist hinnehmbar" gemeint ist.
Konkret sehe ich ein deutsches Angebot, das Panzerschiff "6" nicht oder erst später zu bauen.
Es scheint mir sinnvoll, mit 5 modernen Schiffen zu planen, weil ich damit (zusammen mit einem Versorger à la Westerwald) zumindest im atlantisch/europäischen Bereich, wenn nötig auch weltweit zwei "Stationen" dauernd besetzen kann (Faustformel 2,5 Schiffe für eine Station).
Die Leichten Kreuzer der K-Klasse halte ich aufgrund der schlechten See-Erfahrungen für nicht "stationsfähig".
Die "Multiplizierung" der Zahl der Panzerschiffe durch Einsatz von Troßschiffen halte ich - neben der des Baus der Panzerschiffs überhaupt - für eine der zukunftsweisenden Ideen der RM. Mit dem Bau der eher "harmlosen" Troßschiffe kann ich auf eine wenig "drohende/dröhnende" Weise vielleicht den Druck erzeugen, den Du meinst.

Wenn wir mit dem o.a. "Logikbau" eine annähernde Einigkeit erzielt haben, können wir konkret solche Punkte diskutieren.

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

bodrog

@Sarkas

Zitat
Vielleicht kannst Du etwas konkreter beschreiben, was mit "Unterschreiten ist hinnehmbar" gemeint ist. Praktisch wird es ja so ablaufen, dass sich die Verhandlungen über Monate/Jahre hinziehen, zzgl. diverser Übergangsfristen nach Vertragsabschluss. Die bestehende Flotte (ohnehin zu klein :wink: ) altert währenddessen weiter vor sich hin, Geld für einen langsamen aber beständigen Weiterbau ist aber da. Und (ja, Du bist kein Fan davon) ein wenig Druck auf die andere Seite ist auch nicht verkehrt.

Vielleicht besteht Politik mehr als aus nur Rüstung und Revidierung des VV... man kann ja um zu bestimmten Zielen zu kommen auch drei Umwege gehen!?

Matrose71

Salve,

ZitatWenn wir mit dem o.a. "Logikbau" eine annähernde Einigkeit erzielt haben, können wir konkret solche Punkte diskutieren.

Un so länger ich darüber nachdenke, um so besser gefällt es mir!

Das Reich hätte die Möglichkeit sich finanziell und wirtschaftlich zu erholen und das Miltär hätte ersteinmal (5-10 Jahre, Stichwort UdSSR)) Zeit mit der neuen Technik rumzuspielen (Heeresmotorisierung, Panzer, Selbstfahrlafetten, U-Boote, Versorger, Flottenzerstörer, Marineluftwaffe, Jäger, Bomber, Nachjäger, sämtliche Elektronik etc etc.) und Lerneffekte in Bezug auf ihre ausgearbeiteten Doktrin (Beck, Lutz, Guderian, Dönitz, Raeder, Wever und Wimmer) zu erzielen.

Die Industrie würde sowohl heftige Impulse durch die Rüstung als auch durch zivile Entwicklungen und Export bekommen.

Außerdem dürfte selbst solch eine "eingeschränkte"(Masse)  Rüstung einen haufen Geld kosten, gerade in Bezug auf Entwicklungskosten, insoweit ist dieses "kleinere"Konzept wesentlich eher finanziell tragbar und auch verkraftbar.
Viele Grüße

Carsten

Sarkas

Zitat von: bodrog am 16 Dezember 2015, 17:14:48
Vielleicht besteht Politik mehr als aus nur Rüstung und Revidierung des VV... man kann ja um zu bestimmten Zielen zu kommen auch drei Umwege gehen!?

Das klingt nett - aber wie soll das konkret aussehen?

Als Ausgangslage: Sowohl Großbritannien als auch Frankreich haben um 1932 kein dringendes Interesse, am Status Quo etwas zu ändern. Also wird man verhandeln und verhandeln und verhandeln... Das einzige Druckmittel, das Deutschland zu dem Zeitpunkt hat, sind die Panzerschiffe, alles sonstige Aufrüstungs-Getöse ist unglaubwürdig. Diesen Trumpf würde ich erst hergeben, wenn die Tinte auf einem neuen Vertrag getrocknet ist.


