Kaiserin Augusta Bucht; Führung der Schlacht

Begonnen von Big A, 14 April 2008, 17:45:22

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Big A

In der Nacht des 02.Novembers 1942 fand das Seegefecht in der Kaiserin AUgusta Bucht statt. Adm Omori versuchte dabei die Alliierte Landung zu verhindern bzw. zu stören. Adm Stanton Merrill führte seinen Verband erstmals aus dem sog. CIC (Combat Information Center), quasi dem Vorläufer der heutigen Operationszentralen. Diese Führung vom Radarschirm aus war ein Novum.
Fragen: Welche Radargeräte wurden genutzt? Wann und wo wurde diese Taktik geprobt? Was wurde aus Adm. Merrill, von dem ich in der Literatur nicht viel mehr gefunden habe als dass er diese Schlacht gewann. HAt jemand vielleicht eine schematische Darstellung der Schlacht?
Hoffnungsvoll auf Antworten wartet

Axel
Weapons are no good unless there are guts on both sides of the bayonet.
(Gen. Walter Kruger, 6th Army)

Real men don't need experts to tell them whose asses to kick.

t-geronimo

Hast Du den Morison Band 6?
Da ist eine Kurzbio von Merrill drin.

Wenn nicht, gebe ich sie später abends mal kurz rein.

Auf alle Fälle wurde er im Juni 1944 Director Office Public Relatios Navy Department - nicht gerade ein Frontjob, wie mir scheint...
Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

Forum MarineArchiv / Historisches MarineArchiv

Leutnant Werner

"Die von den Amerikanern in dem nun folgenden Gefecht bewiesene Führungskunst war einzigartig." Potter in Nimitz/Potter/Rohwer: Seemacht, S. 791. Die zentrale Führung zumindest der 4 Kreuzer durch Merrill per Sprechfunk muss wohl ganz gut geklappt haben. Über die Radaranlagen habe ich nichts gefunden. Die meisten amerikanischen Schiffe (die ersten vier Kreuzer der CLEVELAND-Klasse und knapp ein Dutzend der ersten FLETCHER-Zerstörer) sollten aber up-to-date ausgerüstet gewesen sein, da erst ca. 1 Jahr vorher in Dienst gestellt.

Peter K.

... zum Seegefecht in der Kaiserin-Augusta-Bucht, auch Seeschlacht in der Gazellenbucht genannt, am 02.11.1943, nicht 1942:

http://de.wikipedia.org/wiki/Seeschlacht_bei_der_Kaiserin-Augusta-Bucht
http://www.microworks.net/pacific/battles/empress_augusta_bay.htm

Eine brauchbare Skizze findet sich in

Vincent O´Hara,
The U.S. Navy against the Axis
ISBN 1-59114-650-X

Radarausstattung der U.S. Kreuzer:

MONTPELIER
Ortung: 1 x SC/SC-1, 1 x SG/SG-1 (11/42)
Feuerleit: 2 x Mk. 8 Mod. 1 auf Mk. 34, 2 x Mk. 4 auf Mk. 37 (11/42)

CLEVELAND
Ortung: 1 x SC/SC-1 (43)
Feuerleit: 2 x Mk. 3 auf Mk. 34, 2 x Mk. 4 auf Mk. 37 (01/44)

COLUMBIA
Ortung: 2 x SG/SG-1 (11/42)
Feuerleit: 2 x Mk. 3 auf Mk. 34, 2 x Mk. 4 auf Mk. 37 (11/42)

DENVER
Ortung: 2 x SG/SG-1 (01/43)
Feuerleit: 2 x Mk. 3 auf Mk. 34, 2 x Mk. 4 auf Mk. 37 (01/43)


Grüße aus Österreich
Peter K.

www.forum-marinearchiv.de

t-geronimo

Im Morison sind 4 Skizzen für die unterschiedlichen Abschnitte des Gefechts drin - aber ich habe leider keinen elektronischen "Abmaler"...
Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

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Cro-Navy

Zum Gefecht gibt es auch ein Kapitel im Buch eines Matrosen von der USS COLUMBIA (oder MONTPELIER?), der (widerrechtlich) während des Krieges Tagebuch geführt hatte. Jetzt muß ich mich nur noch erinnern, wie das Buch und der Autor heißen. Die Aktion ist sehr spannend beschrieben, aus der Sicht eines Matrosen, was selten ist, es war die erste Operation wo alles so ging, wie man es sich wünschte (zumindest aus der Sicht der Amerikaner, die Japaner wären damit bestimmt nicht einverstanden).

rosenow

Hi Axel !  :MG:
ZitatZitat: "Was wurde aus Adm. Merrill, von dem ich in der Literatur nicht viel mehr gefunden habe als dass er diese Schlacht gewann".

