Luftangriffe St. Stefano 1943/44

Begonnen von TD, 17 Juni 2014, 05:33:32

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TD

Hallo zusammen,

ich habe vor einigen Tagen eine Ansichtskarte von St. Stefano, besser gesagt den Hafen St. Stefano gesehen.

Betrachte ich nun die Unmengen kleiner Schiffe, große sind mir bisher nicht aufgefallen, welche dort bei Luftangriffen versenkt wurden kann man die Meinung bekommen das dort die Wracks regelrecht gestapelt wurden.

Ist nun der Hafen vielleicht doch weitläufiger oder wird immer gleich die Bucht von St. Stefano gemeint ?

Vielleicht hat ja Jemand bei der Gelegenheit die Wassertiefen in der Bucht oder gab eine große Reede ?

Vielen Dank

Theo

...ärgere dich nicht über deine Fehler und Schwächen, ohne sie wärst du zwar vollkommen, aber kein Mensch mehr !

Huszar

#1
Hallo, Theo,

Vielleicht steh ich jetzt irgendwie auf der Leitung, aber St. Stefano ist doch nicht diese Anlegestelle in Süd-Sardinien?!? Oder Porto Santo Stefano, gegenüber dem Wrack der Concordia?

mfg

alex

PS: falls letztere:
http://www.capodomo.it/Paese/bombardamento.htm

bzw:
http://www.capodomo.it/Paese/Guerra.htm
Reginam occidere nolite timere bonum est si omnes consentiunt ego non contradico
1213, Brief von Erzbischof Johan von Meran an Palatin Bánk von Bor-Kalán

Peter K.

Meiner Meinung nach geht es hier um Porto Santo Stefano auf etwa 42°26N, 011°07E.

Dazu aus dem "Mittelmeer-Handbuch II. Teil - West- und Südküste Italiens, Sardinien und Sizilien", 4. Auflage, 1952:

... eine Stadt mit 7.400 Einwohnern ..., von der aus lebhafte Fischerei und Küstenschiffahrt betrieben wird. Der Ort liegt an einer Bucht, die gute Ankerplätze bietet; die Hafenanlagen im Inneren der Bucht sind für mittelgroße Schiffe zugänglich. ...

Reede ... bietet zwischen Punta della Madonnetta und Punta Nera gute Ankerplätze auch für große Schiffe ... wo sie 26 m Wasser über Schlickgrund finden.

Hafenanlagen bestehen aus Porto Vecchio westlich des Stadtkerns und Porto del Valle, dem eigentlichen Handelshafen, in der Bucht südöstlich der Stadt.

Porto Vecchio wird nach Norden durch Moletto della Sanita, einem Wellenbrecher von 60 m Länge, geschützt, Die kleine Bucht, die den Hafen bildet, ist ringsherum von Ufermauern eingefasst, längsseits von ihnen sind die Tiefen nur sehr gering, An der Westseite, wo die nach Giglio verkehrenden Postboote vertäuen, sind 3,5 m (2,8 bis 5 m laut Nachtrag Nr. 2 von 1958) Wasser in 3 m und 10 m Wasser in 30 m Abstand vom Kai ...


In einer Hafenskizze, 1953 veröffentlicht in "La Ricostruzione dei Porti Maritimi Nazionali", wird die etwa 150 m lange Kaimauer mit den Postbooten Banchina Pillarella genannt. Sie beginnt an der Wurzel der Moletto della Sanita und erstreckt sich nach Süden. Parallel zu ihr verläuft die 5 m Wasserlinie in einem Abstand von etwa 30 bis 40 m. Die Tiefe nimmt dann schnell zu und erreicht 80 m vom Kopf der Moletto della Sanita entfernt bereits die 20 m Linie.

Porto del Valle ... ist auch für mittelgroße Schiffe zugänglich. Der Hafen wird durch eine 240 m lange Mole geschützt, die ostnordostwärts verläuft und Molo Cetina genannt wird. Die Südseite der Mole ist als Kaimauer ausgebaut, Schiffe bis zu 5 m Tiefgang können dort mit dem Heck vertäuen. Kaimauern schließen sich südlich an Molo Cetina an und werden Banchina dello Scalo Colombo und Banchina della Via Mare genannt. Am Südende von Porto del Valle liegt Darsena del Valle, ein kleines Becken mit Tiefen bis zu 3,8 m, das von zwei kleinen Molen eingefasst wird. Dort liegen die in Reparatur befindlichen Küstenfahrzeuge ... In Darsena del Valle sind mehrere Slipanlagen vorhanden, die größte hat 45 m Länge und 25 m Breite.

