Erfolge am Vergleich HSK gegen Dickschiffe - ein Denkanstoß

Begonnen von Wilfried, 27 September 2005, 20:52:53

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Wilfried

Moin, moin zusammen!

Vorhin habe ich noch ein paar rare Fotos zusammengesucht für die Konstruktion des HSK "Atlantis". Bin da gerade mit einem Freund in der "heißen" Phase nach dem ersten Kontrollbau des Rumpfes. Es ging um Farbgebung vor dem ersten Einsatz und andere Details ...
Dabei ist mir - Hintergrund, die Diskussion leichte oder schwere Kreuzer, ein Vergleich - durch den Kopf gegangen, wie denn die Erfolge ausgesehen haben.
Immer vor dem Hintergrund, daß es ja der SKL darum ging, die Lebensadern Englands zu durchtrennen.
Klar, die U-Boote haben große Erfolge zu verzeichnen. Einiges geht auf das Konto der Panzerkreuzer und der Dickschiffe.
Irgendwie habe ich den Eindruck, daß dabei aber die HSK - die sehr oft unter schwierigeren Bedingungen operierten, ein bißchen in Vergessenheit geraten sind ... ?
Interessant wäre für mich einmal ein Vergleich der Versenkungszahlen der "Dickschiffe" gegenüber den HSKs.

Auf interessante Antworten freut sich
mit einem lieben Gruß
der Wilfried
... Tradition pflegen, bedeutet nicht, Asche aufzubewahren sondern Glut am Glühen zu halten ...
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t-geronimo

Bei den Hilfskreuzern kommst Du auf ca. 800.000 BRT, bei den Dickschiffen auf geschätzte 350.000 BRT.

Nicht gezählt sind hierbei die unendlich vielen Tonnen an Nachschub, die die Front oder die britische Heimat nur verspätet erreicht haben, da Schiffe umgeleitet werden mußten. Das war ja die Hauptwirkung der Raider, egal ob HSK oder Schlachtschiff.

Die HSKs haben insgesamt mehr Operationen gefahren als die Dickschiffe (SH+GU Atlantik, GS Atlantik, HP Atlantik, SC Atlantik und Indik).

Während die letzten Erfolge der Dickschiffe breits Anfang 1941 waren (Kleinunternehmungen wie Wunderland - SC im Polarmeer) mal abgesehen, konnten die HSKs noch bis 1942 hinein Erfolge verbuchen.
Aber auch die beste Zeit der HSKs war 1940-41.

Insofern spricht zahlenmäßig vieles für die HSKs, aber sie hatten einfach auch mehr Chancen.
Wie hätte es z.B. ausgesehen, wenn Lützow nach der Besetzung Norwegens in den Atlantik ausgebrochen wäre? Wenn Scheer eine zweite Chance bekommen hätte.

Für die Dickschiffe spricht auch noch, daß gegen sie nur ein entsprechend gut geschützter Konvoi bestehen konnte, während gegen HSKs schon das Konvoisystem an sich reichte.

Dafür konnte man sich den Verlust eines HSKs auch eher leisten als den eines Dickschiffes.

Insgesamt ein ausgeglichenes Für und wieder, würde ich sagen.
Aber ich würde das HSK- und das Dickschiff-System auch nicht konkurrierend, sondern ergänzend vergleichen, wie es in der Realität ja auch war.

Und mit einem hast Du absolut recht: die Leistung der HSKs gerät oft etwas aufs Abseitsgleis bei all der Begeisterung für Schlachtschiffe, Kreuzer und Träger.
Und unter welch teilweise unglaublich harten Bedingungen diese Leistungen erbracht wurden, kann man anerkennend in den entsprechenden Büchern nachlesen. Aber nachempfinden kann man es wohl nur, wenn man schon mal etwas änliches selber erlebt hat. Ich möchte z.B. keine fast 2 Jahre auf einem Schiff verbringen wie z.B die Männer auf der Atlantis.
Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