@Urs: Da wir 1932/33 gerade über den Bau des dritten Panzerschiffes reden, ist das sechste Panzerschiff noch weit entfernt. Deshalb kann ich Deinem Vorschlag zustimmen.

bodrog

@Sarkas - man könnte aufgrund Überlegenheit das Rheinland auch ein zweites Mal besetzten... und nun??? Das ist Politik! Das FR dazu nicht willens war steht doch auf einem ganz anderen Blatt wenn man sich mit alternativer Geschichte beschäftigt. Vordergründig ist hier eher, was würde auch im normalen (heißt ohne Postkartenmaler) Politikbetrieb so ablaufen, wie es der Weimarer Republik entspricht und das Ganze auch ohne Herrn Brünings Notkabinett

Sven L.

Hallo Urs,

vorab folgendes: mit "friedlichen Deutschland" wollte ich nur deutlichen machen, dass ich nicht von einem "agressiven Hitler-Deutschland" ausgehen wollte.

Zitat von: Urs Heßling am 16 Dezember 2015, 15:23:31
Der Umbauplan stammt aus der Schleicher-Zeit (auch wenn ggf. schon vorher an ihm gearbeitet wurde), muß also mit einer kritischen Distanz gesehen werden.
Warum mit kritischer Distanz? Siehe meine Antwort #10. Im übrigen mußte die Marine im Anschluß and die Panzerschiff-Debatte 1928 einen Umbauplan dem Reichstag vorlegen, welcher von diesem mit der Auflag "genehmigt" wurde, jährlich nicht mehr als 50 Mio. RM für Schiffsneubauten auszugeben.

Zitat von: Urs Heßling am 16 Dezember 2015, 15:23:31
Es geht doch darum, eine alternative Marinerüstungsplanung logisch stringent zu beginnen und zu entwickeln. Wenn die "Anfangslogik" nicht stimmt, wackelt das Gebäude von vornherein.
Daher biete ich folgende (meine :wink:) Logik an :
1. Das eindeutige politische Hauptziel des DR ist die Aufhebung des VV. Ein vertraglich festgelegtes Unterschreiten der dort vorgegebenen Marine-Rüstungsgrenzen wäre im Rahmen des Erreichens dieses Hauptziels hinnehmbar, wenn nicht eine direkte Bedrohung durch einen Nicht-Signatarstaat wie die SU besteht.
Alles was ich bisher der Literatur dazu entnehmen konnte, hätte die Marineleitung in Form des Reichswehrministers alles nur Denkbare unternommen dies zu verhindern.

Zitat von: Urs Heßling am 16 Dezember 2015, 15:23:31
2. Es gibt keine glaubwürdige Möglichkeit, einen der Signatarstaaten des VV, insbesondere GB, durch eine Androhung oder den Beginn eines intensivierten Schiffbauprogramms zu Verhandlungen zu veranlassen. Der finanzielle Spielraum reicht kaum für ein "Füllen" der Bedingungen des VV mit modernen Schiffen. Abgesehen davon widerspräche ein solches Vorgehen der Vorgabe eines "friedliebenden DR". Der Verhandlungsweg muß daher der der "Konzilianz" sein.
Vielleicht sollten wir "Drohungen" in der Form interpretieren, als das damit Bauten gemeint sind, die England als äußerst unbequem empfand. Das Schiffbauprogramm kann auch nur im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten intensiviert werden. Durch die Aufstockung des Marineetats ab 1933 wäre Spielraum gegeben der u.U. später noch verbessert wird. Und Sarkas hat es schon richtig formuliert, als er schrieb, das kein Zeitrahmen vorgegeben ist.

