Kapitän zur See Günther Paschen

Begonnen von bettika61, 02 Oktober 2016, 12:57:12

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bettika61

ZitatGünther Paschen, 1880 in Berlin geboren, entstammte einer Familie mit einer besonders ausgeprägten Affinität zur Marine: Sein Vater war Vizeadmiral und Chef der Marinestation der Ostsee, seine Mutter Tochter eines königlich-preußischen Konteradmirals. So lag es nahe, dass auch Sohn Günther diesen Weg einschlug. 1898 trat er der kaiserlichen Marine bei, 1908 wurde er zum Kapitänleutnant ernannt. Als Artillerieoffizier des Schlachtkreuzers "Lützow" nahm er während des Ersten Weltkrieges an der Skagerrak-Schlacht teil. Unter seinem Kommando standen Operationen in der Nord- und Ostsee. Verschiedene Auszeichnungen wurden ihm verliehen, darunter das Eiserne Kreuz 1. Klasse.
1926 begann er seine Tätigkeit als Lehrer an der Marineschule in Mürwik...
Nach zehn Dienstjahren an der Schule wurde er 1936 aus der Kriegsmarine in den vorzeitigen Ruhestand verabschiedet...
Paschen war mit einer Engländerin verheiratet, sprach ein perfektes Oxford-Englisch und versorgte sich mit Zeitungslektüre aus London. Er verurteilte scharf den Krieg gegen England und die antijüdische Politik Hitler-Deutschlands. Gegenüber zwei Besuchern aus Dänemark äußerte er 1943 unverblümte Kritik am NS-Regime.

Paschen wurde denunziert. Gestapo und Justiz sahen in den Äußerungen den Straftatbestand der "Wehrkraftzersetzung". Das Ehepaar Paschen wurde festgenommen - er kam ins Untersuchungsgefängnis Moabit nach Berlin, sie wurde in "Sippenhaft" genommen. Am 18.Oktober 1943 fand die Verhandlung gegen Paschen statt, die von Roland Freisler, dem fanatischen Präsidenten des Volksgerichts, geleitet wurde. Die Sitzung endete mit dem Todesurteil: "Wir alle (...) wollen mit Recht mit einem solchen ehrlosen Verräter nichts mehr zu tun haben." Paschen lehnte es ab, Hitler um Gnade zu bitten. Am 8.November 1943 wurde er im Zuchthaus Brandenburg-Görden durch das Beil hingerichtet. Seine Frau Hilda Paschen kehrte Anfang Dezember 1943 als Witwe nach Flensburg zurück. Die letzte Bitte ihres Mannes, seine Leiche in Flensburg bestatten zu lassen, konnte sie nicht erfüllen: Der Leichnam wurde - entgegen den damaligen gesetzlichen Bestimmungen - kurz nach der Hinrichtung eingeäschert und die Urne auf dem Friedhof von Brandenburg beigesetzt. Hilde Paschen ließ in Erinnerung an ihren Mann auf dem Mühlenfriedhof eine Gedenktafel errichten, auf der zu lesen war: "In ever loving memory of Günther Joachim Friedrich Paschen, murdered Nov. 8th 1943 by the Gestapo."
http://www.shz.de/lokales/flensburger-tageblatt/ich-ging-ohne-furcht-in-den-tod-id108798.html
Paschen versuchte sich am Tag vor der Hauptverhandlung das Leben zu nehmen , was aber misslang.
Der Schauprozeß vor dem Volksgerichtshof unter Vorsitz von Freisler fand  vor 800 ausgesuchten Marinekadetten statt.
Verantwortliche für das Urteil wurden nicht zur Rechenschaft gezogen

Gibt es noch weitere Informationen zur Marinelaufbahn von Paschen?
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

Urs Heßling

"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

ufo

Tja, wohl auch ein wenig ein Einblick wie schwer der Deutschen Marine der Umgang mit ihrer eigenen Geschichte fiel ... im Crewbuch der Crew 1898 von 1951 schreiben seine Crewkameraden ihm lediglich:

Paschen, Günther, Fregattenkapitaen a.D.
geb. 29.8.80, gest. 8.11.43
Zwei Mal verheiratet, aus der ersten Ehe eine Tochter.
War einige Jahre Leher an der Marineschule Flensburg-Mürwik.

Da hab ich auch schon würdigere / würdigendere Eintrage in Crewbüchern gesehen für Crewkameraden, die mit dem Naziregime aneinander geraten sind.

Ufo 

Urs Heßling

"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

bettika61

aus der  Flensburger Heimatzeitung 1958 , einem Organ der dänischen Minderheit
ZitatZu der Zeit als die Flensburger Marinekameradschaft den Großadmiral Raeder a.D. zu ihrem Ehrenmitglied machte ,starb in Flensburg eine Frau Paschen...
Großadmiral Raeder ein Schulfreund Paschens, mit Ihm durch lange Jahre verbunden, weigerte sich etwas für seinen Freund und Kameraden zu unternehmen...
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

bettika61

Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

Urs Heßling

moin, Beate,

Zitat von: bettika61 am 02 Oktober 2016, 13:49:20
ich dachte mehr an Laufbahndaten, wie sie in die Crewliste kommen
1899 Kadett auf SMS Moltke
1905/06 OLtzS auf LS Kaiser Friedrich III
1909 KptLt und AO auf KPzSch Frithjof
1910 KptLt auf LS Braunschweig
1914 KL und LehrOffz auf LS Wettin (als Artillerieschulschiff eingesetzt)

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

Aus Urs' Verweisen:

Zitat von: Urs Heßling am 02 Oktober 2016, 13:11:40Ja, hier im FMA, .. die Funktion "Suche" benutzen :wink:

http://www.forum-marinearchiv.de/smf/index.php/topic,20293.msg228399.html#msg228399

http://www.forum-marinearchiv.de/smf/index.php/topic,24032.msg271095.html#msg271095

Ich stelle das mal hier ein, da es hier wohl besser zum Thema des Threads paßt, als bei dem Wochenendrätsel-Thread vom Mai 2015:

Zitat von: Urs Heßling am 17 Mai 2015, 21:45:29
moin, Thommy,

Zitat von: thommy_l am 17 Mai 2015, 20:27:27
34. Einer der besten Experten wählte die falschen Waffen für die Schlacht.

Günther Paschen. Artillerieoffizier der Lützow.

Feuerte eine Stunde lang mit Sprenggranaten anstelle Panzersprenggranaten. Das hat sehr wahrscheinlich HMS Lion gerettet. Paschen war ein ausgezeichneter, möglicherweise der beste, Artillerieoffizier.
Volltreffer top :MG:

Laut diesem Vortrag (der m.E. nicht an allen Stellen Zustimmung verdient) von Prof. Andrew Lambert sei die Lion dadurch gerettet worden, daß bei ihr im Gegensatz zu dem Schwesterschiff Queen Mary und den anderen britischen Schlachtkreuzern »the safety interlogs which prevented flash and explosions in the working turret going down the magazine had (not) been removed in interest of rapid fire. This was the responsibility of the Admiral commanding and the squadron gunnery officer, his flag captain, Captain Sir Alfred Chatfield. These are the two men that attempted to obscure what had happened at Jutland, because they were responsible for the death of 3000 men.«

https://www.youtube.com/watch?v=l427CERpUgU  (ab ca. Min. 24:50)

Siehe auch hier:  https://www.youtube.com/watch?v=0FQHaP16YuE  (ab ca. Min. 26:45)

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