In der oben erwähnten Hafenskizze wird die Molo Cetina als Molo dell´Acetina bezeichnet, die etwa 110 m lange Banchina dello Scalo Colombo als Banchina Colombo und die etwa ebenso lange Banchina della Via Mare als Banchina Gandi. Darsena del Valle wird in der Skizze nur Darsena genannt.
Die Molo Cetina hat im ersten Viertel ihrer Länge von der Wurzel ab gerechnet zwischen 5 und 10 m Wasser, anschließend bis zu ihrem Kopf zwischen 10 und 15 m. Die 5 m Linie verläuft annähernd entlang der beiden nach Süden an die Molo Cetina anschließenden Kaimauern in einem Abstand von etwa 10 bis 20 m. Das Ende der Banchina della Via Mare bzw. Banchina Gandi markiert die kleinere der beiden Molen von Darsena, deren Kopf die 5 m Linie berührt.
Nördlich der Molo Cetina ist noch eine Kaimauer namens Banchina Acetina von etwa 130 m Länge eingezeichnet.
Durch die Kriegsereignisse wurde die Molo Cetina vollkommen zerstört, ebenso Banchina della Via Mare bzw. Banchina Gandi. Banchina dello Scalo Colombo bzw. Banchina Colombo wurde beschädigt, ebenso wie Teile von Banchina Pillarella.

Auf dieser schönen Aufnahme vom 08.12.1943 sieht man den gesamten Handelshafen Porto del Valle mit Blickrichtung Süden!
Ganz rechts unten ist die nicht belegte Banchina Acetina zu sehen, dann die auffällige Molo Cetina, die im Gegensatz zur heutigen Mole eine andere Form (siehe Google Earth) aufweist. An ihrer Südseite liegen einige Kleinfahrzeuge, meist auf die übliche römisch-katholische Art, aber auch längsseits. Folgt man auf dem Bild weiter nach oben, schliesst sich die Banchina Colombo an, wo ebenfalls mehrere Fahrzeuge römisch-katholisch angelegt haben. Nach einem Knick folgt die Banchina della Via Mare bzw. Banchina Gandi mit weiteren Fahrzeugen. An der kleinen Mole bei der Einfahrt zu Darsena liegt längsseits ein Marinefährprahm mit einem weiteren Boot im Päckchen, möglicherweise ein Flugbetriebsboot oder ähnliches. In Darsena sind einige Reparaturfahrzeuge und eine größere Anzahl weiterer Boote ist aufgeslipt.


Grüße aus Österreich
Peter K.

www.forum-marinearchiv.de

TD

Hallo Peter,

danke Dir für diese tolle Hafendarstellung !

Ich habe mir nun die Mühe jemacht in der Nacht und im Morgen alle bekannten
Schäden  mit Stefano aufzulisten.

Sicher werden einige Schiffe fehlen, mit Sicherheit sind aber auch etliche der kleinen Fahrzeuge gehoben worden.
Die vielen Schiffe mit 167 BRT sind    Peniche oder auch Seelöwe Fahrzeuge welch einfach diese Größe in den Messbriefen bekommen hatten.




23. 7. 43
D LC F 146   42     220 + A/Fl   Cap Stefano  A
D LC F 149   41     220 + A/Fl   Cap Stefano  A

24. 7. 43
D LC F 432   43     220 + A/Fl   Pto S.Stefano A
D LC F 460   43     220 + A/Fl   Pto.S.Stefano A
D LC F 546   42     220 + A/Fl   Pto S.Stefano A


12. 10. 43
I  mf Resurgo  31 20 + A/-   Pto s.Stefano S

2. 11. 43
D APC UJ 2206 Saint Martin Legasse  29   1179 + A/PT 212  v. S.Stefano  T