Zitat von: Urs Heßling am 16 Dezember 2015, 15:23:31
3. Eine Möglichkeit der Aufhebung des VV sähe ich in einem allgemeinen (auch Land und Luftwaffe) Abrüstungsvertrag, in dem das DR die Möglichkeit bekommt, Heer und Luftwaffe zu modernisieren, aber sich auf (auszuhandelnde) glaubwürdige Defensivstärken beschränkt. Mit einem solchen Vertrag wäre zwangsläufig die von Carsten genannte "Westorientierung" verbunden.
Wir sollten uns auch des damaligen Wortlauts annehmen. Also Revision statt Aufhebung. Was meinst du mit Abrüstungsvertrag? Die Genfer Konferenz? Im übrigen hatte die deutsche Delegation in Genf die Anweisung weitestgehend die britischen bzw. amerikanischen Vorschläge zu unterstützen. Ist also nicht neu, sondern damals schon so praktiziert worden.

Zitat von: Urs Heßling am 16 Dezember 2015, 15:23:31
4. Auch unter diesen Einschränkungen bestünde für Heer und Luftwaffe ein großer Nachholbedarf an Investitionen. Der "Reichswehrtopf" kann angesichts weiterer arbeitsplatzschaffender nötiger Investitionen des Reiches im Innern (Autobahnen ?) nicht wesentlich vergrößert werden.
(Kurioserweise bestünde bei einem solchen Vertragswerk für eine "an sich" denkende Leitung der Marine ein Impuls, das Ganze zu torpedieren :-D)
Auch für Heer und Luftwaffe gilt es in moderaten Schritten aufzurüsten und wenn ich mich nicht ganz verlesen habe, wurden ebenfalls für das Reichsheer die Mittel aufgestockt.

Zitat von: Urs Heßling am 16 Dezember 2015, 15:23:31
5. Gleichzeitig bestünde in der RM ein neuer Investitionsbedarf für die hinzugekommenen Felder "Unterseeboote" und "Seeflieger", bei denen (siehe Axel) auch die Logistik ganz neu aufgebaut werden muß.
Du und deine "Seeflieger"  :-D Nenn es doch einfach Marineflieger oder Marineluftwaffe. Als solche wurde sie im Umbauplan doch auch bezeichnet.
Ich denke das die Logistik finanziell durchaus berücksichtigt ist. Sie meine Antwort #14 "Sonstige einmaligen Ausgaben (2)" und "Fordauernde Ausgaben (3)". Dazu kämen mit der Aufstockung nochmals 34 Mio. RM jährlich hinzu,

Zitat von: Urs Heßling am 16 Dezember 2015, 15:23:31
6. Abgesehen von der von Carsten genannten politischen Bedeutung sehe ich keinen sachlichen Grund, eine Parität mit Frankreich zu fordern und durchzusetzen. Frankreich muß zwei vollkommen getrennte Meere abdecken (keine Kriegsschiff schafft es durch den Canal du Midi :-D) und hat überseeische Gebiete am Mittelmeer, in der Karibik und im Indischen Ozean. Eine "Parität" wäre gleichbedeutend mit einer deutschen Überlegenheit im nordeuropäischen Küstenbereich bzw. im Atlantik.
Aus diesem Grunde habe ich Parität mit Frankreich bereits mal definiert: Nur auf Neubauten NACH 1921!

Zitat von: Urs Heßling am 16 Dezember 2015, 15:23:31
7. Bei den zur Zeit bestehenden Schiffszahlen besteht ein Defizit in der Zahl der Geleitfahrzeuge gegenüber der der großen Einheiten (zur Zeit: 1:1)
Da Stimm ich dir vollkommen zu. Die Zahlen entsprechend des englischen Angebots von 1935 wären in etwa mit dem aufgestockten Marinebudget  zu erreichen.

