Leichter Kreuzer Leipzig

Begonnen von Arche, 10 Februar 2017, 17:59:26

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Arche

Hallo zusammen,

ich habe gerade noch mal das Urteil gegen Heinrich Spörel und Felix Hahn gelesen. Spörel war Kommandant der Leipzig und Hahn I.O. Beiden wurde die Schuld an die Kollision mit der Prinz Eugen gegeben und sie wurden 3 Jahre Festungshaft verurteilt. Hahn ist dann beim Untergang derr Goya gefallen. Gehörte er zu den Verwundeten auf dem Schiff? Oder wie ist er auf die Goya gelangt?
Was ist aus Heinrich Spörel geworden? Weiß da jemand etwas?

Der dritte Angeklagte Johannes Geissler wurde freigesprochen. Laut Crewliste war er aber im Oktober 1944 auf der Nordland. Der Eintrag ist also wohl nicht korrekt?

Danke!

Heinz-Jürgen

cocacabanabas

Weshalb wurde den beiden die Schuld an der Kollision zugesprochen?

Arche

Mehrfaches Fehlverhalten bei der Schiffsfuehrung z.B. bei der 300m minengeraeumten Passage ohne Licht und auf der falschen Seite gefahren zu sein

Urs Heßling

moin,

Zitat von: Arche am 10 Februar 2017, 20:16:00
Mehrfaches Fehlverhalten bei der Schiffsfuehrung z.B. bei der 300m minengeraeumten Passage ohne Licht und auf der falschen Seite gefahren zu sein
wobei ich mich zu erinnern meine (Quelle ist das F.O.Busch-Buch "Prinz Eugen"), daß die Leipzig zum Zeitpunkt der Kollision ohne Fahrt trieb, weil es Probleme beim Umschalten der Antriebsanlage gab.

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

Arche

Ich muß noch erwähnen, dass das OKM die Urteile jeweils auf 2 Monate und 3 Monate Festungshaft reduzierte. Beide haben die Festungshaft in Küstrin angetreten.
(Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Küstrin am 25. Januar 1945 wieder zur Festung erklärt, um den Vormarsch der Roten Armee auf Berlin aufzuhalten. Zum Abschluss ihrer Weichsel-Oder-Operation erreichten sowjetische Truppen Anfang Februar 1945 die Oder bei Küstrin und bildeten auf dem westlichen Ufer Brückenköpfe. In den Kämpfen um die Stadt, die dabei nahezu vollständig vernichtet wurde, war die Festung der Brennpunkt, der erst Ende März 1945 fiel. Der Brückenkopf bei Küstrin wurde am 16. April 1945 zum wichtigsten Ausgangspunkt der sowjetischen Armee in der Offensive auf Berlin

Hahn ist mit der Goya untergangen. Das Schicksal von Spörel ist mir nicht bekannt.

Anmerkung zu Urs

Das Gericht berücksichtigte bei Spörel familäre Belastungen. Bei Hahn wurden eine dienstliche Überforderung festgestellt. Er wird als I.O. bezeichnet. Ist Informationsoffizier richtig? Welche Aufgaben hatte er dann?

Schöne Grüße

Heinz-Jürgen

Archer

Zitat von: Arche am 11 Februar 2017, 15:21:27

Bei Hahn wurden eine dienstliche Überforderung festgestellt. Er wird als I.O. bezeichnet. Ist Informationsoffizier richtig? Welche Aufgaben hatte er dann?


I.O. - Erster Offizier würde mehr Sinn machen

Urs Heßling

moin,

Hauptaufgaben des I.O.
- Gestaltung, Regelung und Leitung des Dienstes an Bord (mit tlw. Ausnahme der Schiffstechnik)
- Ständiger Vertreter des Kommandanten
- Disziplinarvorgesetzter der Besatzung (der Kommandant ist dann der "nächsthöhere" Disziplinarvorgesetzte mit höherer Strafkompetenz)

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

bettika61

ZitatWas ist aus Heinrich Spörel geworden? Weiß da jemand etwas?
Hallo Heinz-Jürgen
lt Axis history http://www.axishistory.com/axis-nations/6282-kommandant-westlofoten
ZitatKommandant Westlofoten
Kapitän zur See Heinrich Spörel (00 Dec 1944-00 May 1945)

Mich würde seine Verwendung vor der "Leipzig" interessieren,
http://www.forum-marinearchiv.de/smf/index.php/topic,2796.msg251319.html#msg251319 #18
In welcher Funktion war er auf 03 1944 auf Dienstreise?
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

Urs Heßling

moin, Beate,

Spörel, Heinrich
5/38 - 4/42  Schlachtschiff Gneisenau, Flak-AO
5/42 - 3/43  Leichter Kreuzer Köln, I.O.
4/43 - 8/44  OKM / 1. Skl, Referent und Gruppenleiter, dabei Bef. Kpt.z.S. 01.12.43
Quelle: Lohmann-Hildebrandt

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

Arche

Hallo,

danke an Beate und Urs.

