Die Vorgänger des Z- Plans! X-, Y- Plan ?!

Begonnen von Q, 17 Dezember 2005, 01:29:49

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Q

Beim Bücherwälzen, bin ich des öfteren auf den X Plan von Kpt.z.S. Werner Fuchs gestoßen, der dann in Y-Plan  ungenannt wurde.

Andere Quellen schreiben, das es einen Unterschied zwischen den X- und Y-Plan gab. Der sollte darin liegen, das man zum einen die Aufrüstung der Marine hauptsächlich auf Panzerschiffe a la Deutschland, Hilfskreuzer und U-Boote beschänken sollte, und der andere, geht in Richtung Flottengigantomanie. Siehe Z- Plan.

Nun die Frage, kann mir jemand wirklich genau erklären, wie diese Pläne im einzelnen aussahen?

Vielen dank im vorraus.

42
Quand tu veux construire un bateau, ne commence pas par rassembler du bois,
couper des planches et distribuer du travail,
mais reveille au sein des hommes le desir de la mer grande et large.

St.Ex

harold

...mir gehts genauso wie dir:

viele Hinweise, da mal ein Halbsatz von Raeder, dort mal ein Verweis auf  x-y-z;
und das wars dann auch meistens.

Nichts über Werftauslastungen, über Budgets, über ...
... nur dass Fuchs dann als "Speer" (= Sonderbeauftragter für Kriegschiffbau) der H-Realisation auftaucht (ist dies nun ein Indiz für -Organisationstalent?, oder -Schlachtflottenlastigkeit?).

Gäbe es denn eine Biogrphie von ihm, wär dies sicher erhellend.
Also, ihr Historiker unter uns?

Ciao,
Harold
4 Ursachen für Irrtum:
- der Mangel an Beweisen;
- die geringe Geschicklichkeit, Beweise zu verwenden;
- ein Willensmangel, von Beweisen Gebrauch zu machen;
- die Anwendung falscher Wahrscheinlichkeitsrechnung.

Mario

Gab es diese Pläne wirklich ???
soweit mir bekannt ist, wurde der Z-Plan so genannt, weil es sich um das Ziel, daher Z handelte. Warum sollte man mitten im Alphabet anfangen ???

harold

Salewski, "Die deutsche Seekriegsleitung 1935 - 1945". Band 1, S.60 ... (ein Buch, das ich NICHT habe) wird von Breyer (in "Z-Plan") dahingehend zitiert, dass-

Plan I  - Ende 39 Kiellegung H und J mit geplanter Fertigstellung 1943;
April 41 Kiellegung von 4 Panzerschiffen mit Motorenantrieb, fertig Mitte 44-

Plan II - Beibehalt der Termine für H und J; schnellstmögliches Vorziehen der Panzerschiffe (gemischter Antrieb) auf Mitte 1940-Ende 43-

Plan III - Vorziehen der Panzerschiffe (2 anfangs Oktober 39, fertig Ende 42; 2 anfangs Jänner 40, fertig anfang 43), alle mit gemischtem Antrieb; Zurückstellung der Inbau-Gabe von H und J auf 1940.

Plan III wurde zur Grundlage der weiteren Planungen; davon gabs eine Variante "x" (das realistisch erreichbare Maximum) und eine Variante "y" ("die alleroberste Grenze des Möglichen", was immer auch das heißen mag...).
Offenbar gab es eine Festlegung auf III /y, denn Raeder entschied (9.12.38 ), dass über die darin festgelegten Termine hinaus bis Ende 43 SECHS Schlachtschiffe der H-Klasse und VIER der neuen Panzerschiffe "bevorzugt" fertiggestellt sein müssten.
Am 12.12. 38 kam der neu überarbeitete Plan III zur Vorlage, er wurde als "Plan III /z" bezeichnet, woraus später allgemein Z-Plan wurde.

Soweit Breyer, Salewski zitierend.

Ciao,
Harold
4 Ursachen für Irrtum:
- der Mangel an Beweisen;
- die geringe Geschicklichkeit, Beweise zu verwenden;
- ein Willensmangel, von Beweisen Gebrauch zu machen;
- die Anwendung falscher Wahrscheinlichkeitsrechnung.

ufo

Drollig! Breyer scheint ein zählendes Vorsatzblatt in seiner Ausgabe zu haben – bei meinem Salewski ist das auf Seite 58. Aber sauber zitiert – das muss jetzt nicht ausführlicher sein. Anzumerken lediglich noch eine Fussnote bei Salewski:
"Die Bezeichnung Z-Plan wird unterschiedlich gedeutet. Während üblicherweise das 'Z' für 'Ziel' gelesen wird, weisst Kapitän zur See a.D. Schulze-Hinrichs (persönliche Auskunft) darauf hin, dass dieser Bauplan durch die laufende Nummerierung der verschiedenen Baupläne auf 'Z' zu liegen kam. Das ist anzunehmen, weil die beiden Versionen des III. Bauplanes 'X' und 'Y' genannt wurden."