Zitat von: Urs Heßling am 16 Dezember 2015, 15:23:31
8. und letzter Punkt: Unter diesen Rahmenbedingungen wäre konkret zu entscheiden, mit welchen Prioritäten ein Schiffbauprogramm weitergeführt wird. Konkret heißt: sind 6 moderne Panzerschiffe ein "Minumum", könnte ihre Zahl noch reduziert werden oder reichen diese (für was, genau ?) nicht aus ?
In dem Umbauplan ist nur von der Indiensthaltung gesprochen. Das bedeutet nicht zwangsläufig das es sich um 6 neue Panzerschiffe handelt. Dies kann auch heißen 4 neue Panzerschiffe und 2 ältere usw.

Zitat von: Urs Heßling am 16 Dezember 2015, 15:23:31
Abschließend: ich plädiere für einen (vorläufigen (s.o.) Verzicht auf den Schlachtschiffbau, weil dies
a) ein eindeutiges, glaubwürdiges und global sichtbares Signal des "friedlichen" DR ist,
b) der Schlachtschiffbau zu dieser Zeit angesichts der Luftrüstung bereits an Glaubwürdigkeit verliert
c) ein Schlachtschiffbau für das DR (nach einer allerdings erst einige Jahre später bestehenden Erkenntnis) seestrategisch kaum Sinn macht.
a) das "friedlich" habe ich oben schon erklärt. Ist alsoo relativ zu sehen  8-)
b) Wir reden von 1932/33. Da waren wir noch nicht soweit.
c) Zustimmung! Darum halte ich auch nichts von BB. Ich kann mich nur nicht zwischen 17.500 t und 26.000 t PzS entscheiden. Erstere wären für England ein weiterer Horror und letztere D&S überlegen.

Gesamtantwort: Verzicht auf Schlachtschiffbau JA, Verzicht auf Panzerschiffbau: NEIN  :-D
Grüße vom Oberschlickrutscher
Sven


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Solange man seinen Gegner nicht bezwungen hat, läuft man Gefahr, selbst bezwungen zu werden.
Clausewitz - Vom Kriege

Huszar

Hallo, Carsten,

Aus meiner Sicht sieht die Sache so aus (Ende 1932, für die nächsten gut 5-6 Jahre):

1, Das Ziel ist klar die Revidierung des VV. Einige Jahre Erfharungen hat man inzwischen, dass eine solche Revidierung durch Verhandlungen nicht zu lösen ist. So lange die Siegerländer aus einer Position der Stärke auf Dtl herabblicken können - und die Trittbrettfahrer im Osten (Polen, Tschechien, Jugoland, Rumänien) mit in der Front sind - werden sie auch keinen Grund haben, zu verhandeln und Zugeständnisse zu machen.

2, Dtl hat für absehbare Zeit (im Gegensatz zur Realität) kein Geld, um mehr, als eine schrittweise Unterwanderung des VVs zu erreichen. Selbst unsere Bauplanung hat die Vorbedingung, dass jährlich gut 30mi RM mehr für den eigentlichen Schiffbau zV gestellt wird, und bedeutet somit das absolute Maximum, was noch gemacht werden kann. Bei der Armee und der LW wird die Situation ähnlich sein.
Da eine solche Unterwanderung nicht so offen und verstärkt geführt werden könnte, wie in Realität (und auch die Propaganda die reale Stärke nicht multipilzieren würde!), kann es durchaus möglich sein, dass der VV de facto ausser Kraft gesetzt wird, ohne, dass die Siegermächte diesen Umstand de jure anerkennen würde. Sprich: Dtl wäre eigentlich an den VV gebunden, doch würde man über "illegale" Divisionen, Fliegerstaffeln, Schiffe, usw verfügen. Etwa Mitte der 40er.

