Typ II - einfahrbare 2cm Fla Lafette

Begonnen von Matross, 14 März 2008, 20:15:13

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Matross

Hallo, kann vielleicht jemand etwas mehr zum Thema einfahrbare U-boot-Laffette schreiben?  Die Entwicklung, genaue Bezeichnung, wer es entworfen hat usw. Eigentlich wird es nicht breiter beschrieben. Diese Lafette wurde auf den ersten Booten des Typs II angebracht. Dann erscheint zumindest nach meinen Erkentnissen erst ca. 1935/36 zum ersten mal Standard-Sockellafette C/30 auf U-9. Zuerst nur  versuchsweise[?] auf diesem U-boot. Ueber die Gruende kann ich nur spekulieren - es war natuerlich einfacher den Beschuss aus der Fla Waffe zu unternehmen. Dagegen aber - war der Trommel der einfahrbarer Version "trocken" - dann also Druckfest? Dies haette zur Folge besseren Schutz der Lafettenmechanismen vor Wasser. Wo wurde die 2cm-Waffe untergebracht? Im Schiffskoerper, oder irgendwo in einem Behaelter nah zu der Lafette,

Die Antwort und die ganze Geschichte dieser Ausruestung hat mich schon laenger interessiert. Hier sollte ich vielleicht die Antwort finden.

Mit Gruessen!
"Seefahrt ist not!"
stand auf dem Skagerrak-Denkmal im Stadtpark in einer Stadt im Osten, einmal.....
Vivaat Silesia Superior!

Schorsch

Hallo Matross,

die genaue Bezeichnung der von Dir erwähnten Waffe lautet: ,,2 cm-Flak C 30 in Sockellafette C/30".

Entwickler und Hersteller war die Firma Rheinmetall aus Düsseldorf. Die Entwicklung geht auf eine Waffe (MK-ST-5) der schweizer Firma Solothurn AG zurück, die eine Tochter von Rheinmetall war. Der Umweg über die Schweiz war wegen des Versailler Vertrages notwendig, der Deutschland die Entwicklung eigener Flak-Geschütze untersagte. 1934 führte die Marine diese Waffe in Einzel- und Zwillingslafetten ein. 1935 entschloss sich auch die Luftwaffe zur Einführung dieser Flak, jetzt unter der Bezeichnung 2 cm Flak 30. Zwischenzeitlich wurde auch die Produktion aus der Schweiz nach Deutschland in verschiedene Firmen verlagert.

Die Unterbringung der 2 cm-Flak 30 in druckfesten zylindrischen Behältern (Versenktopf oder auch Brunnen) erfolgte in dieser Form auf 11 Booten der Typen IIA und IIB. Der Behälter war etwa zur Hälfte ins Deck eingelassen und nahm eine Sockellafette C/30 auf. Über eine teleskopartige Höhenverstellung, die Bestandteil der Lafette war, erfolgte das Ein- und Ausfahren. Nachteilig war der unzumutbar hohe Zeitaufwand bis zur Feuerbereitschaft (ca. 32 Sekunden) bzw. bis zur Tauchbereitschaft (40 Sekunden). Hier dürfte auch die Ursache liegen, weshalb später auf den Versenktopf verzichtet wurde.

Die Waffe verblieb beim Tauchen meiner Meinung nach auf der Lafette, deswegen hatte man ja den Versenktopf, allerdings vermute ich aufgrund der Abmessungen von Waffe und Behälter, dass der Lauf demontiert und neben Lafette und Bereitschaftsmunition im Versenktopf gelagert wurde.

Grüße
Schorsch
'Judea, London. Do or Die.'

"Ubi dubium, ibi libertas." (Wo Zweifel ist, da ist Freiheit.)

Matross

Danke Schorsch!

In der Tat geht es um diese Art Lafettierung. War der Name der Lafette auch "Sockellafette C/30", man muss dann aufpassen um diese nicht mit der standardmaessigen C/30 zu verwechseln.

Gerade die Abmessungen der Waffe haben bei mir die Bedenken verursacht, dass die Waffe voellig vor dem Tauchen abmontiert wurde, aber vielleicht war nur der Lauf dann entfernt.
Bevor die standarmaessige Sockellafetten C/30 auf den Booten des Typs II erscheinen, sehen wir viele Boote mit "glatten" Deck. Dies sollte dann bedeuten, dass diese Boote gar vor dem Kiosk keine Waffe trugen, denn tatsaechlich durfte der Trommelbehaelter nicht mit dem Druckrumpf kollidieren, und daher war er mit einem "Kragen" versehen und die obere Kannte sollte daher etwas ueber dem Rumpf sichtbar sein. Oder war aber der Behaelter voellig einfahrbar, wie auf dem beigefuegtem Bild vom U3, aus der Zeit ca. 1936-1937.

Was ist dann zu irgendwelcher Erprobung dieser Lafettierung bekannt?