Zitat:  "Vice Admiral Aaron S. Merrill (1890-1961) war ein bedeutender Cruiser-Destroyer und Commander Task Force während des Zweiten Weltkriegs, bemerkenswerte Erfolge ................."

Hier wird über den Verbleib des Schiffes  USS Merrill (DD 976) und Vize-Admiral Aaron S. Merrill (1890-1961) berichtet.
Hier der Link:
http://translate.google.com/translate?hl=de&sl=en&u=http://navysite.de/dd/dd976.htm&sa=X&oi=translate&resnum=3&ct=result&prev=/search%3Fq%3DAdmiral%2BMerrill%26hl%3Dde%26sa%3DG

Gruß Michael
mit freundlichen Gruß
Michael


,,Macht`s gut und denkt daran!
Es gibt drei Sorten von Menschen:
Die Lebenden.
Die Toten.
Und die, die zur See fahren."
Hein Schonder

Big A

@all
Danke für die Antworten, den Potter habe ich selber, bei Morison muss  ich ider Fchbücherei mal nachsehen
Irgendetwas muss bei Merill ja schief gelaufen sein, wenn er auf eine Büroverwendung abgeschoben wurde.
Die Radarausstattung sieht in der Tat nach dem modernsten aus, was man damals bekommen konnte, erstaunlichist aber, dass Merill aus dem Nichts auftauchend (und wohl wieder dahin verschwindend) dieses Gefecht so brilliant geführt hat.
Heutzutage läuft das ja alles mittels Link und so weiter, für damals war es wohl ein echtes Novum

Nochmals, Danke :MG:,

Axel

Weapons are no good unless there are guts on both sides of the bayonet.
(Gen. Walter Kruger, 6th Army)

Real men don't need experts to tell them whose asses to kick.

kgvm

Vorsicht mit der Annahme "schief gelaufen", viele erfolgreiche amerikanische Offiziere wurden an frontferne Positionen versetzt, ohne dass damit rgendeine Kritik an ihrer Tätigkeit verbunden war - und oft zum Leidwesen ihrer unmittelbaren Vorgesetzten, die dafür unerfahrene Offiziere bekamen. Blair, Silent Victory, gibt dafür zahlreiche Beispiele aus einer so speziellen Laufbahn wie der amerikanischen U-Boot-Waffe!

Big A

Viele hoch spezialisierte Offiziere wurden aber auch strafversetzt, weil man sie aus den verschiedensten Gründen für nicht mehr tragfähig befand oder einfach ruhiog stellen wollte.
Beispiel: Vor der Schlacht um Midway gelang dem amerikanischen Funkaufklärungsdienst die Entschlüsselung der japanischen Absichten, maßgeblich dafür war Cdr. Joe Rocheford. Zunächst in washington belächelt wurde er nach dem Erfolg der Schlacht zum Spielball von Intrigen (denn jetzt war plötzlich jeder der "Kopf dahinter"), befördert und Kommandant eines Schwimmdocks (!) an der Westküste. Erst spät im Krieg wurde er wieder der Aufklärung zuversetzt.
Angeblich waren sein wenig soldatisches Auftreten (conduct unbecoming an officer) und seine - gelinde gesag - unkonventionelle Lebensweise der Grund, doch das gilt als vorgeschoben.
Immerhin wurde er posthum mit hohen Auszeichnungen versehen, da hat er sich bestimmt gefreut...

Axel
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(Gen. Walter Kruger, 6th Army)

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Spee

#10
@Axel,

ich sag nur Jack Fletcher.