3, Wenn es zu irgendwelchen Verhandlungen kommt, wäre eine de jure Unterschreitung des VVs für die Geltungsdauer mM nicht zu verkaufen. Jeder solche Schritt würde nur Munition für eine zweite Dolchstosslegende liefern. Eine Verschiebung bei gewissen Einheiten (in erster Linie BB) wäre allerdings ohne weitere möglich, da einerseits die Finanzen für den Bau höchstwahrscheinlich nicht zV stehen würden, andererseits auch keine Pläne für sowas geben würde, und zu letzt, bis es zu verhandlungen kommen könnte (also frühestens Herbst 1936, wahrscheinlich sogar später), die anderen Mächte auch BBs bauen dürften. Die Entwicklungen müssten also so oder so abgewartet werden. Angenommen, zu diesem Zeitpunkt gibt es noch offene BB-Tonnage.
Der Wert der Fliegerträger und der Fliegerei an sich war 1933 bei Weitem nicht absehbar, auch mit einem 2wk dauerte es bis etwa 1942-1943, bis die Schlachtschiffe zu reinen Geleitschiffe für die Fliegerträger wurden. Aus sich der Mitte-30er wäre somit viel wahrscheinlicher, dass auf Fliegerträger verzichtet wird, als auf BBs.

5, Da mit den vorhandenen Finanzen kein verstärkter Aufbau der RM möglich wäre, und zwar oberhalb der VV-Grenzen, halte ich es für sehr wahrscheinlich, dass zuerst solche Schiffe gebaut worden wären, die im VV erlaubt, oder zumindest nicht verboten waren. Beim vorhandenen Material gibt es praktisch an jeder Ecke eine Baustelle! Also: zuerst Kreuzer (nach N noch 2), BB (noch 5), S-Boote (insg. 12+4), R-Boote (unbegrenzt), M-Boote (unbegrenzt), Schulschiffe und "Schulschiffe", Tender und "Tender" bauen (wenn auch nicht haargenau nach VV-Vorgaben), und nachdem die erlaubte Menge fertig ist, weiter vorstossen. In dieser Zeit auch einige Flottenversorger mit einschieben - fragt sich, was die noch kosten würden!

Interessant - und aus Sicht von Ende 1932/Anfang 33 nicht voraussehbar! - wird es ab 1935 mit dem Äthiopienkrieg (was doch einiges politisch durcheinander gebracht hat!) und 1936 mit dem spanischen Bürgerkrieg und dem Torso-London II. Ob ohne klare deutsche Aufrüstung Frankreich nicht vielleicht doch an diesem Vertrag beteiligen würde?

Unterm Strich halte ich es durchaus für möglich, dass wir schon 1940 hätten, und es zu keinem Flottenvertrag gekommen wäre, dafür die dt. Aufrüstung wenn auch nicht unbemerkt, doch tolleriert worden wäre. (de jure: nein, de facto: ja).

Zu den einzelnen Kategorien:
so lange sich England an die Vorgaben von Washington und London I+II hält, würden in einem eventuellen Vertrag auch diese Kategorien und Grenzen angewendet werden. Zu einem dt-engl Vertrag würde es nur dann kommen, wenn für England die deutschen Sonderbauten nicht mehr annehmbar sein würden. Ein Vertrag würde also aus englischer Sicht zum Ziel haben, diese Sonderbauten einzudämmen. DAS wäre der Preis, den Dtl für eine de jure Anerkennung zu zahlen hätte!
Reginam occidere nolite timere bonum est si omnes consentiunt ego non contradico
1213, Brief von Erzbischof Johan von Meran an Palatin Bánk von Bor-Kalán

Matrose71

Salve,

Zitatc) Zustimmung! Darum halte ich auch nichts von BB. Ich kann mich nur nicht zwischen 17.500 t und 26.000 t PzS entscheiden. Erstere wären für England ein weiterer Horror und letztere D&S überlegen.

zum 100. mal, bezogen auf die Washingtoner Verträge und exklusive Flugzeugträger, gibt es rein gar keine Aufgabe, was ein Schiff zwischen 15000ts -35000ts Standard Verdrängung vom Einsatzprofil und einer Kosten Nutzen Rechnung rechtfertigt, absolut nichts..