Gruesse!!
"Seefahrt ist not!"
stand auf dem Skagerrak-Denkmal im Stadtpark in einer Stadt im Osten, einmal.....
Vivaat Silesia Superior!

Schorsch

Hallo Matross,

ich bin noch mal auf die Pirsch gegangen und bei Eberhard Rössler: ,,Vom Original zum Modell: Uboottyp II" fündig geworden.

Zitat: "Etwa ab 1937/38 erhielten fast alle Typ II-Boote das sogen. Fla-MG C/30, das bei Nichtgebrauch in einer Tonne auf dem Vorschiff verstaut war. Zur Herstellung der Feuerbereitschaft wurden nach dem Abnehmen des Deckels die Säule hochgefahren, die Wiege hochgeklappt und der Lauf eingelegt." (siehe S. 37)

Meine Folgerungen:
1. Der Einbau der Flak war in der Konstruktion des Bootes vorgesehen, (eventuell waren beim Bau sogar schon die Fundamente installiert worden) und der notwendige Platz wurde an Deck freigehalten. Auf Deinem Foto wäre dann eine entsprechende Abdeckplatte der Einbauöffnung erkennbar. Für dieses Vorgehen spricht auch die Masse von ca. 400kg für das komplette Geschütz, das ja schließlich nicht mit ein paar M 12er-Bolzen einfach auf den Grätings des Oberdecks festgelascht werden kann. (Ich glaube mich zu erinnern, dass bei einigen, als HSK vorgesehenen Handelsschiffen in deren Konstruktion auch schon Waffenfundamente berücksichtigt wurden.)
2. In der nicht versenkbaren Tonne war eine Standart-Lafette C/30 eingebaut. Die erwähnte Teleskop-Verlängerung war ohnehin Bestandteil dieser Lafette, um dem Schützen bei großen Rohrerhöhungen eine halbwegs bequeme Körperhaltung zu ermöglichen.
3. Der Versenktopf war fest installiert mit einer Einbaulänge von ca. 2m, wurde also durch das frei durchflutete Oberdeck geführt und saß auf dem Druckkörper auf.

Mit freundlichem Gruß
Schorsch
'Judea, London. Do or Die.'

"Ubi dubium, ibi libertas." (Wo Zweifel ist, da ist Freiheit.)

Matross

#4
Hallo Schorsch,

immerwieder kann man sich ein etwas klarer Bild schaffen :-)
Die Fundamente mussten da vorhanden sein, denn die U-bootslafette wog sogar 950kg, zumindest laut Breyer.
Ob das die standardmaessige C/30 Lafette im Versenktopf installiert war - bin ich nocht nicht voellig ueberzeugt. Die Lafette mit Fla MG ist unten auf der Seite zu finden:

http://www.ww2technik.de/dsub_geschuetze.htm
Ich vermute doch ein anderes Lafettentyp wie die Standard-Sockellafette.

Die Schlussfolgerung waere dann fuer mich:
1. Zum Anfang trugen die Typ II Boote ueberhaupt keine FlaWaffe, und so sind die auf vielen Bilder zu erkennen  (Flottille Weddingen usw.)
2. Dann 1935/36 hatte man auf U9 Versuche mit der Standard-Sockellafette C/30 unternommen.
3. 1937/1938 installierte man auf IIA und IIB Booten eine spezielle fuer die Uboote entwickelte Lafette, jedoch musste die nicht ueberzeugen, denn IIC u. IID sowie die sonstigen U-Boote hatte man mit nicht ausgestattet. An der Stelle hatte man endlich die C/30 installiert.
4. Der Versenktopf wurde auf dem Druckkoerper starr aufgebaut. Ausfahrbar war nur die Lafette. Der Lauf musste eingelegt werden, die Zeit zur Erstellung der Feuerbereitschaft war sicher laenger als bei den sonstigen Entwicklunges, so blieb die Konstruktion nicht breit verwendet.

So musste es gewesen sein? Vergleichen kann man die Anlage mit den italienischen Konstruktionen.
Ein Versenktopf auf den polnischen U-Booten "Orzel" und "Sep" wurde sogar mit einer Dopp. 4cm Bofors Kanone bestueckt. Die haben aber wohl nie ein Flugzeug beschossen. Zwei U-boote die Polen in Frankreich bauen lies, sollten je ueber 2 solche Anlage verfuegen - insgesamt 2 x 2 40mm fuer ein Boot.

Fuer irgendwelche weitere Informationen zu der U-Bootslafette werde ich immer dankbar.
Bei Schorsch bedanke ich mich vor allem, denn er hat mich in der guten Richtung bewegt :-)
"Seefahrt ist not!"
stand auf dem Skagerrak-Denkmal im Stadtpark in einer Stadt im Osten, einmal.....
Vivaat Silesia Superior!

Darius

#5
Hallo,

schöner Link Matross. Vielen Dank.

:MG:

Darius

Albatros

Hallo Matross,

wie Darius schon schrieb,klasse Link. top

Gruß, :MG:

Manfred

Impressum & Datenschutzerklärung