20. 11. 43
D ma Günther           167 + Unfall   v. S. Stefano

24. 11. 43
D mt Freya            135 + Unfall   s. S. Stefano  Str

26. 11. 43
D 2 ma            167 + Unfall   S. Stefano  Str

1. 12. 43
D ma             167 + Unfall   s.Stefano  Str

8. 12. 43
D sa Angelo         + A/Fl   S. Stefano  B
D ma Capria      B 229 P          331 + A/Fl   S. Stefano  B
D ma Delphin      A 16 p          336 + A/Fl   S. Stefano  B
D LC F 514   43     220 + A/Fl   S. Stefano  B
D mt Fasan   43     200 + A/Fl   S. Stefano  B
D YH FL B 577  43 56 + A/Fl   S. Stefano  B
D sa Francesco Sodoni 21     193 + A/Fl   S. Stefano  B
D sa Fritz Prager        + A/Fl   S. Stefano  B
D ma Gerd             167 + A/Fl   S. Stefano  B
D ma Horst            167 + A/Fl   S. Stefano  B
D ma Karl            167 + A/Fl   S. Stefano  B
D ma Merseburg           167 + A/Fl   S. Stefano  B
D ma Principessa Maria 37 47 + A/Fl   S. Stefano  B
D AYP V 7017 St Come et Damien  23 23 + A/Fl   S. Stefano  B
D ma Wien            167 + A/Fl   S. Stefano  B

16. 12. 43
D ma Heidelberg           167 = A/Fl   S. Stefano  B
D mf Rosa   09 30 + A/Fl   S. Stefano  B




18. 12. 43
D sa Angelo Raffaele 92 56 + A/Fl   S Stefano  B

1. 1. 44
D APM M 7002 Riqui 23 20 + Unfall   S. Stefano       Sturm

8. 1. 44
D mt Agnes            146 + A/Fl   S. Stefano  B,A

28. 1. 44
D AK KT 20            834 = A/Fl   S. Stefano  B
D ma Posen            167 + A/Fl   S. Stefano  B

9. 2. 44
D AK KT 14            834 = A/Fl   S Stefano  B
D AK KT 31            834 = A/Fl   S. Stefano  B

14. 2. 44
D sf Giovenizza  05 25 + A/Fl   S Stefano  B
D sf La Rosa  00  17 + A/GFl   S Stefano  B



16. 2. 44


17. 2. 44
D ma Travemünde           167 = A/Fl   S. Stefano  B


20. 2. 44
D mt Schwalbe  43     200 + A/Fl   S. Stefano  B


13. 3. 44
D LC F 513   43     220 + A/Fl   S. Stefano  B


28. 4. 44
D sa SS Crocifero  93 67 + A/Fl   S. Stefano  B

14. 5. 44
D ma Malente           167 + A/Fl   s. S Stefano  A

18. 5. 44
D ma San Paolo S  86 95 + A/Fl   S. Stefano  A


19. 5. 44
I mf Vincere  42 46 + A/Fl   S. Stefano  A

31. 8. 44
D PM R 200   43     125 + A/Fl   S Stefano  Rk


Eine beachtliche Liste mit MFP's und R-Boot.

Ob nun alle Verluste erfasst sind oder verschiedene Orte mit S. Stefano gemeint sind weiß ich nicht, die Aufnahme von Peter zeigt auf jeden Fall weitaus mehr Hafenfläche wie meine etwas "romantische  Hafenaufnahme" welche ich leider nicht hier habe.

Gruß

Theo
...ärgere dich nicht über deine Fehler und Schwächen, ohne sie wärst du zwar vollkommen, aber kein Mensch mehr !

Peter K.

Danke für die schöne Aufstellung, THEO!

Somit könnte es sich hierbei
ZitatAn der kleinen Mole bei der Einfahrt zu Darsena liegt längsseits ein Marinefährprahm mit einem weiteren Boot im Päckchen, möglicherweise ein Flugbetriebsboot oder ähnliches.
mit einiger Wahrscheinlichkeit um F 514 und Fl.B 577 handeln ...
Grüße aus Österreich
Peter K.

www.forum-marinearchiv.de

Peter K.

BTW, weiss vielleicht jemand, wo genau in Porto Santo Stefano sich der Torpedowaffenplatz der Luftwaffe befand?
Grüße aus Österreich
Peter K.

www.forum-marinearchiv.de

redfort

Hallo Peter,
der Torpedowaffenplatz der Luftwaffe ( Kampfschulgeschwader 2) befand sich weiter nördlich bei Grosseto.
Ebenso der See-Fliegerhorst Orbotello ( 2. Bordfliegerstaffel 196) östlich von St. Stefano.
Gruß, Axel

Luftwaffe zur See

Jong

Zitat von: redfort am 19 Juni 2014, 00:34:30

Ebenso der See-Fliegerhorst Orbotello östlich von St. Stefano.