Jedes Panzerschiff reicht mit 15000ts aus, um seinem Einsatzprofil gerecht zu werden und sogar Kreuzerverbänden überlegen zu sein. Alles darüber bis 35000ts ist verschwendetes Geld, weil es nichts besser kann, was die Kosten rechtfertigen würde und gegen Schlachtschiffe nicht anstinken kann. Es wären reine Verlegenheitsbauten ohne Kosten Nutzen Faktor.
Viele Grüße

Carsten

Huszar

Kleiner Nachtrag:
um eine wirklich aussagekräftige Flottenplanung zu bekommen, müssten wir festlegen, wie viel Geld pro Jahr für Neubauten zV bekommen. Müssen wir uns mit dem Budget von 1933 (=76mi RM) begnügen, oder dürfen wir ab 1934 mehr aufwenden? Falls wir mehr aufwenden dürfen, besteht die Grenze bei 90, 100, 110mi RM?

ZitatJedes Panzerschiff reicht mit 15000ts aus, um seinem Einsatzprofil gerecht zu werden und sogar Kreuzerverbänden überlegen zu sein. Alles darüber bis 35000ts ist verschwendetes Geld, weil es nichts besser kann, was die Kosten rechtfertigen würde und gegen Schlachtschiffe nicht anstinken kann. Es wären reine Verlegenheitsbauten ohne Kosten Nutzen Faktor.
Jein. Die Obergrenze würde ich nicht zwingend bei 35k ziehen, aber grundsätzliche Zustimmung.

(Es kann zB jemand auf die Idee kommen, ein 20k-Panzerschiff mit einem Fliegerträger zu kreuzen - Verweis auf unser allererstes Gemeinschaftsprojekt, obwohl die Sache aus gut 10 Jahren Entfernung wahrscheinlich neu diskutiert und berechnet werden müsste  :-D)
Reginam occidere nolite timere bonum est si omnes consentiunt ego non contradico
1213, Brief von Erzbischof Johan von Meran an Palatin Bánk von Bor-Kalán

Urs Heßling

moin, Sven,

ich habe Dich dann doch mißverstanden :| 

Aus meiner Sicht sieht es so aus:
Deine Ausgangslage ist die Fortsetzung einer Weimarer Republik, in der AH nicht an die Macht kommt, aber in der die Reichswehr in Fortsetzung Seeckt'scher Haltung eigene Wehrpolitik macht und bereit wäre und bereits plant, gegen die ehemaligen Gegner GB und F eine neue kriegerische Auseinandersetzung zu führen und sich dafür eine gute Ausgangsposition zu verschaffen.

Meine Lage (ich bin halt Optimist und Idealist) ist ein DR, indem nach Überwindung der Krise eine neue Politik tatsächlich versucht, zu einer Aussöhnung mit den ehemaligen Gegnern zu kommen.

Deine Ausgangslage ist aus historischer Sicht sicher wahrscheinlicher, läßt aber gegenüber dem tatsächlichen Geschehen wohl weniger Spielraum zu. Die Diskussion der Entscheidung für 10.000 - 17.000 - 26.000 - 35.000 t-Schiffe hatten wir, meiner Erinnerung nach, schon ein- oder zweimal.

Mein "Logikbau" ist nicht so wahrscheinlich, das räume ich ein, läßt aber, meiner Meinung nach, für eine Gestaltung einer deutschen Flotte, unter den technischen Bedingungen von 1933, mehr Raum für "Kreativität" ohne den Zwang der "Konkurrenzrüstung."

Da dies Dein Thread ist, werde ich mich also erst einmal etwas zurückhalten und sehen, wie es mit Deiner Ausgangslage weitergeht.