Was denn nun eigentlich der Unterschied zwischen dem 'Machbaren' und dem 'mit grösster Anstrengung Machbaren', der Unterschied zwischen 'X' und 'Y' gewesen sein mag, dazu gibt Jost Dülffer' in "Weimar, Hitler und die Marine" Auskunft:
"Am 1.12. verteilte Fuchs einen von ihm beführworteten Bauplan 'X', der die [Originalzitat Fuchs] "mit ausreichender Sichgerheit zu erreichende Höchstleistung des Kriegsschiffbaues darstellt", daneben einen Bauplan 'Y', der den [wiederum wörtlich Fuchs] "Versuch darstellt, den Bauplan 'X' – soweit rein hellingmässig möglich - bis an die äusserste Grenze zu erweitern. Die Durchfürbarkeit ist ... mit den bisher erkannten Mitteln noch nicht gegeben." "

Der Plan 'X' scheint also das letzte Mal gewesen zu sein, dass die Seekriegsleitung sich von schnöden Tatsachen beirren liess. Der Bauplan 'Y' ist dann ein Phantasiegebilde, welches maximale Bautätigkeit auf den derzeit bestehenden Hellingen annimmt; unabhängig von (Fach-) Arbeiterbestand, Material- und  Lieferkapazitäten, oder Änlichem.

Weiter nach Dülffer: "Raeder, der inzwischen noch einmal mit Hitler gesprochen hatte, ordnete am 9.12. an, dass bis Ende 1943 vier Schlacht- und vier Panzerschiffe fertig sein müssten, 1945 zwei weitere Schlachtschiffe und mindestens vier zusätzliche Panzerschiffe, trat also – sicher auf Hitlers Weisung hin – für eine weitere Beschleunigung des Schlachtschiffbaus noch über Maximalplan 'Y' hinaus ein.
Diese Entscheidung bildete die Grundlage für den am 12. und 16.12. verteilten 'Neubauplan Z'."

Hier fällt es schwer die arme Kriegsmarine zu sehen, die vom bösen Diktator in den Rüstungswahnsinn getrieben wurde. Das sieht mehr nach einem Führer aus, dem Pläne aus dem Wolkenkuckucksheim voergelegt wurden und der dann ganz arglos fragte: 'Darf's auch etwas mehr sein?'. Worauf dann prompt die Hacken zusammengeknallt und 'Jawoll' geantwortet wurde.  

Ciao,
Ufo

Q

Vielen Dank fuer diese Erklaerung.

Hat mal Licht ins Dunkle gebracht. :idea:

Dann mal n gutes Neues und ne gute Nacht aus Milano.

42.
Quand tu veux construire un bateau, ne commence pas par rassembler du bois,
couper des planches et distribuer du travail,
mais reveille au sein des hommes le desir de la mer grande et large.

St.Ex

ufo

Als Nachtrag noch etwas solidere Zahlen:

Im "Entwurf einer Denkschrift über den Flottenaufbau 1926 – 1939" (abgedruckt in Treue, Möller, Rahn, 'Deutsche Marinerüstung') schreibt Wilhelm Treue, dass die Baukapazität der Deutschen Werften kurz vor dem Kriege massgeblich durch Facharbeitermangel bestimmt wurde.
Er schreibt: "Hellingmässig war die Leistungsfähigkeit der Werften grösser als nach der Zahl der verfügbaren Arbeitskräfte (so war zum Beispiel der Mobilisierungs-Schiffneubauplan 1939/41 von den Werften nach ihren Betriebseinrichtungen zu 1oo%, hinsichtlich der vorhandenen Facharbeiter nur zu etwa 7o% erfüllbar.)"

Diese 7o% versus 1oo% dürften also rein zahlenmässig so in etwa auch den Unterschied zwischen 'X' und 'Y' beschreiben. Da war also theoretisch (!) tatsächlich eine recht erhebliche Steigerung drin, wenn man nur die vorhandenen Hellinge zu Grunde legte ... und die Augen ganz fest vor der Realität zukniff.

Ciao,
Ufo

DHEO

@ Ufo

mal abgesehen von den Werftkapazitäten, war es nicht so, daß Deutschland schon vor dem Krieg knapp an Rohstoffen war und deshalb der Plan nur im Zusammenhang mit der Erweiterung der Rohstoffkapazitäten der SU möglich gewesen wäre?

Grüße

Dirk

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