Für mich ist es schon interssant, dass anscheind die Festungshaft von wem auch immer ausgesetzt wurde. Anders ist die Kommandierung von Spörel zum Kommandanten Westlofoten wohl nicht zu erklären. Festungshaft ist ja schon eine milde Art des Freiheitsentzuges und wurde nur bei höheren Diensträngen angewendet. Vermutlich war Kriegslage so schwierig, dass eine Verlegung nach Küstrin nicht mehr möglich war.

Schöne Grüße

Heinz-Jürgen

bettika61

Hallo Urs,
danke  :MG: für die Suche bei Lohmann-Hildebrand,
die mich auch durch PN erreichte  :MZ:
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

Gisela

Mit Interesse habe ich die bisherigen Beiträge gelesen und möchte gerne auf eine Frage antworten; i.e.:

  "Was ist aus Heinrich Spörel (HS)geworden ?"

Ich bin die 1936 geborene älteste Tochter von HS; Meine Name ist Gisela.

Am Unfalltag kam mein Vater selbst infolge diverser Bombenalarme(auf der Rückreise aus einem Sonderurlaub vom Wochenbett seiner Ehefrau) erst verspätet an Bord.
Richtig ist, das mein Vater infolge der Kollision des von ihm befehligten leichten Kreuzers Leipzig mit der Prinz Eugen zu Festungshaft in Küstrin verurteilt wurde; die Schuldfrage hingegen wurde nach meiner Erinnerung nie abschließend geklärt. Das schnelle Urteil erklärte sich i.w. auch aus den Nachwirkungen des Attentates vom 20. Juli 1944.

Vor dem Hintergrund der sich rasch Küstrin nähernden roten Armee, wurde die Festungshaft vorzeitig unterbrochen (...später auch nicht wieder aufgenommen) und meinem Vater wurde so Gelegenheit gegeben, zu uns nach Puschwitz (Torgau) zu kommen und uns auf die Flucht nach
Westen einzustimmen und vorzubereiten, Er selbst musste dann zügig auf die Lofoten, um dort im Februar 1945 die Stelle als Festungskommandant zu übernehmen. In Puschwitz hatte ich meinen Vater das letzte Mal vor der Kapitulation gesehen.

Mein Vater kam von den Lofoten dann nach Großbritannien in Gefangenschaft; bei Newcastel in das sog. Camp 18 (Holt Whistle = Camp für Offiziere). Dort bekam er eine Ausbildung zum Volkschullehrer, die er auch erfolgreich abschloss.
Im August 1947 wurde mein Vater nach Deutschland entlassen und kam nach Oldenburg. Der damalige Ministerpräsident, Hinrich- Wilhelm Kopf hat allerdings verhindert, dass ehemalige, höhere Offiziere der Wehrmacht in den Schuldienst eintreten konnten.
Entsprechend musste mein Vater mit Gelegenheitsarbeiten für das Auskommen unserer Familie sorgen; i,.e. : Nachhilfestunden erteilen, Kohle schleppen, temporäre Anstellung beim Landesjugendamt...
1952 wurde mein Vater Geschäftsführer bei Landesverbnd des Deutschen Roten Kreuzes in Oldenburg.
Bis zu seiner Pensionierung übernahm er später die Verantwortung/ Leitung der Katastrophendienste für Aurich, Oldenburg und Osnabrück.
Verstorben ist er am 10. Dezember 1981 in Oldenburg.

Gerne beantworte ich weitere Fragen.

P.S.: Ich bin Mitglied der MOV/ Marine Offiziers Vereinigung


kalli

Hallo Giesela,
vielen Dank für Deine Informationen. Vielleicht ist der Erlebnisbericht von Gert Schubert ,,454 Tage in der Kriegsmarine" hier im HMA von Interesse. Er schildert darin sehr anschaulich u.a. das Bordleben und die Ereignisse an Bord der Leipzig (z.B. das Ramming) aus eigenem Erleben.
https://historisches-marinearchiv.de/ablage/dateien/Buch_Schubert.pdf

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