Der Untergang des Segelschulschiffes "Niobe"

Begonnen von kalli, 08 Juli 2007, 17:14:22

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kalli

am 26.07.1932 kenterte die Niobe in einer Gewitter-Vertikalbö vor der Insel Fehmarn.
69 Besatzungamitglieder verloren ihr Leben. Fast ein ganzer Jahrgang des Nachwuchses des Offizier- und Unteroffizierskorps der Marine wurde vernichtet.

Bereits vor diesem Unglück traf es andere Schulschiffe.

Schulschiff Gneisenau strandete am 16.12.1900 vor Malaga. Über Hundert Besatzungsmitglieder fanden den Tod.

Kanonenboot Iltis : am 23.07.1896 an der Felsenküste von Schantung wrackgeschlagen- 71 Tote.

Segelschulschiff Undine ging am 27.10.1885 an der jütischen Küste unter- keine menschlichen Verluste.

Adler und Eber : am 16.03.1889 scheiterten in einem Taifun vor Apia- zusammen 102 Tote.
Amazone am 14.11.1861 mit allen Mann vor Texel.

Schoner Frauenlob ging mit der gesamten Besatzung am 02.08.1860 im Taifun in Ostasien verloren.

Die Angaben habe ich aus "Die Marine des Deutschen Reiches 1919-1939" von Rolf Güth.
Es ist nur ein winziger Abschnitt in diesem etwas drögen aber aufgrund der enthaltenen Dokumente doch wiederum interessanten Buch.

Ich wußte zum Beispiel nicht, dass es ein "Flottenbund deutscher Frauen" gab.
Ich wußte auch nicht, dass 1848/49 deutsche Frauen 23.000 Taler für ein Schiff der ersten deutschen Marine gesammelt haben. Deshalb erhielt es den Namen Frauenlob.
Es gab eine Niobe Gedenkmünze, die über das Bankhaus Joh. Witzig und Co zu beziehen war. Diese Mittel wurden dann für die Gorch Fock verwendet.
Und viele andere interessante Details sind in diesem Buch zu finden.

Albatros

Hallo Kalli,

und wieder was dazu gelernt, top

Gruß, :MG:

Manfred

ufo

Oh, ja – den Güth mag ich gerne! Manche schreiben etwas flüssiger und etwas feuriger als er aber das ist ein ausgesprochen feines Buch!

Schon eine erkleckliche Liste an teils ausgesprochen tragischen Havarien!

Das wird Heute gerade in der Oeffentlichen Debatte gern vergessen: Wer Schiffe am Limit fuehren und beherrschen will, macht da in der Ausbildung auch mal kleinere oder groessere Beulen rein. Eine Kriegsmarine ohne teils heftige Friedensverluste hat es nie gegeben. Selbst mit Verlusten wie U-Hai haben die zwei Deutschen Marinen des kalten Krieges und die eine Deutsche Marine eine ausgesprochen gute Sicherheitsbillanz ueber die Jahrzehnte!

Die tragischen Ereignisse um Deutsche Segelschulschiffe haben auch auf der Insel ihre Spuren hinterlassen. Nach dem ersten Weltkrieg mit dem eindeutig sinkenden Stern der Handelsgrosssegler überlegte die Royal Navy ob sie nicht auch in die Liga der Nationen mit Segelschullschiffsausbildung in der Marine einsteigen sollten.
Der Untergang der Niobe machte diesen Ideen dann eine Ende.
Die Fraktion in der Royal Navy, die darauf beharrte, dass die Ausbildung aus Schulkreuzern lebensnaher und praktischer sei bekam zusätzlich das Argument geliefert, dass das auf Segelschiffen ja so offensichtlich nicht sicher sei! Ende der Planungen.

Nach dem zweiten Kriege flackerten die Debatten wieder auf. Auch weil auf dem Weltmarkt gerade haufenweise preiswerte Deutsche Grosssegler aus allierten Beutebeständen zu haben waren. Die Pro-Segelschullschiff Lobby hielt sich dann taper, bis, ja, bis zum Untergang der Pamir. Da war dann ein zweites Mal Schluss mit den Ideen eines Segelschullschiffes für die Royal Navy. Offenbar war das ja doch nicht wirklich sicher!

Im Zuge des Tall Ship Enthusiasmus und weil man auf dem Arbeitsmarkt von Heute seinem Offiziersnachwuchs schon auch was bieten muss, gibt es wieder zögerliche Überlegungen in der Royal Navy ob man einen Tiefwasserrahsegler haben sollte.
Das ist hoffentlich kein schlechtes Omen. :|   

Ufo

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