Neuigkeiten:

Wir trauern um unseren geschätzten Kameraden und Moderator SPEE. Das FMA-Team

Hauptmenü

Mit dem Motorschiff NYMPHE 103,6 ts, auf Mun-suche Nordsee Mitte 1955. Fragen

Begonnen von Deichkind, 18 April 2023, 09:52:03

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Deichkind

Hallo zusammen,
konnte vor kurzem ein Seefahrtsbuch als "Beifang" erstehen. Es enthält Einträge  für einen Seemann in der Maschine, der zwischen dem 01.10.1955 und 28.02. 1956 zweimal für mehrere Wochen auf dem Motorschiff NYMPHE aus WHV, 103,6 BRT, Reeder Fritz John, unterwegs war. Das interessante für mich: Als Zweck der Reise wird in beiden Fällen "Munitions-Bergung" angegeben.
Aufgrund der Größe konnte ich das Schiff(chen) bisher nicht in Listen finden. Kann jamand was zu dem Schiff oder zum Reeder Fritz John sagen?
Bis wann wurde denn in der Nordsee noch Munition geräumt? Interessant, dass dafür zivile Schiffe eingesetzt wurde.
Danke!
Deichkind

HJH

Nymphe (DGYS)
Nicht 103,6 BRT sondern 103,6 Bruttokubikmeter = 37 BRT, 14 NRT
18,20 x 5,54 x 2,06 m
erbaut 1880 in Elmshorn
100 PS

Deichkind

Spitze,
vielen Dank für Korrektur und Ergänzungen. Also damals schon ein alter, kleiner Kahn. Entspricht das in der Größe einem kleinen Fischkutter? Interessant, dass man mit so einem vergleichsweise kleinem Fahrzeug auf Munitionsbergung ging. Vielleicht wegen des geringen Tiefgangs im Watt?
Mit besten Grüßen!
Deichkind

HJH

Klassifiziert war NYMPHE als Fischkutter.
Granaten zu fischen war auf Grund von Buntmetallen lohnenswert. Aber das Entfernen des Sprengstoffes wird nicht ganz ohne gewesen sein. Mehr weiß ich da aber auch nicht.

Deichkind

Viellen Dank für die Klassifizierung als Fischkutter. Jetzt habe ich eine Vorstellung vom Aussehen, wenn es sich um die traditionelle Fortm der Nordsee-Kutter handelt.
Schönen Tag!
Deichkind

bettika61

Hallo,
Die Munitionsfischerei begann gleich nach der Versenkung der Munition im Meer nach dem 2.WK .
Die Alliierten hatten den Wert der darin enthaltenen Metalle und Sprengstoffe erkannt.
Es entstanden grosse Munitionzerlegebetriebe, u.a. in  Wilhelmshaven Kaus & Steinhausen 1952 auf dem Heppenser Groden.
Teilweise die gleichen Fischerboote die vorher noch die Munition im Auftrag der Alliierten versenkt hatte, verdiente nun ihr Geld mit der Munitionsfischerei.
ZitatNach der Versenkung wurden beträchtliche Men­gen wieder aus dem Meer geholt und vernichtet. Während Fischer bis 1952 eine nicht quantifizier­bare Menge bargen, führten in den Folgejahren bis 1958 Entsorgungsfirmen die Bergung und Verschrottung von schätzungsweise insgesamt 250.000 Tonnen vormals versenkter Munition durch.
https://www.umwelt.niedersachsen.de/startseite/themen/wasser/meer_kuste/munition_im_meer/-103799.html
Nachzulesen bei "Munition im Fischernetz" von Rapsch/Fischer
Mehr bei  https://www.forum-marinearchiv.de/smf/index.php/topic,18301.0.html  :-D


Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

Deichkind


t-geronimo

Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

Forum MarineArchiv / Historisches MarineArchiv

bettika61

Hallo,
das Thema Munitionsversenkung und Munitionsfischerei in der Nordsee stand bisher nicht so im Fokus, obwohl es mengenmässig am bedeutendsten  war. Die Recherchen dazu sind bisher dürftig.
Der Stand 2011 bei Munition im Meer, der sich seitdem nicht verbessert hat:
https://www.schleswig-holstein.de/uxo/DE/Berichte/PDF/Berichte/anhang_10200.html?nn=2ab9a364-8dc1-47cb-9e8e-a38d35ca0fef
Daraus das größte Versenkungsgebiet NSE02L Jade, Hooksielplate
ZitatGeografische Lage
 MVG NSE02L | 53,66 °N; 8,14 °E (WGS84) | ~ 960 ha.

Am nordöstlichen Rand des Jadefahrwassers, nur rund 2 Seemeilen querab von dem Dorf Hooksiel
(Landkreis Wangerland), gelegen. Die Munition soll mit 6 bis 8 Metern Sediment überdeckt sein..

Militärhistorie
Versenkte Munition
An dieser Stelle sollen ursprünglich zwischen 650.000 und 1,2 Mio. Tonnen Munition versenkt worden
sein (konventionelle Munition aller Art, einschließlich schwerer Granaten).
Bergungen
Im Laufe der nachfolgenden Jahre ist dort sowohl Munition gezielt ,,geborgen", als auch zusätzlich
versenkt worden. Die Berichte sind in dieser Hinsicht nicht einheitlich.
Das WSA Wilhelmshaven berichtete der WSD Aurich zum Beispiel am 26.01.1955: Zurzeit räume Fa.
KAUS & STEINHAUSEN einen neuen Munitionsstreifen auf der Hooksielplate, der vor allem mit 15 cm
und 17 cm-Kaliber-Munition belegt sei.
Die WSD Aurich erläuterte dem BMV am 04.07.1955 die Methoden, die bei der ,,Munitionsfischerei"
verwendet wurden: Anfangs wurde mit Tauchern gearbeitet, dann wurde mit Netzen gefischt, und
schließlich (1955) verwendete man Magnete, die bis zu 1,50 m tief im Sediment liegende Munition
aufnehmen könnten. Daher habe die Menge an großer, nicht anlandungsfähiger Munition bei der
Bergung stetig abgenommen.

Während der Bergungsarbeiten auf der Jade geschahen 1954 drei Unfälle durch vom Meeresboden
gehobene Gasgranaten bzw. -bomben, bei denen Besatzungsmitglieder Verletzungen erlitten:
• auf dem Küstenfischkutter (KFK) ,,Wilma" am 07.03.1954 (großkalibrige Granate im Gebiet
Außenjade geborgen),
• auf dem KFK "Iris" am 16.08.1954 (vermutlich eine Kampfstoffbombe im
Munitionsversenkungsgebiet Hooksielplate) geborgen und
• auf dem KFK "Heike" am 18.08.1954 (Bombe wie auf der ,,Iris", ebenfalls auf der
Hooksielplate geborgen).
In allen 3 Fällen vermutete man aufgrund der Art der Verletzungen der Besatzungsmitglieder den
Kampfstoff ,,Lost" (= Gelbkreuz oder ,,Senfgas") als Füllung der Sprengkörper. Bei diesen
Munitionsfunden handelte es sich wahrscheinlich um Einzelstücke, möglicherweise auch um Munition
aus dem 1. Weltkrieg.
.....
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

Impressum & Datenschutzerklärung