Kesselexplosion auf "SS Norway"

Begonnen von Albatros, 04 Mai 2008, 07:40:44

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Albatros

Moin auch,


Heute um 10 Uhr 30 auf NDR 3 innerhalb der Sendung buten un binnen kommt ein Untersuchungsbericht "Warum es zur Kesselexplosion auf der  Norway kam"


Gruß, :MG:

Manfred

kalli

hab mir den Bericht angesehen. Schlamperei hoch drei und keiner wird zur Verantwortung gezogen. Das wäre mein Fazit :x

t-geronimo

Abschlussbericht zur Untersuchung der Kesselexplosion, an Bord der SS Norway am 23.05.2003, im Hafen von Florida durch das National Transportation Safety Board. Natürlich in Englisch.

http://www.lostliners.de/schiffe/f/france/download/index.htm
Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

Forum MarineArchiv / Historisches MarineArchiv

Albatros

auch hier drücken sich wieder alle wie im Falle der Estonia um die Verantwortung.Für mich haben in erster Linie die Klassifizierungsgesellschaften die Hauptschuld,um Kunden nicht zu verlieren werden Überprüfungen nicht immer den Vorschriften entsprechend durchgeführt,es wird schon mal eine Auge zugedrückt.
Die Reeder nutzen dies aus und den Besatzungen bleibt nicht anderes übrig wollen sie nicht ihren Job verlieren.Wenn ein leitender Ing. die Sache Anzeigen würde bekommt er Weltweit keinen Job mehr,das ist sicher.

Gruß, :MG:

Manfred

genius

Der Fall Estonia war schon extrem was Schlamperei anbelangt hat. Ein kaum gewartetes Schiff (lt. Bauwerft war ein Scharnier der Bugklappe vermutlich sogar komplett defekt) regelmässig mit mehr als 14 Knoten durch haushohe Wellen zu treiben sollte für jeden Mann der verantwortlichen Besatzung klar ersichtlich Wahnsinn gewesen sein.

Bei der SS Norway hat mit dem Hilfskessel ein Teil versagt, das auf den Weltmeeren schon seit Jahrzehnten fast nicht mehr anzutreffen war. Ich denke da ist eine Menge Wissen, Erfahrung und Problembewußtsein mit den in Pension gegangenen Personen verloren gegangen, wo doch meiner Meinung nach das Problem mit den Kesselexplosionen bei regelmässigen Überprüfungen durch besondere Fachleutel als gelöst betrachtet werden konnte. Hier scheint es mir als ob auf ein ganz besonders spezifisch bei dieser Kesselbauart konstruktiv bestehendes Dauerproblem einfach "vergessen" worden wäre. Die Gefahr wuchs, ohne daß sie offensichtlich gesehen werden konnte. Dazu kam der für diese Kesselart ungeeignete Betriebsmodus der das Problem noch deutlich verschärfte. Der Kessel wurde "falsch" betrieben.

Wer hat da wirklich Schuld? Die Mannschaft inkl Chefingenieur die das nicht mehr wußte (vermutlich beim Generations/Eignerwechsel verlorengegangen), die Lehrer der Mannschaft und Prüfer die auf die Probleme dieser Kesselbauart nicht mehr hingewiesen hatten oder die Prüfer weil sie sich selbst nicht ausreichenden informierten? Wenn sie gewollt hätten, wo hätten sie das tun können?

Tragisch, aber so einfach das als normale Schlamperei zu betrachten mache ich es mir nicht.

Ich denke es ist ein echtes und sich immer weiterentwickelndes Problem der Technikgeschichte, daß Wissen um die praktische Anwendung der Artefakte verlorengeht und die Betriebsbedingungen problematisch werden (Geschwindigkeit des Verkehrs und Wartung z.B). Wer kann heute im normalen Verkehr mit mehrspännigen Leiterwagen fahren? Wer kann einen Eisenreifen neu aufziehen und die Holzteile des Rades nachfertigen? Ja, im Hochpreis und Hobbybereich geht das noch, aber was wenn das wirtschaftlich in Konkurrenz zu moderneren Einheiten gemacht werden soll? Betreiber historischer Einheiten nehmen wirtschaftliche und technische Nachteile und Problemfelder auf sich und verdienen deshalb besondere Beachtung und Anerkennung. Besonders große und komplexe Geräte wie große Schiffe sind von von privaten Btreibern wohl nicht finanzierbar und werden auf Lange Sicht entweder auch staatliche Förderung (z.B Gutachter und Liegeplätze zu geförderten Preisen) bekommen oder komplett verschwinden/funktionsuntüchtig werden. Ob die Erhaltung ein kulturelles Ziel ist wird die Zeit zeigen, bei uns in Österreich gibt es da im kleinen Rahmen recht vielversprechende Ansätze.

genius

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