Gruß, Urs

"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

Huszar

ZitatAus meiner Sicht sieht es so aus:
Deine Ausgangslage ist die Fortsetzung einer Weimarer Republik, in der AH nicht an die Macht kommt, aber in der die Reichswehr in Fortsetzung Seeckt'scher Haltung eigene Wehrpolitik macht und bereit wäre und bereits plant, gegen die ehemaligen Gegner GB und F eine neue kriegerische Auseinandersetzung zu führen und sich dafür eine gute Ausgangsposition zu verschaffen

wie ich schon auf Seite 8 geschrieben habe, funktioniert das nicht. Das beste aus zwei Welten wollen. Ohne Hitler wird man nicht genug Geld haben, um die verstärkte Aufrüstung zu finanzieren. Forderungen der Militärs gegen Blockade des Parlaments wird fürher oder später zu folgenden Ergebnissen führen:
a, Militärische Führung wird kassiert oder tritt aus eigenem Entschluss zurück, neue Führung kommt, die der Regierung/dem Parlament hörig ist. Kein weitere verstärkter Aufbau, eher zurückschrauben.
b, militarische Führung hat genug, macht selbst einen Putsch, oder verhilft Hitler an die Macht. Verstärkter Aufbau, wie in Realität, aber ohne eine ansatzweise demokratische Legitimierung von der neuen REgierung. Dann c./d,
c, Regierung/Parlament gibt klein bei, macht die Finanzen locker, aber ohne die Machtbasis von Hitler. SPD/KPD/sonstwert rufen zu Streiks auf, Rüstung kommt zum Erliegen, und dann a, oder b,
d, F und GB werden irgendwie verärgert, ziehen die Handbremse und/oder marschieren ein, und/oder a-c
e, a-d  :-P
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1213, Brief von Erzbischof Johan von Meran an Palatin Bánk von Bor-Kalán

Matrose71

Salve Urs,

wie soll ich das formulieren;
Es gab ja auch durchaus vernünftige Leute in der Reichswehr, siehe Hammerstein-Equord, Ludwig Beck und seine Gruppe oder Walther Wever, die könnten durch die angesprochenen starken Politiker Persöhnlichkeiten, durchaus überzeugt werden. Gerade Hammerstein-Equord und Beck dürften da mehr oder minder mit deinen Zielen auf einer Linie sein.
Auch glaube ich durchaus, dass solche Männer zu Kompromissen bereit wären (parlamentarische Kontrolle).

Wenn die Demokratischen Parteien Führung zeigen und vor allen dingen die SPD ohne die linken Schreier, auf dauer eingebunden werden kann, glaube ich auch dass ein Offziers korps von vernünftigen Offizieren (wie angesprochen) geführt, einer demokratischen Regierung folgen würde.

Es gab ja in der Reichswehr nicht nur Revanchisten, Reaktionäre und Idioten!
Viele Grüße

Carsten

Urs Heßling

moin,
Ja. Das war ein Pfeiler meines Gedankengebäudes :O/Y .. mit der Einschränkung "ja, wenn ..."  :|

Aber jetzt warte ich erst einmal ab, wie es weitergeht.  8-)

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

Indy

ZitatInteressant - und aus Sicht von Ende 1932/Anfang 33 nicht voraussehbar! - wird es ab 1935 mit dem Äthiopienkrieg (was doch einiges politisch durcheinander gebracht hat!) und 1936 mit dem spanischen Bürgerkrieg und dem Torso-London II. Ob ohne klare deutsche Aufrüstung Frankreich nicht vielleicht doch an diesem Vertrag beteiligen würde?

Da fehlt noch die aggressive Außenpolitik Japans ggü. China, bzw. der dann zu erwartende Krieg, wenn China nicht klein bei gibt.
Deutschland hatte intensive Beziehungen zu China, sowohl wirtschaftlich wie militärisch.
Mangels Perspektive Richtung "Lebensraum in Osten" wäre nach 1933 sogar zu erwarten, dass die Beziehungen Richtung China weiter ausgebaut werden.
D.h. das DR müsste spätestens ab 1937 auch gegen Japan rüsten, dass einen oder sogar den wichtigsten Außenhandelspartner militärisch bedroht.

Sarkas

Die Politik bis 1932 wurde auch nicht ausschließlich von Militaristen gestaltet. Eine Fortschreibung dieser Politik als Mischung politischer Verhandlungen und einer moderaten Rüstung (im Rahmen des VV plus ein paar Überschreitungen) erscheint mir plausibel und als Grundlage für diesen Thread durchaus geeignet.

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