Orbetello
l'idroscalo Orbetello 42°26'18"N011°13'02"E
Scuola della N.A.D.A.M (Navigazione Aerea di Alto Mare)
Italiens größter Seeflugzeugstützpunkt

redfort

Zitat von: Jong am 19 Juni 2014, 01:29:37
Zitat von: redfort am 19 Juni 2014, 00:34:30

Ebenso der See-Fliegerhorst Orbotello östlich von St. Stefano.


Orbetello
l'idroscalo Orbetello 42°26'18"N011°13'02"E
Scuola della N.A.D.A.M (Navigazione Aerea di Alto Mare)
Italiens größter Seeflugzeugstützpunkt

Ach nee, wäre nett gewesen wenn man auch den entsprechenden Link dazu gesetzt hätte !

--/>/> http://www.forgottenairfields.com/italy/tuscany/grosseto/orbetello-s547.html
Gruß, Axel

Luftwaffe zur See

Huszar

Hallo, Peter,

Siehe im itaienischem Link, (http://www.capodomo.it/Paese/Siluripedio.htm), Fotos gaaanz am Ende, dort ist die Anstalt eingekreist.


mfg

alex
Reginam occidere nolite timere bonum est si omnes consentiunt ego non contradico
1213, Brief von Erzbischof Johan von Meran an Palatin Bánk von Bor-Kalán

Peter K.

@ JONG & REDFORD
Danke, aber Grosseto und Orbetello sind mir bekannt. Neu war für mich allerdings der interessante Link!
@ HUSZAR
DAS war´s, was ich wissen wollte! Danke!

Im Anhang ein kommentiertes Bild vom Luftangriff auf Porto Santo Stefano vom 12.05.1944.
Grüße aus Österreich
Peter K.

www.forum-marinearchiv.de

Huszar

Hallo, Peter,

Habs auch auf Google Earth gecheckt, einige Ruinen gibts auch noch heute! Ganz am Nordende der Stand gibts ein Parkplatz, direkt am Meer. Im Wasser sind auch noch zwei Qadratische Grundmauern zu erkennen (=Schiessturm), und ein Fotos gibts auch noch (auf dem silberfarbenem Wagen: Il Siluripedio), und bissl weiter südlich noch ein zweites, von der Seite fotografiert (Old Wharf)

mfg

alex
Reginam occidere nolite timere bonum est si omnes consentiunt ego non contradico
1213, Brief von Erzbischof Johan von Meran an Palatin Bánk von Bor-Kalán

Jong


Jong

Zitat von: Peter K. am 18 Juni 2014, 21:18:32
BTW, weiss vielleicht jemand, wo genau in Porto Santo Stefano sich der Torpedowaffenplatz der Luftwaffe befand?

Moin,
wurde die Einrichtung überhaupt jemals von der deutschen Luftwaffe benutzt ? Die feierliche Eröffnung war ja erst am 29. Juni 1943 und im verlinkten Artikel klingt es nicht so das die Anlage verwendet wurde "il Siluripedio rimase praticamente inattivo". Verfügst Du da über weiterführende Informationen ?

Gruß
Jong

redfort

Zitat von: Jong am 19 Juni 2014, 23:52:06


Moin,
wurde die Einrichtung überhaupt jemals von der deutschen Luftwaffe benutzt ? Die feierliche Eröffnung war ja erst am 29. Juni 1943 und im verlinkten Artikel klingt es nicht so das die Anlage verwendet wurde "il Siluripedio rimase praticamente inattivo". Verfügst Du da über weiterführende Informationen ?

Gruß
Jong

Sehr gute Frage !
Die deutsche Luftwaffe eher weniger, weil zum einen:
Die als Torpedofangboote (zur Vrfg. des KSG 2 )  eingesetzten Flugbetriebsboote ( B 207, 210, 212, 214, 415 und 431) die Anfang des Jahres März 1942 in St. Stefano eingetroffen sind und im Mai 1943 wird die Bootsgruppe Grosseto zurückverlegt  in die Heimat.
Zur gleichen Zeit verlegt das Kampfschulgeschwader 2 von Grosseto  im Juni 1943 zurück nach Dünaburg.
Auch Teile des KG 26 waren von Februar 1942 bis Mai 1943 ebenfalls in Grosseto vertreten.

Da ergibt sich die Frage: Wer nutzte diese Anlage nach dem o.g. Datum ?
Gruß, Axel

Luftwaffe zur See

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