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Ralf

*grins* Herrlich Wilfried, ich finde es immer super, wenn einer auf unsere HSK zeigt...
Die Erfolge der HSK liegt ja auch klar in dem dann doch recht überraschenden Ausbruch des Krieges. Die RN war noch nicht so weit, als sie ihr Unwesen zu beginn des Krieges trieben.
Ein paar nette Spähkruezer oder M-Klasse hätten da sicher etwas mehr angerichtet, aber ohne Stützpunkte auch nur eine Frage der Zeit...
Gruß
Ralf
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,,Du kannst Dein Leben nicht verlängern und Du kannst es auch nicht verbreitern. Aber Du kannst es vertiefen!"
Gorch Fock

Mario

Die Hilfskreuzer der DKM wurden ja nur Aufgrund der ENIGMA-Entschlüsselung vernichtet, ebenso wie das Versorgungsnetz der Bismarck. Die dicken Brocken wurden ab Ende 1941 nicht mehr in den Atlantik geschickt, weil die Versorgung für weite Vorstöße nicht mehr vorhanden war und sich die Royal Navy nur noch auf das Gebiet konzentrieren brauchte, wo die Gibraltar-Geleitzüge liefen, bzw die ein und auslaufenden Geleitzüge. Dazu kam die Angst der Deutschen vor einem zweiten prestigeträchtigen Erfolg der Briten. Interessanterweise war es lediglich die Admiral Hipper, die zweimal in den Atlantik ausbrach. Dabei war der erste Raid allerdings ein Fehlschlag.
Die Hilfskreuzer waren dagegen unauffälliger und konnten sich tarnen. Wer weiß, wie oft sie gesichtet und als harmlos eingestuft wurden ??? Erst, als die Briten ihre Funksprüche mitlasen, konnten sie direkt gesucht und vernichtet werden.
Ein unglaublicher Vorfall war dabei die Vernichtung der HMAS Sydney. Dies war nur möglich, weil der australische Kreuzer nah genug und sehr unvorsichtig an das deutsche Schiff heranging. Es wäre schön, wenn man heute noch mehr Einzelheiten zu diesem Gefecht wüßte.

t-geronimo

Zum Gefecht Kormoran gegen Sydney:
http://www.bismarck-class.dk/forum/viewtopic.php?t=1775   darin vor allem der lange Beitrag von Jonathan Ryan.

Schon fast ironisch, daß ausgerechnet der vielgescholtenen Admiral Hipper als einzigem Dickschiff der KM das gelungen ist, wovon die SKL immer geträumt hat: Brest als Stützpunkt gegen den alliierten Nachschubverkehr zu nutzen und wieder zurückzukehren (nach Brest).

Aber der Tod der HSKs war nicht nur der Einbruch in den Funkverkehr, denn die meisten wurden eher überraschend gestellt und versenkt. Es fehlte vielmehr auch am Nachschub, da ab Mitte 1941 ein Ausbruch fast nur noch durch den gefährlichen Ärmelkanal in Frage kam, da nördlich von GB durch Radar alles mehr oder weniger dicht war.
Da blieb fast nur noch Japan als Stützpunkt.
Gruß, Thorsten

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Mario

Auch die Flugzeuge, mit Radar ausgerüstet, konnten immer größere Seegebiete überwachen. So wie die Spee 1939 in den Weiten des Atlantiks/Indiks verschwand, war das vier Jahre später kaum noch möglich.

Wilfried

@ Thorsten

Danke für Deine informativen Zeilen und die entsprechenden Daten - ich hatte nur ein vages Gefühl über die Versenkungen - natürlich ungeachet, wie schon von Dir beschrieben, die heimgebrachten Prisen und die "Unannehmlichkeiten" für die englischen Geleite ...

@ Ralf
ich breche immer eine Lanze für die Schiffe mit dem "schwachen" Blech und die Jungs, die mehr als 30 Tage auf See sind ... :D
OffTopic: wir sind heavy an der Atlantis dran ..

Mit einem lieben Gruß
der Wilfried
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Ralf

Gruß
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Wilfried

@ Ralf
Schau einmal in Deine Mehlbox ... :D

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