Merrill hat nach der Augusta-Bucht auch ordentlich sein "Fett" abbekommen. Schaut mal die Operation genau an. Schon kurz nach Eröffnung des Gefechts operierten 3 US-Verbände unabhängig, oder besser gesagt ohne Zusammenhalt. Eine einheitliche Führung war nicht mehr vorhanden.
Die schon ein Jahr zuvor beklagte Mentalität, daß größte Ziel konzentriert zu beschiessen, kam auch hier wieder zur Anwendung. Alle 4 US-Kreuzer schossen sich auf "Sendai" ein, was absolut unnötig und unsinnig war. Merrill wurde wegen des abartig hohen Munitionsverbrauchs gerügt, der in keinem Verhältnis zum Erfolg stand. Genau betrachte, haben die US-Kreuzer  nur am Anfang des Gefechtes wirklich etwas getroffen ("Sendai"). Im weiteren Verlauf des Gefechtes hat die amerikanische Seite ihre technische Überlegenheit keinesfalls zum tragen bringen können.
Der Erfolg Merrills bestand darin, daß sein Gegenüber Omori noch planloser agierte und seinem eigenen Verband durch wildes Manövrieren mehr Schaden zufügte als die Amerikaner und die amerikanische Seite erstmals in einem Nachtgefecht zwischen Kreuzern und Zerstörern keine Niederlage erlitt. Das war aber definitiv nicht der Verdienst von Merrill. Nicht umsonst wurde Omori nach seiner Rückkehr sofort seines Kommandos enthoben. Die Japaner wußten warum.
Ich behaupte mal, daß Merill gegen einen Mikawa oder Tanaka ziemlich alt ausgesehen hätte.
Servus

Thomas

Suicide Is Not a War-Winning Strategy

Peter K.

ZitatAlle 4 US-Kreuzer schossen sich auf "Jintsu" ein, ...
ZitatGenau betrachte, haben die US-Kreuzer  nur am Anfang des Gefechtes wirklich etwas getroffen ("Jintsu").

Hmmm, war das nicht die SENDAI?
Grüße aus Österreich
Peter K.

www.forum-marinearchiv.de

Spee

@Peter,

jep. Kommt davon, wenn man da und dort liest. Danke für die Verbesserung!
Servus

Thomas

Suicide Is Not a War-Winning Strategy

Big A

@spee

Stimme Dir zu, was das Ergebnis der Schlacht betrifft. Merills Neuerung und somit der erste "Gewinn" eines Nachtgefechts war ja schließlich, dass er aus der rudimentären OPZ führte, das Radarbild auswertete und danach seine Einheiten manövrierte. Omori war ein echtes "Mehlauge", die Kommandoenthebung mehr als gerechtfertigt.
ZitatIch behaupte mal, daß Merill gegen einen Mikawa oder Tanaka ziemlich alt ausgesehen hätte.
Das vermag ich nicht zu beurteilen, gegen ein gut geführtes Radargefecht waren die Nachtgefecht ansonsten überlegenen Japaner deutlich im Nachteil.
Dazu kommt die Unsicherheit auf Seiten der IJN über die wahren Absichten der Amerikaner, die ja, um von Bougainville abzulenken, ein Battaillon Marine-Paras auf Choiseul abgesetzt hatten, mit dem expliziten Auftrag, auf sich aufmerksam zu machen und Kräfte zu binden. Vielleicht erklärt das ja, warum nicht die erste Garde gegen Merill antrat

Axel
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(Gen. Walter Kruger, 6th Army)

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Spee

@Axel,

ich zitiere mal aus Wikipedia (durchaus gut recherchiert zu diesem Gefecht):

"Merrills Manöver waren komplizierter als Omoris Wendungen. Jedoch konnte er seine Kreuzer von den japanische Torpedos fernhalten, was eine wichtige Leistung war, und seine Kreuzer schossen nicht auf eigene Schiffe, eine weitere Leistung. Es ist auch ein wenig bemerkenswert, dass das radargestützte Feuer am Anfang so effektiv war und dann so ineffektiv für das Ergebnis der Schlacht. Die vier Kreuzer feuerten 4.591 Schuss 6"- und 705 Schuss 5"-Granaten. Während der kurzen Phase, in der die japanischen Kreuzer involviert waren, war ihr visuell gesteuertes Feuer viel besser als das radargestützte amerikanische. Auf alle Fälle erlitten die Japaner die größeren Schäden, viele von ihnen selbst zugefügt, und konnten weder ihre taktischen noch die strategischen Ziele erreichen."

Da steht ganz deutlich, wie erfolgreich Merrill war. Gut gelenkt war das amerikanische Feuer definitiv nicht. Sobald die Japaner optischen Kontakt hatten, waren sie die besseren. Insgesamt eine wenig erbauliche Leistung Merrills und damit ich bleibe bei meiner Behauptung  :-) .
Servus

Thomas

Suicide Is Not a War-Winning Strategy

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